Cabin Fever (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Hindenbook
Teenager-Blutsuppe im Hinterwäldler-Topf
Pro:
Der Film ist gut belichtet ...
Kontra:
Keine Story, schwache Darsteller, schmalbrüstige Effekte.
Empfehlung:
Nein
Story
School\'s Out for Ever! Fünf Freunde feiern das Ende eines Lebensabschnitts. Unklug zieht es sie in eine absolut abgelegene Gegend, in die sich nicht einmal die einfältige und wenig Vertrauen erweckende einheimische Bevölkerung („Die Knarre dort? Die is\' für die Nigger!\") gern verirrt. Für US-Teenies scheint die einsame Hütte im tiefen Wald jedoch der ideale Ort zu sein, um endlich einmal auf den Putz zu hauen, was erwartungsgemäß Saufen, Kiffen und Bumsen beinhaltet. Die Reihenfolge wechselt stetig; so ist halt die Jugend, wie sie uns Hollywood seit jeher kundig zu vermitteln weiß.
Die Strafe für das sündige Treiben folgt wie immer unmittelbar. Kindskopf Bert, der Single des Quintetts, ist es, der mangels Gefährtin die Handlung ins Rollen bringt. Mit seiner Flinte ballert er bedröhnt auf Eichhörnchen, trifft jedoch stattdessen beinahe einen Einsiedler. Berts Schrecken verwandelt sich in Ekel, als er diesen aus allen Poren bluten sieht. So schlägt er den Unglücklichen nieder und verschweigt den Freunden dieses Treffen.
Das hätte er besser unterlassen. Abends taucht der kranke Mann vor der Hütte auf; nun tropft ihm bereits das Fleisch von den Knochen. Entsetzt jagen ihn unsere Ausflügler davon; dass man ihn versehentlich angezündet hat, macht dem armen Teufel erst richtig Beine. Er schafft es bis zum nahe gelegenen See, aus dem – wer hätte es gedacht? – unsere fünf Gefährtin ihr Trinkwasser beziehen. Fleisch fressende Bakterien schwärmen zielstrebig von der Leiche aus. Zuerst trifft es die arme Karen. Sie verwandelt sich in eine tumorige Pest, die schleunigst in einer abseits stehenden Hütte eingesperrt wird, wo sie langsam vor sich hin rottet.
Mit der Freundschaft ist es jedenfalls vorbei. Misstrauisch beobachten Paul, Jeff, Marcy und Bert einander. Wer ist schon infiziert? Der Wagen funktioniert nicht, man ist in der Wildnis gefangen. Derweil werden die Einheimischen allmählich misstrauisch. So allein war der Einsiedler gar nicht. Die Polizei stellt Fragen. Doch die zermürbten Urlauber wollen nur noch weg. Ihr Pech, dass ihnen das einfach nicht gelingen will. Und unermüdlich zieht die Seuche ihre Bahn und sorgt auf ihre Weise für Gerechtigkeit …
Zur Handlung
Der „harte\" Horror ist zurück! Seit im Kino keine faulen Witze mehr auf Kosten jenseitiger Besucher gerissen werden, geht es wieder zur Sache. In gruseligen Neuauflagen beinharter Klassiker wie „Texas Chainsaw Massacre\" oder „Dawn of the Dead\" und guten, alten Slashern wie „Wrong Turn\" oder „House of 1000 Corpses\" springen die hübschen, dummen, geilen, schlimmen Teenies reihenweise über die Klinge, das Sägeblatt, den Eispickel.
„Fever Cabin\" bemüht an sich keine überirdische Macht, um Schrecken und Tod zu säen. Zu den wenigen guten Ideen gehört die überzeugend dargestellte Tatsache, dass es in erster Linie der Mensch selbst ist, der sich seine eigene Hölle/n schafft. Auch hier könnte dem Grauen mehrfach Einhalt geboten werden. Unsere fünf Ausflügler müssten nur die Ruhe bewahren und den Verstand einsetzen. Das gelingt ihnen jedoch nie. Ihre Selbstsucht, ihre Unreife, ihre Angst, „in etwas hineingezogen zu werden\", führen sie direkt in den Untergang.
