Die Feuerzangenbowle (1944) (DVD) Testbericht

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ab 5,99
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Erfahrungsbericht von Prisca

Hattet ihr auch so eine schöne Schulzeit?

Pro:

einfach nur witzig gemacht - originelle Stroy und klasse Besetzung

Kontra:

Ton und Bild der DVD (aber wie gesagt, es ist eben ein alter Film - da halte ich da eigentlich für ok)

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich mal wieder über eine „Nostalgie DVD“ schreiben und wieder mal ist der einzige heute noch bekannte Schauspieler Heinz Rühmann. Es handelt sich um den Film

DIE FEUERZANGENBOWLE

Ich gehe eigentlich davon aus, das jeder (und ich meine wirklich JEDER) die Handlung dieser Komödie kennt – trotzdem der vollständig halber hier eine kurze Inhaltsangabe.

Dr. Johannes Pfeiffer, ein berühmter Schriftsteller mittleren Alters trifft sich mit verschiedenen Bekannten zur Feuerzangenbowle. Man unterhält sich, man lacht, man schwelgt in Erinnerungen an eine längst vergangene Schulzeit. Nur Pfeiffer wird immer stiller – er hat niemals eine Schule besucht, hatte nur Hauslehrer.

Aus einer Schnapslaune heraus entsteht ein verrückter Plan: wir rasieren Pfeiffer sein Bärtchen ab, stutzen ihm die Haare, versehen ihn mit Nickelbrille und Schiebermütze und fertig ist der Primaner Hanns Pfeiffer (mit DREI F – eins vor dem EI und zwei dahinter!!!)

Jetzt geht der Film richtig los – Pfeiffer entwickelt sich rasch zu einem mit allen wassern gewaschenen Lausbub erster Klasse – ist zu jeden Scherz bereit. Die Lehrer werden von ihm und seinen Klassenkameraden so richtig durch den Kakao gezogen – eine Chemiestunde artet fast in ein „Saufgelage“ aus, als der ahnungslose Lehrer für jeden Schüler nur einen „wönzigen Schlock“ seines selbstgebrauten Heidelbeerweins mitbringt, um die alkoholische Gärung zu erklären – dann wird kurzerhand mal eines Tages die Schule geschlossen, indem Pfeiffer und Freunde ein Schild über das Schultor hängen: heute bleibt die Schule wegen Bauarbeiten geschlossen – nur einem pfiffigen Lehrer ist es zu verdanken, das dies nicht zur vollkommenen Blamage der gesamten Lehrerschaft wird, die ebenfalls auf diesen Scherz hereinfallen …

Ja, unser Pfeiffer genießt die zeit in seinem Gymnasium so richtig – um Jahre verjüngt vergisst er sogar seine schöne Marion (seine Freundin - eine wirklich vornehme Dame der „ großen Gesellschaft“), erlebt seine erste Liebe neu, mit der jungen Eva, der Tochter des Direktors von seiner „Penne“ – der natürlich alles andere als begeistert von dieser zarten Liebschaft ist, schließlich ist Hanns Pfeiffer ein nichts, ein Lausbub, ein nur mittelmäßiger Schüler.

So, mehr möchte ich euch aber nicht mit einem Inhalt langweilen, der den meisten ohnehin bekannt sein wird. Obwohl … habe ich euch gelangweilt? Ich habe mich selbst dabei ertappt, während ich diese Worte geschrieben haben sah ich den Film wieder vor mir – ich sah die übermütigen Schüler, die leicht „vertrottelten Lehrer“, ich sah die schöne Marion und als ihr Gegenbild die hübsche Eva ... und ich habe beim Schreiben vor mich hingeschmunzelt und schon wieder Lust bekommen, mir den Film noch einmal anzusehen!

Dies ist ein Film, den man sich immer wieder ansehen kann, der immer wieder lustig ist, selbst wenn man ihn genau kennt. Nicht besonders spannend – aber herrlich verrückt und übertrieben. Irgendwie drängt sich mir der Vergleich mit einem Film aus neuerer Zeit auf: der Schuh des Manitu.

Wie denn - Indianer als Primaner, werdet ihr jetzt vielleicht denken! Nein, natürlich nicht – inhaltlich haben die beiden nichts, aber auch absolut NICHTS miteinander gemeinsam – auch die Machart ist (selbstverständlich) eine ganze andere. Wo ist denn da die Ähnlichkeit, werdet ihr weiter fragen. Fangen wir mit dem Schuh des Manitu an. Ein Film, der eigentlich keine wirkliche Handlung hat – man sucht vergeblich nach irgendeinem Anspruch – der Film ist einfach nur herrlich blöd und selbst ich, die ich für diese übertriebenen Komödien eigentlich gar nichts übrig habe, konnte herzlich darüber lachen.

