Commodore C 64 Testbericht

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  • Ausstattung:  durchschnittlich
  • Software-Ausstattung:  schlecht
  • Festplatten-Kapazität:  sehr klein
  • Benutzerfreundlichkeit:  gut
  • Kultstatus:  durchschnittlich
  • Schnelligkeit:  sehr langsam
  • Design:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Terminator-II

LOAD8

5
  • Benutzerfreundlichkeit:  gut
  • Kultstatus:  sehr gering

Pro:

Commodore 64 - der Inbegriff der Homecomputer-Ära Anfang der 80er

Kontra:

diese absolut einmalige Zeit ist heute leider Vergangenheit

Empfehlung:

Ja

Es passierte im Herbst 1985... das letzte Schuljahr brach an, und es galt, sich für die sogenannten Wahlpflichtfächer zu entscheiden. Kunst, Werken, Hauswirtschaft, lauter wahnsinnig aufregende Angebote - wow. :o( Aber was war das? Informatik? Das hörte sich doch schon viel interessanter an! So beschloß ich seinerzeit, mir das bis dato größtenteils unbekannte Wesen "Computer" einmal näher zu betrachten. Und das war damals eine Entscheidung, der ich heute eines meiner größten Hobbys zu verdanken habe!

Neugierig betrat ich zusammen mit anderen Mitschülern den brandneuen, kleinen Informatikraum unserer Schule. Zwölf Computer waren dort aufgestellt worden, samt Monitor und Floppy-Laufwerk - und alle waren sie eingeschaltet. Sofort fühlte ich mich magisch von diesen unbekannten Geräten angezogen, und nahm fasziniert und fast ein wenig ehrfürchtig vor einem der Rechner Platz. Auch wenn ich bis dahin kaum Erfahrungen mit Computern hatte, war mir von Anfang an absolut klar, daß dieses "Ding" es faustdick hinter den Ohren hatte!

Und so guckte ich mir den blauen Screen des Rechners an, der durch obige Einschaltmeldung und einem viereckigen, blinkenden Punkt signalisierte, daß er bereit war - für was auch immer! Als wir uns dann endlich mit dem Rechner vertrautmachen durften ("...tippt einfach mal etwas und drückt die Return-Taste machte ich auch genau das - doch ganz egal, was man auch eingab, der Computer quittierte es mit einem seltsamen ?SYNTAX ERROR. Dies waren meine allerersten Augenblicke mit dem erfolgreichsten Homecomputer aller Zeiten, dem Commodore C64!


■ DIE HOMECOMPUTER-ÄRA

Ja, liebe PC-Kiddies, es gab auch schon lange vor Windows Computer, und Onkel Termie will euch heute einmal etwas über diese Zeit erzählen! ^^ Einer faszinierenden Zeit des Wandels, als die Homecomputer in heimischen Wohnzimmern Einzug hielten, und Begriffe wie Gigahertz oder Megabyte noch nicht erfunden waren! Einer Zeit, in der einfach alles neu war, und in der man mit wenigen Kilobyte Speicher und 16 Farben mehr Begeisterung verspürte als mit den meisten Hardware- und Software-Möglichkeiten unserer Tage!

1978 erschienen die ersten Business-PCs, allerdings zu Preisen jenseits von gut und böse, und für "Otto Normal-User" völlig unattraktiv. Doch schon Anfang der achtziger Jahre schwappte der nichtsdestotrotz aufkommende Computer-Boom zu den Homecomputern über. Die ersten halbwegs bezahlbaren Geräte waren hier z.B. der Apple-II oder der Sinclair ZX80. Um dabei preislich attraktiv für private Konsumenten sein zu können, waren diese Geräte meist spartanisch ausgestattet. So bestand der eigentliche Computer oft nur aus der Hauptplatine mit einer oben aufgesetzten Tastatur. Das heimische TV-Gerät diente als Bildschirm, und seine Daten speicherte man auf einem Kassettenrekorder ab.

