Die Tore der Welt (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht

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ab 9,40
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Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  sehr spannend
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  gering
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Gering

Die Säulen der Erde Teil 2

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Jahre ist es her, dass Ken Follett mit "Die Säulen der Erde" den historischen Roman schlichtweg veröffentlicht hat. Nachdem er mit seinen Büchern danach das Thema nie wieder aufgegriffen hat, konnte man kaum mehr mit einer Fortsetzung rechnen.
Diese ist aber nun als Hardcover für knapp 25 Euro im Buchhandel zu haben.

Inhalt
Wie auch die Säulen der Erde handelt das buch "Die Tore der Welt" in Kingsbridge. Die Handlung beginnt 1327 und endet in den sechziger Jahren desselben Jahrhunderts Merthin und Ralph, Nachfahren von Tom Builder, wachsen als Söhne eines verarmten und von den Gaben der Mönche der Priorei abhängen Ritter auf. Ralph allerdings geht bald in die "Ritterlehre" bei Graf Roland, Merthin wird Lehrling beim Zimmermann Elfric.
Schon früh lernt Merthin Caris kennen, eine junge Kaufmannstochter, der allerdings viel an ihrer Selbständigkeit liegt.
Gemeinsam werden sie als Kinder zeuge eines Kampfes, bei dem ein Ritter von zwei Wachen der Königin gestellt wird und der Ritter diese Tötet. Thomas, später Mitglied des Klosters, nimmt Merthin das Versprechen ab, nichts über den Kampf und nichts über den Brief zu erzählen, den er mit sich führt.
Auch Gwenda wird Zeugin dieses Zwischenfalles, selbst Mädchen eines Habenichts und Taugenichts, schon in jungen Jahren von ihrem Vater zum Stehlen animiert.
Godwyn, Vetter von Caris, tritt früh in das Kloster ein und wird nach dem Tode seines Onkels selbst Prior von Kingsbridge, ohne freilich die charakterlichen Fähigkeiten für diesen Posten mitzubringen. Da das Frauenkloster und das Männerkloster auf dem gleichen Grundstück untergebracht sind, schafft es Godwyn recht schnell, die klösterliche Gemeinschaft zu zerstören.
Merthin wird zwischenzeitlich zu einem begnadeten Zimmermann während Ralph als Knappe versucht, soviel Aufmerksamkeit zu erregen, das der Ritterschlag bald folgen soll.
Innerhalb kürzester Zeit zerbricht allerdings die Zeit der Harmonie.
Ralph wird zwar ein Herr, muss allerdings nach der Vergewaltigung einer Hörigen fliehen, da er zum Tode verurteil wird. Grundsätzlich zur Grausamkeit neigend wird er Raubritter, wird aber auch hier gefasst und kann nur aufgrund einer Amnestie des Königs, der jeden von Strafe befreit, der mit ihn in den Krieg gegen Frankreich zeiht.
Auch Merthin und Caris müssen ihr Leben neu planen: AM Tage vor der geplanten Hochzeit wird Caris gezwungen, ins Kloster zu gehen, damit sie der von Godwyn fingierten Anklage wegen Hexerei entgehen kann. Merthin verlässt daraufhin England und geht nach Florenz, wo er ein reicher und angesehenere Baumeister wird.
Gwenda schafft es, den von ihr angebeteten Wulfric heiraten zu können. Nach einem Streit zwischen den Beiden zu der Zeit, in der letztere Knappe war, hasst Ralph den Bauern. Und genau das lässt Ralph Gwenda und Wulfric spüren.
Gwenda lässt sich dazu verleiten, sich einmal Ralph hinzugeben, damit dieser Wulfric sein land belässt, doch Ralph hält das ihr gegebene Versprechen nicht ein. Er weiß aber nicht, dass das Spiel nicht ohne Folgen geblieben ist.
Mit dem Einfall der Pest ändert sich wiederum das Leben aller: Merthins Frau stirbt an der Pest und er kehrt mit seiner Tochter nach Kingsbridge zurück.
Caris kümmert sich nun als Priorin um die Pflege der pestkranken während es Ralph schafft, ein herzloser und grausamer Graf zu werden.

