Patrizier II - Gold Edition (Management PC Spiel) Testbericht

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ab 9,31
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Erfahrungsbericht von AustroError

Wenn aus Langeweile Sucht wird...

Pro:

Ausgereifteste Wirtschaftssimulation, die mir bekannt ist...

Kontra:

Schwieriger Einstieg, lieblose Vermarktung von Pointsoft, extrem hoher Zeitfaktor

Empfehlung:

Ja

Liebe Leserinnen, liebe Leser!


INTRO

Warum die deutsche Software-Firma ASCARON aus Gütersloh die Rechte an seinem Bestseller in die Vertriebshände von Pointsoft gelegt hat, ist mir persönlich ein Rätsel. Es kann sich nur um finanzielle Interessen gehandelt haben - die für 12,99 Euro erhältliche Version \"Patrizier II Gold Edition\" kommt ohne Handbuch und Karte im schnöden DVD-Cover zum Kunden und kann einzig und allein durch seinen Inhalt überzeugen. Persönlich halte ich die Vorgehensweise von ASCARON für nicht akzeptabel, da meines Erachtens ein absolutes Top-Produkt \"verscherbelt\" wird...

Geld regiert die Welt - und um nichts anderes geht es auch beim Spielen bei Patrizier II Gold! Gold bedeutet übrigens, dass das Paket die normale Version von Patrizier II UND das Add-On (Offizieller Name: \"Aufschwung der Hanse\") beinhaltet. Ich greife einmal vor und behaupte: OHNE Add-On ist Patrizier II nur die Hälfte wert - wenn überhaupt...


SYSTEMVORRAUSSETZUNGEN

Angeblich genügt dem Programm ein Pentium-II-PC mit 233 MHz Taktfrequenz, 32 MB RAM Arbeitsspeicher und eine normale 4-MB-Grafikkarte. Dem kann ich NICHT zustimmen. Am Anfang des Spieles mag so eine Konstellation ausreichen, im weiteren Verlauf (nach etwa 20 Stunden) kommt selbst ein 800-MHz-Athlon mit einer 32-MB-GeForceII zum Schwitzen. Andererseits hatte ich zuvor auf einem SCSI-System von Dell (statt 800 MHz AMD = 866-MHz-Intel-Prozessor, statt 128 MB RAM = 256 MB RAM) überhaupt keine Probleme mit der gleichen Grafikkarte. Das ist kein Lob an Intel und kein Tadel für AMD - es ist einfach nur eine Feststellung...


WORUM GEHT ES?

Patrizier ist die Bezeichnung für einen im Mittelalter erfolgreichen Händler - heute würde man ihn/sie wohl Geschäftsführer/in einer GmbH nennen. Natürlich ist der Weg dahin nicht einfach (und führt sogar noch weit über diesen Titel hinaus). Zu Beginn starten wir - je nach gewählter Schwierigkeitsstufe - mit einem kleinem Schiff, etwas Bargeld und einem Kontor (einem Verwaltungsgebäude inklusive eines kleinen Warenlagers) in einem uns genehmen Ort als \"unerfahrener Krämer\"; wie sind also in unserer Heimatstadt vollkommen unbekannt aber dafür um die 20 Lenze jung und haben das Leben bzw. die Karriere noch vor uns.

Um den Unternehmenswert zu steigern und um ein höheres Ansehen bei den Bürgern zu erreichen (den beiden wichtigsten Spielzielen) bleibt vorerst nur eine Möglichkeit: Handeln! Um 1300 funktionierte das nicht anders als heute: Ware so billig wie möglich einkaufen und mit Profit weiter veräußern. Nun hat bei Patrizier II Gold jede Stadt ihre Eigentümlichkeiten hinsichtlich der Produktion von Waren - einige werden produktiv, andere wenig effizient hergestellt. Das Gros ist überhaupt nur über Import zu erwerben. Es versteht sich von selbst, dass wir nur mit günstig hergestellte Waren ein Geschäft machen können. Das Aufkaufen von Mangelware ist also nicht nur finanzieller Unfug sondern führt auch zu einem Ansehensverlust in der Bevölkerung der betroffenen Stadt.

Als Faustregel gilt: Die HEIMATSTADT mit allen benötigten Waren (festzustellen zum Beispiel in der Markthalle) versorgen - damit meine ich alle 4 Bevölkerungsgruppen: Bettler, Arme, Wohlhabende und Reiche. Arme Menschen sind mit Bier und Getreide zufrieden, die reichen mögen lieber Wein und Fleisch, wohlhabende Einwohner sind ein Mittelding aus beiden. Bettler werden durch sogenannte \"Armenspeisungen\" über die Kirche angelockt und sind in Patrizier II Gold ein wichtiger Faktor - aus ihnen sollen einmal Arme werden - d. h. sie sollen in unseren zukünftigen Manufakturen arbeiten und Mietswohnungen einziehen.

Damit habe ich vorgegriffen: Das alleinige An- und Verkaufen von Waren würde auf die Dauer eintönig. Erwirtschaftetes Geld sollte in die Infrastruktur unserer Heimatstadt gesteckt werden - der Bau von Straßen, Brunnen (erhöht die Zufriedenheit der Bürger und wirkt Bränden und Epidemien entgegen) und den bereits erwähnten Mietshäusern bietet sich an (einen Überblick über die Wohungssituation erhält man mit einem Klick auf eines der drei Häusertypen (Fachwerk-, Giebel-, Kaufmannshäuser für Arme, Wohlhabende bzw. Reiche). Wohnraum sollte spätestens dann geschaffen werden, wenn die Auslastung eines Häusertyps über 90% liegt. Das bringt nicht nur Ansehen bei den Mietern (je mehr, desto besser) sondern auch noch Einnahmen (bei guter Auslastung, zu Beginn zahlt man drauf, weil die Grundsteuer über den Mieteinnahmen liegt).

