Arbeitslosigkeit Testbericht

No-product-image
ab 376,60
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003

Erfahrungsbericht von michay

Hartz IV noch zu milde?

Pro:

siehe Text

Kontra:

siehe Text

Empfehlung:

Nein

Heute muss ich einfach mal meine Erfahrungen zu dem Thema Arbeitslosigkeit schreiben. Lange hab ich Überlegt ob ich dies überhaupt tun sollte, aber ich denke meine Erfahrungen werden den einen oder anderen doch erstaunen und die Sache Arbeitslos und auch Hartz IV in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Ich selber beschreibe den Vorfall den ich erst gestern wieder erlebt habe und auch die letzten 3 Monate schon mitmachen musste einmal nicht aus Sicht des Arbeitslosen, sondern auch Unternehmersicht.


Natürlich war auch ich schon Arbeitslos, 1 Woche nach meiner Ausbildung.
Angst vor Arbeitslosigkeit hat wohl sicher jeder normal denkender Mensch, der einen gewissen Standart gewohnt ist.
Derjenige der ein Haus und eine Familie hat wird sich sicher mehrmals überlegen seinen Job aufs Spiel zu setzten, man will ja sein Hab und Gut behalten und seinen Lieben etwas Bieten können.
Ja, so denke ich und sicher auch die meisten von euch. Für viele ist es wohl ein Tiefschlag wenn man den Job verliert.
Wie gesagt nach meiner Lehre wurde ich nicht Übernommen. Habe mir aber erst mal keine Gedanken weiter gemacht, sondern meinen Abschluss mit sehr gut in der Tasche gehabt und ab nach Nürnberg zu meinem Freund.
Ich setzte mich vor den PC im Arbeitsamt, zog mir ein paar Stellenangebote aus dem PC und setzte mich zu Hause ans Telefon.
Eine Woche später hatte ich meinen festen Job. Erst auf Pauschalbasis und anschließend habe ich mir noch eine andere Stelle gesucht und einen sehr gut bezahlten Job in einem Schweizer Cafe bekommen.

Das zweite Mal als ich mit dem Thema Arbeitslosigkeit in der eigenen Familie in Verbindung gekommen war, war bei meinem Freund vor genau einem Jahr. Er hatte seinen Job gekündigt um zu uns nach Dresden zu kommen, wo ich in zwischen mit meinem Sohn lebte.
Und nun? Mein Freund hat seine Ausbildung abgebrochen, jedoch als Filialleiter gearbeitet und war damit für die meisten ohne Ausbildung und für die anderen zu teuer durch seine ehemalige Tätigkeit.
Durch Zufall, weil er alle Firmen in Dresden und Umgebung abgefahren ist bekam er einen Job als Handelsvertreter in einem neuen Unternehmen, welches jetzt Deutschland und Europaweit vertreten ist.

Dieser Job entwickelte sich so gut das wir bei diesem Unternehmen eine Franchisefiliale in einer anderen Stadt, Plauen im Vogtland, eröffneten.
Dies war im November.
Zum ersten Mal stand ich vor dem Problem, Mitarbeiter einstellen, da wir ja nicht selber da arbeiten konnten.
Ich muss sagen, Plauen hat eine Arbeitslosigkeit von 19% in der Stadt. Sagenhaft und ich hab es mir einfach vorgestellt jemanden zu finden der da arbeitet.

Schon im Oktober schaltete ich ein Stellenangebot beim Arbeitsamt um recht zeitig Leute einladen zu können.
Ich bekam an die 50 Vorschläge vom Amt zugeschickt und es meldete sich gerade mal die Hälfte. Von dieser Hälfte konnte man noch mal die Hälfte heraus sortieren die ihre Bewerbung mit dem Satz begonnen hat …“ Das Arbeitsamt hat mir gesagt das ich mich bei Ihnen bewerben muss“…,andere meinten mir eine Mail schicken zu müssen mit gesammelten Links wo ich mir dann die Unterlagen aus dem Netz suchen musste.

Ich dachte schon das fängt ja gut an…

Die ersten Gespräche standen nun zur Debatte und ich lud die übrig gebliebenen Leute ein zu einem Gespräch.
Alter und Vorkenntnisse waren uns egal da wir eine Einarbeitung für den Zukünftigen Mitarbeiter haben. Ich gehöre nicht zu den Leuten die sagen das ältere nicht Arbeiten können, daher hätte ich gern auch eine 50 jährige Person eingestellt und lud diesen Herren auch ein.
Die erste Frage, noch vor allem anderen was …“was gibt es zu verdienen, unter 1800 netto gehe ich nicht arbeiten“…
Naja, ich war erst mal satt und bedankte mich recht Herzlich für sein Kommen.
1800 netto für da Befüllen von Tintenpatronen.

