Sunrise Palacio Testbericht

*** Vorgeschichte ***
Recht kurzfristig haben wir uns Mitte September entschlossen, einen Ägyptenurlaub im Oktober zu buchen. Also ab ins Reisebüro und Angebote machen lassen.

Unsere Kriterien waren:
- Hotel mit direktem Zugang zum Meer
- Tauchbasis in der Nähe oder vor Ort
- nicht zu weit von Downtown entfernt
- min. **** (=** bis *** nach deutschem Standard)
- Preis so um die 1100 EUR pro Person und zwei Wochen "All Inclusive" (AI)

Tja, und das Sunrise El Palacio kam dabei heraus. Das Hotel mit knapp 850 Zimmern (eine sehr große Anlage) hat eine eigene Tauchbasis, aber wir fanden im Internet den Weg zu den Redsea-Divers, die auf ihrer Homepage den Hinweis auf das Sunrise Palacio geben. Nun war also auch das Tauchen geklärt und die Vorfreude begann mit der Buchung. Nun aber der Reihe nach...

Gebucht wurden Flug und Hotel (Standardzimmer mit zusätzlicher Eigenschaft "seitlicher Meerblick" für 55 EUR Aufpreis) über Neckermann Reisen in einem Reisebüro. Der Flug wurde von Condor durchgeführt.

Da dies ein Bericht über das Hotel sein soll, lasse ich die Details über Reise, Transfer zum Hotel, Tauchen vor Ort usw. weg. Das alles verlief aber völlig problemlos mit schönen Tauchzielen und sehr gutem Service.


*** Lage ***
Das Sunrise Palacio liegt zwischen den beiden Zentren Downtown (das "alte" Zentrum) im Westen und Sekalla (das neue Zentrum) im Süden des Hotels. Beide sind mit einem Taxi in maximal 5 Minuten erreichbar.


*** Check-In ***
Wir kamen abends gegen 19 Uhr im Hotel an. Da wir nicht die einzigen Reisenden waren, gab es etwas längere Wartezeiten an der Rezeption. Wir bekamen die Schlüssel (ein Schlüssel und eine Strom-Aktivierungkarte als Schlüsselanhänger) und die Kofferträger begleiteten uns mit unserem Gepäck. Der Weg führte uns durch den Innenhof in einen Seitenflügel. Dort war das Zimmer im Erdgeschoss gelegen, es wurde vom Servicepersonal noch fertig hergerichtet. Der Versuch, mit der Stromkarte wirklich Strom zu bekommen, scheiterte erstmal und ein Page schaffte es auch erst im vierten Anlauf. Wir machten die Verandatüre auf... und schauten direkt auf den Weg, der die Seitenflügel mit dem Zentralbereich verbindet. Also: Einspruch! Wir hatten vorher schon öfter gehört, dass man in Ägypten seine bezahlte Leistung erst mit etwas Nachdruck bekommt. Also zurück zur Rezeption und erklärt, dass wir ein Zimmer mit Meeblickgebucht hatten. Wir bekamen ein neues Zimmer - weiter weg vom Zentralbereich, aber im zweiten Stock, mit einem netten Balkon und Blick nach Nordwesten aufs offene Meer (siehe Bild!). Sehr gut. So sollte es sein. Auch die Stromkarte funktionierte hier ohne Probleme.


*** Die Zimmer ***
Türe auf - links hinter der Türe ein Schrank mit ein paar Kleiderbügeln, in einem Fach ein programmierbarer Safe, den wir auch gleich in Beschlag genommen haben für Geld, Papiere, Flugtickets. Rechts der Eingang zum Bad, ausgestattet mit WC, Badewanne mit Duschvorhang (leicht stockig am unteren Ende), Waschbecken. Ein Duschvorleger, zwei kleine und zwei große Handtücher. Im Zimmer selber: Doppelbett, Kommode mit Kühlschrank, zwei Stühle, ein Sessel, ein Fernseher (mit einigen deutschsprachigen Programmen) und je ein Nachtkästchen mit Lampe. Alles in allem: Normale Ausstattung, sauber, nichts extravagantes, aber es fehlte auch nichts, denn bei den typisch ägyptischen 100% Sonnentagen (der letzte Regen in Hurghada fiel 1996 für 10 Minuten) würden wir ohnehin nur zum Schlafen hier sein. Die Umgebung war sehr ruhig, man bekam kaum was mit von den fast 1600 Gästen in diesem Hotel. Stromversorgung bis auf wenige Stromausfälle problemlos mit 220V und ohne Adapter möglich.


