Die Tore der Welt (Hörbuch) / Ken Follett Testbericht

Hier ein Erfahrungsbericht zu:
***Die Tore der Welt ***

Ein Hörspiel von Ken Follett

„Die Tore der Welt“ ist Ken Folletts Fortsetzung des Welterfolgs „Die Säulen der Erde“. Ken Folletts Roman, gelesen von Joachim Kerzel, nimmt den Hörer 15 Stunden lang mit auf eine Reise ins Mittelalter. Wir schreiben das Jahr 1327 in England. Macht, Gewalt, Liebe und Ehrgeiz treiben, wie auch schon im Vorgänger Roman, die Charaktere an. Dabei verzichtet Ken Follett erneut auf einen einzelnen Hauptcharakter und erzählt stattdessen eine Geschichte um eine ganze Gruppe von Charakteren deren Schicksale sich immer wieder begegnen.

Wie ich zu dem Hörbuch kam:
Mein erstes Ken Follett Buch war „Die Pfeiler der Macht“ und hat mich sofort gefesselt. Es folgten immer wieder weitere Follett Romane, allerdings fielen mir meistens die militärisch geprägten Spionage Romane Folletts in die Hände. Von seinem großen Werk „Die Säulen der Erde“ hatte ich bis dato nur gehört, hatte es aber noch nie gelesen. Da ich ein großer Hörbuchfan bin und in einem großen Buchhandel auf das Doppelhörbuchpaket mit „Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ stoß, habe ich direkt zugeschlagen. Dem Klassiker mit seinem Nachfolger in einem Paket konnte ich nicht widerstehen.


Das Hörbuch:
Das Hörbuch „Die Tore der Welt“ hat eine Gesamtlänge von 900 Minuten (15h) und wird auf 12 CDs ausgeliefert. Es gibt mittlerweile verschiedene Varianten des Hörbuchs. Der Inhalt ist bei allen derselbe, allerdings Variert die Art der Verpackung und mit ihr der Preis stark. Die Variante die ich besitz, besteht aus 12 CDs welche in zwei Sechser-CD-Packungen aus Karton bei liegen. Der Preis für das Hörbuchdoppelpaket liegt im Internet aktuell bei: 44,95 €
Möchte man das Hörbuch einzeln kaufen hat man hier nun mehrere Möglichkeiten:
Die Variante mit 12 CDs in Karton verpackt kostet aktuell: 24,95 €.
Die Variante mit 12 CDs in der Juwelbox kostet aktuell: 99,00 €
Die Variante mit einer MP-3 CD (ungekürzt) kostet: 69,95€
Quelle: www.amazon.de

Historischer Roman:
Allgemein kann man die Follett Werke in bestimmte Kategorien unterteilen. Die einen Werke sind die, die vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg handeln und dabei die Geschichte eines Hauptcharakters verfolgen und dabei im Kontext einer militärischen Handlung stehen (z.B.: „Die Nadel“, „Die Leopardin“). Eine andere Kategorie seiner Werke sind diejenigen, die sich historischen Gegebenheiten widmen und eine Geschichte erzählen die eine Gruppe von Charakteren betrifft (z.B.: „Die Säulen der Erde“, „Die Pfeiler der Macht“). Neben diesen Kategorien gibt es noch die klassischen Realzeit-Thriller (wie z.B.: „Eisfieber“) die in unserer nahen Vergangenheit spielen.
Die Tore der Welt gliedert sich hier in die historischen Romane Foletts ein und spielt in der Zeit von 1327 bis 1377.
Follett hat in „Die Tore der Welt“ wieder hervorragende Recherchearbeit geleistet und lässt seinen Roman nahtlos in die historischen Gegebenheiten des Spätmittelalters eintauchen. Die Geschichte streift so durch die Krisen des 14. Jahrhunderts. 100 jähriger Krieg, die Pest sowie Wirtschaftliche Probleme beeinflussen den Verlauf der Geschichte. Somit ist die Handlung historisch korrekt und Follett verzichtet auf fiktive Rahmenbedingungen.


Autor und Sprecher
Viele Autoren widmen sich intensiv den Lebensläufen der Verfasser/Sprecher der Hörbücher/Bücher. Ich möchte hier den Erfahrungsbericht nicht unnötig in die Länge ziehen und einfach auf einschlägige Internetlexika verweisen.

