Die Tore der Welt (Taschenbuch) / Ken Follett Testbericht
- Handlung:
- Niveau:
- Unterhaltungswert:
- Spannung:
- Humor:
- Stil:
Erfahrungsbericht von AChristoteles
Auf Säulen folgen Tore
Pro:
Spannend Gute Zeichnung der Charaktere
Kontra:
Nun, nichts
Empfehlung:
Ja
Die Frage ist nur: Wie schreibt man eine Fortsetzung zu einem Buch, wenn er eigentlich gar nicht fortsetzbar ist. Schließlich durfte man in "Die Säulen der Erde" den kompletten Lebensweg der Hauptfiguren von ihren jungen Jahren bis ins hohe Alter verfolgen.
Die Antwort: Gar nicht. Follett nahm als Verbindung zum Bestseller den Handlungsort - die englische Kleinstadt Kingsbridge und die Priorei - ca. 2 Jahrhunderte später und erzählt die Lebensgeschichte der Nachfahren der Hauptfiguren aus "Die Säulen der Erde". Doch was im ersten Moment wie ein lauer Aufguss klingt, weiß spätestens aber den ersten Seiten zu begeistern. Und nachdem man alle 1294 Seiten durch hat, kann man nur eines festhalten: Follett hat seinem erfolgreichen Roman ein nicht minder qualitatives Werk hinzugefügt.
Ken Follett über "Die Tore der Welt" (Klappentext)
"Ich konnte keinen weiteren Roman über den Bau einer Kathedrale schreiben, denn das wäre dasselbe Buch gewesen. DIE TORE DER WELT ist in derselben Stadt angesiedelt, etwa 200 Jahre später und handelt von den Nachkommen der Hauptfiguren in DIE SÄULEN DER ERDE. Die Kathedrale und die Priorei sein erneut das Zentrum von Liebe und Hass, Stolz und Gier, Ehrgeiz und Rache. Doch im Herzen der Geschichte steht der Schwarze Tod, die Pest, die im 14. Jahrhundert die Hälfte der Bevölkerung Europas dahinraffte - die größte Naturkatastrophe der Menschheit."
Handlungsaufbau
Wie auch schon "Die Säulen der Erde" schildert Follett den Lebensweg seiner Protagonisten über mehrere Jahrzehnte hinweg. Follett beginnt im Jahr 1327 und erzählt bis 1361 - also insgesamt 34 Jahre. "Die Tore der Welt" ist in insgesamt 7 Hauptkapitel unterteilt. Innerhalb jedes Hauptkapitels erzählt Follett mehrere Monate ehe er einige Jahre bis zum nächsten Hauptkapitel überspringt. Die einzelnen Hauptkapitel sind unterschiedlich lang (zwischen 100 und 250 Seiten).
Handlung
Wir befinden uns im 14. Jahrhundert in der Stadt englischen Stadt Kingsbridge, als die Hauptfiguren im Kindesalter erstmals aufeinannder treffen. Da sind Ralph und Merthin, die zwei Söhne eines verarmten Ritters - und unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Ralph weist eine grobschlächtige, brutale und auch leicht dümmliche Art an den Tag, während seiner Bruder gewitzt, nachdenklich und kreativ ist. Ralph möchte ein Ritter werden um den Familiennamen wieder herzustellen, während Merthin bald sein Geschick als Architekt entdecken wird. Sie treffen auf das Mädchen Caris, die Tochter des größten Kaufmanns in der Stadt. Caris sieht sich selbst nicht als dazu bestimmt, nur Hausfrau und Mutter zu sein sondern träumt davon, Ärztin zu werden. Weiterhin das Mädchen Gwenda, dessen Vater ein Tagelöhner und Gauner ist und es kaum schafft, die Familie am Leben zu erhalten. Sie träumt von einem besseren Leben.
Und da ist ja auch noch Godwyn und seine Mutter, ehrgeizig und kaltherzig. Godwyn will der Prior des großen Kingsbridger Klosters werden - um jeden Preis.
Doch zunächst werden die vier Kinder beim Spielen in den Wäldern rund um Kingsbridge Augenzeuge, wie ein scheinbar Verfolgter Krimineller zwei Soldaten des Königs ermordet, weil er ein geheimnisvolles Dokument nicht herausrücken will. Sie werden entdeckt; Ralph, Gwenda und Caris können entkommen, doch Merthin muss sich dem geheimnisvollen Unbekannten stellen. Dieser Unbekannte ringt ihm das Versprechen ab, niemand den Ort des geheimnisvollen Dokuments zu verraten, welches er im Wald vergräbt.
In den folgenden Hauptkapiteln wird der Lebensweg der vorgestellten Kinder nach und nach erzählt. Da haben wir Merthin, welcher gegen die Engstirnigkeit der etablierten Handwerker, seine (damals) revolutionären Bauweisen durchsetzen will, und er sich nichts sehnlicher wünscht, als Caris zu ehelichen. Eben jene Caris liebt Merthin von ganzem Herzen, versucht sich aber trotz aller Hindernisse als emanzipierte Frau gegen eine Männer dominiert Welt durchzusetzen. Weiterhin ist da Ralph, der es bis zum Ritter und Freiherr bringt und seinen Charakter immer grausamer und sadistischer gedeihen lässt. Und Godwyn, welcher tatsächlich zum Prior aufsteigt und schéinbar alle Ideale verliert, die er als junger Mönch hätte. Ferner Gwenda, welche fest zu ihrem Mann Wulfric hält, obwohl dieser durch seinen Herrn Ralph mehr als eine Demütigung hinnehmen muss.