Unerwartet ist die Reihenfolge, in der es die Darsteller erwischt. Üblicherweise schnappt sich das Monster zuerst die verworfenen Kids, welche rauchen, vorehelichen Sex genießen, nicht auf die Erwachsenen hören. Hier trifft es ausgerechnet die musterhafte Maid, die sich aufzusparen gedachte. Der gute Junge macht sich ebenso schuldig wie seine Freunde. Am längsten lebt der Angeber und Feigling. Der Freak beweist in der Krise unerwartete Durchhaltequalitäten. Das „böse Mädchen\" findet ein melodramatisches Ende.
Damit hat es bereits ein Ende mit den Neuerungen. „Cabin Fever\" ist ein erschütternd altmodischer Gruselthriller, schlicht in der Ausstattung, mäßig erschreckend in seinen Spezialeffekten, ärgerlich in der Ideenarmut. Fast eine halbe Stunde verstreicht, ehe überhaupt etwas geschieht. Dann zieht das Tempo an, aber mäßig interessiert beobachtet man die üblichen Slashereien. Die Scheußlichkeiten nehmen zu, die Logik bleibt auf der Strecke. Wenn gar nichts mehr geht, tauchen die Hinterwäldler mit Schrotflinte und bewährten Onelinern („Ich glaub\', ich hab\' ihn erwischt!\") auf.
Das Ende ist geklaut – halt, heute nennt man das eine „Hommage\". Hier ist es das Finale des George A. Romero-Schockers „Night of the Living Dead\" (1968; dt. „Die Nacht der lebenden Toten\"), das dilettantisch parodiert wird. Anspielungen für Horrorfexe gibt es ansonsten reichlich; Sam Raimis „Tanz der Teufel\"-Thriller werden ebenso aufgegriffen wie Altmeister Wes Cravens Frühwerk „The Last House on the Left\" (1972). Weitere „Zitate\" lassen sich sicherlich finden.
Ein zweites Finale wird dazugeklebt. Das Bakterienböse breitet sich über die Welt aus. Dies haben wir Zuschauer begriffen, ohne dass man es uns minutenlang unter die Nase reibt. Der Film ist schon zu Ende, da müssen wir immer noch neue Hiebe mit dem Zaunpfahl hinnehmen. Das Ganze gipfelt in der Androhung einer möglichen Fortsetzung, was wirklich nicht sein muss.
„Cabin Fever\", der Star des Toronto International Film Festivals 2002, erfolgreichster Horrorfilm des Kinosommers 2003, geliebt & gerühmt vom „Herrn der Ringe\"-Magier Peter Jackson, ist unterm Strich nur „another teeny horror movie\". Für einen DVD-Abend mit viel Bier & Popkorn reicht es knapp, aber selbst dann fragt man sich, was diesem kaum mittelmäßigen Streifen solche Aufmerksamkeit sicherte. Mit domestizierten Möchtegern- Retro-Gruslern dieses Kalibers ist der Horrorfilm jedenfalls zum erneuten Winterschlaf in den Sudelecken der Videotheken verdammt.
Darsteller & Crew
Vor und hinter der Kamera wird nicht gerade Schwerarbeit geleistet. Regisseur/Drehbuchautor Roth & Autor Pearlstein standen 2002 noch am Anfang ihrer Laufbahnen. Zwar mit Elan aber wenig innovativ gingen sie zu Werke. Das Budget von „Cabin Fever\" lag bei gerade 1,5 Mio. Dollar. Große Sprünge waren damit nicht möglich. Die Kulissen verraten es, die Darsteller ebenfalls. (Gedreht wurde übrigens im Camp Raven Knob, einem Ferienlager am Mt. Airy in North Carolina, USA.)
Beschränkung kann der Fantasie die Sporen geben. Hier fiel die Fantasie eher aus dem Sattel. Keine Frage, dass einer Geschichte wie dieser unbekannte Schauspieler durchaus gut tun. Leider fällt es schwer sich sogar ihre Rollennamen zu merken, wenn der Film noch läuft. Wieder einmal sehen wir keine Menschen, sondern eindimensionale Typen: den Guten, den Angeber, den Freak, die brave Blonde, die geile Schwarzhaarige. Sollen sie doch verrecken, das lässt den Zuschauer absolut kalt!