Aber es ging noch weiter.
Am nächsten Tag hatte ich die meisten Gespräche.
Der eine, wurde im Januar Vater, ist im Januar auch ins Hartz IV gekommen und hat dann nur noch das Minimum, er wollte nicht arbeiten weil wir gerade erst eröffnet hatten und er das Risiko in einem neuen Unternehmen zu arbeiten nicht eingehen wollte. Da habe ich mich das erste Mal gefragt ob ich in einer anderen Welt lebe. Ich will doch meinem Kind etwas bieten können und wie will ich das von Hartz IV tun?

Den nächsten war der Weg zu weit, ein anderer wollte nur in der Woche arbeiten…

Die meisten muss ich sagen wollten den Samstag den wir mit 4 Stunden geöffnet haben nicht arbeiten.

Schließlich haben wir eine Mitarbeiterin gefunden. Hauptsache erst mal etwas. Jedoch ist der Arbeitseinsatz gleich 0.
Seltsamer Weise schaltet sie die Leuchtreklame am Tag an und in der Nacht aus…, gibt falsche Informationen über das Unternehmen an den Kunden weiter, will ebenfalls immer Samstag frei haben.
Das letzte was uns jetzt zum Verzweifeln gebracht hat war der Ausspruch…“ ich bekomm schon Ärger mit meinem Mann, weil ich so viel Arbeite“…
SUPER!!!!
Die Frau arbeitet nicht anders wie andere auch und ist als Handelsvertreter eingestellt, das heißt sie bekommt vom Arbeitsamt Überbrückungsgeld und von uns noch Fest und Prozente. Alles zusammen um die 2000 Euro. Und dann jammert die noch das sie zu viel Arbeiten muss.

Wir wollten dem Drama ein Ende setzten und einen Personaltausch stattfinden lassen.
Ich schaltete über den Ersten privaten sächsischen Rundfunk diesmal eine Anzeige. In der Hoffnung es würden sich welche aus eigener Initiative melden.

Taten die Leute auch.
Einer war besonders hartnäckig. Er schickte mir seine Unterlagen ganz schnell per Mail und anschließend noch mal per Post. Fragte ständig nach ob wir schon eine Entscheidung getroffen hatten.
Auch er wollte sich zuerst als Handelsvertreter einstellen lassen.
Nun hatten wir unser Gespräch am Sonntag. Alles war super. Ich hatte einen guten Eindruck und er wollte auch arbeiten bei uns als Handelsvertreter. Wollte jedoch nur noch mit seiner Frau das klären.
Er hatte nicht viel, Hartz IV bekam er 200 Euro. Mit Wohngeld kam er auf 700 Euro insgesamt (ich frage mich immer noch was die für eine Villa bezahlt bekommen, denn 500 Euro Miete haben nicht mal wir in unserer 65 qm Dachgeschosswohnung mit Blick über ganz Dresden). Seine Frau war EU Rentner auch mit 700 Euro.

Nun ja, wir waren uns einig und ich freute mich über einen neuen Mitarbeiter.
Zu Hause dann die unerwartete Überraschung.
Er wollte weder eine Einarbeitung in Dresden, sondern jeden Abend nach Hause zu seiner Familie (die Einarbeitung wäre 4 Tage gewesen). Außerdem wollte auch er nicht Samstags arbeiten, wir sollen uns dafür doch eine Aushilfe suchen.

Wir antworteten per Mail das wir ihm nicht jeden Samstag garantieren können, so lange wir keine geeignete Aushilfe haben.

Dann kam heute morgen eine Mail die mich vom Stuhl schmiss.

Ich habe es mir noch mal überlegt, ich will mich nicht als Handelsvertreter einstellen lassen, sondern entweder fest, dann will ich aber min.900 Euro oder in einem halben Jahr auf 165 Euro und ich will Prozente. Damit ich weiter mein Geld und meine Versicherungen vom Arbeitsamt bezahlt bekomme darf das Arbeitsamt aber nichts davon wissen. Und ich solle daran denken das er nicht Samstags arbeiten will.

Erst wusste ich nicht was ich darauf antworten sollte. Verlangt der doch allen Ernstes das wir uns von ihm zur Schwarzarbeit anstiften lassen.

Ich antwortete schlicht, entweder auf 165 Euro Basis mit Meldung ans Arbeitsamt oder nicht.

Da lehnte er dankend ab das er da ja nichts verdienen würde weil ihm das Arbeitsamt dann nichts mehr lässt.

Ich bin wirklich schockiert. Erst lehnt er die feste Stelle ab, dann die Aushilfsstelle nur weil es ihm mit Hartz IV besser geht und er sich nicht allein für 165 Euro hin stellen will da er da nicht raus bekommt weiter.

Wir sind eine seriöse Firma und eine Strafe für Schwarzarbeit ist bei 30000 bis 500000 Euro, ganz davon abgesehen was wir für einen Rufschaden da hätten.

Ein Hartz IV Empfänger stellt uns die Bedingungen wofür er arbeiten geht. Ich glaube ich steh im Wald. Wozu bitte sind die Menschen auf die Straße gegangen? Wenn es ihnen dann doch besser geht wie wenn sie arbeiten?!
Ich fass es nicht.

