Der Untergang (DVD) Testbericht

ab 5,50
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von magnifico

Sollte man zu Hause haben

5
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  sehr spannend
  • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

ein gelungener Film, der nichts beschönigt oder verfälscht

Kontra:

im Zusatzmaterial hätte etwas mehr zum NS-Regime eingebracht werden können

Empfehlung:

Ja

\"Der Untergang\" präsentiert sich als rekordverdächtiges, oscarträchtiges, Meisterwerk, der nicht nur die Emotionen der Zuschauer berührt, sondern vielmehr auch das nachholt, was in der Geschichtsforschung und insbesondere der zeitgenössischen Darstellung des NS-Regimes gerne vergessen oder verdrängt wird, zumindest aber beinahe nicht mehr als solches wahrnehmbar ist: Adolf Hitler ist bei aller Entartung und Perversität (im originären Wortsinn) zunächst ein Mensch wie jeder andere gewesen. Einen Grund, weshalb sich eine derartige Persönlichkeit - parallel zu ihr tobte sich die auf ihre Weise nicht weniger abstoßende Persönlichkeit eines Jossif Stalin in Russland aus - nicht erneut entwickeln und durchsetzen könnte, ist daher nicht ersichtlich. Und genau diese Leistung oder auch Erkenntnis, die von nicht wenigen als \"Verklärung\" oder \"Verharmlosung\" jener Menschheitsgeisel gedeutet wird, ist es, die den Film zu weit mehr als nur einer weiteren minutiösen Dokumentation des Berliner Untergangs werden lässt.

Worum es im Film geht, lässt sich dabei, anders als bei Fiktionen, an dieser Stelle ungleich leichter schildern, da die Gefahr, das regelmäßig zunächst ja unbekannte Ende vorwegzunehmen, kaum bestehen dürfte. Zwar bin ich kein Historiker oder auch nur hinreichend in der Geschichte des III. Reichs bewandert, als dass ich die Authentizität jeder einzelnen Handlung bejahen oder verneinen könnte, doch meine ich, dass sich Drehbuch und Film an die bekannten Geschehnisse halten. Gleichwohl werde ich keine umfassende Schilderung vornehmen, da eine solche letztlich nur Bekanntes oder ohne besondere Mühen Nachlesbares wiedergeben würde.

Der Film beginnt im Jahre 1942. Fünf ausgesuchte Damen werden zur Wolfsschanze, jenem berühmt berüchtigten Führungsbunker im Norden des damaligen Reiches gebracht, um dem Führer als Sekretärin vorgestellt zu werden. Eine von ihnen, eine Münchnerin, erhält nach einer kurzen Vorstellung von Hitler die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen, bringt jedoch auf der Schreibmaschine kein einziges korrekt geschriebenes Wort heraus ... wird allerdings gleichwohl Hitlers Sekretärin.

Die nächsten Einstellungen springen in das Berlin des April 1945. Die Rote Armee hat sich Berlin bis auf wenige Kilometer genähert und ist mittlerweile nahe genug, um die Hauptstadt unter Artillerie-Beschuss zu nehmen. Die Führung des Reiches, insbesondere Hitler, Dr. Goebbels und die Generalität, musste sich in den Bunker unter der alten Reichskanzlei flüchten, während alle Einrichtungen des öffentlichen Lebens geräumt werden. Der Fall Clausewitz ist ausgegeben worden. Das Leben im Bunker ist geprägt von Hitlers zunehmendem geistigen Verfall, der auch von seinen Generalen wahrgenommen wird. Gleichwohl sind diese nicht bereit, energisch genug gegen den Diktator vorzugehen, insbesondere die aussichtslose Lage der näher rückenden feindlichen Truppen sowie der drohenden Vernichtung Berlins zu beenden. Die letzten Tage des Schreckensregime sind heraufgezogen ...
Die schauspielerische Leistung der unterschiedlichen Akteure ist zu bewundern und zu beneiden. Bruno Ganz, der Adolf Hitler verkörpert, versteht es dabei meines Erachtens ganz hervorragend, das Mensch gewordene Monster - oder den Monster gewordenen Menschen - zunächst, 1942, als eher nachsichtigen und warmherzigen, später als bedingungslosen und gefühlskalten Psychopathen zu projizieren. Es ist gerade der Beginn, der den ganzen weiteren Film prägt. Anstelle des erwarteten \"An die Wand!\" oder Ähnlichem begegnet der Führer dem Fehlerchaos mit einem \"Das versuchen wir gleich noch mal.\". Plötzlich wird klar, dass hier kein abgrundtief böser Luzifer in Menschengestalt, sondern vielmehr ein \"normaler\" Mensch am Werk ist; die pure Abstraktion des Bösen, wie Hitler leider viel zu oft in der Geschichtsschreibung dargestellt wird, fehlt; einen Grund für die (beruhigende(?)) Annahme einer historischen Singularität fehlt.