Aber auch diese Maßnahmen reichen auf die Dauer nicht - eigene Betriebe und eine größere Handelsflotte werden benötigt. All das sollte man zunächst in der Heimatstadt errichten bzw. bauen lassen. Die Gründe liegen auf der Hand: Das Anstellen von Arbeitskräften erhöht die Beliebtheit, stete Aufträge in der Werft (egal ob Reparatur oder Bau) lassen die Fähigkeiten der Bootsbauer anwachsen (mehr Ladekapazität, bessere Preise)...


DAS FORTGESCHRITTENE SPIEL

Über die Stationen Krämer, Kaufmann, Fernkaufmann und Ratsherr ist man relativ schnell zu einem angesehenen Mitglied seiner Heimatstadt geworden. Unerfahrenen Spielern - und das war ich auch einmal - droht nun der Kollaps wegen des fehlenden Überblicks. Schon 5 manuell gesteuerte Schiffe (aber keine Angst, man kann in Zeitlupe spielen!) lassen einen leicht verzweifeln. Aber da gibt es noch die Kapitäne! Sehr rar gesäht sitzen sie in den Kneipen der Hanse (meistens in Flußstädten) und warten nur darauf, von Ihnen angestellt zu werden. Ist ein Schiff nämlich mit einem Kapitän bestückt, kann es automatisch Handelsrouten abfahren. Dieses Einrichten ist leider etwas \"lästig\", da für jede einzelne Ware und Stadt explizit ALLES (Einkaufspreis, Verkaufspreis, Menge, wohin?, woher?) angegeben werden muss. Im Sinne des Spiels ist es aber leider unumgänglich. Da Handelsrouten sowohl gespeichert als auch geladen werden können wird der Aufwand von Spiel zu Spiel geringer...

Mit den Kapitänen wird auch die Piraterie interessant - ohne Kapitän kann man sich nur gegen angreifende Piraten verteitigen (abgesehen davon, dass man überflüssige Schiffe an einen Piraten - anzutreffen in der Kneipe - verschenkt). MIT einem Kapitän an Bord kann man sich hingegen mit seinem gut ausgerüsteten Schiff (betrifft sowohl Bewaffnung als auch volle Mannschaftsstärke inklusive Entermesser) an einen wenig befahrenen Seeweg begeben und kurzer Hand selbst die schwarze Flagge hissen. So kommt man unter Umständen extrem billig zu Waren bzw. Schiffen, könnte aber bei seinem unredlichen Tun beobachtet werden - das könnte allerdings eine Anklage nach sich ziehen.

Vermeiden kann man eine Anklage nicht, wohl aber deren Ausgang beeinflussen. Das Badehaus einer Stadt ist ein beliebter Treffpunkt der \"high-society\" und da wird schon gerne mal geschmiert - auf Deutsch: Bestochen. Hier sollte man allerdings wirklich nicht kleinlich sein - Beträge unter 15.000 Talern (immerhin der Wert eines Kleinbetriebes oder Schiffes) sind dort eher peanuts.

Mit der Zeit trudeln aus den Städten der Hanse die Baugenehmigungen ein - d. h., dasss wir dort ein Kontor und in Folge dessen auch Betriebe errichten dürfen. Der Expansion sind nun eigentlich keine Grenzen mehr gesetzt. Es geht sogar so weit, dass wir ein Schiff ausrüsten und auf Erkundungen ins Mittelmeer oder sogar nach Amerika starten lassen können...


DAS ZIEL

Nachdem wir bereits ab der Stellung \"Ratsherr\" aktiv in das Leben der Städte eingreifen können (Antrag stellen auf: Milizen verstärken, Stadtmauern erweitern, Steuer ändern) ist unser Ziel das Bürgermeisteramt. Versehen mit diesem Titel können wir uns nun auch als Elderman bewerben - des Herrschers über die gesamte Hanse. Abhängig von der gewählten Schwierigkeit ist das wirklich kein leichtes Unterfangen. Nötig sind Geduld, Zeit und ein mehr als verständiger Lebenspartner;-)


FAZIT

Das von Pointsoft vertriebene \"Patrizier II Gold\" hat ausschließlich innere Werte - wie bereits angesprochen kommt es lediglich mit einer CD daher, auf der nicht einmal das Handbuch abgespeichert ist. Nachholen kann man das aber unter http://www.ascaron.com/d/updates/pdfs/p2_gold.pdf - die Datei ist als PDF-Dokument (Acrobat-Reader) ca. 0,7 MB groß.

Die angebotene Trainingsmission ist ein Muss, sie führt jedoch wirklich nur in die Grundlagen ein.

Für Kurz- oder Gelegenheitsspieler ist das Game absolut NICHT geeignet, da es im Gegensatz zu allen mir bekannten Handelsspielen ein Höchstmaß an Konzentration erfordert.

Die anfängliche Langweiligkeit mag viele Spieler abschrecken - ist man aber einmal Ratsherr oder Patrizier, dann lässt einen das Spiel nicht mehr los - VERSPROCHEN!


Liebe Grüße

Steffen


veröffentlicht auch bei ciao (AustroError)

23 Bewertungen, 1 Kommentar

  • DOMMEL

    01.01.2010, 19:19 Uhr von DOMMEL
    Bewertung: sehr hilfreich

    SUCHTFAKTOR... hab in den Ferien grade angefangen ... oh mann ich hab das stundenlang gespielt