Wasabi - Ein Bulle in Japan (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von mima007

Pack die Handgranaten ein!

Pro:

unterhaltsam, begrenzt witzig, einigermaßen spannend, gute DVD-Ausstattung

Kontra:

etliche Elemente hat man schon mal gesehen; viele Gewaltszenen

Empfehlung:

Ja

\"Wasabi\" ist eine Actionkomödie aus der Filmfabrik von Luc Besson (er schrieb das Drehbuch), die schon solche Hits wie \"Taxi!\" und \"Das fünfte Element\" hervorbrachte. Auch diesmal ist Bessons bevorzugter Schauspieler Jean Reno (\"Leon der Profi\") mit von der Partie.

Zum Titel

Wasabi heißt in Japan der grünliche, wahnsinnig scharfe Meerrettich. Hubert Fiorentini futtert ihn, als handle es sich um Vanilleeis. Dann tut sein Kumpel das gleiche, doch der kriegt danach kaum noch Luft.

Filminfos

O-Titel: Wasabi (F, 2001), DVD: 24.3.2003
FSK: ab 16
Länge: 90 Minuten
Regisseur: Gerard Krawczyk
Drehbuch: Luc Besson
Musik: Eric Serra, Julien Schultheis
Darsteller: Jean Reno, Michel Muller, Ryoko Hirosue u.a.

Handlung

Hubert Fiorentini (Reno) ist ein Kommissar von der geradlinigen Sorte: Er schlägt zu, wenn ihm einer blöd kommt. Das bringt seine Vorgesetzten regelmäßig auf die Palme. Doch die schöne Frau, die ihn liebt, hat keine Chance bei ihm, denn sein Herz gehört noch immer jener schönen Japanerin namens Miko, die ihn vor 19 Jahren in Tokyo verlassen hatte, als er beim französischen Geheimdienst arbeitete.

Nun bekommt Hubert einen Anruf vom Anwalt Mikos, der ihn bittet, nach Tokyo zu kommen, um bei der Testamentseröffnung der Verstorbenen anwesend zu sein. Doch die einstige Geliebte hat eine Überraschung hinterlassen, wie Hubert feststellen muss: Er hat eine Tochter! Yumi (Ryoko Hirosue) wird in wenigen Tagen volljährig, also 20, und hasst Bullen und ihren unbekannten Vater sowieso. Also verlegt sich Hubert auf die diplomatische Tour, auch wenn\'s etwas schwerfällt, aber das hat er ja beim Geheimdienst so gelernt.

Bei der Regelung der finanziellen Angelegenheit wird klar, dass die süße kleine Yumi in zwei tagen nicht weniger als 200 Millionen Dollar erben wird. Hubert ahnt Schlimmes. Und es naht sich in Gestalt schwarzgekleideter, sonnebebrillter Finsterlinge, die allesamt der Yakuza, der japanischen Mafia, angehören. Wie es aussieht, hat die brave Miko der Yakuza ein hübsches Sümmchen abgeluchst. Und die will es jetzt von Yumi wiederhaben.

Zum Glück kann Hubert auf seinen alten Kampfgefährten Maurice, genannt Momo, zählen. Eine geniale Szene: Während Yumi ihre Modenschau vorführt, veranstaltet Momo eine Waffenschau. Hubert ist klar, worauf es jetzt ankommt. \"Pack die Handgranaten ein!\"

Mein Eindruck: der Film

Diese routinemäßige und doch unterhaltsame Actionkomödie wurde mit ein wenig Gefühl verquickt, was ihr ein wenig mehr Tiefgang verleiht. So wird aus dem einfachen Strickmuster à la \"ein Flic in der Stadt der Yakuza\", das schon Ridley Scott als Vorlage zu \"Black Rain\" diente, eine kulturübergreifende Geschichte, die auf einer Liebesgeschichte basiert, der keine Fortsetzung vergönnt war. Miko, Yumis Mutter und Huberts Kollegin im Geheimdienst, musste ihr privates Glück angeblich der Pflicht gegenüber dem Vaterland unterordnen. Sie führte praktisch ein Doppelleben - sicher keine angenehme Sache. Auch für Yumi nicht, und schon gar nicht für Hubert, der sich abgewiesen fühlte und fortan kein Bein mehr auf die Erde bekam. Nun ist es an Hubert, Yumis Zukunft zu sichern - und das Vermächtnis der Mutter gleich dazu: 200 Millionen Dollar. Eine gute Gelegenheit für ihn, sich zu bewähren und mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen.

Aber es gibt in dieser Geschichte schon ein paar Dinge, die nicht so ganz einleuchten wollen. Zum einen ist Yumi knapp 20 Jahre alt, sieht aber aus wie 17 und kleidet sich wie 15. Außerdem: Wenn sie schon so alt ist, wieso hat sie dann noch keinen festen Freund, sondern ist dauernd nur am Telefonieren? Und warum hat ihre pflichterfüllte Mutter sie nicht wie so viele ihrer Alterskameradinnen auf die Uni geschickt? Offenbar ist Yumi ein wenig missraten. Da hat wohl die führende Hand des Vaters gefehlt.

In gewisser Weise verhält sich Hubert Fiorentini wie \"Leon der Profi\" gegenüber Mathilde, seinem ungewollten Schützling. Hier wie dort kann er sich als Vaterfigur bewähren. Und dass französische Väter wild in der Gegend rumballern und ein riesiges Waffenarsenal als \"Spielzeug\" bezeichnen, scheint niemand zu verwundern. Wenigstens bildet er nicht Yumi zu einer Profikillerin aus, das ist doch auch schon was.