Auch im nachfolgenden Film, namentlich mit dem zunehmend der Realität entrückten Tyrannen und dem nicht minder oder sogar noch fanatischeren Goebbels samt seiner Frau, die ihre eigenen Kinder lieber umbringt, als sie \"in einer Welt ohne Nationalsozialismus\" groß werden zu lassen, fesseln und beeindruckend doch sehr. Während Eva Braun mehrfach eine Party in den Räumen der Alten Reichskanzlei zu arrangieren versucht, die vom bevorstehenden Untergang ablenken soll, fallen zunehmend Hilters einstige Weggefährten von ihm ab.

Albert Speer \"beichtet\" in einer beeindruckenden Szene die Nichtausführung der Nero-Befehle, nach denen die Infrastruktur sowie die Fabriken des Reichs, bevor sie dem Feind in die Hände fallen, zerstört werden sollen. Himmler, der Reichsführer SS, \"droht\" mit der Machtübernahme, sofern er aus dem eingekesselten Berlin keine anderweitigen Befehle erhält und zeigt seine Bereitschaft, mit den Alliierten zu kooperieren, an.
Unheimlich und von faszinierender Emotionslosigkeit wird schließlich die Tötung der sechs Kinder durch ihre Mutter dargestellt. Die eben noch vergnügt im Kreis des Führers singenden Kinder erhalten, unbeschadet ihres Widerstandes, ein Schlafmittel und werden anschließend mit ergreifender Perfektion durch Giftkapsel getötet. Corinna Harfouch gelingt es dabei, die Rolle der gefühlskalten und durch und durch vom Nationalsozialismus überzeugten Mutter zu spielen, die mit leisem Knacken ihre eigenen Kinder ins Jenseits befördert.
Der Film ist insgesamt und ausnahmslos ein beeindruckendes Monumentalwerk, das den Mythos NS-Regime entzaubert und die Schwächen der einzelnen Akteure der damaligen Horrorherrschaft in einer Weise hervorbringt, die wie kaum eine andere verdeutlicht, dass es Menschen gewesen sind, die anderen Menschen dieses Leid angetan haben. So wird auf jegliche Glorifizierung oder Heroisierung verzichtet, wie andererseits auch gerade Aspekte, die das menschliche Individuum ausmachen, nicht verborgen bleiben. Der Film ist sicherlich alles andere als ein \"feel-good\"-Film, die Altersgrenze von 12 Jahren stellenweise auch eher zu niedrig.

Eine \"Beschönigung\", wie es teilweise kritisiert wurde, stellt der Film meiner Meinung nach allemal nicht dar. Er macht nur eben nicht da halt, wo oftmals halt gemacht wird: an der Schwelle des Verständnisses dazu, dass das III. Reich weder einmalig noch letztmalig gewesen sein kann oder muss und, lernt die Menschheit wie seit Jahrhunderten nicht aus ihren Fehlern, keine Garantie für eine Unmöglichkeit der Wiederholung besteht.

