Erfahrungsbericht von leuchttuermin
Kotzebüll liegt gleich hinter Hannover!
Pro:
man muss nicht selbst fahren
Kontra:
der mangelnde Komfort
Empfehlung:
Nein
Zur Vorgeschichte:
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Eine Freundin und ich hatten Urlaub auf Sylt geplant. Eine Woche Westerland - Anreise mit der Bahn. Sie hatte im Vorfeld die Tickets besorgt - preisgünstige Tickets, die uns aber auf einen bestimmten Reisetag und eine ganz bestimmte Reiseroute festlegten. Da wir zusammen fahren wollten, sie aber in Bad Pyrmont wohnt und ich in Bad Driburg, gönnte ich mir ein "Papa-Taxi" bis Pyrmont. So sollte auch die Rückfahrt stattfinden - Vater sollte mich dort wieder abholen, die Uhrzeit stand schon frühzeitig fest.
Die Hinfahrt nach Sylt verlief absolut ereignislos. Zwar wurde der Zug immer voller, je näher wir uns Sylt näherten, und wir mussten uns schon arg "zusammenfalten", aber das ist ja nicht wirklich ein Grund zum Meckern.
Spannend wurde erst die Rückreise - und über die will ich heute gaaaanz ausführlich - und mit einer Portion Galgenhumor - berichten.
Ab Westerland, morgens, ca. 10.00 Uhr, am 07.08.2005
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Unsere Rückfahrtroute sah eigentlich gar nicht so schlecht aus: Zug ab Westerland am späten Vormittag, Umsteigen in Hamburg Altona in einen ICE, nochmals Umsteigen in Hannover, Ankunft Bad Pyrmont ca. gegen 19.00 Uhr, Auto bis Bad Driburg.
Klingt harmlos!
WAR ES ABER NICHT!!!
Was an dem Tag wirklich geschah…
1) Erster Reiseabschnitt: Westerland bis Hamburg-Altona
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Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges (so irgendwann am späten Vormittag an einem Sonntag) saßen meine Freundin Kerstin und ich glücklich in diesem Zug, der uns bis Hamburg Altona bringen sollte. Noch war es recht leer - wir konnten uns also ein Viererabteil gönnen, das direkt an einer der Türen lag.
Ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellen sollte…
Anfangs saßen wir da noch alleine - unsere großen Reisekoffer zu uns ins Abteil geschoben, "bei Fuß" sozusagen, da wir uns nicht in der Lage sahen, sie in die winzige Gepäckablage zu wuchten. Als der Zug sich langsam füllte, setzte sich ein etwas merkwürdiges "mittelaltes" Paar zu uns - sie machte einen etwas verschüchterten, aber netten Eindruck, er stellte sich schon nach Sekunden als Choleriker heraus, der erst einmal alle "herumstehenden Koffer" aller möglichen Leute im Gang wild in irgendwelche Ablagen hievte. (An unseren biss er sich die Zähne aus, die waren ihm wohl zu sperrig oder schwer…). Unsere Koffer landeten also vorerst mal im Gang, längs neben den Sitzen. Sie sollten aber während der Fahrt noch mehrfach ihren Standort ändern…
Kerstin und ich hockten nebeneinander, sie am Fenster, die Frau ihr gegenüber. Ich hatte das große "Vergnügen" diesen Choleriker mir gegenüber sitzen zu haben. Er machte es sich sogleich recht gemütlich - sprich: Sein "Fahrgestell" landete so ausgestreckt auf meiner Seite des ja nun bekanntlich engen Bahnabteils, dass ich meine Beine unter dem Sitz oder auf Kerstins Hälfte zusammenfalten konnte. Irgendwann ging ich im Laufe der Fahrt dazu über, meine Beine einfach "in den Flur" zu hängen, da es im Abteil einfach zu eng war.
Inzwischen hatte sich der Zug so ziemlich bis auf den letzten Platz gefüllt.