*** Essen & Trinken ***
Frühstück:
Es gab alles in Buffetform mit Selbstbedienung: Brot (ausser Vollkornbrot), Müsli, Marmelade, Kuchen, Wurst, Käse, Obst, Joghurt, Saft (frisch gepresst gegen Bezahlung), Kaffee, Tee (verschiedene Sorten). Da wir ja zum Tauchen hier waren, sind wir recht früh zum Frühstück (gegen 7:15 Uhr) und waren somit vor dem großen Ansturm schon fertig. Da wir den Tag auf dem Tauchschiff verbrachten, haben wir abends immer Lunchpakete bestellt, die uns dann beim Frühstück zur Verfügung standen, gefüllt mit Getränk, Sandwiches und Kuchen.

Mittag:
Im unmittelbaren Anschluss an das Frühstück gab es schon das Buffet draussen, mit Pommes,Currywurst, Pizza und weiteren zahlreichen "Snacks". Wir haben es nur einmal erlebt - für die meisten AI-Urlauber besteht der Urlaub wohl aus Sonnen und Futtern...

Abend:
Auch hier wieder Essen in Buffetform (siehe Bild!). Es fehlt an nichts, man hat Auswahl ohne Ende, Fisch, Geflügel, Fleisch, dazu alle möglichen Varianten an Beilagen, Kartoffeln, Gemüse, Nudeln. Und ein Highlight war jeden Abend das extrem ausführliche Kuchenbuffet mit etwa 20 verschiedenen Kuchen und Süssspeisen.
Als AI-Urlauber hat man zweimal die Möglichkeit, im Fischrestaurant und einmal im Italienischen Ristorante zu essen. Auch dort war es immer sehr gut und reichlich.

Getränke:
Inklusive bei AI sind: Wasser (ohne Kohlensäure) in Halbliterpackungen, Softdrinks, Tee, Kaffee, Cappucino, Bier, Wein und eine kleine Auswahl an sehr süssen Cocktails sowie Standardspirituosen wie Vodka, Whiskey, Ouzo, Rum... Erhältlich gegen Bezahlung ist alles andere, besserer Wein, Markenschnäpse usw.


*** Sauberkeit ***
Unser Zimmer wurde jeden Tag gereinigt, auf Wunsch die Handtücher getauscht. Man sah ständig irgendwo einen Putztrupp in Aktion. Die gesamte Anlage erscheint sehr sauber.


*** Zustand ***
Auch bemerkenswert waren die vielen Handwerker, die stets zur Stelle waren, wenn irgendwo etwas kaputt war. Bei uns gingen die Dübel der Duschkopfhalterungen aus der Wand - es dauerte genau einen Tag und bedurfte keiner Aufforderung oder Reklamation, und das Teil war wieder fest.


*** Krankheiten/Hygiene ***
Man sagt ja, dass ein Ägyptenurlaub und Durchfall stets zusammengehören. Meine Begleitung hatte zwei Tage zu kämpfen, brachte es aber durch ein ägyptisches Wundermittel schnell wieder unter Kontrolle. Ich selber war gottlob verschont, wenngleich der Stuhl allgemein eher dünn wird. Das muss nicht gleich Anlass zur Sorge geben - solange man nicht jede Stunde auf die Toilette muss. Viel Trinken (ich schaffte so um die 4 Liter am Tag), konsequent von Anfang an, hilft. Allgemein wird vermutet, dass die meisten Durchfallerkrankungen nicht durch mangelnde Hygiene entstehen, sondern durch Unterversorgung mit Wasser. Ausserdem - wenn man es verträgt - kann man nach jedem Essen einen doppelten Whiskey als Vorbeugung trinken - oder zwei oder drei ;-)


*** Freizeit ***
Am Hotel ist alles geboten, was den "Cluburlaub am Meer" ausmacht: Von Gymnastik, Stepaerobic, Boccia, Billard über Beachvolleyball (auf leider nur einem Platz mit schlechter Lage und schlechtem Netz), Surfen, Tauchen bis zum Schwimmen.
Das Sunrice Palacio wurde um eine künstlich angelegte Bucht gebaut, so dass man im Meer schwimmen kann, ohne Wellen und Fischen ausgeliefert zu sein. Dies wird erreicht, indem ein recht engmaschiges Netz den Lagunenteil vom Meerwasser trennt. Damit hat man echtes Rotmeerwasser ohne Fisch ;-) Wer nicht ins Meer möchte, kann sich auch am Pool vergnügen.
Nördlich des Hotels befindet sich ein Riffplateau, das leider schon recht tot ist. Wenn man etwas Energie hat, kann man aber nach weiter draussen bis zur Riffkante schwimmen/schnorcheln und findet dort dann intaktere Riffumgebung mit viel bunten Fischen und auch Riesenmuränen. Für Badetücher gibt es verteilt über das Hotelgelände "Towel Stations", wo man morgens frische Handtücher bekommt - entweder gegen einen Towel-Voucher (Handtuchgutschein, den man pro Person beim Check-In bekommt) oder im Austausch gegen ein benutztes vom Vortag. Die Strandliegen sind etwas knapp und die guten Plätze werden leider meistens schon sehr früh reserviert. Das hat uns als Tauchausflügler jedoch nur zweimal an den Tauchpause-Tagen gestört...
Das Hotel hat eine eigene kleine "Einkaufsstraße" mit Souvenir- und Klamottenläden. Leider sind die Händler sehr aufdringlich - konsequentes Ignorieren hilft, wenn man keine Lust auf Shoppen hat.