Zur DVD in der Premium Edition - normalerweise würde man das, nachdem es auch die einfache DVD mit der Kinoversion gibt, als Special Edition bezeichnen - ist insbesondere auf die Dokumentation sowie die historischen Biografien hinzuweisen. Der Film selbst ist in hervorragender Bild- und Tonqualität, wobei auch hier \"nur\" die deutschsprachige Fassung in Dolby Digital 5.1 vorhanden ist. Lediglich ein englischer Untertitel kann zugeschaltet werden. Wem es in erster Linie nur auf den Film selbst ankommt, der kann allerdings ebenso gut mit der Single-DVD leben, denn die Bild- und Tonqualität wie auch die Länge des Films selbst sind bei beiden Ausgaben identisch. Der aktuelle Preis für die Premium Edition liegt bei knapp 24,- €, der der Single Edition bei 19,- €. Die übrigen Features der Premium Edition sind Interviews mit Schauspielern und Crew (circa 100 Min.), Dokumentation \'Hitlers letzte Tage\' (circa 58 Min.), Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten mit Audiokommentar des Regisseurs und des Ausstatters (circa 30 Min.), Der Bunker 3 D (Rundgang mit Szenen aus dem Film) sowie Biografien der Schauspieler und Biografien der wichtigsten historischen Personen.


================= Bei Verschmelzung identischer Produkte angehängt: ==========================

„Der Untergang“ präsentiert sich als rekordverdächtiges, oscarträchtiges, Meisterwerk, der nicht nur die Emotionen der Zuschauer berührt, sondern vielmehr auch das nachholt, was in der Geschichtsforschung und insbesondere der zeitgenössischen Darstellung des NS-Regimes gerne vergessen oder verdrängt wird, zumindest aber beinahe nicht mehr als solches wahrnehmbar ist: Adolf Hitler ist bei aller Entartung und Perversität (im originären Wortsinn) zunächst ein Mensch wie jeder andere gewesen. Einen Grund, weshalb sich eine derartige Persönlichkeit – parallel zu ihr tobte sich die auf ihre Weise nicht weniger abstoßende Persönlichkeit eines Jossif Stalin in Russland aus – nicht erneut entwickeln und durchsetzen könnte, ist daher nicht ersichtlich. Und genau diese Leistung oder auch Erkenntnis, die von nicht wenigen als „Verklärung“ oder „Verharmlosung“ jener Menschheitsgeisel gedeutet wird, ist es, die den Film zu weit mehr als nur einer weiteren minutiösen Dokumentation des Berliner Untergangs werden lässt.

Worum es im Film geht, lässt sich dabei, anders als bei Fiktionen, an dieser Stelle ungleich leichter schildern, da die Gefahr, das regelmäßig zunächst ja unbekannte Ende vorwegzunehmen, kaum bestehen dürfte. Zwar bin ich kein Historiker oder auch nur hinreichend in der Geschichte des III. Reichs bewandert, als dass ich die Authentizität jeder einzelnen Handlung bejahen oder verneinen könnte, doch meine ich, dass sich Drehbuch und Film an die bekannten Geschehnisse halten. Gleichwohl werde ich keine umfassende Schilderung vornehmen, da eine solche letztlich nur Bekanntes oder ohne besondere Mühen Nachlesbares wiedergeben würde.

Der Film beginnt im Jahre 1942. Fünf ausgesuchte Damen werden zur Wolfsschanze, jenem berühmt berüchtigten Führungsbunker im Norden des damaligen Reiches gebracht, um dem Führer als Sekretärin vorgestellt zu werden. Eine von ihnen, eine Münchnerin, erhält nach einer kurzen Vorstellung von Hitler die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen, bringt jedoch auf der Schreibmaschine kein einziges korrekt geschriebenes Wort heraus ... wird allerdings gleichwohl Hitlers Sekretärin.

Die nächsten Einstellungen springen in das Berlin des April 1945. Die Rote Armee hat sich Berlin bis auf wenige Kilometer genähert und ist mittlerweile nahe genug, um die Hauptstadt unter Artillerie-Beschuss zu nehmen. Die Führung des Reiches, insbesondere Hitler, Dr. Goebbels und die Generalität, musste sich in den Bunker unter der alten Reichskanzlei flüchten, während alle Einrichtungen des öffentlichen Lebens geräumt werden. Der Fall Clausewitz ist ausgegeben worden. Das Leben im Bunker ist geprägt von Hitlers zunehmendem geistigen Verfall, der auch von seinen Generalen wahrgenommen wird. Gleichwohl sind diese nicht bereit, energisch genug gegen den Diktator vorzugehen, insbesondere die aussichtslose Lage der näher rückenden feindlichen Truppen sowie der drohenden Vernichtung Berlins zu beenden. Die letzten Tage des Schreckensregime sind heraufgezogen ...