Bevölkert wird die Kulisse ansonsten von den üblichen verdächtigen Hinterwäldlern. Hollywood-Rednecks sind stets hässlich, degeneriert, dumm, verschlagen, korrupt; ein viehischer Mob, der sein inzüchtiges Dasein offenbar nur durch die Jagd auf unvorsichtige Städter aufhellen kann. Selten weichen Roth & Pearlstein von diesen Klischees ab. Jungpolizist Winston wirkt wie der nette Junge von nebenan. Erst allmählich wird klar, dass er genauso verrückt ist wie seine Mitbürger. Prompt behält man diesen Winston im Gedächtnis.
Taugen wenigstens die Spezialeffekte? Nach Auskunft des Tonmanns John Neff, der im realen Leben die Attacke Fleisch fressender Bakterien knapp überlebte (die gibt es nämlich tatsächlich), entspricht das Make-up der Realität … Wir wollen es ihm glauben. Beeindruckt sind wir freilich nur bedingt. In einem Horrorfilm, der auf Schocks setzt, können die Effekte gern drastischer ausfallen. Was bedingt eigentlich die Verweigerung der Jugendfreigabe? Da gibt es so manchen Streifen, der „ab 16\" freigegeben ist und merklich deftiger zur Sache geht.
Man kann auch nicht sagen, dass diese Zurückhaltung Absicht ist, um den Schrecken vor allem in den Köpfen der Zuschauer entstehen zu lassen. Jedenfalls gelingt es dem Team hinter der Kamera nie diesen Eindruck zu erwecken. Stattdessen scheint man bereits mit der Schere im Kopf gedreht zu haben. „Cabin Fever\" bricht kein Tabu mehr; da nützen die Verweise auf Schocker der Vergangenheit gar nicht.
Credits
Originaltitel: Cabin Fever (USA 2002)
Regie: Eli Roth
Darsteller: Rider Strong (Paul), Jordan Ladd (Karen), Joey Kern (Jeff), Cerina Vincent (Marcy), James DeBello (Bert), Arie Verveen (Einsiedler), Giuseppe Andrews (Deputy Winston), Christy Ward (Schweine-Lady), Michael Harding (Shotgun Casey), Julie Childress (schöne Frau), Rock (Dr. Mambo), Robert Harris (Old Man Cadwell), Hal Courtney (Tommy), Matthew Helms (Dennis), Richard Boone (Fenster) u. a.
Drehbuch: Eli Roth & Randy Pearlstein
Kamera: Scott Kevan
Schnitt: Ryan Folsey
Musik: Nathan Barr, Angelo Badalamenti
Länge: 89 Minuten
FSK: keine Jugendfreigabe
Features der DVD
Bildformat: 1,85:1 Widescreen (anamorph)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Regional Code 2
DVD 9
DVD-Verleihstart: 26.01.2005
DVD-Verkaufsstart: 09.03.2005
Anbieter: Sunfilm
Extras
Bei der Verleihversion von „Extras\" zu sprechen erübrigt sich eigentlich. Nur fünf Audiokommentare werden geboten: Eli Roth (Regisseur); Eli Roth und Hauptdarsteller Rider Strong; Eli Roth & „die Crew\" (Lauren Moews, Evan Astrowsky, Scott Kevan & Sam Froelich); Eli Roth & „die Jungs\" (James de Bello, Joey Kern); Eli Roth & „die Mädels\" (Cerina Vincent, Jordan Ladd).
Im März 2005 wird dann für die Kaufversion aufgestockt. Angekündigt sind die Featurette (zu einem ordentlichen Hintergrundbericht reicht\'s offenbar nicht) „Beneath The Skin\". Außerdem präsentiert Eli Roth mit „Rotten Fruit\" drei frühe Animationsfilme. Dann wird er ausführlich interviewt. Ein „Naked News Special Feature\" (was immer das sein mag) wird gezeigt. Abschließend spielen die „Pancakes\"\' in einem Musikclip auf.
