Die Schattenhand (Taschenbuch) / Agatha Christie Testbericht

ab 12,07
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Paukenfrosch

Mein erster und letzter Miss-Marple-Roman

Pro:

flüssiger Schreibstil; einfach und verständlich

Kontra:

der Roman ist nicht spritzig und spannend und schon gar nicht originell; Miss Marple glänzt fast den ganzen Roman hinweg durch Abwesenheit

Empfehlung:

Nein

Wenn ein Film mit Miss Marple im Fernsehen läuft, dann sitze ich garantiert davor und schaue mit großem Interesse zu. Doch so viele Filme ich auch schon mit ihr gesehen habe, ein Buch mit Miss Marple als Romanheldin habe ich bisher noch nicht gelesen. Das sollte sich nun ändern, als ich vor kurzem den Roman

„Die Schattenhand“

kaufte…

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Allgemeines zum Buch
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Agatha Christies Roman „The Moving Finger“ erschien 1943 in London. Bereits 1944 erschien dieser Roman mit deutschem Titel „Die Schattenhand“ beim Scherz Verlag in Deutschland.

Mein 222-seitiges Exemplar ist allerdings vom Fischer Taschenbuchverlag, welches unter der ISBN Nr. 3-596-50783-9 im Januar 2004 veröffentlicht wurde. Aufgedruckt ist ein Preis von 5 Euro, ich jedoch hatte das Glück, nur 1,50 € dafür bezahlen zu müssen.

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Die Autorin
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Agatha Christie lebte von 1890 bis 1976. Sie gilt als erfolgreichste Schriftstellerin aller Zeiten und verfaßte unter anderem 73 Kriminalromane, etliche Kurzgeschichten, 20 Theaterstücke, 6 Liebesromane und einen Gedichtband.

Ihrer Romanheldin Miss Marple widmete sie etliche Romane, so auch „Die Schattenhand“. Und wer noch keinen Miss Marple-Roman gelesen hat, der hat sicherlich schon den einen oder anderen verfilmten Roman im TV verfolgt…

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Kurzinhalt
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Die erwachsenen Geschwister Jerry und Joana leben in London. Doch nach Jerrys Unfall reisen sie ins ländliche Lymstock, um die Ruhe zu genießen und sich etwas zu erholen. Sie mieten sich dort für 6 Monate ein Häuschen.

Kaum dort eingetroffen erhält Jerry einen anonymen Brief. Der Text des Briefes besteht aus einzelnen ausgeschnittenen Buchstaben und der Umschlag wurde mit einer Schreibmaschine geschrieben. Der Verfasser teilt Jerry mit, daß Joana gar nicht seine Schwester sei. Doch die Beiden lassen sich nicht beirren, tun dies als einen gemeinen Scherz ab und verbrennen den Brief.

Lymstock ist nicht gerade ein großer Ort. Jerry und Joana lernen daher schnell andere Leute kennen und erfahren so, daß die anonymen Briefe bereits seit längerem kursieren. Doch keiner weiß genau, wer der Verfasser ist. Das sorgt für Tratsch und Beunruhigung, jedoch nicht zu ernster Besorgnis.

Das ändert sich schlagartig, als plötzlich eine Frau Selbstmord begeht. Angeblich sehr labil, verkraftete sie die Botschaft ihres anonymen Briefes nicht und schlich sich lieber aus dem Leben davon. Kurz darauf wurde das Dienstmädchen dieser Frau ermordet aufgefunden. Nun schaltet sich die Polizei ein und untersucht diesen Mord in Zusammenhang mit den anonymen Briefen…

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Meine Meinung zum Buch
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Jerry und Joana sind die beiden Hauptfiguren des Romans. Doch man erfährt leider nicht viel mehr über sie, als daß sie Geschwister sind. Ich schätze sie ca. 30 Jahre alt, aber das ist allein meine persönliche Vermutung, die sich auf gelesene Äußerungen dieser Personen bezieht.

Jerry führt den Leser als Erzähler durch diesen Roman. Es war für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, diesen Roman aus der Sicht eines Mannes zu lesen, obwohl er aus der Feder einer Frau stammt. Aber man liest sich dennoch recht schnell ein. Vor allem, weil der Roman einfach und verständlich geschrieben ist und sich daher auch flüssig lesen läßt.

Man begleitet also Jerry und somit meistens auch seine Schwester Joana von Ort zu Ort und Person zu Person. Es wird hier getratscht und dort, und man (Jerry und mit ihm auch der Leser) sammelt auf diese Weise etliche Informationen bezüglich der Briefe und auch über die Charaktere der mitwirkenden Romanfiguren.

Der Roman ist gefüllt von Aneinanderreihungen ganz alltäglicher Banalitäten gespickt mit allerlei Gerede bzw. Tratsch. Wirkliche Spannung kommt beim Lesen nicht so recht auf. Selbst als Mrs. Symmington Selbstmord begeht und einige Tage später ihr Dienstmädchen ermordet wird. Sicherlich will man nun auch wissen, wer der Täter / die Täterin ist, immerhin hat man sich schon durch das halbe Buch gequält.