Commodore hatte den ersten erwähnenswerten Erfolg im Homecomputer-Bereich bereits 1981 mit dem C64-Vorgänger VC20. Optisch dem C64 schon zum verwechseln ähnlich, bot der VC20 satte 5 KB RAM (davon 3.5 KB frei für Programme), ganze 8 Farben und eine Textauflösung von 22 Zeilen x 23 Zeichen! Doch zum damaligen Verkaufspreis von ca. 900.- DM war der VC20 dennoch ein recht großer Erfolg und ging insgesamt rund 500.000x über den Ladentisch. Ursprünglich sollte der Commodore 64 den VC20 ablösen, doch wegen seiner ungebrochenen Beliebtheit wurde der VC20 noch bis 1985 -neben- dem C64 weiterhin angeboten.

Wie gesagt, der VC20 war im Homecomputer-Segment erfolgreich, aber eben nicht dominierend. Und genau dies war Commodore-Gründer Jack Tramiel ein Dorn im Auge. Der Nachfolger des VC20 sollte ein Computer werden, der den maximalen Adressraum eines 8 Bit-Rechners nutzen konnte: 64 Kilobyte. Und so beauftragte Tramiel seine Ingenieure mit der Entwicklung eines entsprechenden 64 KB-Nachfolgemodells des VC20. Schon im Dezember 1981 waren fünf Prototypen des "VC30" (so der Entwicklungstitel des C64) präsent, und im August 1982 lief die Produktion des erfolgreichsten Tastaturcomputers aller Zeiten im großen Stil an!


■ DER COMMODORE 64 - EINE ERFOLGSSTORY

Zu diesem frühen Zeitpunkt gab es für den Commodore 64 keine nennenswerte Konkurrenz, und wegen seiner damals sehr guten Leistungsdaten und seines verhältnismäßig günstigen Preises setzte der C64 zu einem Höhenflug an, der seinesgleichen suchte. Der Commodore 64 wurde damals zum Quasi-Standard unter den Homecomputern, so wie heute der PC. In Deutschland war der C64 erstmals im September 1982 erhältlich, zum Preis von knapp 1400.- DM. Doch wegen seines sensationellen Erfolges fiel dieser Einstiegspreis schon rund ein Jahr später auf die Hälfte zurück.

Leider war die 64 KB Speichertechnologie zu Beginn recht teuer. Damit man mit dem Commodore 64 dennoch in halbwegs bezahlbare Preisregionen kam, wurde am Gerät selber kräftig gespart und abgespeckt. Dies spürte man besonders am seriell arbeitenden Diskettenlaufwerk, das langsamer als so manche Kassetten-Laufwerke anderer Hersteller war. Auch BASIC, die Programmiersprache des C64, war davon betroffen, dessen Befehlssatz war geradezu spartanisch. So gab es keinerlei Befehle für Grafik oder Sound, stattdessen mußte man dafür Werte in den Arbeitsspeicher ablegen ("poken") und danach eine entsprechende Betriebssystemroutine aufrufen.

Doch diese Mankos waren recht bald keine mehr. Der Preis, sowie die Grafik- und Soundqualitäten des C64 waren für seine Zeit sensationell, und der Rechner ging weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Je mehr Computer verkauft wurden, desto mehr Dritthersteller begannen, unzählige Hardware- und Software-Erweiterungen für ihn zu entwickeln. Es gab eigentlich nichts, das es nicht gab, z.B. hochwertigere BASIC-Versionen mit vielen neuen Befehlen, Hardware-Floppyspeeder, die den Diskettenzugriff zum Teil immens beschleunigten, bis hin zu GEOS, einem völlig neuen Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche und Mausunterstützung.