Insofern wurde es mit jeder Station, wo der Zug hielt, richtig spannend: Wohin bloß mit den zusteigenden Passagieren und Gepäckbergen? Wie gut, dass es in einem Zug auch reichlich Stehplätze gibt, z.B. im Gang zwischen den Abteilen oder im Eingangsbereich, bei den Türen, nahe der Toiletten…
Unser cholerischer Mitreisender hatte schon das eine oder andere Mal seinen "Senf" dazu abgegeben, wie man doch noch einen Passagier irgendwie unterbringen könne - z.B. wurden kleinere Kinder gnadenlos auf den Schoß der Mutter verfrachtet. Eine dauerhaft sicher bequeme Lösung - für die Kinder…
Eine gute Gelegenheit, seine überlegenen Kenntnisse im "Stapeln" von Menschen unter Beweis zu stellen, erwies sich, als sich tatsächlich zwei junge Menschen erdreisteten, samt ihrer Fahrräder in den - längst total überfüllten - Zug zu wollen. Die beiden hatten sich direkt hinter dem Einstieg - im Toilettenbereich - ein Plätzchen gesucht und das auch tatsächlich geschafft, indem sie unsere - inzwischen draußen abgelagerten - Koffer zur Seite schoben oder aufeinander stapelten. Diese "dreiste Aktion" forderte unseren Choleriker zu weiteren Schimpftiraden heraus, die mir einfach nur noch peinlich waren. Immerhin saß ich dem Menschen gegenüber und wurde schon mit wütenden oder mitleidigen Blicken beworfen. So stapelte ich meinen Koffer extra unbequem für mich so, dass die beiden Radfahrer noch etwas mehr Platz zum Stehen hatten und warf ihnen netten und mitfühlende Blicke - sozusagen als Entschädigung für unseren "Mr. Cholerik" zu. Der ließ sich lautstark darüber aus, dass der Zug ja voll sei und sie wieder aussteigen müssten. Außerdem gäbe es ja irgendwo im Zug sicherlich Rad-Abteile etc.
Die Stimmung stieg…
So weit, so gut. Ist ja alles noch ganz harmlos.
So richtig spannend wurde es eigentlich erst in Itzehoe.
Als wir auf dem dortigen Bahnhof hielten, fielen uns wahre Horden merkwürdig aussehender Menschen auf, die nur darauf warteten, unseren Zug zu "fluten" (was beim derzeitigen Füllungszustand echt schwierig war!). Es schoben sich immer mehr Menschen in den Zug, dicht an dicht gedrängte, schwarz gekleidete Menschen - mit mehr oder weniger schlammverkrusteter Kleidung, Ghettoblastern auf der Schulter, mit Wanderrucksäcken und Zelten beladen. Selbst in unserem Mini-Viererabteil standen zwischen unseren Füßen nun noch zwei Personen! Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie unser Choleriker reagierte… ;-) Der Zug schaukelte schon nach kurzer Zeit bedenklich - und schon bald kam auch die Durchsage, dass die Besucher des Konzerts doch bitte warten sollen, der Zug sei komplett überfüllt, ein Sonderzug würde in Kürze eingesetzt.
Tja. Auch wenn man diese Durchsage hätte beherzigen wollen - keine Chance! So dicht gedrängt war einfach kein Vorwärts- oder Rauskommen mehr möglich!
Als man es irgendwann geschafft hatte, die Türen zu schließen (nein, es hing niemand von außen am Zug!), konnte es endlich weitergehen. Eingekeilt zwischen diesen "Konzertbesuchern" versuchten wir herauszubekommen, was es denn mit diesen Menschenmassen auf sich hatte. Die Vielfalt der Sprachen war gewaltig - neben uns unterhielt sich eine Schweizerin mit jemandem auf Französisch über das Konzert, das sie wohl gerade besucht hatten. Schnell hörten wir, dass es eine echte "Kultveranstaltung" war: "Auf´m Wacken" bei Itzehoe sei wohl jedes Jahr am ersten Augustwochenende ein riesiges Gruftikonzert mit einigen Tauschend Zuschauern… die nun alle in unserem Zug waren… und natürlich auch noch den halben "Wacken" mitgebracht hatten: Das Konzert war nicht nur Open Air, sondern auch noch "auf dem Acker" angesiedelt, wo die Teilnehmer sich dann wohl mehrere Tage aufgehalten hatten.