Der Hauptfilm ist indes noch immer derselbe …
(Copyright 07.02.2005/Dr. Michael Drewniok)
School\'s Out for Ever! Fünf Freunde feiern das Ende eines Lebensabschnitts. Unklug zieht es sie in eine absolut abgelegene Gegend, in die sich nicht einmal die einfältige und wenig Vertrauen erweckende einheimische Bevölkerung („Die Knarre dort? Die is\' für die Nigger!\") gern verirrt. Für US-Teenies scheint die einsame Hütte im tiefen Wald jedoch der ideale Ort zu sein, um endlich einmal auf den Putz zu hauen, was erwartungsgemäß Saufen, Kiffen und Bumsen beinhaltet. Die Reihenfolge wechselt stetig; so ist halt die Jugend, wie sie uns Hollywood seit jeher kundig zu vermitteln weiß.
Die Strafe für das sündige Treiben folgt wie immer unmittelbar. Kindskopf Bert, der Single des Quintetts, ist es, der mangels Gefährtin die Handlung ins Rollen bringt. Mit seiner Flinte ballert er bedröhnt auf Eichhörnchen, trifft jedoch stattdessen beinahe einen Einsiedler. Berts Schrecken verwandelt sich in Ekel, als er diesen aus allen Poren bluten sieht. So schlägt er den Unglücklichen nieder und verschweigt den Freunden dieses Treffen.
Das hätte er besser unterlassen. Abends taucht der kranke Mann vor der Hütte auf; nun tropft ihm bereits das Fleisch von den Knochen. Entsetzt jagen ihn unsere Ausflügler davon; dass man ihn versehentlich angezündet hat, macht dem armen Teufel erst richtig Beine. Er schafft es bis zum nahe gelegenen See, aus dem – wer hätte es gedacht? – unsere fünf Gefährtin ihr Trinkwasser beziehen. Fleisch fressende Bakterien schwärmen zielstrebig von der Leiche aus. Zuerst trifft es die arme Karen. Sie verwandelt sich in eine tumorige Pest, die schleunigst in einer abseits stehenden Hütte eingesperrt wird, wo sie langsam vor sich hin rottet.
Mit der Freundschaft ist es jedenfalls vorbei. Misstrauisch beobachten Paul, Jeff, Marcy und Bert einander. Wer ist schon infiziert? Der Wagen funktioniert nicht, man ist in der Wildnis gefangen. Derweil werden die Einheimischen allmählich misstrauisch. So allein war der Einsiedler gar nicht. Die Polizei stellt Fragen. Doch die zermürbten Urlauber wollen nur noch weg. Ihr Pech, dass ihnen das einfach nicht gelingen will. Und unermüdlich zieht die Seuche ihre Bahn und sorgt auf ihre Weise für Gerechtigkeit …
Zur Handlung
Der „harte\" Horror ist zurück! Seit im Kino keine faulen Witze mehr auf Kosten jenseitiger Besucher gerissen werden, geht es wieder zur Sache. In gruseligen Neuauflagen beinharter Klassiker wie „Texas Chainsaw Massacre\" oder „Dawn of the Dead\" und guten, alten Slashern wie „Wrong Turn\" oder „House of 1000 Corpses\" springen die hübschen, dummen, geilen, schlimmen Teenies reihenweise über die Klinge, das Sägeblatt, den Eispickel.
„Fever Cabin\" bemüht an sich keine überirdische Macht, um Schrecken und Tod zu säen. Zu den wenigen guten Ideen gehört die überzeugend dargestellte Tatsache, dass es in erster Linie der Mensch selbst ist, der sich seine eigene Hölle/n schafft. Auch hier könnte dem Grauen mehrfach Einhalt geboten werden. Unsere fünf Ausflügler müssten nur die Ruhe bewahren und den Verstand einsetzen. Das gelingt ihnen jedoch nie. Ihre Selbstsucht, ihre Unreife, ihre Angst, „in etwas hineingezogen zu werden\", führen sie direkt in den Untergang.
