Super Mario Galaxy 2 (Nintendo Wii Spiel) Testbericht

Nur selten kommt es vor, dass ein kleiner adipöser italienischer Klempner auch fast 30 Jahren noch genau so populär ist wie zu seiner „Geburt“. Muss man sich mal vorstellen: 30 Jahre! Solang braucht Dynamo Dresden für den Aufstieg in die 2. Liga.
Nun gut, 1979 tauchte Mario schon in einem Donkey Kong-Spielautomaten auf, damals hieß er allerdings noch Jumpman. Durch einige Zufälle erhielt er später den Namen Mario (sein grün gekleideter Bruder wurde Luigi getauft) und bekamt 1983 sein erstes eigenes Spiel mit dem Namen "Super Mario Bros." auf Nintendos Spielesystem NES. Das Spiel setzte damals Maßstäbe an alle folgenden Jump’n’Runs, Spiele also, in denen hauptsächlich gehüpft und gerannt wird. So erschien nach und nach für jede Nintendo-Konsole ein exklusives Mario-Spiel. Das am 11.6.2010 erschienene Super Mario Galaxy 2 ist der 12. Ableger für Nintendos stationäre Konsolen, auch auf den tragbaren Geräten erschienen bis dato 15 Spiele.
Außer den simplen Jump’n’Runs gab es noch diverse Mario-Rennspiele, Mario-Puzzlespiele, Mario-Rollenspiele und die allseits beliebte Mario Party-Spiele.

Obwohl 2007 mit Super Mario Galaxy bereits ein vollständiges Mario-Abenteuer für die Wii erschien und es bis dahin immer Nintendo’s Maxime war, pro Konsole nur ein wichtiges Mario-Spiel zu veröffentlichen, hatten die Entwickler wohl noch sooo viele Ideen übrig, dass man sich zu einer Fortsetzung entschloss: Super Mario Galaxy 2!


***WII und WO und WARUM gekauft***

Der 2. Teil der galaktischen Mario-Reise erschien am 11. Juni in Deutschland. Gekauft habe ich es im AlphaTecc für 44€. Bei amazon ist es derzeit für etwa 39€ zu haben.
Geliefert wird das Spiel in einem Pappkarton. Darin befindet sich neben der eigentlichen Spielhülle noch ein Faltblatt mit den grundlegenden Bedienungen sowie eine DVD, die mit ihren vielen Videos und gesprochenen Anleitungen eher für absolute Mario-Neulinge gedacht ist, die wirklich keinen Plan haben. In der eigentlichen Amary-Hülle gibt’s dann noch eine 34seitige gedruckte Anleitung sowie ein paar Werbeblättchen. Ein enormer Umfang also, bei dem vor allem an die Noch-nie-Mario-Spieler gedacht wurde. Genau wie das Spiel an sich sind auch Verpackung und Beilagen wundervoll bunt gestaltet. Freigegeben wurde das Spiel ab 6 Jahren!


***AUSGEFEILT UND WENDUNGSREICH – DIE STORII und der Spielverlauf***

Prinzessin Peach wird mal wieder von Bowser ins Weltall entführt und Mario heftet sich mit seinem Raumschiff an ihre Fersen.


Reicht doch als Geschichte, oder? Schon seit 30 Jahren ist’s immer die gleiche Kamelle mit der Pfirsisch-Braut: Eine notgeile Riesen-Schildkröte namens Bowser (ehemals König Koopa) entführt die Prinzessin. Ihr Stecher Mario kriegt natürlich alles mit und reist hinterher.
Außer den wenigen Abstechern ins Rennwagen- und Rollenspiel-Milieu blieb die Story bisher immer gleich. Und was soll ich sagen: Die Fans wollen das so! Mario braucht keine epische Story. Mario braucht Gegner zum Draufhüpfen und Goldmünzen zum Sammeln. Mehr nicht! Es ist der allgegenwärtige Kampf Gut gegen Böse in seiner simpelsten und reinsten Form.

Natürlich hat sich die Erzählweise über die Jahre etwas geändert… mit den Jahren hat Mario viele Freunde dazu gewonnen. In den Galaxy-Spielen sind es neben den Toads (den Pilzmännchen) vor allem die _Luma_. Diese kleinen Sternchen, angeführt von Mama Lubba, begleiten Mario auf einem eigens für ihn gebauten Raumschiff quer durchs Universum. Ziel ist es, in jedem der insgesamt 5 Welten (mit je ca. 7 Abschnitten) so viele Power-Sterne wie möglich zu finden, um weiter ins Zentrum des Universums zu gelangen und irgendwann Bowser gegenüber zu stehen. Davor gilt es, jede Menge Gegner zu plätten, Münzen zu sammeln und Freunden zu helfen.