Besonders erwähnenswert sei hier die Tatsache, das wir etwa eine Woche Dauerregen hinter uns hatten… Man kann sich sicher den Zustand der "Wackener" vorstellen… ich sag nur Schlamm und "Düfte"…
Eine ältere Dame, die einige Abteilchen weiter eingeklemmt saß, war von den "merkwürdigen Gestalten" nicht wirklich angetan - und geriet regelrecht in Panik, als ihr Aussteigebahnhof näher rückte. Es bestand einfach keine Chance aus diesem Zug herauszukommen! Einer der "Wackener" - ein besonders auffälliges Exemplar mit viel Lehm überall und einer Frisur, die dringend man wieder Bekanntschaft mit einem Kamm machen müsste, reagierte meines Erachtens extrem klasse. Während "Mr. Cholerik" nur lautstark rumnörgelte, die Dame hätte ein Recht darauf auszusteigen - und an ihrem Koffer rumzerrte, schnappte sich besagter Wackener einfach die Oma, hob sie hoch - und schon wurde die Dame locker von vielen hilfreichen "Wackener Armen" zum anderen Ende des Abteils Richtung Ausgang transportiert - über den Köpfen der gesamten schlammverkrusteten Gesellschaft hinweg!
Langsam näherten wir uns Hamburg - mit nur etwa einer halben Stunde Verspätung, das sei lobend zu erwähnen, bei sooo widrigen Umständen! Kurz vor dem Hamburger Hauptbahnhof schreckte uns eine Durchsage aus unserem Dämmerzustand: Dieser Zug würde in Hamburg nicht wie vorgesehen Richtung "Weiß-der-Geier" weiterfahren, sondern Richtung Dortmund umgeleitet. Alle Reisenden sollen doch bitte aussteigen.
Das schockte uns komplett, da wir doch wegen unserer ermäßigten Fahrkarten auf genau diesen Zug und seinen Anschluss ab Altona angewiesen waren!!! Wir beschlossen, die Sache mutig auszusitzen in der Hoffnung, der Zug würde es noch bis Altona schaffen, wo wir ja eh umsteigen mussten. Wegen der "Wackener" hätten wir eh keine große Chance gehabt, "normal" auszusteigen ;-)
Die "Wackener" nahmen es locker - und verließen in großen Scharen unseren Zug. Nur noch wenige hielten es aus. Ihr könnt euch sicher unsere Blicke vorstellen, als wir das Ausmaß der Schlammverkrustung wahrnahmen: Nicht nur der Fußboden sondern eigentlich alles, was sich in der Nähe des Ganges oder der "Wackener" befunden hatte, war einfach nur noch schlammig. Mein Koffer - der mal wieder im Gang stand - hatte auf einer Seite hübsche braune Muster bekommen, die Hose der Dame seitlich neben mir war erstaunlich braun geworden - selbst das Kuscheltier eines mitreisenden Kinds sah irgendwie anders aus…
Nun ja…
Hamburg Altona. Der Zug hielt, wir konnten tatsächlich aussteigen - nur von wenigen "Wackenern" begleitet - und schnell zusehen, dass wir unseren Anschlusszug Richtung Hannover erreichten.
2) Zweiter Reiseabschnitt: Hamburg - Altona bis Hannover
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Hier begann der langweilige Teil unserer Reise. NICHTS passierte! Wir bekamen tatsächlich unsere reservierten Sitzplätze, niemand pöbelte, alles okay!
Etwa eine Stunde lang - bis wir diesen wundervollen ICE in Hannover verlassen mussten.
Aufenthalt in Hannover. Hunger. Kerstin passte auf die Koffer auf, ich ging auf Essensuche. Bei einem Bäcker oder ähnlichem wurde ich tatsächlich fündig: So was leckereres rundlich-Gewickeltes mit Hähnchenfüllung (ein Wrap oder sowas…), die untere Hälfte verpackt in einem Blatt Papier. Zurück zum Bahnsteig, Rollentausch: Kerstin ging auf Essenssuche, ich machte den Kofferbewacher und versuchte in der Zwischenzeit mein "Leckerli" zu essen. Lecker war es tatsächlich, weswegen mir auch gar nicht auffiel, dass die in Mengen vorhandene Majo-Hähnchen-Soße munter auf meine Schule und den Koffer tropfte. Kerstin konnte das auch nur noch tatenlos feststellen, als sie wieder kam - die Schuhe hatten neben etwas "Wackener" Schlamm nun eine lecker-schleimige Majo-Farbe angenommen. Irgendwann kam unser Zug und wir bekamen tatsächlich Sitzplätze.
