Karnak-Tempel Testbericht

ab 14,78
Auf yopi.de gelistet seit 04/2008

5 Sterne
(4)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von ChAosNETTE

Über die kollosale Kunst des Bauens

Pro:

Monumentale Kunst des Bauens

Kontra:

Gegen Karnak spricht nichts. Die Kosten der Erhaltung sind allein für Ägypten wohl viel zu hoch.

Empfehlung:

Ja

„Wie schön ist der Tempel des Amun, wenn der Tag mit Feiern vergeht, wie eine berauschende Frau, die draussen vor ihrem Zimmer sitzt mit offenen Haaren auf ihrem schönen Busen“
(Grabinschrift aus der Ära Ramses II.)



KARNAK

Welch Name für das grösste altägyptische Bauwerk schlechthin.


KARNAK

Es ist DER Tempel aller Tempel. Es ist die Tempelanlage Ägyptens, an der am längsten gebaut wurde, die über viel Jahrtausende und mehrere Dynastien erweitert, umgebaut, neu gestaltet, grösser und weiter wurde. Jeder Pharao, der an die Macht kam, wollte ein Stück seiner Person in dieser Tempelanlage verewigt sehen. Ca. 100 Hektar Land wurde für die Bauten verwendet – für die Tempelanlage von


KARNAK


Die Sonne geht auf über der Pharaonenstadt Theben und dem Tempel von Karnak. Er steht am östlichen Nilufer. Von ihm aus hat man den weiten Blick in die Flussebene und über das ganze Land gen Westen, dort, wo die Vorfahren ihre Ruhestätten haben, dorthin, von wo aus die Väter der Väter ihre göttlichen Missionen begannen.


Reges Treiben bereits am frühen Morgen in Karnak. Zu allen Zeiten, in allen Dynastien waren es die Priester, die diese Tempelstätte mit Leben erweckten. Sie waren für die hohen Hofzeremonielle zuständig, waren dafür verantwortlich, dass die ständig laufenden Bauarbeiten alle ihre geregelten Wege gingen und vor allem, dass es dem Pharao, so er geruhte, in der Tempelanlage sich aufzuhalten, an nichts fehlte.

Der Nil in seiner Schönheit und Pracht wird von den Priestern täglich angebetet. Die Götter mögen den Lebenden gnädig sein und dem Nil ein gutes Jahr schenken.
Die Priester waren in allen Tempelanlagen des Landes verantwortlich für die Beobachtung des Nilwasserstandes, an dem sich ablesen konnte, wie gut die nächste Überschwemmung werde und wie somit die Ernte ausfällt. Sie waren zuständig für alle religiösen und weltlichen Wirtschaftlichkeiten, die so ein grosser Hof, wie der Tempel Karnak nun mal ist, mit sich bringt. Sie beobachteten den Verlauf des Mondes, der Sterne und der Sonne, waren Astrologen und Apotheker, verstanden viel von Ackerbau und Viehzucht und waren doch „nur“ die Priester von

KARNAK



Lasset uns eintreten in diese von vielen Pharaonen gebaute, umgebauten, zerstörten, neugebauten und ständig erweiterte Tempelanlage, die Tempelanlage von

KARNAK.



Die Errichtung Karnaks wurde in der 11. Dynastie begonnen. Von da an sah jeder Herrscher Oberägyptens es als seine heilige Pflicht, diesen Tempel mit seinen Insignien zu versehen. Geweiht war Karnak von Anfang an dem thebanischen Reichsgott Amun, der hier seine Verehrung fand.


Eine WIDDERSPHINGSALLEE führt uns in Richtung des ersten Pylons. Widder, sie waren eines der Sinnbilder Amuns. Links und rechts sind je ca. 15 Widderfiguren, die auf Sockeln hocken, auf Säulen abgebildet.

Ein breiter Weg dazwischen lässt den Blick frei auf den ersten PYLON. Karnak hat insgesamt zehn Pylone in seiner Anlage.

