Crank 2 - High Voltage (DVD) Testbericht

Wie führt man einen Film fort bei dessen Vorgänger der Protagonist am Ende aus einem Helikopter mehrere hundert Meter tief aus der Luft fällt und schließlich auf einem harten Asphalt landet und eigentlich vollkommen zermatscht sein sollte? Für Mark Neveldine und Brian Taylor, den kreativen Köpfen hinter dem Überraschungserfolg „Crank“, ist dies eine leicht zu beantwortende Frage: man macht es einfach. Bereits der Vorgänger zu dem aktuell im Kino laufenden „Crank 2 High Voltage“ war eine wilde Achterbahnfahrt auf LSD ohne sonderlich viel Logik und so dürfte es nicht sonderlich überraschen das auch der zweite Teil um Profikiller Chev Chelios nicht viel anders gestrickt ist. Doch kann man den ersten Teil wirklich noch an Wahnsinn überbieten? Und macht das ganze dabei immer noch so viel Spass?

Chev Chelios (Jason Statham) bringt einfach nichts um, nicht mal der Sturz aus einem Helikopter mit anschließender Bruchlandung auf einer asphaltierten Straße. Nachdem er besagten Sturz beinahe unbeschadet überlebt hat sind gleich mehrere Gangster der chinesischen Triade da um den ehemaligen Auftragsmörder von der Straße zu kratzen. Denn die Organe von Chev sind bei den Gangstern ziemlich begehrt, vor allem sein Herz wie er feststellen muss als er nach Monaten des Komas aufwacht und im Wachzustand mitbekommt wie ein Arzt ihm sein Herz raus holt und anschließend eine künstliche Pumpe wiedereinsetzt. Davon ist Chev natürlich alles andere begeistert und so gelingt es ihm aus seiner Gefangenschaft zu fliehen. Allerdings hat die Sache nur einen Haken: sein künstliches Herz muss immer wieder elektronisch aufgeladen werden sonst stirbt sein Träger. So verpasst sich Chev auf der Suche nach seinem richtigen Herzen, das wohl dem einem hundert jährigen Triadenboss eingesetzt werden soll, immer wieder Stromstöße, egal ob er diverse Stromquellen wie Autobatterien und Hochspannungsmasten anzapft oder sich an seinen Mitmenschen zwecks Elektrostatik reibt.

Wie zu erwarten macht„Crank 2: High Voltage“ seinem Ruf alle Ehre. Ja, der Film ist vollkommen Unrealistisch, ja der Film ist maßlos übertrieben uns die Definition von Over-the-Top und ja der Film ist offensichtlich unter den Einfluss diverser halluzigener Substanzen entstanden. Und dabei macht das Machtwerk von dem Duo Mark Neveldine und Brian Taylor, das sowohl Regie geführt hat als auch für das wahnwitzige Skript verantwortlich ist, auch noch verdammt viel Spass. Um den Film wirklich genießen zu können sollte man jedoch für neunzig Minuten jene Region im Gehirn ausschalten die für die Logik verantwortlich ist, denn diese ist bei „Crank 2“ absolut fehl am Platz. Beherzigt man diesen Ratschlag dann bekommt man jedoch einen Actiontrip geboten, welcher sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat. Und selbst wenn man bereits mit dem Vorgänger vertraut ist und eigentlich weiß worauf man sich beim zweiten, gemeinsamen Ausflug mit Chev Chelios einlässt ist man hin und wieder doch überrascht wie weit die Einfälle des Regie-Duos reichen sodass man streckenweise im Kinosessel sitzt und sich nur noch denkt: „What the fuck?“.