Und genau das gilt auch für „Die Feuerzangenbowle“. Eine Geschichte, wie sie weiter hergeholt wohl kaum sein kann: da ist ein erfolgreicher Schriftsteller – reich – lebt in der besten Gesellschaft – schon etwas älter. Und dieser gestandene Mann soll sich kurzerhand in einen frechen Lausbub von vielleicht 18/19 Jahren verwandeln? Und jedermann nimmt ihm diese Rolle völlig ungefragt ab (Lehrer, Kameraden, die Zimmerwirtin)? Und er selbst geht so sehr in dieser Rolle auf, das er dieser Lausbub zu werden scheint – um Jahre verjüngt, nicht nur im Äußeren, sondern vor allem auch im Inneren?

In der Realität wohl mehr als unglaubwürdig – im Film einfach nur witzig, toll gelungen und vor allem durchaus glaubwürdig! Allerdings – um noch einmal zum Vergleich Feuerzangenbowle – Schuh des Manitu zurückzukommen … der Schuh bleibt bis zum Schluss übertrieben, realitätsfern, einfach nur witzig ... Die Feuerzangenbowle hat da ein etwas anderes Ende.

(Ich habe überlegt, ob ich darüber schreiben soll – eigentlich mag ich das Ende eines Films/Buchs nicht vorweg nehmen – allerdings, wie gesagt, dieser Film dürfte eh den meisten bekannt sein – und außerdem ist es nicht so entscheidend, ob man das Ende kennt oder nicht, weil in diesem Film nicht unbedingt Spannung aufgebaut wird, die sich zum Ende hin ins Unerträgliche steigert. Darum also weiter … wer sich davon gestört fühlt, mag die nächsten drei Absätze einfach überspringen)

Dieses Ende bringt mich als Zuschauer wieder in die Realität zurück und es lässt mich immer ein wenig traurig und nachdenklich zurück. Er endet wieder mit der Feuerzangenbowle und der Feststellung: Es war ja alles nur Phantasie – das Gymnasium, die Schüler, die Lehrer, die schöne Eva … wahr an dieser Geschichte ist nur der Anfang: Dr. Johannes Pfeiffer und Die Feuerzangenbowle!

Damit erkennt der Zuschauer also: Wir sind nur einem Traum aufgesessen – einen schönen, lustigen Traum, den wir gern mitgeträumt haben – wir haben herzlich gelacht und die Realität ist in weiter ferne gerutscht. Was bleibt (zumindest bei mir) ist ein bisschen Wehmut, weil es eben NUR ein Traum war – ich hätte es dem Johannes Pfeiffer so gegönnt, das er seine Jugend zurückholen konnte - doch noch eine schöne Schulzeit mit all ihren Freuden und Plagen kennen lernen durfte – das er die erste zarte Liebe mit seiner Eva erlebt...

Ich weiß schon, manche von euch werden jetzt verständnislos den Kopf schütteln und denken: Prisca, du bist eine hoffnungslose Träumerin! Vergisst du dabei nicht eines: Auch der Hanns Pfeiffer, auch die Feuerzangenbowle sind ja eigentlich nur ein Produkt der Phantasie – ausgedacht vor vielen Jahren von Heinrich Spoerl (für alle interessierten: auch das Buch heißt Die Feuerzangenbowle – es ist amüsant zu lesen, aber irgendwie fehlt ihm der Pfiff – der Film gefällt mir besser!)

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Okay, kommen wir also in die Realität zurück und damit zu den Schauspielern. Namen wir Erich Ponto, Hans Leibelt und Karin Himbolt … wem sagen sie noch was?! Vielleicht den älteren unter euch – meine Mutter hat mir bestätigt, das diese Schauspieler damals (immerhin 1944 wurde diese Komödie gedreht … lang, lang ist es her) durchaus bekannt waren. Mir selbst ist wie gesagt nur der Name Heinz Rühmann bekannt.

Und der macht seine Sache als Dr. Johannes Pfeiffer genauso überzeugend wie als Hanns Pfeiffer, der Primaner. Verblüffend eigentlich, wenn man bedenkt, das Rühmann damals auch schon etwas älter war – das er die Rolle eines 19Jührigen trotzdem so glaubhaft rüberbringen konnte.

Auch an den anderen Schauspielern kann man nichts meckern – die Rollen sind durchweg gut besetzt. Sicher, gerade unter den Schülern gibt es unterschiedlich gute Schauspieler – einige spielen sich sehr in den Vordergrund, andere fallen kaum auf ( okay, das ist natürlich auch rollenbedingt). Dadurch wirkt der Film aber so realistisch – denn auch in einer richtigen Schulklasse dürfte man Schüler von unterschiedlichem Charakter finden. Der eine steht gern im Mittelpunkt, der andere ist nur „schmückendes Beiwerk“.