Ein Pylon ist wie ein trapezförmig gebauter, innen hohler Schutzwall zu sehen. Pylone werden gemauert, sie sind innen begehbar. Man kann heute noch die Schiessscharten der ägyptischen Krieger zur Verteidigung des Tempels sehen. Theoretisch ist der grossen Pylon in Karnak wohl auch noch begehbar, aber für den breiten Besucherstrom natürlich nicht freigegeben.
Dieser Pylon ist der grösste seiner Art in Ägypten überhaupt. Er hat eine Höhe von 43 m, eine Dicke von 15 m und eine Breite von 113 m.



Wenn man durch das Tor des Pylons geschritten ist, erreicht man den ersten VORHOF, eine von mehreren und gleichzeitig den grössten Vorhof. Dieser hat eine Fläche von 103 * 84 m. Dort ist auch das erste Heiligtum. In den verschiedenen Dynastien und Regierungszeiten der Pharaonen wurden in Karnak nämlich auch mehrere Heiligtümer eingerichtet.
Ich denke, Ihr erinnert Euch noch, was ich Euch über das Heiligtum in Abu Simbel erzählt habe. (Wenn nicht, solltet Ihr vielleicht nachlesen gehen).


~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ihr werdet in Karnak an vielen Ecken Gerüste und kleine Baustellen finden. Die ägpytische Regierung ist bemüht, das Weltkulturerbe von Karnak mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhalten und zu rekonstruieren. Freilich sind die Gelder viel zu wenig und daher wird Ägypten von vielen Staaten der Welt in seinen Bemühungen unterstützt. Und wer Karnak leibhaftig erlebt hat, weiss, warum ich das gut finde.
~~~~~~~~~~~~~~~~~


Dieses Heiligtum, welches im ersten Vorhof errichtet wurde, ist für die theabanische Götterfamilie Amun, seine Frau Mut und den gemeinsamen Sohn Chons erstellt worden. Sethos II. war der Pharao, der die Initiative für diesen Bau ergriff.
Ebenfalls in diesem Vorhof befindet sich eine Säule der Taharqa, 21 m. Sie ist der eigentliche Blickfang dieses Vorhofes, rein optisch von der Gestaltung her. Leider ist sie die einzige, die übrig geblieben ist vom grossen Säulengang, in Auftrag wurde sie von Taharqa gegeben.

Ebenfalls in diesem Vorhof befindet sich eine von Ramses II. usurpierte Statue, die Statue des Pinodjem.