*** Animation/Abendveranstaltungen ***
Da gab es wohl was, aber das hat uns nicht sonderlich interessiert. Ab etwa 21 Uhr gab es Animationsprogramm, von irgendwelchen Sketchen über Musik bis zur Disko war alles dabei. So richtig begeistert schien das Publikum jedoch nicht zu sein.


*** Ausflüge ***
Die verschiedenen Reiseveranstalter und das Hotel selbst organisieren regelmäßig Ausflüge, so auch nach Luxor ins Tal der Könige, nach Kairo, in die Wüste, zum Schnorcheln. Da ist sicher für jeden etwas dabei, wenn man eben nicht zum Tauchen hier ist. Ideal also für Familien, in denen nur ein Teil taucht....


*** Sicherheit ***
Es ist schade, aber heute muss man sich in vielen Ländern ernsthaft Gedanken um die Sicherheit machen. Das Sunrise Palacio liegt etwa 200m von der Hauptstraße entfernt und ist durch zwei Sicherheitsposten erreichbar. Autos können nicht bis zum Hotel fahren, da die Zufahrt durch Sperren blockiert ist, die nur für die Transfer- und Ausflugsbusse geöffnet werden. Im Hotel selber braucht man sich wenig Sorgen machen. Wir hatten - weil ich sehr viel fotografiere, auch unterwasser - nicht nur drei Kameras (Canon Ixus 40, Olympus 4040 mit Unterwassergehäuse, Canon 20D mit vier Objektiven und Zubehör), sondern auch noch einen Laptop dabei. Laptop und Spiegelreflex blieben tagsüber im Hotelzimmer und alles war auch nach 15 Tagen noch vollzählig.


*** Leute ***
In Ägypten herrscht recht hohe Arbeitslosigkeit udn jeder Ägypter ist froh um einen Job. Die Ägypter im Hotel waren vermutlich auch deshalb sehr freundlich und stets zuvorkommend, wenngleich sie von den Touristen natürlich auch gerne Trinkgeld erwarten. Das ist ja auch legitim und wir haben es gerne gegeben. Sie nehmen nicht nur Ägyptische Pfund, sondern auch Euro. Da jedoch Euromünzen bei der Bank nicht getauscht werden, empfehle ich, ausreichend 5-Euro-Scheine mitzunehmen (wir hatten 120 EUR in 5ern dabei, um auch kleine Beträge in Pfund wechseln zu können). Unser Zimmerservice fragte mal ob wir seine 2-EUR-Münzen in Scheine wechseln können... er hatte gut und und gerne 70 Euro in Münzen und konnte nichts damit anfangen. Er erzählte uns von seiner Familie, die in Luxor (Tal der Könige) lebt und dass er immer sechs Wochen im Hotel arbeitet und dann eine Woche bei der Familie ist. Was für ein Job...


*** Gäste ***
Das Hotel ist im Wesentlichen gebucht von Deutschen und Russen, dazu noch einge andere Europäer. Die Russen sind im Allgemeinen eher auffällig, meckern viel, haben schlechte Essmanieren und trinken viel. Die Russinnen sind für arabische Verhältnisse stets zu leicht bekleidet und werden deshalb schon mal aus dem Restaurant verwiesen.


*** Kommunikation ***
Es gibt in der Hotellobby einen Internetbereich, wo man für 9LE (etwa 1,50 EUR) 15 Minuten Internetzugang bekommt. Die PCs sind alt und haben eine arabische Tastatur (sehr witzig, aber mit den aufgeklebten Buchstaben geht es schon), aber für eine Mail nach Hause reicht es allemal. SMS sind trotz Roaming relativ günstig, im Gegensatz zu Gesprächen. Aber Achtung: Je nach Netz funktioniert es unterschiedllich zuverlässig und nicht alle SMS kommen an!


Zum Thema Behindertenfreundlichkeit: Es gibt halt keine Lifte zu den oberen Stockwerken, ansonsten sind neben fast allen Stufen auch Rampen vorhanden.




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