Klasse besetzt auch die Lehrer. Wer den Film kennt, wird sich gern an die meist kauzigen, vielleicht doch etwas überzogen dargestellten Lehrer erinnern – sorgen doch gerade sie neben unserem Pfeiffer für den meisten Humor in dieser Komödie. Zugegeben, ein wenig übertrieben wird hier mit der Darstellung schon, aber das schadet dem Film nichts, im Gegenteil. Und die Schauspieler scheinen ihre Rollen förmlich zu leben.

Zusammenfassend zu den Schauspielern möchte ich noch sagen: Klasse Leistung – damals haben die Schauspieler sich noch mit ganzen Herzen in eine Rolle eingelebt – und sie nicht nur lieblos dahingespielt, weil es dafür ja eine ordentliche Gage gibt. (Okay, ich will nicht alle aktuellen Schauspieler über einen Kamm scheren, natürlich gibt es auch da noch welche, die wirklich Schauspieler mit Leib und Seele sind … aber manchmal packt mich schon die Wut, wenn ich die Summen höre, die heute mancher Schauspieler fordert … aber das gehört eigentlich nicht hierher!)

Zum Schluss noch ein paar allgemeine Daten zur DVD:
92 Minuten Laufzeit
Ton: mono
Bild: 4:3, schwarz/weiß
Sprache deutsch
Untertitel: deutsch für Gehörlose
FSK: 12 Jahre ( häh??? – na, das muss sich irgendein Lehrer ausgedacht haben, der Angst hat, seine Schüler könnten aus dem Film etwas lernen... Im ernst, es ist natürlich gut möglich, das Kinder mit diesem Film einfach nichts anfangen können – aber was daran so schlimm sein soll, das ich eine FSK ab 12 Jahre mache, kann ich nicht nachvollziehen!)
Preis: 24,99 Euro bei Amazon.de

Zu Bild und Ton möchte ich noch eine Anmerkung machen – beides ist für den heutigen Stand der Technik sehr mager (das Bild hat leichte Bildstörungen, Flimmern und der Ton schwankt und schrakelt leicht). Aber ich empfinde das in diesem Fall nicht unbedingt als Nachteil. Natürlich hätte man das besser bearbeiten können – aber das hätte diesem alten Film auch ein wenig von seinem Charme genommen. Und deshalb werde ich diese Schwächen der DVD akzeptieren!

Kommen wir noch kurz zu den Extras auf der DVD. Man findet hier einen Trailer (okay, Trailer sind für mich etwas Überflüssiges – aber wer´s braucht!) und dann ist da noch ein Filmportrait von Heinz Rühmann. Zugegeben – im Vergleich mit modernen DVD´s wirklich recht mager – ABER – ihr dürft nicht vergessen, dieser Film stammt aus dem Jahre 1944. Immerhin hat man sich hier Gedanken gemacht, was man dem Käufer dieser DVD als Extra bieten könnte – und das Ergebnis ist nicht schlecht.

Die Filmographie beginnt mit Rühmanns Geburt und endet im Jahr der Entstehung der Feuerzangenbowle … versehen mit alten Fotos, Filmausschnitten, Interviews (auch aktuelle Interviews mit Heinz Rühmann, seinem Sohn usw.). Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber das Portrait läuft doch recht lange – vielleicht 15 Minuten. Für mich eindeutig ein Plus dieser DVD – schade nur, das das Portrait schon 1944 endet und nicht bis Rühmanns Tod weitergeführt wurde. Aber man kann nicht alles haben.

So jetzt aber endlich mein Fazit (Hilfe, habe ich tatsächlich einen Bericht von über 3 Seiten über einen so alten Film geschrieben???):

Die Feuerzangenbowle – das ist Nostalgie, wie ich sie mag. Eine Komödie, die man sich immer wieder ansehen kann – die nie zu alt oder zu überholt wirkt. Klasse Schauspieler – witzige Story, deren Ende dann doch ein wenig nachdenklich macht.

Den Kauf der DVD würde ich auf jeden Fall empfehlen, auch wenn Ton und Bild nicht ganz top sind – aber das gehört einfach zu diesem Film. Die Extras sind nicht mit heutigem Standart zu messen, aber sehr interessant anzusehen.

Ein kleiner Tipp noch: wie immer rate ich euch einen Besuch bei Ebay an – aber glaubt nicht, das sich dort sehr viel sparen lässt. OVP werdet ihr für die DVD auch hier noch 12,-- bis 15,-- Euro hinlegen müssen – Die Feuerzangenbowle ist eben auch heute noch sehr beliebt!

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