~~~~~~~~~~~~~
Übrigens – in Ägypten gab es zu keiner Zeit Sklaven. Alle Arbeiter, die in pharaonischen Diensten standen, wurden aus den herrschaftlichen Schatullen bezahlt, ob nun mit Geld oder Naturalien.
~~~~~~~~~~~~~


Tempelanlagen werden normalerweise in einer Achse gebaut. Karnak unterscheidet sich darin von allen anderen Tempelanlagen, in Karnak sind zusätzliche Querachsen gebaut.

In diese Querachse ist ein weiterer kleiner Tempel eingebaut – ein Tempel für die Familie Amons. Der dazugehörende Vorhof wird von 20 Osirispfeilern geschmückt, ein kleiner Pylon ist ebenfalls vorhanden. Dieser Pylon zeigt königwürdigende Zeichnungen und Opferdarbietungen.




Von dem Vorhof aus geht ein Tor gen Norden. Dort befindet sich heutzutage ein Freiluftmuseum. Dort können Touristen eine Anzahl von Baublöcken besichtigen. Diese waren einmal Füllmaterial für Pylone und Baureste älterer Heiligtümer.

Diese Quarder werden Talataat genannt. Talata bedeutet drei und bezieht sich auf die Standardbreite der Steine, nämlich 3 Fuss.


Auf diesem Areal ist aber auch der Tempel der Hatschepsut. Königin Hatschepsut war in allen Dynastien und zu allen Herrschaftszeiten die einzige Frau, die je den Thron bestiegen hat und sich die Doppelkrone aufsetzte. Dies war von den Mächtigen in Ägypten weder gewollt noch erwünscht. 2 Jahrzehnte regierte diese Frau das Land, bis sie aus bis heut ungeklärter Ursache starb.


Zurück in den Vorhof und durch das Tor des zweiten, nur noch sehr wenig erhaltenene PYLONs gelangen wir in den GROSSEN SÄULENSAAL.

Erinnert Ihr Euch an „Mord auf dem Nil“? In der einen Szene fällt ein Stein in einer Tempelanlage in die Tiefe, das war genau in diesem Säulensaal.

Gigantisches erwartet die Betrachter.
Der Säulensaal besteht aus 16 Reihen, auf einer Fläche von 104*52 m - 134 Säulen, davon 122 Papyrusbündelsäulen und 12 Doldensäulen, alle wundervoll verziert mit Hyroglyphen, schmücken den Saal. Ebenfalls sehr reich verziert sind die Aussenwände dieser Halle. Dieser Säulensaal ist in der 19. Dynastie entstanden.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Zum Bau der Säulen, wie auch der meisten anderen Bauwerke (ausser Obelisken) machten sich die Ägpter die mathematischen Gesetze der schiefen Ebene zu Nutze. Diese Säulen wurden „scheibchenweise“ aufgebaut, man sieht auch heute noch, dass sie aus einzelnen Segmenten bestehen.
Die Arbeiter setzten also die unterste Säulenscheibe und umhüllten sie mit einem Berg Sand, der in einem solchen Winkel zur Erdoberfläche verteilt wurde, dass die nächste Säulenscheibe auf dieser schiefen Ebene nach oben geschoben und auf das erste Segment gesetzt werden konnte. Danach wurde das Prinzip weiter verfolgt, bis das letzte Segment in 52 m Höhe abgelagert war. Der Sand wurde dann abgetragen und während dies geschah, waren Steinmetze und Zeichner am Werke von oben nach unten die Säulen zu verzieren, damit sie nicht auf Leitern o. a. arbeiten mussten.

Sand war ja genug da – immerhin besteht Ägypten bekanntermassen aus fast 90% Wüstenfläche.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



An den Säulensaal schliessen sich die Überreste eines weiteren, des dritten PYLONs an. Die Steine dieses Pylons sind diejenigen, die man im Freiluftmuseum bewundern kann.


Lasst uns kurz abbiegen. Hier zwischen drittem und viertem Pylon ist wiederum eine Achsabweichung des Tempels zu verzeichnen – in den südlichen Teil. Zumeist wird erst bis zum Osttor der Tempelanlage gegangen in der Besichtigung und dann auf dem Rückweg in diesen Teil der Anlage – wir machen halt die Tour heut mal genau anders herum.