Unerwartet ist die Reihenfolge, in der es die Darsteller erwischt. Üblicherweise schnappt sich das Monster zuerst die verworfenen Kids, welche rauchen, vorehelichen Sex genießen, nicht auf die Erwachsenen hören. Hier trifft es ausgerechnet die musterhafte Maid, die sich aufzusparen gedachte. Der gute Junge macht sich ebenso schuldig wie seine Freunde. Am längsten lebt der Angeber und Feigling. Der Freak beweist in der Krise unerwartete Durchhaltequalitäten. Das „böse Mädchen\" findet ein melodramatisches Ende.
Damit hat es bereits ein Ende mit den Neuerungen. „Cabin Fever\" ist ein erschütternd altmodischer Gruselthriller, schlicht in der Ausstattung, mäßig erschreckend in seinen Spezialeffekten, ärgerlich in der Ideenarmut. Fast eine halbe Stunde verstreicht, ehe überhaupt etwas geschieht. Dann zieht das Tempo an, aber mäßig interessiert beobachtet man die üblichen Slashereien. Die Scheußlichkeiten nehmen zu, die Logik bleibt auf der Strecke. Wenn gar nichts mehr geht, tauchen die Hinterwäldler mit Schrotflinte und bewährten Onelinern („Ich glaub\', ich hab\' ihn erwischt!\") auf.
Das Ende ist geklaut – halt, heute nennt man das eine „Hommage\". Hier ist es das Finale des George A. Romero-Schockers „Night of the Living Dead\" (1968; dt. „Die Nacht der lebenden Toten\"), das dilettantisch parodiert wird. Anspielungen für Horrorfexe gibt es ansonsten reichlich; Sam Raimis „Tanz der Teufel\"-Thriller werden ebenso aufgegriffen wie Altmeister Wes Cravens Frühwerk „The Last House on the Left\" (1972). Weitere „Zitate\" lassen sich sicherlich finden.
Ein zweites Finale wird dazugeklebt. Das Bakterienböse breitet sich über die Welt aus. Dies haben wir Zuschauer begriffen, ohne dass man es uns minutenlang unter die Nase reibt. Der Film ist schon zu Ende, da müssen wir immer noch neue Hiebe mit dem Zaunpfahl hinnehmen. Das Ganze gipfelt in der Androhung einer möglichen Fortsetzung, was wirklich nicht sein muss.
„Cabin Fever\", der Star des Toronto International Film Festivals 2002, erfolgreichster Horrorfilm des Kinosommers 2003, geliebt & gerühmt vom „Herrn der Ringe\"-Magier Peter Jackson, ist unterm Strich nur „another teeny horror movie\". Für einen DVD-Abend mit viel Bier & Popkorn reicht es knapp, aber selbst dann fragt man sich, was diesem kaum mittelmäßigen Streifen solche Aufmerksamkeit sicherte. Mit domestizierten Möchtegern- Retro-Gruslern dieses Kalibers ist der Horrorfilm jedenfalls zum erneuten Winterschlaf in den Sudelecken der Videotheken verdammt.
Darsteller & Crew
Vor und hinter der Kamera wird nicht gerade Schwerarbeit geleistet. Regisseur/Drehbuchautor Roth & Autor Pearlstein standen 2002 noch am Anfang ihrer Laufbahnen. Zwar mit Elan aber wenig innovativ gingen sie zu Werke. Das Budget von „Cabin Fever\" lag bei gerade 1,5 Mio. Dollar. Große Sprünge waren damit nicht möglich. Die Kulissen verraten es, die Darsteller ebenfalls. (Gedreht wurde übrigens im Camp Raven Knob, einem Ferienlager am Mt. Airy in North Carolina, USA.)
Beschränkung kann der Fantasie die Sporen geben. Hier fiel die Fantasie eher aus dem Sattel. Keine Frage, dass einer Geschichte wie dieser unbekannte Schauspieler durchaus gut tun. Leider fällt es schwer sich sogar ihre Rollennamen zu merken, wenn der Film noch läuft. Wieder einmal sehen wir keine Menschen, sondern eindimensionale Typen: den Guten, den Angeber, den Freak, die brave Blonde, die geile Schwarzhaarige. Sollen sie doch verrecken, das lässt den Zuschauer absolut kalt!