Konkurrenzfirmen wie Atari oder Texas Instruments hatten dem Erfolg des Commodore 64 nicht allzuviel entgegenzusetzen. Gut ein Jahr nach der Premiere senkte Commodore den Preis für den C64 auf rund 700.- DM. Dabei ging nicht wenigen Firmen, die bei diesem Preiskampf mithalten wollten, endgültig die Luft aus. Commodore konnte es sich aber erlauben, den C64 dermaßen günstig unter die Leute zu bringen - denn ein Tochterunternehmen der Firma war damals MOS Technologies - der Hersteller des Prozessors und aller gerätespezifischen Chips des C64. Und so konnte preislich niemand mit Commodore mithalten, die ihre Bauteile nicht einkaufen mußten, sondern diese größtenteils selbst produzieren konnten.

Erst gegen Ende 1984 erschienen verschiedene Computer von Konkurrenzfirmen, die dem Commodore 64 einige Marktanteile wegschnappen konnten. Aber das war Jahre zu spät und änderte nichts mehr an der Erfolgsstory und am Kultstatus des C64. Ende der achtziger Jahre war der Rechner technisch längst überholt, dennoch wurde er noch bis 1993 weiter produziert. Genaue Stückzahlen sind heute, Jahre nach dem Ende von Commodore, leider nicht mehr bekannt, doch man geht von etwa 17 Millionen Geräten aus - dies brachte den C64 ins Guinessbuch der Rekorde und macht ihn gleichzeitig zum meistverkauften Computer aller Zeiten.

Eine Stückzahl von "17 Millionen" ist in unserer Zeit sicher nichts sensationelles mehr - doch bei diesen Verkaufszahlen wäre es absolut verkehrt, als Maßstab die Zahlen heutiger Computerhardware anzusetzen. Denn man darf erstens auf keinen Fall vergessen, daß der Commodore 64 in seinen ca. zwölf Jahren Produktionszeit Hardware- und leistungmäßig quasi nicht verändert wurde, und zweitens, daß der Markt anfang der achtziger Jahre um ein vielfaches kleiner war als heute. Auch die Akzeptanz der neuen Technik "Computer" war zu dieser Zeit noch wesentlich geringer als nach heutigen Maßstäben, wo ein Computer so alltäglich wie ein Telefon oder TV-Gerät geworden ist.


■ C64 INSIDE!

Der Commodore 64 wurde von seinen Fans schon immer liebevoll "Brotkasten" genannt - warum, ist Insidern bekannt, und wird ansonsten auf den Bildern unten ersichtlich - das hohe Gehäuse des ursprünglichen C64 erinnert eben an einen solchen! Die Tastatur liegt bei diesem Gehäuse-Design entsprechend weit oben und es ist eher unbequem und ermüdend, längere Zeit damit zu arbeiten. Eine Norm sucht man vergebens, genauso wie deutsche Umlaute oder abgesetzte Cursortasten. Dafür findet man vier Funktionstasten vor, die von vielen Programmen gerne mit zusätzlichen Funktionen belegt wurden.

Als Prozessor arbeitet im C64 eine 6510-CPU von MOS Technologies mit einer Taktfrequenz von 0.98 MHz. Es stehen genau 65536 Byte (64 KB) an Arbeitsspeicher zur Verfügung. Davon lassen sich allerdings nur 38911 Byte für BASIC-Programme nutzen. Das liegt daran, daß die Inhalte der drei (zusammen rund 20 KB großen) ROMs nach dem einschalten in den RAM-Speicher kopiert werden. Dabei benötigt das eigentliche Betriebssystem rund 7 KB, der BASIC-Interpreter 9 KB und der Zeichensatz die restlichen 4 KB. Durch diese Methode mußte man den C64 nicht "hochfahren" - nach dem einschalten wartete man einfach zwei Sekunden, und schon war der Rechner bereit!

Für die Grafik ist der MOS 6569 (VIC)-Chip zuständig. Dieser bietet eine Text-Auflösung von 40 x 25 Zeichen, und eine grafische Darstellung von 320x200 Pixel (zweifarbig) oder 160x200 (mehrfarbig), maximal 16 Farben und 8 Sprites. Berühmt wurde der Commodore 64 aber durch seine damals beeindruckenden Soundqualitäten. Der MOS 6581 (SID)-Chip ist der Soundchip des C64 und bot einen dreistimmigen Mono-Sound. Zu seiner Zeit waren mit ihm soundtechnische Effekte möglich, die die von anderen Homecomputern bei weitem übertrafen.