Wir kommen in einen HOF, der eine ganz besondere Bedeutung für die Archeologen hat. Im 20. Jahrhundert wurden dort ca. 18.000 (!!!!!!) nicht mehr aufgestellte Götterstatuen gefunden, die dort von Priestern vergraben wurden.

Hinter der Ausgrabungsstätte befinden sich in kurzer Aufeinanderfolge der siebente und achte PYLON.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nein, ich habe mich mich verzählt, wir waren kurzfristig mal abgebogen, Ihr erinnert Euch? Ich bleibe bei der vorgegebenen Zählweise, weil alle gängigen Reiseführer die Zählung auch in dieser Reihenfolge durchführen.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Ein Durchgang am achten Pylon führt uns zum HEILIGEN SEE, dort, wo die Priester ihre heiligen Waschungen durchführten, wo Pharaonen gelegentlich sich entspannten.

Nahe des Ufers liegt die Spitze eines Obelisken der Hatschepsut und ein grosser steinerner Skarabäus.


Um diesen Skarabäus rankt sich eine Legende: Menschen die diesen Steinblock siebenmal umlaufen, werden an diesen heiligen Ort irgendwann zurückkehren. Man sieht sehr viele Touristen um diesen Skarabäus laufen.



Den neunten PYLON liess Haremhab aus den Resten eines Tempels von Echnaton errichten (zu Echnaton findet Ihr etwas weiter unten noch genaueres). An diesem Pylon wurde ein weiteres ALLERHEILIGSTES errichtet, welches Amenophis II. errichten liess.

Der zehnte und letzte PYLON endet in einer ehemaligen Sphingenallee, die den Weg zum nahen Mut-Tempel weist.




Zurück zur Hauptachse:

Vor dem vierten PYLON streckt sich der OBELISK des Thutmosis I. in den Himmel. Diese Obelisken sind unheimliche Bauwerke, sind sie doch, im Gegensatz zu den Säulen, die übereinandergesetzt wurden, aus einem Guss.

Die Obelisken wurden in Assuan in einem Steinbruch aus dem Stein gehauen und in einer Prozession flussabwärts nach Karnak auf dem Nil transportiert. Wenn man in Assuan den Steinbruch besichtigt, sieht man im übrigen noch einen solchen Obelisken, der beim Ausmeiseln einen Riss erhielt. Die Steinmetze bedienten sich dabei übrigens unter anderem auch der Wasserkraft als Sprengmittel aus dem Stein.

Der Obelisk Thutmosis I. wiegt ca. 130 Tonnen und hat eine Höhe von 20 m.

Obelisken gehen nach oben spitz zu. Sie ragen in Richtung Sonne. Dies ist eine Huldigung an Ra, den Gott des Lichtes, den obersten Gott der Ägypter.

Der zweite Obelisk des Herrschers ist leider nur noch zu erahnen, ebenso wie der nächste, der vierte PYLON:

Der Blick fällt auf den OBELISKen der Hatschepsut, den grössten und mächtigsten aller Obelisken in Karnak. Er ist ca. 30 m hoch und etwa 320 Tonnen schwer. Auch er hatte ein Gegenstück, dessen Spitze wir später am heiligen See finden werden.

Dieser Obelisk wurde zu Zeiten von Thutmosis III. eingemauert, damit nichts mehr an die Herrschaft Hatschepsuts erinnern sollte. Daher ist der Obelisk auch von allen der am besten erhaltene, alle Inschriften, die einstmals herausgemeiselt, von Sethos wieder eingesetzt, sind hervorragend zu lesen.


Hinter dem fünften PYLON sind zwei leider zerstörte VORHALLEN und der ebenfalls nur noch aus Grundmauern bestehende sechste PYLON zu sehen. Die beiden Säulen in der nächsten HALLE sind besonderer Art – ihre Verzierungen, übrigens sehr gut erhalten, zeigen die Symbole Ober- und Unterägyptens. Der rechte Pfeiler zeigt die Lilie, die Wappenpflanze Oberägyptens, der linke ist mit dem Papyrusstengel, einem Staatssymbol Oberägyptens verziert.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ägypten war in vielen Dynastien in 2 Teilstaaten geteilt – Oberägypten und Unterägypten. Wo genau die Grenzlinie verlief, ist nicht genau geschichtlich überliefert. Dies änderte sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder, je nachdem, welcher Pharao gerade an der Macht war. Zeichen der Macht über beide Reiche war die „Doppelkrone“, zum Beispiel auf Darstellungen von Ramses II. zu bewundern.