Denn egal ob der Protagonist einem Gangster den vorher eingeölten Lauf einer Schrotflinte in den Arsch steckt, sich an einer alten Dame reibt um sein künstliches Herz aufzuladen oder inmitten einer Pferderennstrecke zusammen mit seiner Ex-Freundin Eve den Akt des Beischlafes vollführt und selbst die legendäre Chinatown Szene des Vorgängers vollkommen vergessen macht: stets wissen Neveldine und Taylor einen drauf zu setzen. Und gerade wenn man glaubt noch abgefahrener kann es gar nicht werden überzeugt „Crank 2“ einem vom genauen Gegenteil. Vor allem die vielen, oftmals recht heftigen, Actionszenen legen die Messlatte für den, sicherlich kommenden dritten Teil, doch ungemein hoch. Da wird beinahe in bester John Woo Manier durch Strip Clubs geballert, man liefert sich von jeglichen Funken eines gesunden Menschenverstand entsinne Verfolgungsjagden und das letztliche Finale selbst ist dann sowieso noch einmal Wahnsinn Pur, nicht nur wegen den schrägen Typen die sich dort einander gegenüber stehen.

Inszenatorisch ist diese wilde, cineastische Achterbahnfahrt, die sein Publikum niemals Zeit zum Durchatmen lässt, vollkommen auf der Höhe der Zeit. So gibt es gewohnt schnelle Schnitte, viele Szenen sind gar komplett mit einer verwackelten Handkamera gedreht worden um die Dynamik des Geschehens besser einzufangen und ein „Live Dabei“ Gefühl zu erwirken, dazu gibt es einen nicht minder ruhigen Soundtrack sowie viele optische Spielereien mit allerhand Anleihen an Videospiele und Filme. Sowieso wütet „Crank 2“ ziemlich gnadenlos und vor allem viel in der Popkultur rum. Da werden munter Anleihen auf „Pulp Fiction“ oder auch „Futurama“ gespielt, man verarscht Jason Statham´s eigenes Image sowie seine Filme und man lässt Chev und einen seiner Widersacher gar zu gigantischer Größe anwachsen nur um sie wie in den guten alten Monsterfilmen aus Japan aufeinander los gehen zu lassen. Der Charme, den „Crank 2“ mit diesem kompromisslosen und fast schon kultigen Treiben aufbaut ist wirklich ungemein sodass man eigentlich nicht anders kann als dieses kranke Machwerk zu mögen. Das man mit Jason Statham („Rock N Rolla“, „The Transporter“) zudem auch noch einen ungemein charismatischen Hauptdarsteller hat der die Rolle des toughen Chev Chelios mit einer Gelassenheit spielt, die an Coolness kaum zu überbieten ist, trägt natürlich ebenfalls dazu bei das sich das Publikum schnell angesprochen fühlt. Amy Smart („Butterfly Effect“, „Mirrors“) als Chev´s erotische (Ex)Freundin funktioniert natürlich erneut sehr gut, ebenso wie Bai Ling („Living & Dying“, „Sky Captain And The World Of Tomorrow“) als durchgedrehte Rai, die auch nicht davor zurückschreckt sich dem groben Chev entgegen zu stellen. Erwähenswert wäre zudem noch der kleine, aber sehr feine Cameo von David Carradine („Kill Bill“, „Death Race“) als alter, chinesischer Gangsterboss.

\\\\ Daten zum Film ////

Original Filmtitel:
Crank: High Voltage (2009)

Länge des Filmes:
Ca. 85 Minuten

Darsteller:
Jason Statham...Chev Chelios
Amy Smart...Eve
Dwight Yoakam...Doc Miles
Efren Ramirez...Venus
Julanne Chidi Hill...Dark Chocolate
Reno Wilson... Orlando
Keone Young... Don Kim
...

Regisseur:
Mark Neveldine
Brian Taylor

FSK:
Keine Jugendfreigabe

\\\\ Fazit ////
„Crank 2: High Voltage“ gelingt es tatsächlich seinen Vorgänger in jeglichen Belangen zu überbieten. Gefolge der unwiderruflichen Sequel-Regel alles größer und spektakulärer anzugehen lässt der Film das Publikum neunzig Minuten lang ein furioses Actiongewitter durchstehen, das mit einer Menge schwarzen Humor, schrägen Charakteren und verdammt viel Spass gespickt ist. Für Actionfanatiker ein absolutes Muss.

8,5/10 Punkten für den Film „Crank 2: High Voltage“ und somit vier Sterne als Wertung.