König der Löwen Testbericht

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Erfahrungsbericht von linnie

Leider nicht der König der Musicals

Pro:

schöne Ausstattung, liebevolle Kostüme, die Giraffen sehen sehr realistisch aus, Imad als kleiner Simba, Rafiki

Kontra:

Der hohe Eintrittspreis, die vielen kleinen Kinder in der Vorstellung, mangelnde Deutschkenntnisse vieler Darsteller, keine schöne Musik, das Drumherum im Musicaltheater

Empfehlung:

Nein

Wie bereits in meinem Titanic-Bericht angekündigt, schreibe ich nun über meinen letzten Musicalbesuch, der mich wiederum nach Hamburg geführt hat, dieses Mal allerdings in den Hafen zum König der Löwen. In den letzten zehn Jahren habe ich zahlreiche Musicals gesehen, darunter auch die Disney Musicals "Die Schöne und das Biest" und "Der Glöckner von Notre Dame", ersteres gefiel mir so gut, dass ich es mir zweimal angesehen habe, vom Glöckner war ich eher enttäuscht. Nun war ich umso gespannter auf den König der Löwen...

** Wann und wo?

Der König der Löwen läuft seit Dezember 2001 als Musical im Hafentheater in Hamburg und soll wohl auch nicht so bald abgesetzt werden. Tickets können telefonisch bestellt werden unter 04131-6972-333, weitere Informationen zum Musical gibt es unter http://www.musical-der-koenig-der-loewen.com/00_start/musical.html

Das Musical wird aufgeführt:
Dienstags um 20 Uhr
Mittwochs um 18:30 Uhr
Donnerstags um 20 Uhr
Freitags um 20 Uhr
Samstags um 15 und um 20 Uhr
Sonntags um 14 und um 19 Uhr

Je nach Wochentag und Uhrzeit variieren die Eintrittskartenpreise um bis zu 25 Euro! Die Vorstellungen von dienstags bis donnerstags sind dabei am billigsten. Ermäßigungen von 20% gibt es wie gewohnt für Schüler, Studenten, Azubis, behinderte Besucher und Senioren über 65 Jahren. Allerdings sollte man damit rechnen, dass am Eingang sehr genau nach Ausweisen gefragt wird.

Beim König der Löwen handelt es sich hier um ein kindgerechtes Musical. Man könnte es sogar fast als Kindermusical bezeichnen. Die Vorstellung am Mittwoch begann um 18:30 und dauerte bis 21:30 an, dennoch waren unzählige Kinder in der Vorstellung anzutreffen, die sich über das gesamte Theater verteilten. In meinem unmittelbaren Umfeld saßen 4 (kleine!) Kinder, die teilweise nonstop am Reden waren. Da Musicalkarten sehr teuer sind und diese Kinder den Musicalgenuss erheblich gestört haben, empfehle ich Vorstellungen am späteren Abend, die dann bis 23 Uhr gehen, sodass keine Kinder mehr eingelassen werden dürfen.

** Sitzplätze
Wie auch schon in der neuen Flora in Hamburg, so sind die Sitzplätze im Musicaltheater am Hafen ähnlich aufgebaut: Die niedrigen Ziffern im Parkett befinden sich somit in der Mitte! Es liegen jeweils zwei Plätze mit den Nummern 1 direkt in der Mitte nebeneinander, nach außen hin werden die Sitzplatznummern größer. Ich habe in der 25. Reihe im Parkett Mitte gesessen, womit ich sehr zufrieden war. Trotz geringer Größe von 1,68m konnte ich perfekt sehen.

Noch ein Tipp zur Sitzplatzwahl: Während des Musicals laufen einige tierische Darsteller (also verkleidete Menschen) durch das Parkett, zum ersten Stück "der ewige Kreis" sind das z.B. zahlreiche Tiere wie zwei Elefanten oder etliche Vögel. Dieses Schauspiel ist wirklich sehenswert, kann aber sicherlich vom Rang aus nicht so gut verfolgt werden, daher empfehle ich Plätze im Parkett.