So Ägypten in 2 Reiche geteilt war, war die Krone Oberägyptens mit einer Lilie, die Unterägyptens mit dem Papyrusstengel dargestellt.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Jenseits dieser Halle mit den beiden markanten Säulen ist das ALLERHEILIGSTE, umgeben von Annalensälen und Nebenkammern für die Opfergaben.

Der Opfertisch für die Götterbarke ist seit alters her an seinem Platz geblieben. Die Wände des Allerheiligsten sind reich verziert mit Darstellungen von Opfergaben und Gottheiten.




Eigentlich ist ein Tempel mit dem „Allerheiligsten“ am Ende. Ein passendes Beispiel dafür ist der Ramses-Tempel in Abu Simbel.




~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Doch bevor ich Euch Karnak weiter beschreibe, ein kleiner Zwischeneinschub, damit auch ein wenig Geschichte mit rüberkommt.

Ich will Euch noch ein wenig über Symbolik erzählen, bevor wir weiter durch Karnak schlendern. Vielleicht macht Ihr es Euch ein wenig im Schatten bequem, es ist Mittagszeit, die Sonne steht mittlerweile am höchsten Punkt und scheint in die Tempelanlage und somit ist es sehr warm in Karnak.

Die Menschen des alten Ägypten waren sehr stark an ihre Pharaonen und Götter gebunden. Es stand ausser Frage, dass die Pharaonen die Macht der Götter hatten und mit dieser Macht das Volk regierten. Sehr passendes Beispiel ist die über Jahrzehnte dauernde Macht des Ramses II.

Aber es gab im alten Ägypten auch einmal einen Pharao, der seinem Volk den „ein-Gott-Glauben“ vermitteln wollte – ECHNATON.

Echnaton („dem Aton wohlgefällig“) hiess ursprünglich Amenophis IV. („Amun ist gnädig“). Er erklärt die Sonnenscheibe Aton zum alleinigen Gott und führte damit den ersten Monotheismus in der Geschichte der Menschheit ein.
Seine Stadt war nicht Karnak, er lies in Mittelägypten eine neue Stadt namens Achet-Aton („Licht des Aton“) errichten.

Dennoch ist sein Name mit Karnak eng verbunden. Bis zum heutigen Tage erkennt man in Karnak an vielen Obelisken, Stälen, Wänden und sogar Monumenten die Spuren Echnatons Arbeiter – er lässt im ganzen Lande die alten Götternamen auslöschen. Diese Löschungen, so sie nicht von nachfolgenden Generationen wieder beseitigt wurden, sind heute noch sehr deutlich in Karnak zu sehen.

Übrigens – Echnatons Gemahlin war keine Geringere als Nofretete, der Saga nach eine der schönsten Frauen Ägyptens überhaupt.

Und Echnaton ist auch aus einem weiteren Grunde für uns von grossem Interesse. Der Saga nach hat Moses, eigentlich ein Freund Ramses II., den Glauben Echnatons angenommen und ist mit seinen Glaubensgenossen ausgewandert, das Gelobte Land zu suchen. Und anders als sonst hat Ramses II., der streng gegen die Gläubigen Echnatons Glaubens vorging, Moses gewähren lassen. Was dabei rausgekom
men ist, ist uns wohl allen bestens bekannt.



Die Pharaonen des alten Ägypten haben alle sehr lange Bärte. Diese Bärte waren durchaus nicht immer echt. Aber sie waren notwendig, waren sie doch ein Macht- und Wissenssymbol. Selbst die Königin Hatschepsut trug während ihrer Macht einen Bart, der natürlich angeklebt war.

Aber auch die Schlüssel, die man immer wieder auf Papyrus oder Wänden der Tempel sieht, sind von grosser Bedeutung, sind sie doch die Schlüssel des Lebens. Derartige Schlüssel wie auch die Bärte findet man in allen Darstellungen der Pharaonen und Götter immer wieder und auch zwingend und sie weisen auf die Macht der Personen, die dargestellt sind, hin.


