Clatronic HSM 2685 Testbericht

Auf meinem Mitgliedsfoto ist andeutungsweise zu sehen, dass die Zeiten der schulterlangen und leicht gelockten blonden Haarpracht schon einige Zeit vorbei ist. Was nicht ganz so und glücklicherweise zu sehen ist, ist die Tatsache, dass egal nun welchen Frisurstil ich wählen würde, die naturgegebene altersbedingte Tonsur nicht wegzudiskutieren wäre. Da ist einfach nix, und dann auch noch mitten drauf.

Da ist nun nicht wirklich ein geistiges Genie von Nöten, um aus der Not eine mehr oder minder gut aussehende Tugend - also einen 3 mm Rundumschnitt sozusagen - zu machen.
Das ist auch die Frisur, die mein Antlitz nun seit einigen Jahren umgibt.


In den 10 Jahren diese Frisurfestlegung habe ich einige Haarschneidemaschinen verschließen, was grundsätzlich daran liegt, dass auch bei guter Pflege die Scherköpfe auch nach längerer Zeit stumpf werden und der Nachkauf von Ersatzscherköpfen lohnt in der Regel nicht, kosten diese doch fast so viel wie ein Neugerät, wenn denn überhaupt Ersatzteile lieferbar sind.

Die Alte muss weg

Nach vier Jahren der treuen Dienste meiner Remington Titanium Haarschneidemaschine hat sich der 3mm Plastikaufsatz einfach so verabschiedet. Vier Jahre lang habe ich mit dieser Maschine jede Woche einmal die Haare auf dem Kopf auf 3 mm gestutzt. Damit wurden also über 200 mal das für den Scherkopf nicht ganz unproblematisch Haupthaar geschoren. Alle Achtung, vor allem deshalb, weil die Maschine eigentlich noch sehr gut das haar abbekommen hat. Aber eben der entsprechende Aufsatz ist nicht solo lieferbar, was den Techniktod der Remington bedeutet.

Eine neue muss her - die Auswahl
Wer auf dem flachen Land wohnt, hat gewisse Probleme von Großstädtern nicht. Darunter fällt nicht nur das angeblich andere Paarungsverhalten, darüber soll nicht gesprochen werden. Eher gemeint ist damit die Tatsache, dass man eben auf dem flachen Land nicht viel Zeit damit vergeudeten muss, hundert verschiedene Geräte im Geschäft vor Ort vergleichen zu müssen.

Nein
Bei uns ist das einfacher: Zwei Haarschneider waren da, einer für sage und schreibe 6,99 Euro, der andere für 39,99 Euro.
Zwei Probleme spielten bei der Auswahl eine Rolle:

a) Der alte Haarschneider ist mir mitten in der Rasur kaputt gegangen. Ich bin also kurzzeitig mit einem recht kecken Haarschnitt durch die Gegend gelaufen.
b) Die alte Maschine hat mich 15 Euro gekostet. Für mich ein Grund, die billigere Variante zu wählen.


Clatronic als Hersteller niedrigpreisiger Elektronikartikel hat derzeit vier Haar- bzw. Bartschneider im Sortiment, der Clatronic 2685 ist dabei das billigste Gerät.
Lieferumfang

Im Lieferumfang enthalten sind:
4 Kammaufsätze für den Scherkopf für unterschiedliche Schnittlänge, dass bedeutet also, dass eine variable Schnittlängeeinstellung nicht möglich ist (Aufsätze für 3, 6, 9, 12 mm )* 1 kleiner Reinigungspinsel / Bohrspinseln, um den Scherkopf und Aufsatz von Haaren zu reinigen

* 1 Scherkopfschutz, der bei Nichtverwendung auf den Scherkopf gesteckt werden soll
* 1 Kleinsttube Spezialöl zum Ölen des Scherkopfes

* 1 Kamm
Damit erfüllt Clatronic im Grunde die Standardausstattung aller anderen einfachen Schermaschinen auf dem Markt, so z.B. die von Babyliss.

Kabelgerät oder A kkugerät - Auswahl
Grundsätzlich sind bei Haar- bzw. Bartschneidern zwei Gerätetypen auf dem Markt. Die billigste Variante stellt das kabelgebundene Gerät dar, die jeweils teurere das Akkugerät.
Akkugeräte sind deutlich flexibler, weil kein Kabel den Einsatz des Gerätes nicht behindert.
Wichtiger aber ist die Tatsache, dass akkubetriebene Geräte deutlich geringere Vibrationen abgeben. Wer täglich mehrfach mit solchen Geräten arbeiten muss, wird deshalb kaum ein kabelbetriebenes Gerät wählen, zu belastend wäre dies tatsächlich für die Hand bzw. das Handgelenk.
Für die einmalige Rasur in der Woche freilich lohnt ein teures Akkugerät wohl kaum, da kann man sich auch mit einem Kabel arrangieren.

C L A T R O N I C 2685 - im Mittelalter erfunden, in der Jetztzeit verkauft ?

Das Clatronic 2685 ist ein sehr billiges Kabelschergerät, das man gerade 6,99 Euro gekostet hat.
Wie oben schon beschrieben, ist der Lieferumfang im Standard.
Die Packung des Gerätes kündigt großes an:

Dersolebst soll das Gerät den Kunden durch
* einen Präzisionsscherkopf

* einen kraftvollen Motor
* Ergonomisch geformtes Gehäuse

begeistern.
Leider kann das nicht einer der angekündigten Punkte.