** Das Musical
* Cast
Buch: Roger Allers & Irene Mecchi
Musik: Elton John
Text: Tim Rice
Weitere Musik & Texte: Lebo Mark Mancina, Jay Rifkin, Julie Taymor, Hans Zimmer
Produzenten (Deutschland): Joop an den Ende
Choreografie: Garth Fagan
Directed by: Julie Taymor

* Inhalt
Wer kennt ihn nicht, den Film "Der König der Löwen"? Anders als beim Musical Titanic gleichen sich Inhalt von Film und Musical ganz genau und sogar die Tiermasken sind Abbilder der Filmtiere, was besonders stark auffällt bei Mufasa, Scar, Timon und Pumbaa.

Für die Nichtkenner des Filmes nun eine kurze Inhaltsangabe:
Das Musical beginnt mit dem Aufmarsch der Tiere zur Präsentation Simbas, dem kleinen Löwenkind von Mufasa und Sarabi, dem Königspaar. Mufasas Bruder Scar ist eifersüchtig auf den König und seinen Sohn, da er selbst gerne König wäre und den Hyänen dann mehr Rechte zugestehen würde. Schließlich lockt er Simba in eine Falle und hetzt die Herden auf ihn. Dann sagt er Mufasa Bescheid, dass sein Sohn in Gefahr ist, damit dieser zur Rettung eilt. Simba kann tatsächlich gerettet werden, doch Mufasa stirbt.

Nun redet Scar Simba ein, dass dieser Schuld am Tod seines Vaters sei und er davonlaufen müsse, was er dann auch tut. Fortan ist Scar der König der Löwen. Simba rennt in die Wildnis und trifft bald auf Timon und Pumbaa, mit denen er sich schnell anfreundet. Doch Scar vernachlässigt und verwüstet das geweihte Land, sodass Nala, Simbas Löwenfreundin, ebenfalls das Königreich verlässt und zufällig auf Simba trifft. Als sie den rechtmäßigen König der Löwen wiedertrifft, will sie ihn überreden, in sein Land zurückzukehren und die Macht an sich zu reißen.

Doch kann Simba sich von seinen neuen Freunden und seinem Leben im Paradies trennen?

** Die Aufführung - kritisch betrachtet
Das Musical beginnt mit dem berühmten "Ewigen Kreis" (Circle of Life) und dem Zusammentreffen der Tiere am Königsfelsen zur Begrüßung Simbas. Zurerst ist lediglich Rafiki auf der Bühne zu sehen, eine weise Zauberin, die alle Tiere zusammenruft, damit sie dem kleinen Simba huldigen können. Nach und nach kommen nun immer mehr Tiere auf die Bühne und recht bald schreiten die ersten Tiere auch durch das Parkett. Ich war so gefangengenommen von einem riesigen Elefanten auf der linken Seite, dass ich kaum verfolgen konnte, was auf der rechten Seite passiert. Jedenfalls versammeln sich alle Tiere (Gazellen, Giraffen, Löwen, Vögel etc.) auf der Bühne vor dem Königsfelsen.

Die erste Szene ist gleichzeitig die beeindruckendste des gesamten Musicals, hier sollte man also alle Augen und Ohren aufsperren und einfach nur genießen. Zu beiden Seiten der Bühne sind kleine Nischen aufgebaut, wo Trommeln und anderes Schlagwerk stehen, die von je einem Musical gespielt werden. Von dort sind also herrliche afrikanische Klänge zu hören.

Am allerbesten umgesetzt fand ich die Giraffen, denn das waren Menschen auf Stelzen an Armen und Beinen mit aufgesetzten Giraffenhälsen, die in der Silouette echten Giraffen täuschend ähnlich sehen. Auch die Gazellen gefielen mir sehr gut, denn das waren Tierfiguren, die den Darstellern auf dem Kopf und an beiden Armen festgemacht saßen, sodass die Gazellen sich sehr realistisch bewegten, wenn die Darsteller über die Bühne "sprangen". Wunderschön gelungen waren auch der große und kleine Elefant. Ich weiß nicht genau, wie viele Menschen im großen Elefanten saßen, jedenfalls waren sie von außen elefantengrau verkleidet!

Etwas enttäuscht haben mich die Löwen und Timon. Die Löwen trugen am Körper eine Verkleidung in Tierfarbe, die meiner Meinung nach nicht annähernd nach Löwen aussah, und Löwenmasken auf dem Kopf. Natürlich bewegten die Löwen sich aufrecht fort, was der Optik etwas Abbruch tat. Das Erdmännchen Timon war umgesetzt als eine Art Handpuppe, die dem menschlichen Darsteller an Armen und Beinen festgebunden war. Die Timon-Puppe war aber beinahe so groß wie der Darsteller selbst, der in giftgrün gekleidet und geschminkt der Puppe hinterher lief. Warum hat man hier keinen kleinen Darsteller gewählt und ihn in die Verkleidung hineingesteckt?