Übrigens. bevor wir weitergehen – die fleissigsten Bauherren in Karnak waren Ramses II. und Thutmosis III. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass diese beiden Pharaonen wohl diejenigen waren, die am allerlängsten in Ägpyten regierten und unter ihrer Macht wenig Kriege waren, so dass viel Zeit damit verbracht werden konnte, die Tempelanlagen zu verschönen und zu vergrössern. Hingegen ist von Pharaonen wie Tut-Anch-Amon nur sehr wenig zu sehen, aber der Kind-König hat auch wesentlich kürzer auf dem Thron gesessen.

Zu Tut-Anch-Amon gibt es übrigens auch die Geschichte, dass sein Grab im Tal der Könige, als der junge König leider starb, noch nicht mal annähernd fertig war. Aber das ist ja nun schon wieder eine Geschichte für eine weitere Meinung – die ich vielleicht auch noch mal irgendwann schreiben werde, so Ihr sie lesen möchtet.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~




Heute jedoch sind wir hier, im mächtigsten Tempel der Welt, in

KARNAK


Und das Allerheiligste lassen wir jetzt hinter uns. Wenn Ihr einen Blick dahinter werfen wollt (immer noch in Richtung der Tempelachse), dann sieht man ein weiteres Trümmerfeld. Auch hier wieder sind viele Steine gelagert . Diese waren einstmals zusammengefügt zum einem weiteren Tempel des Mittleren Reiches. Quer zu dieser Tempelachse geht von diesem Platz aus jetzt ein Weg zur GROSSEN FESTHALLE, welche durch Thutmosis III. erstellt wurde. Die Halle wird durch 52 Zeltstangensäulen und Pfeiler gegliedert, selbst an der Decke ist die Bemalung noch sehr gut erkennbar.
Leider sind auch die angrenzenden Bauten nur noch in Bruchstücken erhalten, nicht jedoch die Wände des BOTANISCHEN GARTENs, auf die es sich unbedingt zu schauen lohnt, zeigen sie doch Pflanzen und Tiere, die Thutmosis III. von seinen Kriegszügen aus Asien mit nach Ägypten gebracht hat.


Vor dem fast erreichten OSTTOR, welches mit 20 m Höhe sehr herausragend in der Tempelanlage steht, ist noch ein besonderes historisches Bauteil – der OBELISKEN-TEMPEL. Erbaut wurde er ursprünglich von Thutmosis III., weitergebaut unter der Herrschaft Ramses II. wurde er vollendet unter der Regierung von Taharka.
Eine Steinnadel (Obelisk), der das Heiligtum seinen Namen verdankt, wurde auf Anordnung des Römischen Kaisers Constantinus übrigens im Jahre 357 im Circus Maximus aufgestellt und im Jahre 1587 ordnete der damalige Papst Sixtus die Umsetzung des Obelisken vor den Lateran-Palast in Rom an.

Das Osttor selbst befindet sich ca. 1 km vom Eingang Karnaks entfernt – und wir sind noch lang nicht am Ende mit unserer Tour.

Thutmosis III. war es, der an der nördlichen Ziegelwand des Tores den PTAH-Tempel errichten lies. Ptah, der Gott der Dunkelheit, hat darin sein Allerheiligstes. Er selbst wird an der Seite seiner Gemahlin, der löwenköpfigen Sechmet, dargestellt.


Ebenfalls jenseits der Ziegelmauer finden sich noch die Überreste eines MONTH-TEMPELS.



Westlich vom letzten Hofe befindet sich, ziemlich abgegrenzt im Tempel-Komplex noch der CHON-TEMPEL, den Ramses III. ursprünglich in Auftrag gegeben hat und der von seinen Nachfolgern in der Folgezeit fertiggestellt wurde.
In ihm wird in sehr kompakter Art die übliche Tempelbauweise des alten Ägyptens erklärt und schon aus diesem Grunde ist er eine unbedingte Begehung wert.



Der von mir bereits erwähnt MUT-TEMPEL wird sehr selten besichtigt. Dabei ist er einer der hübschesten Tempel der Anlage überhaupt. Leider ist der ehemalige Sphingenweg nicht mehr erhalten, so dass man nicht auf direktem Wege aus der Haupttempelanlage zum Mut-Tempel gehen kann.