Bevölkert wird die Kulisse ansonsten von den üblichen verdächtigen Hinterwäldlern. Hollywood-Rednecks sind stets hässlich, degeneriert, dumm, verschlagen, korrupt; ein viehischer Mob, der sein inzüchtiges Dasein offenbar nur durch die Jagd auf unvorsichtige Städter aufhellen kann. Selten weichen Roth & Pearlstein von diesen Klischees ab. Jungpolizist Winston wirkt wie der nette Junge von nebenan. Erst allmählich wird klar, dass er genauso verrückt ist wie seine Mitbürger. Prompt behält man diesen Winston im Gedächtnis.
Taugen wenigstens die Spezialeffekte? Nach Auskunft des Tonmanns John Neff, der im realen Leben die Attacke Fleisch fressender Bakterien knapp überlebte (die gibt es nämlich tatsächlich), entspricht das Make-up der Realität … Wir wollen es ihm glauben. Beeindruckt sind wir freilich nur bedingt. In einem Horrorfilm, der auf Schocks setzt, können die Effekte gern drastischer ausfallen. Was bedingt eigentlich die Verweigerung der Jugendfreigabe? Da gibt es so manchen Streifen, der „ab 16\" freigegeben ist und merklich deftiger zur Sache geht.
Man kann auch nicht sagen, dass diese Zurückhaltung Absicht ist, um den Schrecken vor allem in den Köpfen der Zuschauer entstehen zu lassen. Jedenfalls gelingt es dem Team hinter der Kamera nie diesen Eindruck zu erwecken. Stattdessen scheint man bereits mit der Schere im Kopf gedreht zu haben. „Cabin Fever\" bricht kein Tabu mehr; da nützen die Verweise auf Schocker der Vergangenheit gar nicht.
Credits
Originaltitel: Cabin Fever (USA 2002)
Regie: Eli Roth
Darsteller: Rider Strong (Paul), Jordan Ladd (Karen), Joey Kern (Jeff), Cerina Vincent (Marcy), James DeBello (Bert), Arie Verveen (Einsiedler), Giuseppe Andrews (Deputy Winston), Christy Ward (Schweine-Lady), Michael Harding (Shotgun Casey), Julie Childress (schöne Frau), Rock (Dr. Mambo), Robert Harris (Old Man Cadwell), Hal Courtney (Tommy), Matthew Helms (Dennis), Richard Boone (Fenster) u. a.
Drehbuch: Eli Roth & Randy Pearlstein
Kamera: Scott Kevan
Schnitt: Ryan Folsey
Musik: Nathan Barr, Angelo Badalamenti
Länge: 89 Minuten
FSK: keine Jugendfreigabe
Features der DVD
Bildformat: 1,85:1 Widescreen (anamorph)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Regional Code 2
DVD 9
DVD-Verleihstart: 26.01.2005
DVD-Verkaufsstart: 09.03.2005
Anbieter: Sunfilm
Extras
Bei der Verleihversion von „Extras\" zu sprechen erübrigt sich eigentlich. Nur fünf Audiokommentare werden geboten: Eli Roth (Regisseur); Eli Roth und Hauptdarsteller Rider Strong; Eli Roth & „die Crew\" (Lauren Moews, Evan Astrowsky, Scott Kevan & Sam Froelich); Eli Roth & „die Jungs\" (James de Bello, Joey Kern); Eli Roth & „die Mädels\" (Cerina Vincent, Jordan Ladd).
Im März 2005 wird dann für die Kaufversion aufgestockt. Angekündigt sind die Featurette (zu einem ordentlichen Hintergrundbericht reicht\'s offenbar nicht) „Beneath The Skin\". Außerdem präsentiert Eli Roth mit „Rotten Fruit\" drei frühe Animationsfilme. Dann wird er ausführlich interviewt. Ein „Naked News Special Feature\" (was immer das sein mag) wird gezeigt. Abschließend spielen die „Pancakes\"\' in einem Musikclip auf.
Der Hauptfilm ist indes noch immer derselbe …
(Copyright 07.02.2005/Dr. Michael Drewniok)
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