3) Dritter Reiseabschnitt: Hannover bis Hannover - Linden
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Diese Sitzplätze konnten wir tatsächlich für ca. 5 Minuten genießen, denn kaum hatten wir die nächste Station erreicht (Hannover-Linden), wunderten wir uns über einen doch recht ausgedehnten Aufenthalt. Dieser wurde auch sogleich von einer Durchsage gekrönt: Wegen eines "Oberleitungsschadens" ende der Zug hier. Wir mögen bitte alle aussteigen und uns auf den Bahnhofsvorplatz begeben. Dort würden uns Busse abholen, die uns irgendwohin, ich glaube es war Hameln oder so, bringen würden.
Ein tiefes Seufzen - die Koffer geschnappt - eine recht steile Treppenflut hinunter getragen, da es dort kein Förderband gab, dafür aber Hunde und ihre Exkremente sowie Bierflaschen mit dem Inhalt entweder in - oder neben den Personen, die sie in der Hand hielten, bzw. neben sich rumliegen hatten. Tolle Graffitis kann man im Bahnhof zu Hannover-Linden auch bewundern! Und erst diese "Düfte"! Dagegen kamen einem die "Wackener" vor wie Besucher einer Parfümerie!
Bahnhofsvorplatz Hannover - Linden.
Absolut "sehenswert". Komplett nichts los. Nicht mal ein Bus. Als dann nach etwa 15 Minuten doch ein Bus auftauchte, stellten die Fahrgäste, die versuchten, ihn zu "erobern", fest, dass es ein Linienbus nach "Weiß-der-Geier" war und nicht der von uns sehnlichst erwartete "Schienenersatzverkehr" nach Hameln.
Einige Mitreisende hatten sich inzwischen per Taxi verabschiedet - oder waren von netten Leuten abgeholt worden - was mich siedendheiß daran erinnerte, dass ich ja meinem Vater und Kerstins Mutter Bescheids gaben musste, "es würde etwas später" (bzw., wir wüssten nicht wirklich, wo genau sie uns dann abholen sollten). Kerstins Mutter konnte ich auch noch erreichen - mein Vater hingegen war wohl schon losgefahren und harrte meiner im Bahnhof zu Bad Pyrmont. *seufz*
Eine wilde hin-und-her-Telefoniererei begann, die damit endete, dass Kerstins Mutter sich zum Bahnhof in Pyrmont begeben sollte, um meinem (handylosen) Vater mitzuteilen, es habe uns sonst wohin verschlagen.
So weit - so gut.
Ein Linienbus nach dem andren kam - und fuhr wieder. Ohne uns. Hatte ich schon erwähnt, dass es angefangen hatte zu regnen?!
Nach etwa einer Stunde - man lasse es sich auf der Zunge zergehen: einer Stunde! - hörten wir aus den dunklen Katakomben der Hannover-Lindener Bahnhofstreppen eine "offizielle Verlautbarung" eines Mitarbeiters der Bahn: Der "Oberleitungsschaden" sei provisorisch behoben worden, man hätte den Verkehr eingleisig wieder aufgenommen. Der nächste Zug könne uns weiter mitnehmen.
Halleluja!
Also zurück - die Koffer die versifften Treppen wieder raufgeschleppt, vorbei an dort nächtigenden Personen und deren "Haustieren", auf einen Bahnsteig, der mit Holzplanken ausgelegt war - immerhin! Bautätigkeiten! Ist doch lobenswert!
Wieder eine Viertelstunde später kam tatsächlich ein Zug, der uns auch noch aufnehmen konnte. Gut, dass es nicht mehr ganz so viele Leute waren, denn die Masse der Wartenden war inzwischen anderweitig weitergereist. So konnten wir uns tatsächlich noch Sitzplätze ergattern, leider getrennt voneinander.
Was sich für Kerstin im Nachhinein als sehr gut erwies! …
4) Vierter Reiseabschnitt: Hannover - Linden bis Bad Pyrmont
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Kerstin konnte sich den letzten leeren Platz in einem der kleinen Viererabteile ergattern - ich ging weiter und erspähte tatsächlich ein fast freies Viererabteil! Oh Wunder! Und das bei einem so vollen Zug, dass schon eine Menge Leute standen.
