Die Analphabetin, die rechnen konnte (gebundene Ausgabe) / Jonas Jonasson Testbericht

ab 9,10
Auf yopi.de gelistet seit 11/2013

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Erfahrungsbericht von ugs777

Nachfolgeroman zum Hundertjährigen von Jonas Jonasson hat ebenfalls das Zeug zum Bestseller

Pro:

Der hintergründige Humor, die skurrilen Szenenwechsel, die überraschenden und nicht belegten Geschichtsbezüge und die Aktualität

Kontra:

Manche kommen mit diesem Humor weniger gut klar, aber ich bin mit vielen davon begeistert!

Empfehlung:

Ja

Mitte November erschien der Nachfolgeroman zu „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson auf Deutsch. "Die Analphabetin, die rechnen konnte" kam mit einer Starauflage von 800.000 Exemplaren in die Buchläden und ich bin wirklich ganz begeistert von diesem Buch!

Die junge Numbeko kann zwar nicht lesen, ist aber ein Rechengenie und hebt – obwohl sie im größten Slum Südafrikas lebt – mal kurz die Welt aus den Angeln. Und das als Latrinentonnenträgerin.

Als sie nach einem Unfall zu einem mehrjährigen Arbeitsdienst bei einem einfältigen Ingenieur gezwungen wird, ist Nombeko fast zufällig am Bau nuklearer Sprengköpfe beteiligt. Kurz darauf führt sie gekonnt Verhandlungen mit den Mächtigen der Welt und setzt sich nach einem besonders brisanten Geschäft nach Schweden ab. Dort begegnet ihr ganz unerwartet die große Liebe in Gestalt eines jungen Mannes namens Holger. Diese neue Erfahrung bringt nicht nur Nombekos Leben, sondern nebenbei auch noch die gesamte Weltpolitik durcheinander. Bis sie sich am Ende mit einem König und einem Ministerpräsidenten im Laderaum eines Lieferwagens wiederfindet. Und in diesem Moment schwebt die ganze Welt, wie wir sie kennen, in höchster Gefahr.

Spitzzüngig und mit seinem einzigartigen Humor rechnet Jonas Jonasson in seinem neuesten Roman mit dem Fundamentalismus in all seinen Erscheinungsformen ab. Mit Nombeko hat er eine grandiose Heldin erschaffen, die unfassbar mutig und wunderbar respektlos gegen die großen und kleinen Stolpersteine im Leben ankämpft.

Einige Textausschnitte zum Hineinschnuppern
Jonas Jonasson hat einen hintergründigen, etwas trockenen Humor, der mir sehr gut gefällt und sich sehr gut und leicht lesen lässt. Dafür habe ich hier vier Textbeispiele ausgewählt:

1. Vorster schäumte vor Wut. Der amerikanische Präsident, dieser Erdnusszüchter und Baptist, hatte sich erdreistet, ihn anzurufen und zu behaupten, dass Vorbereitungen für einen Atomtest in der Kalahari-Wüste getroffen wurden. Außerdem hatte er die Koordinaten der exakten Position heruntergerasselt. Diese Anschuldigung entbehrte jeder Grundlage und war ungeheuer beleidigend! Vorster knallte erbost den Hörer auf die Gabel, war aber klug genug, es dabei bewenden zu lassen. Stattdessen rief er sofort in Pelindaba an, um Ingenieur von der Westhuizen aufzufordern, seinen Test anderswo durchzuführen.
„Wo denn?“, fragte der Ingenieur van der Westhuizen, während seine Putzfrau den Boden rund um seine Füße scheuerte.
„Egal, wo, aber nicht in der Kalahari“, sagte der Premierminister Voster.
„Das wirft uns um Monate zurück, wenn nicht gar um ein Jahr oder mehr“, wandte der Ingenieur ein.
„Verdammt noch mal, tun sie gefälligst, was ich Ihnen sage.“

2. „Das war ja haarscharf“ sagte Kleine Schwester, als jeder Verdacht gegen die drei Schwestern fallen gelassen wurde.
„Wollen wir einen neuen versuch starten?“ fragte Mittlere Schwester.
„Dann müssen wir allerdings warten, bis sie neue Hunde besorgt haben“, sagt Große Schwster. „Die alten sind ihnen ja ausgegangen.“
Nombeko sagte gar nichts. Aber sie dachte bei sich, dass ihre Zukunftsaussichten nicht viel rosiger waren als die der Katze des Chefs der Wachmannschaft, die gerade zu krampfen begann.