Beim Nashornvogel Zazu, dem Adjutanten Mufasas, war dies natürlich nicht möglich. Zazu war wirklich nur eine Handpuppe, die vom Darsteller so realistisch bewegt wurde, dass ich praktisch einen echten Vogel vor Augen hatte. Hier muss ich Joachim Benoit ein großes Lob aussprechen, der alle Schnabel-, Kopf- und Körperbewegungen des Vogels perfekt ausgeführt hat!

Sehr auffallend während des gesamten Musicals waren die Farben, so war die Bühne ständig in grelle Farben getaucht, in der Eingangsszene war es z.B. ein schrilles gelb, das den Sonnenaufgang symbolisieren sollte. Manchmal war auf der Bühne lediglich ein Schattenbild zu sehen, durch das sich Tiere hindurch bewegten, sehr niedlich!

Oftmals wurde die Handlung aufgeheitert durch Witze der Darsteller oder übertriebene Bewegungen auf der Bühne, die unglücklicherweise meiner Meinung nach meist nicht witzig, sondern albern waren. Ich habe mich gefühlt wie in einer Kinderveranstaltung. Das kann ich bei einem abendlichen (!) Musicalbesuch allerdings nicht kritiklos hinnehmen.

* Die Darsteller
Nahezu sämtliche Rollen des Musicals werden durch farbige Darsteller besetzt, die leider oft nur unzureichend Deutsch sprechen. Besonders Mufasa und der alte Simba sind mir hier negativ aufgefallen. Beim Sprechen waren sie aufgrund des starken Akzentes kaum zu verstehen und beim Singen dann erst Recht nicht. Durch den Einsatz farbiger Darsteller ergibt sich ein sehr buntes Bild auf der Bühne, was mir ausgesprochen gut gefallen hat, aber ich hätte mir gewünscht, dass die Darsteller auch auf ihre Sprachfähigkeiten geprüft worden wären!

Viele Rollen sind echte Witzfiguren, wie z.B. Timon oder Zazu. Bei ihnen handelt es sich um echte Spaßvögel mit hohen Piepsstimmen, wie man sie auch aus dem Disneyfilm kennt. Im Musical macht sich das leider deutlich dadurch bemerkbar, dass auch der Gesang nicht die Klasse erreichen kann, die ich aus Musicals gewohnt bin. Bis auf Rafiki (Beular Makhetha) und Nala (Thandiwe Preciouse Maphumulo) konnte mich eigentlich kein Darsteller gesanglich überzeugen. Die Chorstücke klangen wunderbar, aber die Soli waren doch eher mager.

Besonders zu erwähnen ist hier Imad Westermann, der den jungen Simba spielt und zwischen 8 und 11 Jahren alt sein dürfte. In keinem Musical zuvor habe ich eine so schwierige Kinderrolle gesehen, denn fast bis zur Pause trat der kleine Simba auf und hatte auch einige Passagen und ganze Lieder zu singen! Von Imad in seiner Rolle als junger Löwe war ich echt begeistert, er hat wesentlich mehr überzeugt als sein älterer Part Gino Emnes.

** Die Musik
Glücklicherweise besitze ich die CD zum Musical bereits seit einiger Zeit, denn die 18 Euro in Hamburg wären mir sicherlich zu teuer gewesen. Kleiner Tipp: Zur Zeit kostet die Musical-CD der Hamburger Aufführung bei amazon.de nur 13,99 Euro. Die CD umfasst insgesamt 19 Lieder, von denen Kenner des Disney-Filmes einige sehr bekannt vorkommen dürften. Um das Musical aber mit mehr Musik auszustatten, wurden weitere Melodien hinzukomponiert. Aus dem Film bekannt sind z.B. „Der ewige Kreis“, „Ich will jetzt gleich König sein“, „Seid bereit“, „Hakuna Matata“ und „Kann es wirklich Liebe sein“. Absolute Anspieltipps sind hier „der ewige Kreis“ und „Kann es wirklich Liebe sein“, zwei ruhige Songs, die unter die Haut gehen und zum Träumen verleiten.