Eigentlich hätte mich das jetzt schon stutzig machen müssen…
Aber ich wollte nur noch sitzen und es war mir in dem Moment auch total egal, dass der Mensch mir gegenüber gerade seinen Rausch ausschlief. Er hatte sich breitbeinig quer auf seiner Sitzhälfte hingelümmelt, die Rotweinflasche in den Händen, eine zweite Flasche mit etwas Multivitamin-Ähnlichem auf der Ablage abgestellt.
Endlich Ruhe! Endlich im Zug und kurz vor der Heimat!
Den Rucksack hatte ich auf der Bank neben mir abgestellt, der Koffer stand seitlich hinter mir im Gang nahe der Türen.
Eine Zeitlang ging das auch gut. Kerstin und ich warfen uns einige entnervte Blicke zu - und der Mensch mir gegenüber schnarchte und lümmelte sich hin und her.
Wieder einmal setzte ich mich mit den Beinen in den Gang ragend, da das Fahrgestell des Betrunkenen quer durchs Abteil ragte.
Das war mein Glück.
So konnte ich noch im allerletzten Moment Reißaus nehmen - als ich nämlich mir gegenüber ein merkwürdiges gurgelndes Geräusch vernahm - und rot-orange Flüssigkeit aus dem Mund meines betrunkenen Gegenübers sprudelte.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich sooo schnell das Weite hätte suchen können! Meinen Rucksack schnappend nahm ich Reißaus - nicht ohne noch einen "Schluck" Multivitamin-Rotwein über meine Beine mitzubekommen.
Danke! Lecker!
Einen "Vorteil" hatte die Sache: Meine Schuhe hatten mal wieder ein anderes "Design" bekommen, nach all dem Schlamm und der Hähnchensoße…
Noch während ich versuchte, mich in Sicherheit zu bringen, floss die leckere Brühe quer über meinen (ehemaligen!) Platz und den gesamten Fußboden des Abteils.
Naja, da Rotwein nun mal flüssig ist, erreichte er meinen Koffer vor mir.
Trotzdem brachte ich mich und ihn in sichere Entfernung von meiner "Quelle" der Freuden. Ein nur mit drei Leuten besetztes Abteil gewährte mir Asyl, obwohl sie mit ansehen durften, wie ich "getauft" wurde. Allerdings bekam ich sogleich den Kommentar, wenn ich nun auch kotzen müsste, solle ich es in "SEINE" Richtung tun.
Die restlichen mitgeführten Papiertaschentücher reichen aus, meine Hose und die Schuhe notdürftig zu reinigen.
Den "Duft" hingegen wurde ich nicht wirklich los - zumal der "See" in der Nähe meines betrunkenen Freundes sich langsam aber sicher ausbreitete - örtliche Ausdehnung und Geruch.
Ihm selbst hatte das Ganze offensichtlich nichts ausgemacht: Er schlief den Schlaf des Gerechten - wenn auch vorne etwas "feucht" - in einem schönen freien Abteil ganz für sich allein.
Als irgendwann der Zug sehr langsam wurde, schwante mir Schlimmstes, weswegen ich aus dem Fenster schaute. Und richtig! Ganz langsam schlichen wir ein einer Ansammlung von Feuerwehr-, Polizei- und Krankenwagen vorbei. Jemand wurde auf einer Bahre weggetragen…
Der "Oberleitungsschaden" hatte sich wohl als etwas "anderes" erwiesen… immerhin war es ein verregneter Sonntag, der ideale Tag, einen Spaziergang auf den Schienen zu machen!!!
Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie erleichtert ich war, als die Durchsage "nächster Halt - Bad Pyrmont" kam!!!
Aaaber… nein, es ist noch nicht zu Ende…
Vor mich hinmüffelnd und den tropfenden Koffer hinter mir herziehend näherte ich mich den Türen, als es "Entschuldigung, junge Frau!" hinter mir tönte.
Eine ältere Dame kam mit ihrem Köfferchen nicht zurecht.
Ist ja alles kein Problem!
Fast hätte ich sie - samt Koffer - über den Köpfen der anderen… wie die Wackener… aber nein, das ist ja jetzt etwas anderes…
Jedenfalls konnte mich nun nichts mehr schocken und ich half der alten Dame, ihren Koffer aus der Ablage zu wuchten und sie samt Gepäckstück auf den Bahnsteig zu befördern - mein eigenes Gepäck "locker" in der anderen Hand - erstarkt vom Mut der Verzweifelung.
