Canon EOS 7D Body Testbericht

Erst nach langem Zögern konnte ich mich vor ein paar Jahren dazu entschließen die Dunkelkammer gegen den Computer einzutauschen und habe mir eine damals aktuelle EOS 350D gekauft. Ich habe damit vorwiegend Sportaufnehmen von den Mannschaften unserer Handball spielenden Kinder gemacht. Dabei zeigen sich schnell die Grenzen einer solchen Low-Budget-Camera.

Nachdem die Kinder größer, die Ligen höher und die Spiele immer schneller geworden sind bin ich auf der Suche nach einer SLR-Camera mit der ich meine Objektivpalette verwenden kann und die der Aufgabe Sportfotografie mit angemessener Technik gegenüber steht. Einer meiner Freunde fotografiert seit über einem Jahr mit der Canon 7D und hat mir angeboten sein Gehäuse für einige Spiele auszuleihen. Ich habe mich also spontan, ohne vorher die technischen Daten zu studieren oder Tests zu lesen, mit diesem bildermachenden Computer auseinander gesetzt.

Die EOS 7D ist deutlich größer und schwerer als meine 350D, liegt gut in der Hand und fühlt sich gut an. Gut, das ist jetzt nicht optimal für eine Bergtour aber bei genauer Betrachtung waren meine 1980 verwendeten Nikons (F2, F3, jeweils mit Motor und lichtstarken Objektiven zwischen 20 und 300 mm) erheblich schwerer. Der erste Eindruck ist durchaus solide und die Bedienelemente sind für Canonfotografen an der richtigen Stelle und erklären sich, zumindest weitgehend, selbst. Das Gehäuse passt zu meinen Händen mit der Handschuhgröße 12 ½, hat griffige Gummioberflächen für sicheren Grip und eine ergonomische Gehäuseform. Alle meine Objektive passen und auch die CF-karten aus der 350D kann ich verwenden.

Saft bekommt die Camera durch einen Li-Ion-Akku mit 7,2 V/1,8 Ah, womit ich rund 550 Aufnahmen ohne weiteres machen konnte. Vermutlich wären noch einmal 500 Bilder möglich gewesen, denn ich hatte als Zubehör den Handgriff mit einem zusätzlichen Akku und eine super Handhabung im Hochformat. Das Stativgewinde befindet sich genau unter in der optischen Achse was das Arbeiten mit dem Einbeinstativ erleichtert.

Gleich beim ersten Kontakt fällt der große, helle und gut einsehbare Sucher auf mit dem die 7D in ihrer Klasse Maßstäbe setzt. Mir haben die Zusatzfunktionen gut gefallen, in der Kürze der Zeit habe ich jedoch nur die. eingespiegelten Gitterlinien genutzt. Man muss bei der 7D nicht wie früher die Mattscheibe im Sucher wechseln sonder kann dazu einfach das gitter einblenden. Informationen bekommt der fotograf unter dem Sucher und auf dem beleuchtbaren und damit in jeder Situation gut ablesbaren Diplay. Die Camera ist so voller Funktionen gepackt, dass ich in den paar Tagen wirklich nur einen sehr kleinen Teil des umfangreichen Angebots ausprobiert habe. Man merkt deutlich, dass die 7D kein Einsteigergerät ist. Nicht weil die Bedienung kompliziert ist, sondern weil die Vielzahl von Funktionen nur sinnvoll genutzt werden kann wenn sich der Nutzer mit Fototechnik auskennt. Gut finde ich, dass man sich zum Verstellen der Camerafunktionen nicht durch die einzelnen Menues klicken muss sondern dass auf die wichtigen Funktionen direkt zugegriffen wenden kann. Das hat schon Proficharakter.

Auch Einsteiger werden mit der 7D relativ schnell klar kommen aber dann eben nur 5% der angebotenen Funktionen brauchen können. Solche Einrichtungen wie der Joystick zur Navigation und die Bedienräder machen die Bedienung der Canon zum Vergnügen.