Eine etwas traurige Rolle weist das Drehbuch Michel Muller zu, der den Ex-Kollegen Momo von Hubert, dem \"Captain\" spielt. Als klassischer Sidekick gibt er den Sancho Pansa für den großen Helden ab. Als Verkörperung des gesunden Menschenverstandes, allerdings nicht vom Glück gesegnet, verleiht er dem Helden ein entsprechendes Profil. Schlabbert Le Capitaine schalenweise scharfen Wasabi, so verbrennt sich Momo selbstverständlich daran den Mund. Und nie springt sein Wagen an, wenn er soll. Er liefert die komische Erleichterung, nachdem Hubert die Feinde reihenweise umgenietet hat.

Und dieser \"Umnietungen\" gibt es nicht wenige. Mindestens drei größere Actionszenen wurde inszeniert, um dem Anspruch gerecht zu werden. Mit der trickreichen Handhabung von Golfschlägern und -bällen begibt sich Jean Reno eindeutig auf das Terrain von Jackie Chan. Und spätestens hier wird klar, in wessen Revier Luc Besson wildert.

Die DVD

Technische Infos:
Bildformate: 2.35:1
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Frz.

Extras:

• Regiekommentar von Gérard Krawczyk
• Ausführliches Interview mit dem Regisseur (35 Min.)
• Making Of (15 Min.)
• Kinoplakat-Entwürfe
• Featurette: Ryoko in Paris
• Karaoke für Sprachunterricht in Französisch mit Ryoko Hirosue, Michel Muller und Jean Reno: einmal im Hotelzimmer, einmal beim Wasabi-Essen
• Dt. Kinotrailer

Mein Eindruck: die DVD

Beim viertelstündigen Making-of begleiten wir den Regisseur und seine Hauptdarsteller von Drehort zu Drehort: in Paris, Tokyo und Kyoto. Das ist zwar nicht kommentiert, aber auch nicht unkomisch. Jedenfalls merkt man, dass die Dreharbeiten lustig gewesen sein müssen. In den Actionszenen sind wenigstens die Kabel zu sehen, an denen die Schurken durch die Gegend gezerrt werden, um sodann einen harten Fall zu tun.

Diese Technik wird von Regisseur Krawczyk in dem elend langen Interview erklärt und verteidigt, das man im Anschluss bewundern kann, sofern man dafür das Sitzfleisch hat. Franzosen scheinen solche lange Interviews von einer Dreiviertelstunde zu bevorzugen, jedenfalls war das auch bei \"Vidocq\" der Fall. Krawczyk erklärt auch, warum in Tokyo (oder irgendeiner anderen japanischen Stadt) so wenige Filme gedreht werden: Da in Japan keine offizielle Drehgenehmigung erteilt wird, muss ein Drehteam die Genehmigung von zahlreichen Hausbesitzern an einer Straße einholen, und wenn auch nur einer \"Nein\" sagt, ist die Sache gelaufen. Im Falle von \"Wasabi\" kam hinzu, dass Ryoko in Japan ein Superstar und auch Jen Reno nicht ganz unbekannt ist: Binnen weniger Minuten kam es zu einem Menschenauflauf, und die Polizei tauchte auf. Um dies künftig zu vermeiden, musste jede Szene generalstabsmäßig geplant und vorbereitet werden, so dass die Hauptdarsteller nur für wenige Sätze auftauchen mussten, quasi Zwei-Mann-Kommandounternehmen.

Einige erstaunliche Fakten wurden auch zu Ryoko Hirosue verlautbart. Mal abgesehen davon, dass sie ein Superstar ist, singen und klavierspielen kann, so hat sie auch alle französischen Sätze des Drehbuchs aufgesagt, ohne ein einziges Wort davon zu verstehen! \"Sie gab einfach phonetisch wieder, was man ihr vorsagte, und das sogar mit Nuancen\", schwärmt Krawczyk. In einer Sonderdoku sehen wir dieses Wunderwesen in Paris, Interviews gebend und für Fotos posierend. Ich schätze, für sie ist es ähnlich wie für Julia Roberts in \"Notting Hill\": eine notwendige Pflicht.

Wer es Ryoko nachmachen möchte, kann dies im Karaoke-Teil tun. Da Japaner bekanntlich ein Problem mit der Ausprache eines R haben, bringt Hubert Fiorentini seiner Tochter erst einmal geduldig die französische Aussprache eines Wortes bei. Eine wirkliche humorvolle Szene.

Der Rest des Silberlings ist mit einem netten Trailer und mehreren Kinopostern gefüllt. Schade, dass mit keinem Wort auf die wirklich gelungene Filmmusik eingegangen wird. Eric Serra, Bessons Hauskomponist, und Julien Schultheis haben einige - mal witzige und mal romantische - Melodien beigesteuert. Manche davon sind dem Making-of unterlegt worden.

Unterm Strich

Die französische Actionkomödie à la Jackie Chan leiht sich Elemente von Bruce Willis-Filmen (\"The Last Boy Scout\") und von Bessons \"Leon der Profi\", verlegt dies alles à la \"Black Rain\" ins Land der Yakuza und macht daraus eine unterhaltsame und stellenweise recht humorvolle Komödie für die ganze Familie. Und wenn Jean Reno nicht schwarzgewandete Gangster im Dutzend schneller umnieten müsste, könnte man den Streifen glatt ab 12 Jahren freigeben.

Michael Matzer (c) 2003ff

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