Nebenbei stellt sich jetzt auch die Frage, ob der Verfasser der Briefe mit solch einer Reaktion auf seine Briefe gerechnet hat bzw. ob solch eine Verzweiflungstat sogar von ihm gewollt war. Doch bis hierhin muß man sich etwa durch den halben Roman lesen und auch erst jetzt wird die Polizei aktiv. Sie will nun die Verfasserin der Briefe ermitteln und sie des Mordes an dem Dienstmädchen überführen. Daß es sich beim Täter um eine Frau handelt, scheint für die Polizei auf Grund des Schreibstils der Briefe eindeutig festzustehen. Da der Personenkreis relativ übersichtlich ist, könnte man als Leser nun selbst miträtseln, aber bequemer ist es, einfach weiter zu lesen und Jerry bei seinen Gesprächen mit den Bewohnern von Lymstock und auch bei seinen Gedanken zu begleiten…

222 Seiten umfaßt der Roman und endlich(!) auf Seite 167 tritt erstmals auch Miss Marple in Erscheinung, die in Lymstock bei Bekannten zu Besuch ist. Doch bis auf Weiteres ist sie eher passiv und läßt sich von Jerry das bereits Geschehene erzählen. Das war für mich doch sehr enttäuschend. Endlich erscheint Miss Marple auf der Bildfläche und dann doch bloß als Hintergrundfigur. Da hab ich doch wirklich etwas mehr Präsenz von dieser alten Dame erwartet…

Derweil wird eine Frau als Tatverdächtige von der Polizei festgenommen. Alle Indizien sprechen auf den ersten Blick auch gegen sie. Miss Marple allerdings ist da völlig anderer Meinung und kommt ab Seite 211 wieder zu Wort. Alles bisher Gelesene wird nun in einem Redeschwall von Miss Marple kombiniert und ausgewertet. So wird der wahre Täter doch noch überführt und gleichzeitig deckt Miss Marple eine erschütternde Familientragödie auf.

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Fazit
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Zusammenfassend bin ich von dem Roman „Die Schattenhand“ recht enttäuscht. Die Geschichte finde ich nicht gerade originell und mitreißend. Beinahe der ganze Roman besteht hauptsächlich aus gewöhnlichem Dorfklatsch, der sich natürlich fast ausschließlich um die Briefe dreht. Doch über den Inhalt der Briefe erfährt man außer in 2 Fällen nichts, nur daß sie in einem ordinären Ton verfaßt sind.

Der Personenkreis hält sich in Grenzen und ist somit sehr übersichtlich. Doch auch hier gibt es zu den einzelnen Figuren nur spärliche Informationen. Alles erscheint mir viel zu oberflächlich. Man kann sich kaum richtig in den Roman einlesen und sich von ihm mitreißen lassen, denn Spannung und Nervenkitzel bleiben völlig auf der Strecke. Und gerade das erwarte ich von einem guten Krimi.

Am meisten hat mich jedoch geärgert, daß Miss Marple erst so spät im Roman auftaucht und letztendlich noch nicht einmal auf 10 Seiten des Romans mit Anwesenheit glänzt. Immer nur Jerry hier und Jerry da, verwickelt in Gespräche oder vertieft in seine Gedanken. Das haut einen wirklich nicht vom Hocker.

Wenn mich auch die Art und Weise, wie der wirkliche Täter letztendlich überführt wurde, überrascht hat, so ahnte man doch schon beim Lesen mehr und mehr, wer es wohl ist. Zu direkt wird man immer wieder mit einer bestimmten Person konfrontiert und fragt sich natürlich nach dem Warum. Schade, denn Krimis, deren Ende vorhersehbar ist, langweilen mich total.

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Nun ja, es war also mein erster Roman von Agatha Christie. Und es wird nun auch mein letzter sein. So gern ich die schwarz-weißen Verfilmungen ihrer Romane auch sehe, aber lesen muß ich nichts mehr von ihr.

„Die Schattenhand“ wurde ja auch verfilmt, ist mir aber leider noch nicht vor die Augen gekommen. Vielleicht hätte ich mich dann auf dieses Leseabenteuer nicht eingelassen…

Der große Jammer stellt sich bei mir aber nicht ein, denn 1,50 € kann ich gerade noch so verschmerzen. Außerdem hat mir diese Lektüre die Wartezeit beim Arzt verkürzt. Immerhin was…

Allerdings vergebe ich für „Die Schattenhand“ nur 3 Sterne und rate Euch somit vom Kauf dieses Romans, der für mich eher ein Schmöker war, ab.


(26. Februar 2005)

29 Bewertungen, 2 Kommentare

  • sindimindi

    26.02.2005, 21:42 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lies halt mal "Mord im Orient-Express" - das wird Dir sicher besser gefallen...;-) LG; Roland

  • wirnhier

    26.02.2005, 20:43 Uhr von wirnhier
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich kenne nur die Filme, dachte aber eigentlich, dass die Bücher der eigentliche Schatz 'Miss Marple' sind. Das klingt bei dir ja nun ganz anders. Schade eigentlich.