Die Individualisierungmöglichkeiten dürften bei kaum einem Gehäuse stärker ausgeprägt sein als bei der EOS 7D. Man kann die Funktion zahlreicher Knöpfe nach eigenen Vorstellungen einstellen, das Handling der Kamera ist vielfältig veränderbar, und drei Benutzerspeicher ermöglichen das Abspeichern von bevorzugten Einstellungen. In einem Menü kann man bevorzugte Menüeinstellungen ablegen und schnell wieder anwählen. Daneben kann über eine Direktwahltaste auf verschiedene Voreinstellungen für die Auswahl unterschiedlicher Bildstile zugegriffen werden Der Fotograf kann also verschiedene Bildeinstellungen zusammenstellen. Das ergibt schnell verfügbare Bilder im JPEG-Format und erspart eine Menge Bildbearbeitung. Dies ersetzt natürlich nicht das Abspeichern im RAW Format wenn man des letzte aus den Bildern herausholen will.

Für den (Hallen)Sportfotografen spielt die Lichtempfindlichkeit eine große Rolle. Die vorhandene Automatik von 100 bis 3.200 ASA ohne Verschiebungsoption für die Grenzen setzt hier keine Maßstäbe, ist aber OK. Manuell kann man aber auch noch ISO 6.400 und sogar ISO 12.800 einstellen. Für mich die Basis für Fotos die sich qualitativ erheblich von denen meiner alten 350D unterscheiden, da trotz hoher und höchster empfindlichkeit die bildqualität erstaunlich gut ist.
Canons Blitzsystem ist Marktführer, mangels eines kompatiblen Blitzgeräts konnte ich leider keine Erfahrungen machen.
Sportfotografen schätzen die hohe Serienbildgeschwindigkeit der Canon von bis zu 8 B/s. So können ganze Spielszenen festgehalten und die Highlights im Nachhinein herausgesucht werden. Dass die volle Geschwindigkeit natürlich nur mit entsprechend schnellen Speicherkarten realisierbar ist versteht sich von selbst. In einigen Tests werden die Werksangaben angezweifelt, in der Praxis ist die erreichbare Bildfrequenz jedoch beeindruckend. Man kann mit der 7D aber auch in hoher Qualität filmen. Full-HD-Filme sind mit der 7D ein Klacks. Eigene Erfahrungen habe ich dazu nicht ausreichend um eine Beurteilung abzugeben.

Mit 18 Megapixel löst der APS-C-Sensor der 7D mehr als doppelt so viele Punkte auf wie der meiner 350D. Hochauflösende Sensoren neigen ja zu verstärktem Rauschverhalten. Dieses bewältigt Canon in der 7D hervorragend. Bis zu ISO 3.200 ist es so gering, dass man diesen Einstellungsspielraum problemlos nutzen kann. Bei ISO 12.800 wird das Helligkeitsrauschen deutlicher, zeigt sich jedoch im Verhältnis zu anderen Cameras die diese Lichtempfindlichkeit bieten fast konkurrenzlos.

Mit meinen Objektiven zeigte sich der Autofokus in den Sporthallen trotz relativ schwieriger Lichtverhältnisse sehr treffsicher und auch sehr schnell. Bei Landschaftsaufnahmen mit einem preiswerteren Superweitwinkelobjektiv hatte ich den Eindruck, dass die Camera besser ist als das Objektiv.
Für die Komprimierung gibt es je Auflösungsstufe zwei JEPG Qualitäten. Eine für hochwertige Speicherung möglichst ohne Qualitätsverlust, die andere ist auf möglichst sparsamen Umgang mit Speicherplatz ausgelegt und ist mit ganz geringen Einschränkungen ebenfalls verwendbar. Belichtungsmessung und Weißabgleich arbeiten auf höchstem Niveau.

Nach einigen Bedienungsschwierigkeiten zu Beginn ist es mir gelungen sowohl die Trefferquote als auch die Bildqualität gegenüber dem bisher verwendeten Material um ein Vielfaches zu steigern. Mein Sparschwein muss das Leben trotzdem nicht lassen, denn der Preis von knapp 1400 € für das Gehäuse ist für einen Familienvater von 3 Kindern momentan nicht realisierbar

Qualität hat halt ihren Preis und im Vergleich zu den Vollformat-Profigeräten ist das Preis-Leistungs-Verhältnis aber durchaus in Ordnung, wenn auch