Auf dem Bahnsteig hoffte ich, die Dame loszuwerden - sie hatte mir anvertraut, dort abgeholt zu werden. Allerdings fand ihr "Abholer" sie erst nach einer Weile - die sie noch schnell nutze, um mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Inzwischen hatte uns Kerstins Mutter und mein Vater glücklich gesichtet und konnten uns in Empfang nehmen.
Die beiden waren sich in der ca. zweistündigen Wartezeit auf dem Pyrmonter Bahnhof auch durchaus näher gekommen und hatten Anekdoten austauschen können.
Irgendwann wurden wir auch die Oma los und ich verabschiedete mich von Kerstin.
5) Fünfter Reiseabschnitt: Bad Pyrmont bis Bad Driburg
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Glücklich, dass ja nun alle Strapazen vorbei seien, ließ ich mich in Vaters Auto fallen - nachdem ich mich meiner stinkenden Hose entledigt hatte, die nun samt Koffer im Kofferraum vor sich hin müffeln durfte.
Der erste Teil der Heimfahrt verlief absolut normal. Es war inzwischen schon relativ dunkel - ich würde schätzen, so gegen 21.00 oder 21.30 Uhr.
Ein komisches Aufheulen des Motors riss mich aus der Lethargie, in die ich gefallen war. Ein Aufheulen, das etwa so klingt, als würde man ohne einen Gang eingelegt zu haben, das Gaspedal durchdrücken.
Und das bei Tempo 80 oder so auf der Landstraße.
Das konnte nicht normal sein!!!
Vater versuchte mich zu beschwichtigen, seine Kupplung wäre nicht mehr so ganz in Ordnung, er habe morgen einen Termin in der Werkstatt.
TOLL! Hätte er das nur schon vorher gemacht!!!
Innerhalb der nächsten Kilometer hörten wir immer wieder dieses Aufheulen - bis gar nichts mehr ging. Trotz eingelegten Ganges passierte nichts mehr. Ach, doch! Das Aufheulen!
Kupplungsschaden.
Tief durchatmen.
Ruhig bleiben.
NICHT verzweifeln!!!
Handy rausgeholt, Muttern angerufen. Wie gut, dass mein eigenes Auto bei ihr zu Hause stand! Nun musste man sie nur noch überzeugen, sich da auch reinzusetzen und uns irgendwie im "Niemandsland" zwischen Bad Pyrmont und Steinheim abzuholen!!!
Sie tat es - Gott sei gelobt!!!
Man kann sich ihr Gesicht vorstellen, als sie mich ohne Hose aus dem Auto steigen sah!
…
Danach ist dann nichts Erwähnenswertes mehr passiert. Wir kamen tatsächlich heil nach Hause!!!
FAZIT:
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An jenem 8. August letzten Jahres beschloss ich, NIE WIEDER Bahn zu fahren (allerhöchstens ICE)!
(Was ich aber inzwischen doch einmal wieder tat - und genauso bereue!!! Aber das ist eine andere Geschichte! ;-)
Tipp: Du solltest es am ersten Sonntag im August auch nicht tun, zumindest nicht in der Nähe von Itzehoe, außer du willst "auf´n Wacken"!