Amenophis III. liess diesen Tempel bauen. Mut war seine Schutzgöttin und Amenophis, sehr krank erhoffte sich von diesem Tempel die geballte Kraft der Mut zur Genesung. Ein See, der den Tempel hufeisenartig umgibt, sollte symbolisch Krankheiten und gefährliche Mächte abweisen.




KARNAK

Ein schier unübersehbares Gewirr an Bauwerken, Säulen, Obelisken, Pylonen, Höfen, Statuen, Zeichnungen. Ebenso zahlreich sind seine Bauherren. An der Tempelanlage wurde etwa zweieinhalb Jahrtausende ständig gebaut. Es benötigt mehr als einen Tag, um Karnak zu erfassen.


Die Sonne geht langsam über dem Westufer des Nils unter. Bald wird es Nacht. Die Götter, Pharaonen, Priester und Arbeiter haben ihr Tagwerk vollbracht. Die Nacht hüllt Karnak ein – bis beim nächsten Sonnenaufgang der Oberpriester wieder beginnt, den Göttern die Opfergaben zu bringen. Das ist

KARNAK




Mein persönliches Fazit:

Zunächst einmal gestehe ich, dass ich zum Beschreiben dieser riesigen Tempelanlage meinen Kunstreiseführer, den ich auf meiner Reise mit vielen Randnotizen versehen habe, benutzt habe. Ich könnte Euch bestimmt aus dem reinen Gedächtnis nur noch die Hälfte von Karnak erzählen, auch wenn beim Schreiben die Erinnerungen wiederkommen, man die Bilder wieder vor Augen hat.

Wenn man Abu Simbel als kollosal bezeichnet, so ist es Karnak auf eine völlig andere Art. Es ist einfach gigantisch und voller Geschichte.
Karnak gehört zu den touristischen Höhepunkten einer Ägyptenreise überhaupt. Es ist sehr bedauerlich, dass die örtlichen Reiseorganisationen nur einen halben Tag für die Besichtigung Karnaks einplanen.
Man wird von Eindrücken einfach überwältigt. Und so man das grosse Glück hat, wie wir auf unserer Reise damals, dass man einen sehr intellektuellen Guide hat, der über das Normalmass hinaus weiter erklären kann, ist die Geschichte dieser Tempelanlage eine der spannendsten überhaupt.

Als Kind habe ich im Geschichtsunterricht den alten Sagen, Mytologien und Überlieferungen gebannt zugehört, fand das alles unheimlich spannend und konnte mir irgendwie nie vorstellen, wie man in einer solchen Zeit und Welt gelebt haben mag. In Karnak ist man in diesem Leben mittendrin.

Wir hatten sehr grosses Glück – wir haben Karnak ein zweites Mal besucht auf unserer Reise. Es gibt eine Führung durch Karnak, die sich „Karnak bei Nacht – Lichtshow“ nennt. Wir haben uns diese Lichtshow nicht entgehen lassen, obwohl sie nicht zum Standardprogramm einer Nilkreuzfahrt gehört und extra bezahlt werden muss. Aber ich kann diese Veranstaltung nur unbedingt empfehlen. Unser grosses Glück dabei war, dass wir an einem Tag in Luxor waren, an dem diese Show in deutscher Sprache abgehalten wird. Aber auch, wenn es nicht in deutscher Sprache gestaltet wäre – wir hätten uns diese Show nicht entgehen lassen. Hof für Hof, Pylon für Pylon, viel Obelisken, viele Stäle und Monumente werden genauestens über eine grosse Beschallungsanlage erklärt.

Diese Lichtshow lässt viele Pharaonen und Handelsreisende, viele Priester und Gelehrte zu Wort kommen, die aus ihrem Leben berichten, die über den gigantischen Aufstieg und die Erbauung und Erweiterung Karnaks berichten, die erzählen, warum Karnak sich so entwickelt hat, wie wir es jetzt erleben.

Es gibt auch die Möglichkeit, diese Lichtshow in verschiedenen Sprachen als Video käuflich zu erwerben. Für ca. 20 DM (so viel hat das Video zumindest 1996 gekostet, leider kenne ich den aktuellen Preis nicht) kommen schönste Karnak-Erinnerungen mit unheimlich vielen historischen Erklärungen und Hintergründen auch daheim nochmals zurück – eine bleibende Urlaubserinnerung, die man wirklich erwerben sollte.


