Armageddon - Das jüngste Gericht (VHS) Testbericht

Armageddon-das-juengste-gericht-vhs-actionfilm
ab 6,47
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

Ein paar Amis + ein Quoten-Russe retten die Welt!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Man nehme einen Teil der großartigsten Schauspieler Hollywoods, dazu eine patriotische Story, viele Special-Effekts und fertig hat man einen Blockbuster mit dem man Millionen verdienen kann, dass dachten sich wohl der Produzent Jerry Bruckheimer und der Ex-Kameramann Michael Bay, der nun auf den Regie-Stuhl wechselte. Also holten sie sich mit Bruce Willis, Ben Affleck und Liv Tyler äußert zugkräftige Namen, dazu mit Steve Buscemi, Billy Bob Thornton, Michael Clarke Duncan, Owen Wilson und Peter Storemare eine weitere Reihe von Schauspielern, die nicht nur meiner Ansicht nach mit zum besten gehört was Hollywood zu bieten hat und dann auch noch ein paar äußerst bekannte Darsteller für die weiteren Nebenrollen wie z.B. Will Patton.

Dieses Aufgebot von Schauspielern muss doch einen grandiosen Film bescheren. Meine naive Hoffnung war dies auch, als ich den Film zum ersten Mal vor ein paar Jahren gesehen habe.

Bevor ich aber auf die schlimme Enttäuschung meiner naiven Hoffnung weiter eingehe, ein paar Worte zum Inhalt des Films, zur tollen Story, die sich die Herrn Bruckheimer und Bay ausgedacht haben.

Der Inhalt
°°°°°°°°
Mitten in New York schlagen kleine Meteoriten ein und richten große Zerstörungen an. Schnell finden die Nasa-Forscher um Dan Truman (Billy Bob Thornton) heraus, dass ein riesiger Asteroid in der Größe von Texas sich auf die Erde zu bewegt. Er wird in etwas mehr als 2 Wochen auftreffen und die Erde zerstören. Bei ihren Überlegungen, wie sie dies abwenden können, sehen sie nur eine Hoffnung. Es muss ein Loch in den Asteroiden gebohrt werden, in welches dann eine Bombe kommt um den Asteroiden von innen zu sprengen.
Dazu wird der weltbeste Experte für Tief-Öl-Bohrungen Harry Stamper (Bruce Willis) angeheuert. Er soll ein Team von Astronauten ausbilden, damit diese auf dem Asteroiden bohren. Doch Stamper erkennt schnell, dass dies in der Zeit nicht machbar ist. Er muss selbst dort hoch fliegen um die Menschen zu retten, und um dies zu schaffen braucht er sein Team. Und er braucht die Hilfe des eigensinnigen A.J. Frost (Ben Affleck), den er gerade kurz zuvor entlassen hat, unter anderem, da dieser eine Beziehung zu Stampers Tochter Grace (Liv Tyler) hat.
So wird Stampers Team zusammengetrommelt, ein Haufen Verrückter, und innerhalb weniger Tage für die Raumfahrt ausgebildet, um sich auf den Weg zu machen um für den Weltpolizisten und Weltenretter Amerika die ganze Welt zu retten.

Meine Meinung
°°°°°°°°
Sonntag Abende können schlimm sein, vor allem dann wenn die Freundin unbedingt einen Film sehen will, von dem sie gehört hat, wie gut er doch ist, und man ihr noch so lange erzählen kann, wie schlecht dieser Film in Wirklichkeit ist, doch dies bringt nichts. Naja um den Hausfrieden willen, lässt man sich als Mann irgendwann breitschlagen und schaut sich diesen Film an. Manchmal kann man sich über solche Filme dann ja sogar amüsieren.

Doch bevor ich jetzt weiter von meinen Leiden beim Schauen des Films erzähle, muss ich ja noch ausführen, woher diese Leiden kommen.

Erst einmal beginnt das ganze schon mit der Story. Es ist die typische 08/15 – Story nach dem Schema „die tollen Amerikaner retten die Welt, die alleine dazu nicht imstande wäre“. Um dieses Schema etwas aufzupeppen, darf auch noch ein Quoten-Russe etwas mithelfen. Schließlich sind die Zeiten des Kalten Krieges ja schon lange vorbei.
Wie hier über den ganzen Film aber die Amerikaner sich aufspielen, als Weltenretter, die USA „als Weltpolizei, die der menschlichen Spezies ein Weiterleben sichert“ (so äußerst zutreffend der film-dienst 15/1998)“, dass hat mich beim ersten Mal verärgert und fast zum kotzen gebracht. Beim neuerlichen Schauen am Wochenende fand ich es einfach nur noch amüsant.
Das also zur Story, die es übrigens auch noch an vielen Ecken die Logik mal weglässt.