Die schauspielerische Leistung der unterschiedlichen Akteure ist zu bewundern und zu beneiden. Bruno Ganz, der Adolf Hitler verkörpert, versteht es dabei meines Erachtens ganz hervorragend, das Mensch gewordene Monster – oder den Monster gewordenen Menschen – zunächst, 1942, als eher nachsichtigen und warmherzigen, später als bedingungslosen und gefühlskalten Psychopathen zu projizieren. Es ist gerade der Beginn, der den ganzen weiteren Film prägt. Anstelle des erwarteten „An die Wand!“ oder Ähnlichem begegnet der Führer dem Fehlerchaos mit einem „Das versuchen wir gleich noch mal.“. Plötzlich wird klar, dass hier kein abgrundtief böser Luzifer in Menschengestalt, sondern vielmehr ein „normaler“ Mensch am Werk ist; die pure Abstraktion des Bösen, wie Hitler leider viel zu oft in der Geschichtsschreibung dargestellt wird, fehlt; einen Grund für die (beruhigende(?)) Annahme einer historischen Singularität fehlt.

Auch im nachfolgenden Film, namentlich mit dem zunehmend der Realität entrückten Tyrannen und dem nicht minder oder sogar noch fanatischeren Goebbels samt seiner Frau, die ihre eigenen Kinder lieber umbringt, als sie „in einer Welt ohne Nationalsozialismus“ groß werden zu lassen, fesseln und beeindruckend doch sehr. Während Eva Braun mehrfach eine Party in den Räumen der Alten Reichskanzlei zu arrangieren versucht, die vom bevorstehenden Untergang ablenken soll, fallen zunehmend Hilters einstige Weggefährten von ihm ab. Albert Speer „beichtet“ in einer beeindruckenden Szene die Nichtausführung der Nero-Befehle, nach denen die Infrastruktur sowie die Fabriken des Reichs, bevor sie dem Feind in die Hände fallen, zerstört werden sollen. Himmler, der Reichsführer SS, „droht“ mit der Machtübernahme, sofern er aus dem eingekesselten Berlin keine anderweitigen Befehle erhält und zeigt seine Bereitschaft, mit den Alliierten zu kooperieren, an.

Unheimlich und von faszinierender Emotionslosigkeit wird schließlich die Tötung der sechs Kinder durch ihre Mutter dargestellt. Die eben noch vergnügt im Kreis des Führers singenden Kinder erhalten, unbeschadet ihres Widerstandes, ein Schlafmittel und werden anschließend mit ergreifender Perfektion durch Giftkapsel getötet. Corinna Harfouch gelingt es dabei, die Rolle der gefühlskalten und durch und durch vom Nationalsozialismus überzeugten Mutter zu spielen, die mit leisem Knacken ihre eigenen Kinder ins Jenseits befördert.


Der Film ist insgesamt und ausnahmslos ein beeindruckendes Monumentalwerk, das den Mythos NS-Regime entzaubert und die Schwächen der einzelnen Akteure der damaligen Horrorherrschaft in einer Weise hervorbringt, die wie kaum eine andere verdeutlicht, dass es Menschen gewesen sind, die anderen Menschen dieses Leid angetan haben. So wird auf jegliche Glorifizierung oder Heroisierung verzichtet, wie andererseits auch gerade Aspekte, die das menschliche Individuum ausmachen, nicht verborgen bleiben. Der Film ist sicherlich alles andere als ein „feel-good“-Film, die Altersgrenze von 12 Jahren stellenweise auch eher zu niedrig.

Eine „Beschönigung“, wie es teilweise kritisiert wurde, stellt der Film meiner Meinung nach allemal nicht dar. Er macht nur eben nicht da halt, wo oftmals halt gemacht wird: an der Schwelle des Verständnisses dazu, dass das III. Reich weder einmalig noch letztmalig gewesen sein kann oder muss und, lernt die Menschheit wie seit Jahrhunderten nicht aus ihren Fehlern, keine Garantie für eine Unmöglichkeit der Wiederholung besteht.

17 Bewertungen, 1 Kommentar

  • german_girl

    25.08.2005, 18:45 Uhr von german_girl
    Bewertung: sehr hilfreich

    den film hab ich auch gesehen und fand ihn total beeindruckend. toller bericht. lg