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass während der gesamten Fahrt kein einiger Schaffner etc. in den Zügen zu sichten war??? Das heißt, doch… kurz vor Itzehoe versuchte ein Frau mit einem Kaffeewägelchen sich ihren Weg durch die Menschenmassen zu bahnen - wie es der wohl ergangen ist, nachdem die "Wackener" den Zug erobert hatten? ;-)
Update August 2006:
Wieder ein Jahr vorbei - wieder einmal das Wacken-Festival... wieder einmal mit viel Regen!!! ...habe ich mir sagen lassen... dieses Jahr habe ich einen groooooßen Bogen um Itzehoe gemacht! :-)
147 Bewertungen, 63 Kommentare
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11.08.2010, 10:24 Uhr von XXLALF
Bewertung: sehr hilfreichund ganz liebe grüße
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06.05.2010, 20:52 Uhr von fantagirlie
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche Dir auch heute wieder eine sonnige Restwoche und einen nicht so stressiges Donnerstag. Danke im übrigen, für deine letzten Gegenlesungen - hat mich sehr gefreut
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05.05.2010, 23:34 Uhr von Ringer93
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht freu mich über Gegenlesungen
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02.05.2010, 18:21 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLG und einen schönen Sonntag
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25.04.2010, 16:13 Uhr von KnolliNicole
Bewertung: sehr hilfreichschöner Bericht..gruß Nicole
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31.03.2010, 13:20 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüsse
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28.03.2010, 16:16 Uhr von Striker1981
Bewertung: sehr hilfreichSH und Liebe Grüße vom STRIKER ;)
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28.03.2010, 12:38 Uhr von tipsi3
Bewertung: sehr hilfreichEinen schönen Sonntag wünsche ich dir !!! Liebe Grüße tipsi3
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23.03.2010, 17:27 Uhr von Jack100
Bewertung: sehr hilfreichDanke für das Lesen meines Berichtes. Viele Grüße
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29.12.2007, 21:42 Uhr von florrischu
Bewertung: sehr hilfreichEin super Bericht!!!!!! 1+!!!! LG, florrischu
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07.11.2007, 11:16 Uhr von annemone62
Bewertung: sehr hilfreichSH und LG - ANNEMONE
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28.09.2007, 22:49 Uhr von Music-King
Bewertung: sehr hilfreichLG, Roland
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22.09.2007, 22:17 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichl.g. petra
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18.09.2007, 00:10 Uhr von oxalife
Bewertung: sehr hilfreichliebe grüße, oxalife
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17.09.2007, 13:28 Uhr von jenny123
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüsse Jenny123
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16.09.2007, 21:09 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichWenn eine(r) eine Reise tut...solche "Oberleitungsschäden" kommen häufiger vor , als man denkt...seufz
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11.09.2007, 10:49 Uhr von woelfchen82
Bewertung: sehr hilfreichsh. lg
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07.09.2007, 20:39 Uhr von gerrhosaurus1978
Bewertung: sehr hilfreichLG, Daniela
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07.09.2007, 15:37 Uhr von Meyerhoffsche
Bewertung: sehr hilfreichHeute mal ganz normale Grüße :)
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17.08.2007, 00:06 Uhr von muttibremer
Bewertung: sehr hilfreichLG Angelika
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11.08.2007, 16:37 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLG Damaris
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08.08.2007, 14:02 Uhr von rotezora1974
Bewertung: sehr hilfreichLach! Na dann hattest du wenigstens viel zu erzählen!
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04.08.2007, 02:03 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichsuper lg
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03.08.2007, 14:13 Uhr von Zuckermaus29
Bewertung: sehr hilfreichDas fäng heute wieder an! Liebe Grüße Jeanny
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30.07.2007, 11:25 Uhr von namiti
Bewertung: sehr hilfreichsh.Gruß Andrea
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13.05.2007, 23:39 Uhr von Sebastian2211
Bewertung: sehr hilfreichGrüße Sebastian
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20.04.2007, 23:10 Uhr von golfgirl
Bewertung: sehr hilfreichlg dani
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18.04.2007, 22:08 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSh & lg Sarah
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24.03.2007, 21:06 Uhr von bodenseestern
Bewertung: sehr hilfreich**schönes WE wünscht Petra**
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23.03.2007, 19:49 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichDieser Bericht reicht ja bald für ein eigenes kleines Buch. Es war toll mit Dir zu reisen. Gruß Leseratee.
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21.03.2007, 16:40 Uhr von panico
Bewertung: sehr hilfreichsh & lg panico:-)
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19.03.2007, 17:34 Uhr von Misslady
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Misslady
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12.03.2007, 16:32 Uhr von doelau
Bewertung: sehr hilfreichEin ganz toller Bericht! Gruß doelau
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09.03.2007, 18:33 Uhr von TheLick
Bewertung: sehr hilfreichLG TheLick!
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08.03.2007, 22:00 Uhr von Nick_Neschi
Bewertung: sehr hilfreicho---> lg...jonny :o)
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22.02.2007, 18:02 Uhr von pepilino
Bewertung: sehr hilfreich*schmunzel* ich denke an meinen BB-Bericht bei ciao. LG Gabi
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31.12.2006, 14:39 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichmuss ehrlich sagen - ich hasse Bahnfahrten !!