Man konnte den Commodore 64 per BASIC programmieren. Das eingebaute BASIC V2 war aber alles andere als komfortabel und bot keinerlei Befehle, um die Grafik- und Sound-Chips des C64 direkt anzusprechen. Das war nur recht umständlich über Befehle wie PEEK, POKE oder SYS möglich, mit denen man direkt auf die Hardware zugegreifen konnte. Es gab allerdings alternative BASIC-Varianten wie z.B. "Simon's BASIC", mit denen man um einiges effektiver und bequemer programmieren konnte. Professionelle Software wurde auf dem C64 aber eh stets in Assembler ("Maschinensprache") programmiert.

Der Commodore 64 bot standardmäßig keinerlei interne Erweiterungs-Steckplätze, allerdings einige externe Schnittstellen, an die allerlei Pheriperie und zusätzliche Geräte angeschlossen werden konnte. Gerade wegen dieser Möglichkeiten war der C64 auch bei Hardware-Bastlern recht beliebt. Die meisten dieser Schnittstellen findet man dabei an der Geräte-Rückseite:

▪ Audio/Video-Ausgang zum Anschluss eines Video-Monitors
▪ HF-Ausgang zum Anschluss an ein TV-Gerät (Antenneneingang)
▪ serieller Bus für Drucker und das Diskettenlaufwerk (durchgeschliffen)
▪ Datasette, für den Commodore Daten-Kassettenrecorder
▪ Expansions-Port, z.B. für Spielmodule oder Speichererweiterungen
▪ User-Port, zum Schalten und Messen, 2x 8bit, und 2 serielle Schnittstellen
▪ zwei neunpolige Eingänge für Joystick, Paddle oder Maus seitlich

Und für diese eben aufgezählten Schnittstellen konnte man eine recht große Auswahl an Peripherie anschließen. So z.B. die Datasette 1530, um seine Daten auf gewöhnlichen Musik-Kassetten abzuspeichern. Die große Steigerung diesbezüglich war natürlich die Floppy 1541, wo satte 170 KB Speicherplatz auf 5.25"-Disketten zur Verfügung standen. Später wurde das nochmals durch die 1581 getoppt, ein 3.5"-Laufwerk mit 800 KB Fassungsvermögen. Noch nach Produktionsende sorgten Drittanbieter für wirklich modernes Zubehör wie DMA-fähige RAM-Erweiterungen oder sogar Prozessorkarten (das Spitzenmodell bietet immerhin eine 16 Bit-CPU mit 20 MHz!), sowie Controller für IDE- und SCSI-Laufwerke!


■ MODELLE UND SAMMLERSTÜCKE

Der Commodore 64 wurde rund zwölf Jahre lang produziert, und dies ist für Computer-Verhältnisse schon fast eine kleine Ewigkeit. Deshalb möchte ich auch ein wenig auf die verschiedenen Varianten eingehen, die vom C64 während dieser langen Zeit erschienen sind. Darunter befinden sich auch einige Prototypen und Sondermodelle dieses Kult-Computers, die heute echte Sammlerstücke darstellen und durchaus ein paar hundert oder gar tausend Euro wert sein können! Alle folgenden Modelle könnt ihr auch auf den Bildern unten bewundern!

▪ 1982 bis 1988 - die regulären C64

Vom "normalen" C64 existieren insgesamt fünf Versionen. Das Betriebssystem des "Ur"-C64 von 1982 enthielt noch einige z.T. schwerwiegende Fehler. Deshalb gab es noch im gleichen Jahr eine überarbeitete Variante, den C64-I, zu erkennen an seinem typischen "Regenbogen"-Logo und den jetzt grauen Funktionstasten. 1985 erschien dann der C64-C (auch C64-II genannt). Diese Version erhielt eine völlig überarbeitete Platine und ein moderneres Gehäuse. Bastler konnten sich aber wegen schlechter Platzverhältnisse mit diesem Gehäuse nicht anfreunden, und das neue Platinen-Layout sorgte für Probleme mit diversen Hardware-Erweiterungen.