***WII spielt es sich – das Gameplay***

Gegenüber dem Vorgänger hat sich an der Bedienung nix geändert. Noch immer wird mit dem Nunchuk gelaufen/gegangen, A ist Springen, mit B schießt man Sternenteile, um Gegner zu lähmen. Das Steuerkreuz justiert die Kamera. Die ist jedoch meistens ziemlich fair gesetzt und man springt nicht mehr allzu oft ins Leere. Natürlich gibt es wieder Spezialbewegungen wie die Stampfattacke oder den Drehsprung. Die Steuerung funktioniert einwandfrei und punktgenau, Eingabeverzögerungen habe ich noch nicht festgestellt.
Nach einer kurzen Einleitung, die kurz auf die Steuerung eingeht, gelangt man gleich aufs –noch – leere Raumschiff. Und hier gibt’s gleich die erste Neuerung: statt, wie in Teil 1, für die Galaxien noch verschiedene Räume aufzusuchen, wurde die berühmte Oberwelt-Karte wieder eingeführt. Wie schon aus _Super Mario Bros. 3_ bekannt, kann man hier direkt die Galaxien anwählen. Das sorgt nicht nur für einen besseren Überblick, sondern spart auch die Laufwege, die man im Vorgänger noch zurücklegen musste, um eine bestimmte Galaxie zu erreichen. Nach dem ersten Endgegner, der auch in Teil 1 vorkam, gibt’s schon im 3. Level die nächste Überraschung: YOSHI!!
Genau, der kleine grüne Dino ist zurück! Frisch aus dem Ei geschlüpft darf Mario auf ihm reiten. Yoshi ist sogar notwendig, um bestimmte Levelabschnitte zu erreichen! Er kann nämlich nicht nur einige Sekunden lang in der Luft flattern und seine Gegner verspeisen, auch verwandeln ihn manche Früchte. Als Blasebalg fliegt er in die höchsten Bäume, als Glüh-Dino bringt er Licht in dunkle Spukhäuser, als rasende Echse bewegt er sich blitzschnell. Aber auch Mario hat solche Späßchen auf Lager: neben der bekannten Feuerblume, den Bienen-, Geist- und Sprungfeder-Kostümen darf sich der Klempner diesmal auch als alles zerstörender Felsbrocken oder als durch die Lüfte segelnde Wolke versuchen. Außerdem gibt es einen Bohrer, mit dem sich Mario quer durch die Planeten bohren kann. Jedes Kostüm bringt ihn zu neuen verborgenen Abschnitten. Zwar geht es auch hier wieder meistens ziemlich linear zu, doch die einzelnen Level sind diesmal viel größer ausgefallen als in Teil 1. Das macht sich auch in den fair gesetzten Rücksetzpunkten bemerkbar. Doch nicht nur die Level sind größer und umfangreicher ausgefallen, auch die turmhohen Zwischengegner machen Mario das Leben schwer. Die Drachen, Roboter und Felsklötze werfen mit Bomben und glühenden Steinen. Zwar ist die Schwachstelle meist klar ersichtlich, doch muss sie erstmal getroffen werden! Beispiel Bowser Jr.: Mit einem Riesen-Roboter beschießt er uns mit mariosuchenden Raketen, stößt gleichzeitig Energiewellen aus und schlägt mit gewaltigen Hämmern zu. Wir müssen also 1. nicht von den Raketen und Hämmern getroffen werden, 2. mit Yoshi eine Rakete aus der Luft pflücken, 3. hoch springen, um der Welle zu entgehen, 4. die Schwachstelle anvisieren und 5. die Rakete zurückschleudern. Und das alles möglichst innerhalb von 3 Sekunden! Hat Mario das dann geschafft, gibt’s einen großen Power-Stern und die nächste Welt öffnet sich. Neben den ganzen Gegnern, u.a. Gumbas, Koopas, Lakitus, Schatten-Marios, Buu-Hus usw. gibt’s es auch freundliche Gesellen, denen Mario meist helfen muss. So gilt es einmal, den Kapitän eines Pilz-Raumschiffs zu finden, ein andermal muss er die Bienenkönigin von ihren Juckreiz befreien. Ab und an fordert ein Affe Mario zu einem kleinen Wettkampf auf, außerdem tauchen nach einiger Zeit auch Schabernack-Kometen auf, die wieder neue Bedingungen in die Galaxien bringen (u.a Zeitlimits, nur 1 Lebenspunkt).
Auch taucht Luigi von Beginn an auf und darf in vielen Level sogar von Beginn an gespielt werden. Es gibt also immer was zu entdecken!
Genauso abwechslungsreich wie die Pro- und Antagonisten sind die 6 Welten. Pro Welt gibt’s etwa 7 Galaxien. Pro Galaxie 2-3 Level. Das Leveldesign reicht von lodernden Lavalampen über sonnige Südseestrände, von eiskalten Eisbergen über tödliche Tiefseetäler. Und immer wieder eingestreut diese wundervollen Reminiszenzen an die altehrwürdige 2D-Zeit. Mit einem Mal dreht sich die Kamera und Mario kann sich nur noch nach Links oder Rechts bewegen. So fühlt man sich wieder in die gute alte NES-Zeit versetzt… als man noch mit 8 Bit auf Münzjagd ging.