Die Pest - wie sie Follett in seinem Klappentext erwähnt - taucht erst ab ca. der Mitte des Buches auf. Hier wird geschildert, wie Merthin und Caris versuchen, die Krankheit zu behandeln, sie aber gegen den Widerstand der übermächtigen Kirche treffen, welche in der Pest eine Strafe Gottes für die Sünder sehen...
Mehr möchte ich euch bis jetzt nicht verraten, ich hoffe aber dieser kurze Handlungsabriss hat ein wenig Neugierde auf das komplette Buch geweckt.
Kritik
Mein Rat vorweg: Nehmt euch Urlaub. Oder ein Wochenende. Oder zumindest einen freien Tag.
Denn ich habe dies nicht getan. Die Folge war: Jede Nacht las ich das Buch so lange, bis mich der Schlaf übermannte, denn ich konnte "Die Tore der Welt" einfach nicht beiseite legen. Eine ganze Woche war ich auf der Arbeit doch recht müde und musste dann einen Sonntag fast ganz durchschlafen, um mein Defizit wieder auszugleichen. Danke, Mr. Follett ;).
Ernsthaft: Follett kann erzählen. Das konnte er schon bei "Die Säulen der Erde" und "Die Tore der Welt" stehen dem Vorgänger in nichts nach. Follett hält seinen Spannungsbogen konstant aufrecht und tritt die Geschichte dann manchmal doch auf der Stelle, folgt eine Wendung, welche den Leser wieder neugierig macht. Natürlich macht Follett nichts anderes, als es sämtliche Drama- und Soap Serien machen: Ein permanentes "Fortsetzung folgt". Aber da Follett jeden einzelnen seiner Protagonisten - deren Schicksale auf die ein oder andere Art miteinnander verwoben sind - unglaublich gut zeichnet, kann man ihm dies nicht verübeln.
Follett schafft es zudem ein glaubwürdiges Bild jener Zeit zu erschaffen. Im Gegensatz zu anderen Autoren hat er es verstanden, seine Figuren nicht nur in jener Zeit agieren zu lassen, sondern sie auch Teil jener Zeit sein zu lassen: In ihrem Handeln, ihrem Denken, ihrer Art zu reden und in ihren Wertevorstellungen. So z.B. ist es für seine Hauptfiguren ganz selbstverständlich, nur zweimal im Jahr zu baden - im Gegensatz zu heutigen Menschen.
Ein einziges, kleines Minus - trotz der gelungenen Zeichnung - erhält Follett in seiner Figuren Konstellation. Denn im Endeffekt sind die Hauptprotagonisten in "Die Tore der Welt" charakterlich entsprechend den Figuren in "Die Säulen der Erde". Ralph ist ebenso sadistisch und sexbessessen wie der Baron von Hayleigh, Merthin ist ebenso kreativ und unbeugsam wie Jack und die Caris hat dieselbe "emanzipierte" Ader wie Aliena. Doch wenn eine Selbstkopie so gut ist, wie in "Die Tore der Welt" kann man schwerlich, etwas dagegen sagen.
Aufmachung / Preis / Daten
Edle Gesaltung mit roter Lesekordel und mit mittelalterlich wirkenden Illustrationen auf dem Cover-Umschlag versehen. Der dicke Wälzer ist ein richtiger Hingucker im Bücherregal.
Seiten: 1294
Verlag: Gustav Lübbe Verlag (www.lübbe.de)
Preis Hardcover: 24,99 (Stand heute bei amazon.de)
Preis broschierte Ausgabe: 12,99 (Stand heute bei amazon.de)
Ebenfalls als 12 CDs umfassendes Hörbuch erhältlich.
Fazit: Es scheint unmöglich, doch Ken Follett hat es tatsächlich geschafft, seinem Bestseller "Die Säulen der Erde" einen würdigen Nachfolger zu schaffen. Die Charaktere sind gut getroffen, die Geschichte hält bis zum Schluss die Spannung und lässt den Leser nicht eher das Buch weglegen, ehe er sämtliche 1294 Seiten durch hat.
56 Bewertungen, 14 Kommentare
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09.02.2013, 13:45 Uhr von Alice09
Bewertung: besonders wertvollschöner Bericht. :) Lg
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26.01.2010, 16:47 Uhr von fantagirlie
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße und einen schönen Dienstag wünsche ich Dir
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24.01.2010, 13:00 Uhr von Bunny84
Bewertung: sehr hilfreichDu hast bei mir gelesen also habe ich auch bei dir gelesen. LG BUNNY84
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20.01.2010, 02:25 Uhr von Lale
Bewertung: besonders wertvollAllerbesten Gruß
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19.01.2010, 21:46 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße, Anett
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19.01.2010, 19:46 Uhr von liebes35
Bewertung: besonders wertvollSehr gut beschrieben vorallem alles wichtige vorhanden, super. LG Steffi
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19.01.2010, 18:11 Uhr von Miraculix1967
Bewertung: sehr hilfreichPrima Bericht! LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967
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19.01.2010, 17:57 Uhr von cleo1
Bewertung: sehr hilfreichEine schöne Buchpräsentation. LG cleo1
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19.01.2010, 17:19 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüße Sarah
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19.01.2010, 14:19 Uhr von senora
Bewertung: sehr hilfreichGut berichtet und lieben Gruß
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19.01.2010, 09:54 Uhr von minasteini
Bewertung: sehr hilfreichSh von mir. LG Marina
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19.01.2010, 09:32 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichgutes Buch welches aber Längen hat, einwandfreier Bericht, Guten Morgen :-)
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19.01.2010, 07:07 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichSchön Berichtet ... Lg Sigi
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19.01.2010, 01:24 Uhr von kongostar
Bewertung: sehr hilfreichSchön geschrieben . Weiter so und eine schöne Woche.
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