3. In dieser Sekunde brach über ihren Köpfen Höllenlärm los. Das war Holger 1, der nach seinem knapp sechshundert meter tiefen Fall mit zweihundert Stundenkilometern direktemang durch das marode dach des Lagers krachte – und auf den fünfzigtausendsechshundertvierzig Kissen landete, die zufällig darin lagen.
„Ja … hallo Schatz!“ Die Miene der jungen Zornigen hellte sich auf. „Ich dachte, du bist in Bromma?“
„Lebe ich nochj?“ Holger 1 fasste sich an die Schulter, die nach den Misshandlungen des Vortags der einzige Fleck an seinem ganzen Körper war, der ihm nicht wehtat, nun aber den ersten Schlag abgefangen hatte, als er die Dachziegel durchschlug, die seinem Gewicht und seinem Schwung nicht entgegenzusetzen hatten.
„Sieht ganz so aus“, meinte Nombeko. „Aber wie bist Du denn durchs Dach gekommen?“

4. Während des Mittagessens konnte Nombeko das Honorar, das sie weder verlangt noch angeboten bekommen hatte, vollauf rechtfertigen. Sie hielt ein lebhaftes Gespräch zwischen Präsident Hu, dem schwedischen Ministerpräsidenten, dem Volvochef, dem Electroluxchef und dem Ercssonchef aufrecht – und das tatsächlich fast ohne sich selbst einzumischen. Nur bei ein paar Gelegenheiten rutschte ihr die Zunge aus. Zum Beispiel, als Präsident Hu dem Volvochef zum zweiten Mal für das wundervolle Geschenk gedankt hatte. Diesmal fügte er hinzu, dass die Chinesen selbst nicht so schöne Autos bauen könnten, und Nombeko übersetzte seine Worte nicht, sondern schlug ihm vor, dass sein Land und er Volvo doch gleich komplett kaufen könnten, dann müssten sie nicht mehr neidisch sein.
Oder als der Electroluxchef erzählte, wie man sich für die Vermarktung verschiedener Produkte seiner Firma in China einsetzte und Nombeko die Idee in den Raum stellte, Hu könne in seiner Eigenschaft als Sekretär der Kommunistischen Partei Chinas doch in Erwägung ziehen, all die loyalen Parteimitglieder zu ermuntern, sich Electroluxprodukte zu kaufen.
Diesen Gedanken fand Hu so gut, dass er den Electroluxchef sofort fragte, was für einen Rabatt er sich vorstellen könnte, wenn China eine bestellung von sechsundachtzig Millionen siebenhundertzweiundvierzigtausend Teekochern aufgeben würde.
„Wie viele?“ fragte der Electroluxchef.

Meine Eindrücke zum neuen Roman
Eine scheinbar übertriebene Geschichte mit hineingewobenen historischen Fakten und möglichen Begebenheiten, für die der Autor Quellen dem Leser schuldig bleibt, machen das Buch amüsant und skurril zugleich. Es spielt zunächst in Südafrika und dann in Schweden. Geheimdienste, hohe Diplomatie und die Ablösung des Apartheitsregimes in Südafrika, während Mandela noch im Gefängnis sitzt, sind der Rahmen dieses Romans. Dass sich Geheimagenten aus Israel von einer schwarzen Putzfrau und einem einfältigen Nationalisten in beiden Ländern austricksen lassen, klingt auch unglaublich, aber es gehört zu diesem Buch und passt da gut wirklich gut hinein.

Die Geschichte ist spannend geschrieben, immer am Rande der Glaubwürdigkeit und mit tollen Einfällen, wie der scheinbar ausweglosen Lage doch noch eine neue überraschende Wende beschert werden kann. Bis zum Schluss bleibt es spannend und voller außergewöhnlicher Einfälle.

Was mit der Bombe letztendlich geschieht - bitte selber lesen.

Hintergründe
Das schon angesprochene Vorgängerwerk mit dem Hundertjährigen erschien im September 2009 auf Schwedisch und am 1. September 2011 auf Deutsch. Es entwickelte sich langsam, aber dann ganz machtvoll zum Bestseller. Bis Mitte September waren 2,2 Millionen Exemplare auf Deutsch verkauft, 107 Wochen stand es da auf der Spiegel Bestsellerliste und davon 32 Wochen auf Platz 1.

