Inglourious Basterds (DVD) Testbericht

Eigentlich sind Kriegsfilme ja gar nicht mein Ding. Ich fand und finde zum Beispiel "Der Soldat James Ryan" eher langweilig als unterhaltend oder gar gedankenanregend. Man mag mich deswegen gefühlskalt nennen, aber es ist einfach nicht das Genre, das ich bevorzuge. Ebenfalls als Kriegsfilm wird das neue Werk "Inglorious Basterds" von Kult-Regisseur Quentin Tarantino eingestuft. Ich war skeptisch, ob ich mir den Film anschauen soll, doch im Nachhinein bin ich froh, dass eine Freundin mich überredet hat, den Streifen im Kino anzuschauen. Ein typischer Tarantino-Film, der teilweise extrem brutal ist, aber irgendwie trotzdem nie den Charme seines Machers verliert. Das liegt nicht zuletzt an den zum Teil - man entschuldige meine euphorische Einschätzung - sensationell guten schauspielerischen Leistungen.

*** Der Inhalt ***

Doch worum geht es in "Inglorious Basterds" eigentlich? Nun, vorweg genommen könnte man sagen: ein Nazi-Märchen. Der Film Spielt nämlich zu Zeiten, in den Adolf Hitler sein Machtdenken ausübte, Frankreich besetzte und weitere Eroberungsfeldzüge plante. Rücksicht auf die wahre Geschichte nimmt Tarantino aber nur oberflächlich. Vielmehr drückt er dem Film seinen eigenen Stempel auf. Doch gerade das macht das Gesamtwerk so ansehnlich.

Hinzu kommt, dass der Zuschauer eine Art Mehrteiler vorgesetzt bekommt. Fünf einzelne Kapitel thematisieren unterschiedliche Schauplätze in der Nazi-Zeit und führen die einzelnen Charaktere nach und nach bis zum bombastischen Finale zusammen. Selten habe ich einen Film erlebt, in dem der Spannungs- und Handlungsbogen so geschickt inszeniert wurde.

Im Mittelpunkt steht die Jüdin Shosanna, die aus unmittelbarer Nähe miterleben muss, wie SS-Oberst Hans Landa (Christoph Waltz) ihre unter den Dielen eines französischen Bauernhauses versteckte Familie hinrichten lässt. Shosanna selbst schafft es, nach Paris zu fliehen, wo sie unter neuer Identität ein Kino betreibt. Dort wiederum verdreht sie dem deutschen Soldaten Frederick Zollner (Daniel Brühl) den Kopf.

Weil der seiner Angebeteten nur zu gern einen Gefallen tun möchte, sorgt er dafür, dass eine Film-Premiere seinerselbst, der Propaganda-Film "Stolz der Nation", in Shosannas kleinem Lichtspielhaus gezeigt wird. Extra dafür reist sogar die gesamte Führung um Hitler, Goebbels und Co nach Paris. Für Shosanna ist das nach ihren traumatischen Kindheitserlebnissen die reinste Qual und in ihr keimt ein blutrünstiger Racheplan gegen Nazi-Deutschland.

Parallel dazu agiert hinter den feindlichen Kriegslinien eine fanatische US-Truppe um Lieutenant Aldo Raine (Brad Pitt). Seine Einheit besteht aus jüdisch-amerikanischen Soldaten, die jeden Nazi-Soldaten eiskalt erschießen, skalpieren oder brandmarken, der ihnen über den Weg läuft. Schließlich erhalten sie den Hinweis, dass Hitler und Co. der Premiere von "Stolz der Nation" beiwohnen möchten und planen unter Mithilfe der deutschen Filmdiva und Spionin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) ein Sprengstoff-Attentat - ohne zu wissen, dass auch Shosanna ein Massaker anrichten möchte.

*** Eigene Meinung zum Film ***

Ich muss es zugeben: auch wenn ich zu dem Film mehr oder weniger überredet werden musste, habe ich keine Sekunde bereut. Und das will bei einem Film, der satte 154 Minuten dauert, also über 2,5 Stunden, durchaus etwas heißen. Keine Sekunde wirkt der Film langatmig, keine Minute zu ernst, teilweise aber ganz schön brutal. Typisch Quentin Tarantino eben. Was ich übrigens nicht verstehe: Nazis werden eiskalt mit Baseball-Schlägern massakriert, mit Messern auf der Stirn mit Hakenkreuzen gebrandmarkt, blutrüstige Hinrichtungen gezeigt und trotzdem wird der Streifen ab 16 Jahren freigegeben. Haben die Jugendschützer einen anderen Film als ich gesehen???

Abgesehen davon mach "Inglorious Basterds" aber insbesondere aufgrund der schauspielerischen Leistungen Spaß. Schon das Auftreten von Brad Pitt als makaberer US-Leutnant ist das Eintrittsgeld wert, was aber Christoph Waltz als SS-Oberst Landa abliefert, ist eine schauspielerische Glanzleistung, die von mir eine 1+ mit drei Sternchen bekommt. Die von ihm verkörperte Rolle scheint ihm wie auf den Leib geschneidert worden zu sein und überzeugt letztlich auch durch Sprachwitz. Meisterhaft. Ursprünglich wurde übrigens mit dem Gedanken gespielt, Leonardo DiCaprio den Landa mimen zu lassen, bin ich rundum froh, dass Tarantino sich schließlich doch für einen deutschsprachigeren Schauspieler entschied.

Für mich hat Tarantino sich wieder einmal selbst übertroffen und der Erfolg des Films gibt ihm absolut Recht. Einmal mehr ist übrigens auch Til Schweiger auf der Leinwand zu sehen. Jedoch zeigt sich einmal mehr, dass er vielleicht doch besser beim Regieführen bleiben sollte. Vor der Kamera wirkt er auch in diesem Film auf mich nicht sonderlich überzeugend.