Nach 120 Power-Sternen müssen 120 neue Sterne gesucht werden, sodass ein erneutes Durchspielen zur Komplettierung des Spiels notwendig ist! Der normale Durchschnitts-Zocker wird mindestens 15 Stunden brauchen, um alles zu erforschen!


***WII SIEHT’S AUS UND WII HÖRT ES SICH AN?***

Mit einem Wort: Fantastiggerisch!
"Super Mario Galaxy 2" ist nicht nur ein Spiel, sondern auch ein kleines Kunstwerk! Die Grafikengine ist zwar dieselbe wie schon beim Vorgänger, doch wurde überall etwas verbessert. Nicht nur die knallbunte Präsentation ist hier hervorzuheben, sondern auch die Detailverliebtheit der Programmierer! Nicht nur Mario ist wunderbar animiert, auch die Gegner wurden mit viel Liebe designt. Überall bewegt sich was! Seien es die funkelnden Sterne am Nachthimmel; Kometen, die auf die Planeten krachen; Blumen, die sich im Wind wiegen; Wasser, das sich sanft hin- und herbewegt; fröhliche Fischschwärme im Meer… ich könnte noch stundenlang weitererzählen. Es gibt nur sehr wenige Wii-Spiele mit einem so hohen Detailgrad, und das ohne jedes Ruckeln! Selbst unter Raketen-Dauerbeschuss mit Explosionen überall bleibt das Spiel flüssig! Von meiner Seite ein großes Lob an Nintendo!
Auch beim Sound gibt es absolut nix zu mäkeln. Die Figuren wurden zwar mit ihren üblichens Pieps-Stimmchen und Nuscheln ausgestattet, doch die Musik aus der Feder von Mahito Yokota ist mal wieder grandios. Von nahezu epischer Orchestermusik bei den Boss-Kämpfen bis hin zu fetzigen Neuinterpretationen der Ur-Mario-Sounds ist alles dabei und perfekt auf die jeweiligen Situationen bzw. Galaxien abgestimmt. Gruselig klingts in den Spukhäuser, karibisch-tropisch an den Südseestränden und lässig-chillig auf der Blumenwiese. Mario lädt zum Lauterdrehen ein!


***FAZIIT***

Es ist vollbracht. Peach wurde gerettet, Bowser verjagt, alle sind happy, alle sind froh. Und auch die Zocker dürfen sich freuen, haben sie ihre Zeit an eines der besten Wii-Spiele überhaupt vergeudet.
Zwar kopiert SMG2 die Story des Vorgängers und auch das Spielprinzip ist identisch geblieben, doch viele zahlreiche Neuerungen, insbesondere Yoshi, die vielen 2D-Elemente und die aufgebohrte Grafik machen das Spiel zu einem absoluten Wii-Highlight, das seinem Vorgänger in allen Belangen das Wasser reichen kann, wenn nicht sogar toppt. Der einzige Kritikpunkt: Wo beim Vorgänger jedoch noch der Wow-Effekt einsetzte, erklingt hier eher ein Aha, da sich eben an Gameplay und Story kaum etwas geändert hat.
Doch ebendieses Aufwärmen altbekannter Elemente machen Mario seit fast 30 Jahren zur unangefochtenen und konkurrenzlosen Ikone der Jump’n’Run-Generation! Nicht mal die Gianna Sisters können ihm den Rang ablaufen- Wir wollen keine epische Story. Wir wollen hüpfen und Peach retten! Und das können wir dank "Super Mario Galaxy 2" endlich wieder unbeschwert und tagelang tun! Wer Mario liebt, wer Super Mario Galaxy liebt, der wird auch Teil 2 lieben! Nicht zuletzt dank Yoshi. Daher 5 von 5 hochverdienten Power-Sternen für SUPER MARIO GALAXY 2! (Exklusiv für Wii)

It’s a-mee, Mario!



Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!