Das unbeliebte Gehäuse des C64-C war verkaufshemmend - und so mußte 1987 der Brotkasten wieder her! Äußerlich nun völlig im typischen computer-beige, beinhaltete der C64-G (für Gameset) die Platine des C64-C und wurde im Bundle mit diversen Spiele-Cartridges und einem Joystick angeboten. Der C64-G war erneut ein Verkaufsschlager. Von diesem Erfolg schien auch Aldi inspiriert zu sein, denn der Discounter startete 1988 eine eigene C64-Aktion - der erste "Aldi-PC" war da, nun wieder im braunen Gehäuse, aber mit weißer Tastatur. Die Platine des "Aldi"-C64 wurde, so gut es ging, auf "Low Cost" getrimmt und ist nicht völlig identisch mit anderen C64-Versionen.

▪ 1983 - der tragbare SX64

Kommen wir nun zu den interessanteren und selteneren Modellen! Der SX64 war ein portabler C64 mit 5" Farbmonitor, einem integrierten 5.25" Diskettenlaufwerk und einer abgesetzten Tastatur. Es war tatsächlich einer der ersten tragbaren Computer der Welt, sozusagen der Vorläufer des Laptops! Von Fans wird der SX64 auch liebevoll "Schlepptop" genannt, was bei einem Gesamtgewicht von ca. 15 kg auch durchaus verständlich ist! Der SX64 war bei seiner Markteinführung mit 3000.- DM sehr teuer und wurde dementsprechend selten verkauft. Heute ist ein intakter SX64 ein begehrtes Sammlerobjekt und kaum noch auf dem Gebrauchtmarkt zu finden.

▪ 1986 - der "goldene" C64

Anlässlich des 1.000.000. verkauften C64 in Deutschland ließ Commodore eine auf ca. 200 Geräte limitierte "Goldene Edition" anfertigen, die man nirgendwo kaufen konnte. Die vergoldeten Rechner (die offiziellen Seriennummern reichen von 1.000.000 bis 1.000.199) waren voll funktionstüchtig und auf einer ebenso goldfarbenen Platine montiert. Jedes Gerät trug eine von Hand aufgetragene Seriennummer. Die "goldenen" 64er wurden der Öffentlichkeit im Münchner BMW-Museum präsentiert und nur an ausgewählte Persönlichkeiten und Firmen verteilt. Auch diese seltenen, goldenen 64er haben heute einen hohen Sammlerwert.

▪ 1990 - das C64 Game System

Anfang der neunziger Jahre meinte Commodore, man könne den Commodore 64 auch erfolgreich in den Konsolenmarkt drücken, und so entstand das C64-GS (Game System). Im Prinzip handelt es sich hierbei um einen gestutzten C64 für Spiel-Module, und ohne dessen typischen Schnittstellen oder Tastatur. Das C64-GS wurde leider ein Totalflop, weil es für 649.- DM kaum Käufer fand - für nur wenig mehr Geld erhielt man einen vollwertigen C64. Außerdem gab es auch kaum Spiele dafür, und viele Module des normalen C64 setzten wiederrum eine Tastatur voraus. Schon kurz nach der Veröffentlichung wurde die Produktion wieder eingestellt.

▪ 1991 - der Commodore 65

Der Commodore 65 sollte ursprünglich die Nachfolge des C64 antreten. Ein schon vom C128 bekannter "C64-Modus" sollte dabei eine 100%ige Abwärtskompatibilität gewährleisten. Der C65 bot u.a. eine MOS 4510 CPU mit 3.54 Mhz, 128 KB RAM, eine hochauflösendere Grafik mit 4096 Farben, 4-Kanal Stereo-Sound und BASIC V10. Doch der Amiga war zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Erfolges, und man sah ein, daß man sich mit einem C65 selbst Konkurrenz machen würde. Und so wurde das Projekt letztendlich fallengelassen. Vom C65 existieren heute weltweit nur geschätzte 250 Prototypen, die unter Sammlern einen immens hohen Wert haben.