Die Geschichte:
Wir schreiben das Jahr 1327. Alles beginnt mit einem Ereignis, dass die vier Kinder und späteren wichtigen Charaktere Caris, Ralph, Merthin und Godwyn betrifft. Handlungsort ist Kingsbridge eine Stadt die sich um die gleichnamige Priorei gebildet hat (siehe „Die Säulen der Erde“). Sie leisten einen Schwur, das erlebte für sich zu behalten - für immer.
Ralph und Merthin sind Brüder und haben beide zunächst das Ziel Ritter zu werden. Carris, die Tochter eines Wollhändlers, träumt davon später einmal als Ärztin zu arbeiten. Carris’ Vetter Godwyn dagegen strebt nach dem christlichen Weg und hat sich zum Ziel gemacht der Prior von Kingsbridge zu werden.
Nun erzählt der Roman über Machtsucht, Liebessehnsucht, Gewalt und Ehrgeiz. All dies nimmt immer wieder Einfluss auf die Charaktere. Schicksalsschläge durch Krieg, Pest und Wirtschaftskrisen müssen gemeistert werden. Der Hörer erlebt die Entwicklung der verschiedenen Charaktere in allen Facetten.


Meinung:
Follett schafft es einmal mehr den Hörer/Leser in die finstere Welt des Spätmittelalters mitzunehmen. Beeindruckt hat mich die exakte Eingliederung der Geschichte in die Gegebenheiten des 14. Jahrhunderts. Mitten in der Handlung taucht plötzlich sich schleichend ankündigend die Pest auf und gibt der Handlung eine ganz andere Richtung vor. Genauso detaillierte Beschreibungen gibt es von den Kriegen zwischen England und Frankreich. Auch hier gliedert sich die Handlung in die historischen Ereignisse ein. Beeindruckt hat mich auch die sehr ausführlichen medizinischen Beschreibungen der medizinischen Versorgung der Kranken und Verwundeten im Klosterlazarett. Hier zeigt Follett den geistigen Wandel zwischen den alten und neuen Methoden in der Medizin auf, der zu dieser Zeit seinen Anfang nahm.
Bei der Charakter Beschreibung war ich etwas überrascht. Die Frauen in der Handlung sind teilweise übertrieben emanzipiert und passen nicht so recht in das Bild der Frau im Mittelalter. Ich fand es eher unglaubwürdig, dass zu diesen Zeiten eine Frau in der Lage war sich gegen männliche Konkurrenten zu behaupten und gleichzeitig in die Rolle einer Führungskraft zu schlüpfen.
Und wer Folletts Romane kennt, der erwartet auch die ein oder andere erotische Szene in seinen Geschichten. In diesem Werk beschreibt Follett die Liebeleien seiner Charaktere wieder einmal mit Hingabe und überschreitet in dem ein oder anderen Moment die Jungendfreigabegrenze.
Der Spannungsbogen am Anfang der Geschichte ist zunächst gelungen gestaltet, flacht allerdings mit fortlaufender Handlung immer weiter ab. Die Problematik in der sich die Charaktere befinden dreht sich ab der Mitte der Geschichte immer wieder um die gleichen Dinge. Eine starke Analogie zum Vorgänger Roman ist schon ab der zweiten CD absehbar.
Weiterhin fehlt mir im Vergleich zum Vorgänger eine durchgehende Handlung. Was im Vorgänger noch der Bau der Kathedrale war, existiert in dieser Form im Nachfolger Roman nicht. Ständige Haupthandlungswechsel sind an der Tagesordnung.

Empfehlenswert?
Jaein, wer den Vorgängerroman gern gelesen oder gehört hat wird auch an dieser Geschichte seinen Gefallen finden. Allerdings kommt „Die Tore der Welt“ nicht an die Klasse seines Vorgängers „Die Säulen der Erde“ heran. Teilweise hat man das Gefühl Follett kopiert einfach die grobe Struktur der alten Geschichte, tauscht die Charaktere und die historischen Gegebenheiten etwas aus und fertig war sein neuer Roman.
Trotz dieser Analogie zum Vorgänger ist sein Werk gelungen und daher auch definitiv empfehlenswert. Ich garantiere 15 Stunden an angenehmer Unterhaltung. Und daher vergebe ich trotz meiner Kritik noch vier Sterne.

Grüße
Maschine