Diese Story kann man vielleicht aber noch kaschieren oder zumindest etwas retten und das ganze zu einem sehenswerten Film vielleicht noch machen, durch großartige darstellerische Leistungen und großartige Dialoge.
An großartigen, geschweige denn guten Dialogen fehlt es fast komplett. Einzig und allein, einige wenige Szenen, in denen die Dialoge eine gelungene Komik aufweisen, sind dabei sehenswert.
Meistens beteiligt an diesen Dialogen ist Steve Buscemi, der wohl mit seiner großartigen schauspielerischen Fähigkeiten versucht zu retten, was zu retten ist. Er hat den Vorteil, dass sein Charakter nicht ganz so eindimensional ist, wie die meisten anderen Charakter, sondern als eine Art „irres Genie“ wenigstens auch etwas vom Darsteller fordert. Andere Charakter sind so überflüssig, dass man sie auch weglassen hätte können, so z.B. vor allem die Rolle von Owen Wilson, die man wohl nur ins Drehbuch aufgenommen hatte, um einen weiteren prominenten Namen auf der Besetzungsliste zu haben und ein weiteres hübsches Gesicht den weiblichen Zuschauern bieten zu können.
Besonders enttäuscht war ich von Billy Bon Thornton. Ich weiß dabei nicht, ob es an ihm liegt, oder am Drehbuch. Der Charakter des Dan Truman hat ein paar Ansätze, die ihn von der Einfachheit der anderen Charakter abhebt. Der innere Wunsch dieses Mannes selbst einmal in das All zu fliegen, die innerliche Zerwürfnis zwischen dem Vertrauen, dass er als einziger in die Crew hat und dem Befolgen der Befehle des Präsidenten, dies alles wird leider nur angerissen und hätte ausführlicher dargestellt, zu sehenswerten Szenen führen können.
Sehr gut gefallen hat mir dagegen Peter Storemare, der als Quoten-Russe, etwas Abwechslung in die stupide Story brachte.

Die anderen Schauspieler mögen sie nun Affleck, Tyler oder Willis heißen muss man nicht groß erwähnen, da die Rolle keine Anforderungen an sie stellt, außer gut auszusehen, mal etwas zu weinen und mal die Muskeln spielen zu lassen, dazu noch ein paar Sätze BlaBla.

Eins muss man dem Film aber auch zu gute halten. Wenn ein Mann wie Jerry Bruckheimer hinter einem Projekt steht, verfügt dieses im Normalfall über ausreichend Geld und mit diesem Geld lassen sich sehr gute Spezial-Effekte zaubern. Und dies ist dem dafür zuständigen Team auch gelungen, so dass man Armageddon hier keine Vorwürfe machen kann.

Aber deswegen sehenswert? Auch wenn man den gelungenen Soundtrack noch dazu nimmt (der für meinen Geschmack an vielen Stellen aber zu pathetisch, zu stark auf die Tränendrüse drückend eingesetzt ist), ist dieser Film in meinen Augen nicht sehenswert.
Das einzige was den Film vor einer ganz schlechten Bewertung rettet sind Peter Storemare, Steve Buscemi und einige wenige witzige Dialoge.

Mein Bericht soll aber jetzt nicht heißen, dass ich komplett vom Film abrate. Wer sein Gehirn in einen Schrank packt oder ausschaltet, sich ne Tüte Popcorn schnappt, eine Amerika-Fahne schnappt und über den Fernseher hängt, kann es vielleicht schaffen 2 Stunden und 26 Minuten ein paar Amerikanern und einem Quoten-Russen dabei zu zuschauen, wie diese die Welt retten und das ganze auch noch spannend und zu Tränen anrührend schön finden.
Mir wurde beim ersten Mal schauen, vor soviel Patriotismus einfach nur schlecht, beim zweiten Mal fand ich es sogar schon amüsant dieses manipulative Verblendungswerk mir anzuschauen, dass der amerikanischen Bevölkerung ins Gehirn hämmert, wie toll sie doch sind und wie froh sie sein können, Amerikaner und damit Weltenretter zu sein.

Der Film „Armageddon“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen Punkten

Titel Deutschland: Armageddon
Originaltitel: Armageddon
Genre: Action
USA, 1998, FSK 12, Laufzeit: 146 Minuten

Darsteller: Bruce Willis (Harry Stamper), Billy Bob Thornton (Dan Truman), Liv Tyler (Grace Stamper), Ben Affleck (A. J. Frost), Will Patton (Charles „Chick“ Chapple), Steve Buscemi (Rockhound), Owen Wilson (Oscar Choi), Peter Stormare (Lev Andropov), Keith David (General Kimsey), Jessica Steen (Jennifer Watts), William Fichtner (Colonel Sharp), Michael Clarke Duncan (Jayotis „Bear“ Kurlenbear), Ken Campbell (Max Lennert), Chris Ellis (Walter Clark), Jason Isaacs (Dr. Ronald Quincy), Grayson McCouch (Gruber), Marshall Teague (Colonel Davis), Anthony Guidera (Tucker), John Mahon (Karl), Garce Zabriskie (Dotty), Stanley Anderson (Präsident der USA), Udo Kier (Psychologe)

Regie: Michael Bay
Produzenten: Jerry Bruckheimer, Gale Anne Hurd
Drehbuch: Jonathan Hensleigh
Musik: Trevor Rabin
Kamera: John Schwartzman
Ausstattung: Michael Kaplan
Schnitt: Chris Lebenzon, Mark Goldblatt
Kostüme: Michael White


© Björn Becher 2002

11 Bewertungen