Dennoch: Wie in den Säulen der Erde, siegt natürlich auch zum Schluss wieder die Gerechtigkeit - und die Liebe!
Akzente

Mit fast 1,4 kg Gewicht und über 1100 Seiten hat Ken Follett allein von der Masse her wieder eine opulenten historischen Roman vorgelegt, der nur auf den ersten 100 Seiten Schwierigkeiten hat, den Leser zu fesseln. Das mag auch daran liegen, dass man als Leser auch Jahre nach dem Erstling beim Nachfolger Parallelen sucht, die eigentlich nur durch den Handlungsart gegeben sind. Dennoch fesselt die Handlung zunehmend mehr.
Natürlich bedient sich Follett auch in diesem buch wieder den gewohnten und Erfolgreichen Prinzipien seiner historischen Romane: Es gibt ein klar erkennbares Gut und Böse, so Merthin und Ralph als gegensätzliche Charaktere, der eine gutmütig und verzeihend, der andere brutal, wenig helle, dafür aber durchtrieben.
Zwei Kuckuckskinder spielen für die Handlung eine wichtige Rolle. Zum einen das Kind von Gwenda, Sam, aber auch das recht spät im hohen Alter gezeugte Kind von Merthin und der Frau Ralphs. Beide Kinder beeinflussen die Handlung bei der jeweiligen Entdeckung enorm.

Figuren
Merthin
Merthin ist der rechtschaffene, sanftmütige und ehrliche Sohn, der aufrichtig seine Caris liebt und sich schwer tut, dass sie zwangsweise ins Kloster eintreten muss. Zwei Lieben bestimmen sein Leben: Die zum Bauen und die zu Caris.
Er ist der ausgeleichende Charakter, der Zwist zu vermeiden sucht, der Lösungen präsentiert, der vor Esprit sprüht.

Ralph
Der ungleiche Bruder von Merthin, deutlich weniger hell, deutlich mehr durchtrieben, boshaft, Hass getrieben und brutal. Als "Berufssoldat" ist das Schänden, das Morden, das Quälen für ihn normales Handwerkszeug und so regiert er auch seine Grafschaft. Ein kaufmännisch denkender Grundherr ist er nicht, die Untergebene bekommen die Rute zu spüren

Caris
Der Trotzkopf der Handlung, nach Selbstbestimmung gierend, muss sie doch mit der Männerwelt ihre Kompromisse schließen. Caris will Ärztin werden und zwar eine, die wirklich heilen kann.
In ihrer Art nimmt ihr Einfluss im Kloster und damit in der Stadt immer mehr zu. Und dennoch kann sie von der Liebe zu Merthin nicht lassen.
Caris und Merthin repräsentieren das klar Gute, die ohne Hintergedanken gutes bewirken wollen, altruistisch sind etc.


Godwyn
Minderbemittelter doch durchtriebener Prior, der vor Ehrgeiz zerfressen wird, der aber zielstrebig Fettnäpfchen aufsucht, um sich darin zu suhlen. Neben Ralph zählt er zu den klar Bösen. Das wird schon deutlich dadurch, wie er den Posten des Priors erhält. Treibkraft ist vor allem seine Mutter, die bis ins hohe Alter die Strategien für ihn ausdenkt.
"Die Tore der Welt" und die Geschichte

In Romanform Geschichte repräsentieren zu wollen ist der einfachsten Übung nicht. Anders freilich als bei Populärveröffentlichungen zu geschichtlichen Fragen wird dem Roman ein deutlich höheres Maß an historischen Freiheiten eingeräumt. In der recht klar definierten Rechte hierachie des Mittelalters wäre so mancher Trotzkopf wie Caris oder Merthin nur schwerlich vorstellbar. Dass solche Persönlichkeiten natürlich immer dort auftreten, wo eben ein historischer Roman handelt, ist dagegen selbstverständlich. Dass freilich die Rolle der Frau klar geregelt war, dass vor allem nur Frauen der oberen Schichten individuellen Neigungen und auch Größe entwickeln durften, darf nicht vergessen werden.
Dennoch gibt auch dieser Roman die Möglichkeit, vergangenen Wirklichkeit in Ansätzen zu vergegenwärtigen, zumindest so, wie sie der Autor in Teilen recht nah an der wissenschaftlichen Deutung vornimmt. Für den Historiker mag da problematisch sein, dass eben diese Geschichtsbilder in den Köpfen der Leser verfestigt werden und das Bild auf Geschichte ausmachen. Zu Fragen wäre da aber sicherlich, ob ein in Teilen triviales Geschichtsbild besser oder schlechter ist als überhaupt keines.