■ MEINUNG, ERFAHRUNGEN

Der Commodore 64 war und ist unbestritten der erfolgreichste Computer aller Zeiten! Aus heutiger Sicht erscheint es einfach völlig unvorstellbar, daß ein Computer, wohlgemerkt technisch und leistungsmäßig weitestgehend unverändert, zwölf Jahre lang erfolgreich produziert und verkauft wurde. Mit dem C64 ist Commodore dieses einmalige und wohl nie mehr wiederholbare Kunststück gelungen. Wohl einige, die dies hier lesen, dürften ebenso wie ich, mit genau diesem Homecomputer ihre ersten Erfahrungen gesammelt haben!

Was heute nur noch in Windows-Notfällen oder unter MS-DOS getan wird, war beim C64 völlig normal: man bediente den Computer fast ausnahmslos über Tastatur-Befehle. Ein Desktop oder ein Mauspfeil war zu dieser Zeit halt noch alles andere als Standard! So wurde z.B. nach der Eingabe von LOAD8 das Directory der Diskette ausgegeben, POKE 53281,0 setzte die Hintergrundfarbe auf schwarz und SYS 64738 bewirkte ein Reset des Computers! Erst 1985 erschien mit GEOS (Graphic Environment Operating System) eine an den Apple-II angelehnte, grafische Benutzer-Oberfläche, die für ihre Zeit sehr fortschrittlich und ausgereift war. Unter GEOS wurde dann auch erstmals eine Maus am C64 unterstützt.

Was konnte man mit diesem Rechner und seinen heute völlig überholten technischen Möglichkeiten Spaß haben! Es gab tausende von Spiele-Titeln und viele brauchbare Anwendungen, die einem damals schon das Leben erleichtern konnten. Die praktische Adressverwaltung oder Vizawrite, um seine Briefe über seinen mindestens 98 dB lauten Matrixdrucker zu Papier zu bringen! :o) Nicht vergessen darf man natürlich auch die vielen kleinen und großen Erfolgserlebnisse, die man mit seinen selbst programmierten BASIC-Programmen hatte, welche dann auf einer herkömmlichen Musik-Kassette abgespeichert wurden!

Ich erhielt meinen eigenen C64 zusammen mit einer Datasette und einigen Spiele-Kassetten Weihnachten 1985. Klar, die Floppy 1541 war damals mit ca. 800.- DM einfach zu teuer und für mich ein unerreichbarer Traum - soviel Geld für ein 170 KB-Diskettenlaufwerk, wirklich heftig aus heutiger Sicht! ;o) Und so mußten bei mir vorerst Kassetten für die Datensicherung herhalten. Das Laden von Programmen dauerte damit ewig, und mindestens 1x pro Woche justierte man den Tonkopf per Schraubenzieher, weil das Ding wieder einmal total verstellt war! Doch schon ca. neun Monate später konnte ich mir den "Luxus" 1541 dank meines ersten Gehalts auch endlich gönnen!

Dieses "64er"-Feeling war einfach klasse, denn fast jeder besaß einen solchen Computer! Software-Tauschbörsen existierten schon damals, und das auch völlig ohne Internet! ;o) Eine 5.25"-Diskette kostete seinerzeit 6.- DM, ein Disketten-Locher, mit dem man die zweite Seite der Disk nutzbar machen konnte, nur unwesentlich mehr! Es gab viele gute Fachzeitschriften mit Listings (Programmen) zum abtippen - wer kennt sie noch, die seitenlangen DATA-Zeilen? ;o) Später wurde mein C64 dann kräftig aufgemöbelt - "Dolphin-DOS" sorgte für ein komfortableres Betriebssystem und für blitzschnelle Diskettenzugriffe. Mit dem C64 hatte ich gut zwei Jahre unheimlich viel Spaß, ehe ich mir dann gegen Ende 1987 Commodore´s damals brandneue Computer-Sensation, den Amiga 2000 zugelegt habe.