Es gibt zwei Hörbuchvarianten davon, seit vergangene Montag die deutsche Taschenbuch-Ausgabe und am 13. Oktober 2013 hatte das gleichnamige Theaterstück in Hamburg Premiere. Unter der regie von Eva Hosemann spielt u.a. Jörg Schüttauf im Altonaer Theater. Vorerst sind Auuführungen bis zum 26. Dezember 2013 geplant.

Jonas Jonasson wurde zum Autor des Jahres 2012 vom Fachmagazin BuchMarkt gekürt und das Buch belegte Platz 2 bei „Buch des Jahres 2012“ beim gleichen Medium.

Der neue Jonasson-Roman hat aus meiner Sicht das Zeug dazu, den Erfolg des Vorgängers noch zu toppen!

Über den Autor
Jonas Jonasson, geboren 1961 im schwedischen Vaxjö, arbeitete nach seinem Studium in Göteborg als Journalist und gründete später eine eigene Medien-Consulting-Firma. Nach 20 Jahren in der Medienwelt hatte er Lust auf einen Neuanfang, verkaufte die Firma, schrieb den Roman, über den er schon jahrelang nachgedacht hatte: „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Sein Debut wurde in Schweden – und danach weltweit – zum absoluten Bestseller. Sein zweiter Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ wurde bereits in zahlreiche Länder verkauft und erschien im Herbst 2013 in Schweden. Jonas Jonasson lebt auf der schwedischen Insel Gotland.

Die Analphabetin, die rechnen konnte von Jonas Jonasson
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Originaltitel: Analfabeten som kunde räkna
448 Seiten, gebunden
carls’s books / Random House Gruppe
ISBN 978-3-570-58512-2
Euro 19,99 (D), Euro 20,60 (A), ChF 28,50

34 Bewertungen, 19 Kommentare

  • schottiking

    20.06.2014, 23:04 Uhr von schottiking
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich würde mich über gegenlesungen freuen, liebe grüße :)

  • Besserwisser2014

    18.01.2014, 17:01 Uhr von Besserwisser2014
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Tipp! Danke!

  • Berater

    14.01.2014, 09:30 Uhr von Berater
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für den guten Bericht!

  • anonym

    11.12.2013, 13:35 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW... Liebe Grüße Edith und Claus

  • Clarinetta2

    10.12.2013, 17:55 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: besonders wertvoll

    das steht auf meiner leseliste-ich bin gespannt darauf-bw-

  • anonym

    09.12.2013, 12:39 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    auch wenn mich das Buch nicht reizt

  • anonym

    09.12.2013, 12:17 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und LG

  • Gi22Fr

    08.12.2013, 22:04 Uhr von Gi22Fr
    Bewertung: besonders wertvoll

    Schönen Advent wünsche ich!

  • rainbow90

    08.12.2013, 21:37 Uhr von rainbow90
    Bewertung: sehr hilfreich

    Über einen Besuch würde ich mich sehr freuen. LG

  • anonym

    08.12.2013, 18:49 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    LG Damaris

  • rainbow90

    08.12.2013, 16:47 Uhr von rainbow90

    Sehr hilfreicher Bericht. LG

  • monagirl

    08.12.2013, 15:11 Uhr von monagirl
    Bewertung: besonders wertvoll

    Mona lässt dir liebe Grüße da.

  • geligiraffe

    08.12.2013, 13:10 Uhr von geligiraffe
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh dein Bericht. Lg Angelika

  • minasteini

    08.12.2013, 12:32 Uhr von minasteini
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich. Über eine Gegenlesung würde ich mich sehr freuen. LG Marina

  • bella.17@live.de

    08.12.2013, 12:27 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    Annabelle sendet dir liebe Grüße.

  • mausi1972

    08.12.2013, 11:42 Uhr von mausi1972
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lieben Gruß...Marion

  • Lale

    08.12.2013, 00:05 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *+*

  • monagirl

    07.12.2013, 23:56 Uhr von monagirl

    Mona lässt dir liebe Grüße da.

  • anonym

    07.12.2013, 23:53 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und LG