Fazit

Lesefutter für die Fans historischer Romane mal wieder auf dem höchsten Niveau - dass kann für knapp 25 Euro mit dem neuen Buch von Ken Follett "Die Tore der Welt" erworben werden. Nicht ganz neuartig im Aufbau sondern eher den Vorgänger nachahmend entsteht doch nach einer Einlesungsphase das altbekannte Lesefieber, dass das recht schwer geratenen Buch kaum mehr aus der Hand wandern lässt.
Zwar ist in diesem Buch erstaunlich, dass das Lektorat nicht ganz 100% gearbeitet zu haben scheint, mal wird aus dem Prior ein Erzbischof oder aber ein Name wird vertauscht, aber solche Verwechselungen tauchen nur zweimal auf - sind aber ungewohnt.
Auch das dünn geratene Papier, dass das Umblättern etwas mühselig macht kann den inhaltlichen Genuss nicht stören.
Von mir gibt es für dieses Buch die Höchstnote.

Michael

69 Bewertungen, 27 Kommentare

  • werder

    22.03.2009, 14:43 Uhr von werder
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön berichtet! LG aus Hannover!

  • tipsi3

    11.08.2008, 16:53 Uhr von tipsi3
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe grüße von tipsi3

  • Estha

    10.08.2008, 15:15 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße

  • ingoa09

    13.07.2008, 15:21 Uhr von ingoa09
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich! Gruß Ingo

  • Baby1

    11.07.2008, 08:58 Uhr von Baby1
    Bewertung: besonders wertvoll

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Striker1981

    09.07.2008, 23:50 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER`

  • anonym

    06.07.2008, 03:27 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    hey etwas zuviel verraten (Schluß siegt...) aber ein 1A Bericht, BW

  • l.x.klar@gmx.net

    27.06.2008, 00:10 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    grusss

  • Mondlicht1957

    06.05.2008, 22:31 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich liebe Grüsse

  • HEIDIZ

    02.05.2008, 19:54 Uhr von HEIDIZ
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse, das muss ich auch noch unbedingt lesen. GLG HEIDIZ

  • ronald65

    02.05.2008, 13:00 Uhr von ronald65
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw

  • Mundi

    02.05.2008, 02:44 Uhr von Mundi
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg mundi

  • frankensteins

    01.05.2008, 23:32 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ken Follet, einsame spitze finde ich, toller Bericht lg

  • Narcottic

    17.04.2008, 15:16 Uhr von Narcottic
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und schön auch dich hier zu treffen. lg

  • Miraculix1967

    10.04.2008, 00:02 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut gemacht! SH und LG Miraculix1967

  • UnserMargret

    09.04.2008, 22:57 Uhr von UnserMargret
    Bewertung: sehr hilfreich

    lieben Gruß

  • Tutule

    09.04.2008, 20:54 Uhr von Tutule
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht. LG

  • kreinsch2

    09.04.2008, 15:51 Uhr von kreinsch2
    Bewertung: sehr hilfreich

    lieben Gruß

  • PaterBrown

    09.04.2008, 01:52 Uhr von PaterBrown
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...echte Bildungslücke... habe von Follett bisher nix gelesen... LG Günther

  • anonym

    09.04.2008, 01:17 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, lg willi

  • campino

    09.04.2008, 00:24 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - lg andrea

  • zauberfuchsi

    09.04.2008, 00:24 Uhr von zauberfuchsi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lieber Gering, ich finde Deinen Bericht SEHR HILFREICH und SEHR VERSTÄNDLICH, ich wollte mir dieses Buch vor einigen Tagen kaufen, jetzt überlege ich erneut und werde wohl bald "zuschlagen"! Schönen, stressfreien Abend noch! JeNnY, bzw. zAuBeRfUc

  • morla

    09.04.2008, 00:17 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. petra

  • Jerry525

    08.04.2008, 23:05 Uhr von Jerry525
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lg Jerry

  • Bunny84

    08.04.2008, 22:43 Uhr von Bunny84
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg Anja

  • sindimindi

    08.04.2008, 22:41 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Historiker tun sich immer schwerer mit historischen oder historisierenden Romanen - aber Follett ist schon ein Könner, keine Frage! LG, Roland

  • barbu

    08.04.2008, 22:15 Uhr von barbu
    Bewertung: sehr hilfreich

    toll verfasst...weiter so! PS: würd mich freun wenn du auch mal bei mir reinschaust.LG