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12.12.2006, 11:36 Uhr von Estha
Bewertung: sehr hilfreichtoll geschrieben :-)
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12.12.2006, 07:59 Uhr von campimo
Bewertung: sehr hilfreich☼ Sehr Hilfreich ☼
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10.12.2006, 22:20 Uhr von Zzaldo
Bewertung: sehr hilfreichein sh von mir für Dich!!!!!LG Stephan
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20.11.2006, 23:21 Uhr von Baby1
Bewertung: sehr hilfreich~~ ** LG Anita ** ~~
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10.11.2006, 09:22 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSH!
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04.11.2006, 00:15 Uhr von racejulie
Bewertung: sehr hilfreichklasse Bericht, steht alles drinnen was man wissen will und muss und gut gegliedert.Ist mir auf jeden Fall ein sehr hilfreich wert. Freue mich auch auf Gegenbewertungen. Liebe Grüße Julie
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29.10.2006, 16:32 Uhr von giga-friend
Bewertung: sehr hilfreichAbsolut geiler Bericht, habe mich köstlich amüsiert. Ich durfte ja auch schon einiges erleben, aber das ist ja echt der Wahnsinn!!! Der von dir beschriebene Bahnhof in Hannover-Linden ist ja Gottseidank durch einen neuen, der ein paar Meter weiter errichte
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28.10.2006, 00:11 Uhr von antjeeule
Bewertung: sehr hilfreichAn diesen Bericht erinnere ich mich auch gut. Es war einer der ersten Berichte, die ich von dir auf Ciao gelesen habe. Das hat mich letztlich auf dich aufmerksam gemacht. ;-) LG, Antje
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22.10.2006, 01:18 Uhr von Knolle5
Bewertung: sehr hilfreichHabe gut gelacht :-)
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14.10.2006, 21:24 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichOhja, die deutsche Bahn ;--)
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06.10.2006, 11:06 Uhr von Binki
Bewertung: sehr hilfreichLieben Gruß und ein schönes Wochenende .... Binki
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03.10.2006, 17:50 Uhr von Gemeinwesen
Bewertung: sehr hilfreichSich mit der Bahn einlassen heißt, eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit zu wagen. Beste Grüße vom Gemeinwesen.
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03.10.2006, 16:52 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLieben Gruß :-)) Marianne
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27.09.2006, 22:54 Uhr von tapiomaunzi
Bewertung: sehr hilfreichWer eine Reise tut.... kann was erzählen. So eine "interessante Bahnfahrt" habe ich noch nie erlebt. Gruß Doris
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24.09.2006, 19:17 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Edith und Claus
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22.09.2006, 19:18 Uhr von snoopy202
Bewertung: sehr hilfreichsh und lg. Udo
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19.09.2006, 11:03 Uhr von Tweety30
Bewertung: sehr hilfreich►Sehr hilfreich. Es grüßt Tweety30! ◄
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18.09.2006, 21:01 Uhr von tanja2003
Bewertung: sehr hilfreich~~~ sh ~~~
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15.09.2006, 19:04 Uhr von Vamada
Bewertung: sehr hilfreichIch weiß schon warum ich lieber mit dem Auto fahre, lg Michaela*
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14.09.2006, 01:34 Uhr von Fantomiss
Bewertung: sehr hilfreichfür dieses erlebnis tust du mir immer noch leid.... :) liebe grüße
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11.09.2006, 17:39 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichLG Anett
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11.09.2006, 00:47 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :>))))
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10.09.2006, 20:32 Uhr von sandraberg
Bewertung: sehr hilfreicharbeite grad das cis der letzten wochen ab - puh, das ist viel arbeit. bei denen, die zu viel veröffentlicht haben, kann ich daher nicht jeden bericht einzeln bewerten, aber ein paar sind bei jedem drinnen :-) liebe grüße, sandra
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09.09.2006, 22:20 Uhr von bianca24
Bewertung: sehr hilfreichHammergeiler Bericht - aber ich hatte absolutes Mitleid mit dir. Was für ein Tag *augenverdreh*! LG, Bianca ;)
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09.09.2006, 20:36 Uhr von junior33
Bewertung: sehr hilfreichSH und liebe Grüße, Ingo !
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09.09.2006, 18:26 Uhr von papaonline
Bewertung: sehr hilfreichbin neu hier und werde mich mal durchlesen um besser zu werden, Lg Online
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