■ FAZIT

Heute ist ein Commodore 64 in Sachen Computer zweifellos d e r Inbegriff für eine einmalige, abenteuerliche und wundervolle Ära, die so wohl nie wieder zurückkommen wird - die Ära der Homecomputer. Diese Epoche begann Anfang der achtziger mit einem lauten Knall, geendet hat sie dagegen still und leise gegen Mitte der neunziger Jahre. Zu diesem Zeitpunkt erschien mit dem Amiga 1200 der letzte erfolgreiche Homecomputer, ehe kurze Zeit später sowohl diese Computer-Spezies, als auch Commodore für immer von der Bildfläche verschwand - und die PCs das nächste Kapitel der Computer-Geschichte einläuteten.

Was uns neben nostalgischen Erinnerungen allerdings bis heute aus dieser einmaligen Zeit erhalten blieb, ist das typische Konkurrenzdenken unter überzeugten Usern verschiedener Hardware! Mit einem Schmunzeln stelle ich fest, das sich hierbei in all den Jahren eigentlich überhaupt nichts verändert hat! Zuerst war der Commodore 64 besser als der Schneider CPC, später gab es genau die gleichen Diskussionen zwischen Amiga- und Atari ST-Anhängern, und bis in unsere Tage hinein geht dieses Spielchen weiter, aktuell ist es wohl die "AMD-versus-Intel"-Philosophie! ;o)

Doch gerade heute muß es nicht bei solch nostalgischen Erinnerungen bleiben - "Back to the Roots" heißt das Motto, und der eine oder andere hat in irgendeiner Ecke sicher noch "seinen" alten C64 eingemottet! Weiter existieren heute hervorragende Emulatoren wie z.B. CCS64 oder PC64, mit denen man auch auf einem modernen PC bei einer Runde Pit Stop, Decathlon, Bruce Lee oder SoundSample IV das alte 64er-Feeling wieder auffrischen kann! Der Commodore 64 jedenfalls ist unangefochten d e r Kult-Homecomputer schlechthin und erhält von mir auch rund zwanzig Jahre nach seiner Blütezeit alle fünf Sterne!

10 CU,
20 TERMIE
30 ERSTVERÖFFENTLICHT BEI CIAO (C)10.2004
RUN

?SYNTAX ERROR IN 10
READY.

COMMODORE 64 - DIE TECHNISCHEN DATEN

Erscheinungsjahr ................................. September 1982
Neupreis ................................................. ca. 1400.- DM
Prozessor .................................................... MOS 6510
Taktfrequenz .................................................. 0.98 Mhz
Speicher ................................. 64 KB RAM, 20 KB ROM
Betriebssystem ................................... CBM BASIC v2.0
Grafikchip .................................... VIC-II 6566/6567/6569
Textmodi .............................................. 40 x 25 Zeichen
Grafikmodi .................................... 160 x 200, 320 x 200
Farben/Sprites ....................................................... 16/8
Soundchip ...................................................... SID 6581
Tonkanäle ........................................................ 3, Mono
Tastatur ........................................................ 66 Tasten
Laufwerke intern ................................................. keines
Laufwerke extern ................ Datasette 1530, Floppy 1541

43 Bewertungen, 2 Kommentare

  • roma1

    12.03.2005, 06:13 Uhr von roma1
    Bewertung: sehr hilfreich

    gab ich schon als carnuntum bei ciao ;o) Liebe Grüße Joanna

  • DieEine

    16.02.2005, 16:59 Uhr von DieEine
    Bewertung: sehr hilfreich

    Da werden Erinnerungen wach....das Geräusch der Datasette ist mir heute noch im Ohr. ;-)