Und nun lasse ich Euch mit dieser Meinung allein. Ich denke, dass einmal lesen vielleicht nicht reichen wird. Sie ist wirklich enorm lang geworden. Aber es ist ja auch etwas ganz besonderes, die Tempelanlage von

KARNAK


Euch allen eine schöne Zeit

Anette



Quelle für Zahlen und Details:
Kunstreiseführer „Ägypten und Sinai – Pharaonische Tempel und islamische Traditionen“ von H.-G. Semsek, erschienen bei Dumont Köln, 1994




Der Bericht ist in gleicher Form bei dooyoo.de und ciao.de erschienen.

33 Bewertungen, 19 Kommentare

  • wudje

    27.05.2009, 10:36 Uhr von wudje
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ganz klares BW - und diese cat_in_a_ich-möchte-unbedingt-auffallen sollte sich erst mal informieren, ehe sie hier eine grandiose Arbeit abwertet. wudje

  • AngelikaR

    10.04.2009, 09:38 Uhr von AngelikaR
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW. Toller Bericht. LG

  • l.x.klar@gmx.net

    09.04.2009, 20:10 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    auch wenn ich dir mangels bw nur ein sh geben kann, wuensche ich dir schoene ostern. greetz from wallcity beartown

  • Daisy_Bluemchen

    05.04.2009, 16:33 Uhr von Daisy_Bluemchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schön ............

  • MasterSirTobi

    23.03.2009, 18:18 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein toller Bericht ! LG MST

  • b.blaaa@gmx.de

    19.03.2009, 22:06 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    super bericht :- DAUMEN HOCH freue mich auch evtl. Gegenlesungen Mfg hammett

  • giselamaria

    18.03.2009, 22:54 Uhr von giselamaria
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein sehr guter Bericht! - schönen Abend noch - LG gisela mich hätte interessierte wann und wie lange du dort warst ???

  • Groudon1

    18.03.2009, 22:29 Uhr von Groudon1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht! Freu mich über Gegenlesung. LG

  • campino

    18.03.2009, 20:39 Uhr von campino
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW - liebe Grüße, Andrea

  • monschischi

    18.03.2009, 20:29 Uhr von monschischi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG Nadi

  • morla

    18.03.2009, 20:25 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    einen schönen abend wünsch ich dir lg. petra

  • rainbow90

    18.03.2009, 18:09 Uhr von rainbow90
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ein super gelungener Bericht! LG

  • gamzef

    18.03.2009, 15:41 Uhr von gamzef
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr schöner Bericht! Viele Gruße aus dem momentan sonnigem MG ;-)

  • senora

    18.03.2009, 15:16 Uhr von senora
    Bewertung: besonders wertvoll

    Schön geschrieben Die Sonne und ich lassen grüßen

  • himmelsstuermerin

    18.03.2009, 14:22 Uhr von himmelsstuermerin
    Bewertung: besonders wertvoll

    toller bericht, würde mir den tempel auch gerne mal ansehen :)

  • sigrid9979

    18.03.2009, 14:02 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr gut beschrieben Lg Sigi

  • cat_in_a_cradle

    18.03.2009, 13:55 Uhr von cat_in_a_cradle
    Bewertung: sehr hilfreich

    VÖLLIG AN DER HISTORISCHEN REALITÄT VORBEI GEHT DEINE BEMERKUNG DASS ES ZU KEINER ZEIT SKLAVEREI IN ÄGYPTEN GAB ... ALSO HMMM

  • minasteini

    18.03.2009, 13:46 Uhr von minasteini
    Bewertung: besonders wertvoll

    Da fahre ich im Oktober hin. Vielen Dank für den interessanten Einblick. LG Marina

  • Iris1979

    18.03.2009, 13:12 Uhr von Iris1979
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht. Liebe Grüße Iris