Wo sind die 19% Arbeitslosen in Plauen?
Sicher spielt Geld eine wichtige Rolle, aber man kann doch nicht einem Unternehmen die Arbeitszeiten vorgeben! Und besser wir bei Hartz IV wäre er auch gekommen, selbst als Handelsvertreter. Aber so kommt für uns unter den Bedingungen nicht mal eine Verkäuferanstellung in Betracht.


Ich finde nach meinen Erkenntnissen, wobei man sicher auch vom Einzelfall ausgehen muss), das Harzt IV für viele noch zu mild.
Die Regelung die in Tschechien herrscht wäre für Unternehmer einfacher und vor allem würden die Arbeitslosen die nicht arbeiten wollen sondern lieber von unseren Abgaben leben, zum Arbeiten gebracht.
In Tschechien erhält jeder der einen Job, egal welchen ablehnt eine komplette Streichung aller staatlichen Zulagen (Arbeitslosengeld, Wohngeld).

Ich und mein Mann verstehen die Welt nicht mehr. Vielleicht leben wir auch nur in einer anderen Welt, in einer wo man sich ab und zu noch etwas gönnt, wo man ein Ziel hat.
Mein Mann arbeitet von Montag bis Freitag genauso von 9:00 Uhr bis 19:00 Uhr und am Samstag jede Woche seine 4 Stunden. Zusätzlich fahren wir am Sonntag noch in unser Plauener Geschäft und schauen da nach dem Rechten. Und wir haben einen kleinen Sohn. Aber ohne Arbeit, wäre es ihm zu langweilig.
Und mir geht es nicht anders, wobei ich mich auf die Arbeit zu Hause beschränke. Buchhaltung etc. und ich studiere noch nebenbei im Fernstudium.

Von meinen Eltern bin ich es auch nicht anders gewohnt. Meine Mutter war zum Beispiel 20 Jahre Filialleitern und Abteilungsleiterin in einem Baumarkt. Bis dieser letzten Januar in Insolvenz ging. Sie suchte wie verrückt eine Stelle und fand eine weit unter ihrer Qualifikation. Jeden Tag arbeiten, Jeden Samstag alle 14 Tage 13 Stunden und das für das Geld was sie als Arbeitslose hatte… nur um mal wieder einen Job zu haben und wieder dem Tag einen Sinn zu geben und sich vielleicht mal etwas leisten zu können, wenn auch nicht viel.

Aber es gefällt vielen sicher ganz gut zu Hause den Tagesablauf nach dem Fernsehprogramm zu planen. Zumindest in Plauen.

Den Vorfall werde ich jetzt dem Arbeitsamt melden, denn ich denke so eine Erpressung und so ein Denken der Menschen schadet vielen mehr wie das es hilft.


Allen Arbeitswilligen wünsche ich natürlich viel Erfolg bei der Suche.

Dies war ganz einfach meine Erfahrung mit dem Thema Arbeitslos und dem Willen zum Arbeiten.


Ein lustiges Gespräch hatten wir jetzt übrigens zusätzlich noch mit einem Herrn, der 50 ist und min. 100 Euro den Tag wollte. Für nur Tinten befüllen.

27 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Sayenna

    06.05.2006, 17:58 Uhr von Sayenna
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh…...‹(•¿•)›…..LG Ela

  • redwomen

    27.02.2005, 23:40 Uhr von redwomen
    Bewertung: sehr hilfreich

    lange gerungen wie ich deinen Bericht werten soll. -doch vom Schreiben her war er mir dann doch ein "sn" wert.- Allerdings kann ich stellenweise deine Einstellung nicht nachvollziehen. Ich selbst war sehr lange Arbeitslos und habe in diesen fast

  • wirnhier

    27.02.2005, 23:30 Uhr von wirnhier
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sicher ist deine Dokumentation deiner Erfahrung sehr hilfreich. Wie die anderen schon bemerken sehr einseitig, aber ich möchte das konkretisieren, mir fehlt eine genauere Beschreibung was der Handelsvertreter für Aufgaben hat und was er dafü

  • biker

    27.02.2005, 22:53 Uhr von biker
    Bewertung: sehr hilfreich

    schließe mich dem ersten Kommentar an: etwas zu einseitig. Was mich interessieren würde: wie lautete das Stellenangebot genau?, was wäre zu verdienen, die geforderte Arbeitszeit, die Arbeit selber die zu machen wäre. Ganz so einfach

  • Scigy

    27.02.2005, 22:42 Uhr von Scigy
    Bewertung: sehr hilfreich

    fällt es mir schwer so ganz kritiklos Deinen bericht hinzunehmen. Wenn ich richtig lese, sind fast alle Bewerber eigentlich Sozialschmarotzer. Wenigstens legt das Dein Bericht nahe, denn so richtig positive Erfahrungen stehen keine drin. ... das kann