Woran liegt`s? Oder: Haarschneider mit Epiliereffekt
Der mangelhafte Motor

Zugegebener Maßen ist der Motor des Schergerätes sehr leise, zumindest für ein Kabelgerät. Es summt fröhlich vor sich hin, wenn man es ohne Haarkonfrontation laufen lässt. Trifft es allerdings auf Haare, wird der Tonfall freilich etwas lauter und aggressiver. Beides kann das gerät aber nicht positiv für den Haarschnitt nutzen.
Da man mit dem Clatronic 2685 recht lange braucht - ca. drei Mal so lange wie mit dem Vorgängergerät - seine Haare zu stutzen, wird das Gerät sehr warm. Der Motor muss mit höchster Kraft arbeiten und das über eine langen Zeitraum.
Die Hitze, die dabei entsteht, ist deutlich spürbar und wirkt irritierend.
Scherkopf und Antrieb

Der Motor ist deutlich zu schwach ausgelegt, was man daran merkt, wenn der Scherkopf aufs haar trifft. Das tut nämlich irre weh, denn anstatt die haare zu schneiden, schafft es der Scherkopf nicht und die Haare hängen im Gerät fest. Und dabei man freudig die Maschine hin und her schiebt, zwirbelt es ganz erheblich. Nicht ein Schnitt lässt sich mit dem gerät ohne hängenbleibende Haare auf die Kopfhaut legen.
Dazu kommt die erstaunliche Tatsache - als wären Haarschneidemaschine eine brandneue Erfindung, bei der man noch mit Babykrankheiten rechnen müsste -, dass Aufsatz und Scherkopf nicht passgenau zusammenpassen. Der Aufsatz hindert den Scherkopf dabei, gut zu vibrieren, also beide Schneidflächen, die horizontal zueinander sich gegenläufig bewegen.
Der Aufsatz unterbindet erstaunlicherweise eben diese Grundvoraussetzung für einen sauberen Schnitt.
Durch zwei einfache Tricks - für ein Neugerät ebenfalls ungewöhnlich - lassen sich die Haare dennoch stetig und langsam und nicht schmerzfrei vom Kopf entfernen:

Zum einen muss der Aufsatz leicht versetzt auf den Scherkopf aufgebracht werden, dass er auf einer Seite leicht übersteht. Damit setzt das Plastik direkt auf einem Dorn auf und kann nicht den Scherkopf blockieren.
Als zweite Maßnahme hilft nur, die Maschine mit dem Scherkopf fest aufzudrücken.
Das fördert die Durchblutung, sodass man nach der Schur recht rotköpfig durch das haus rennt.
Zudem: Die Geräusche, die der gequälte Geist bei dieser Tortur von sich gibt, könnten Anlass sein für diverse eheliche Missverständnisse, so z.B., dass der Partner in flagranti erwischt werden könnte. Und dabei versucht der nur eine 3mm Schnitt hinzubekommen.
Das "ergonomische Design" des Gehäuses
Junge, da muss in der Planungsabteilung bei Clatronic aber so einiges abgehen, wenn dieses Gehäuse ergonomisch, also gut in der Hand liegend, angepriesen wird.
Da der Haarschnitt recht lange dauert aufgrund einer lächerlichen Schnittleistung, wird das um den Antrieb herum geformte Plastikgehäuse recht unangenehm in der Handhabung. Kurz in der Länge ist der Durchmesser an der dicksten Stelle des Gehäuses freilich deutlich zu wuchtig geraten. Ermüdungserscheinungen in der Hand - ja, lacht nicht, es dauert halt seine Zeit-, und ein unangenehmes Druckgefühl in Verbindung mit der Wärme wirken sehr unangenehm.
G E R Ä T E D A T E N (Herstellerauszug!)

HSM 2685 Haar-/Bartschneidemaschine
• Präzisions-Scherkopf
• Edelstahl-Klinge
• Regulierbare Schnittlänge
• Kraftvoller Motor
• Ergonomisch geformtes Gehäuse
• Zubehör: 4 Kammaufsätze, Frisierkamm, Reinigungsbürste, Spezialöl, Scherkopfschutz
• Aufhängeöse
• 230 V, 50 Hz, 10 W
EAN: 4 006 160 711 332
http://www.clatronic.de

F A Z I T
Das Clatronic 2685 Haarschneidegerät ist der Hammer. Natürlich kann man sagen, dass man für 6,99 Euro nicht die Welt erwarten darf.
Aber klar ist, dass ein Gerät schon das können sollte, für das es hergestellt wurde bzw. für den Verwendungszweck es in die Ladentheke gekommen ist.
Der Motor ist deutlich zu schwach, schafft selbst den spärlichen Bewuchs auf meinem Kopf nicht.
Das Haarschneiden tut sau weh, auch das sollte nicht sein.
Bei diesem Unvermögen, seinen Bestimmungszweck zu erfüllen, tröstet noch nicht einmal der Schnäppchenpreis über die Schmerzen hinweg.
Erstaunlicher aber ist noch, dass das Gerät seit 2003 auf dem Markt ist.

Von mir gibt es den obligatorischen Muss - Stern und keine Empfehlung.
Wenn eine Empfehlung, dann dafür, das gerät schleunigst aus dem Programm zu nehmen.
Ich habe meine Lektion gelernt, der Remington Titanium ist schon bestellt.
6,99 Euro raus geworfen, alternative Verwendungsmöglichkeiten: Keine!

Michael
(Keine Panik, es tut schon nicht mehr (so) weh!