Die meisten Melodien auf der Musical-CD entstammen allerdings nicht dem Film und konnten mich bisher auch nicht überzeugen. Selbst während des Musicalbesuches hat mich die Musik nicht mitgerissen, was sonst meist anders war. Auch bei Titanic war ich nicht angetan von der CD, aber im Musicaltheater gefiel mir die Musik plötzlich ausgesprochen gut. Doch das war beim König der Löwen leider anders.

Die Musik der Disney-Musicals kann durchweg nicht überzeugen, da macht auch der König der Löwen keine Ausnahme, trotz so berühmter Komponisten wie Elton John und Hans Zimmer. Die Filmmusik ist meines Wissens nach mit dem Oscar ausgezeichnet worden, die Musical-Musik hätte eine solche Auszeichnung nicht verdient, da ich mir von einem Musical etwas anspruchsvollere Musik erhoffe.

** Das Drumherum
Das Musicaltheater, in welchem der König der Löwen aufgeführt wird, liegt direkt am Hafen und kann entweder per Auto erreicht werden oder per Fähre. Die Fähre zum und vom Musicaltheater ist kostenlos für Musicalbesucher, da aber keine Eintrittskarten kontrolliert werden, gehe ich davon aus, dass auch andere Leute kostenlos mitfahren dürfen. Alle paar Minuten legt ein Schiff vor dem Theater ab und bringt einen auf die andere Seite des Hafens, wo man schnell noch ein Fischbrötchen bei Nordsee kaufen kann :-)

Das Musicaltheater ist von außen (besonders von der gegenüberliegenden Hafenseite) sehr schön anzusehen, das Dach des Theaters gleicht einem Zeltdach, das passend zum Musical ganz in gelb eingefärbt ist. Den Eingang zum Theater schmücken zwei Nanas der berühmten Künstlerin Niki de Saint-Phalle, die zweifelsohne ein Foto zum Andenken wert sind.

Betritt man das Theater, steht man sofort im Foyer, wo gleich an der Seite der Souvenirshop zu finden ist, gegenüberliegend die Garderobe und an den Seiten zwei Bars. Außerdem liegen hier im Erdgeschoss die beiden einzigen Toiletten für das gesamte Musicaltheater! Ein Umstand, den ich bis heute nicht verstanden habe und äußerst unangenehm fand!

Im oberen Teil des Theaters befindet sich ein Skyline-Restaurant, von dem aus man einen fantastischen Blick über die Elbe hinweg auf die andere Seite des Hamburger Hafens haben muss. Die Plätze sind so begehrt, dass man vorher reservieren sollte, wenn man dort speisen und die herrliche Aussicht genießen will. Tischreservierungen sind möglich unter 01805-114113 (12 Cent pro Minute).

Die Vorstellung sollte um 18:30 Uhr beginnen, doch erst kurz vorher wurden die Türen zum Saalinneren geöffnet, sodass sich vor den Eingangstüren sehr lange Schlangen bildeten, die alles verstopften. Auch in den Pausen herrschte im Theater ein schreckliches Gedränge, wie ich es noch bei keinem Musicalbesuch erlebt habe.

All das tat dem gelungenen Musicalabend Abbruch, bevor überhaupt das Musical begonnen hatte.

* Souvenirs
Da es zum König der Löwen auch einen wunderschönen Kaffeebecher gab, besuchte ich auch den Souvenirshop, um meine Sammlung mit Musicaltassen zu erweitern. Dort gab es etliche Dinge zum König der Löwen zu kaufen, u.a. das Programmheft zum stolzen Preis von 13,50 Euro, einen riesigen schwarzen Kaffeebecher, der von einem gelben Löwen und König der Löwen-Schriftzug verziert wird, für 9 Euro, Aufkleber, Kuscheltiere, T-Shirts, Regenschirme, Anstecknadeln, die CD zum Musical (18 Euro) usw.

** Fazit
Obwohl ich ein großer Musicalfan bin und anerkennen muss, dass das Musical "Der König der Löwen" mit viel Liebe ausgestattet ist, so kann ich das Musical dennoch nicht weiterempfehlen. Der König der Löwen gehört beinahe zu den Kindermusicals und überschreitet an einigen Stellen die Schwelle zur Albernheit. Auch musikalisch war ich enttäuscht, denn während des Musicals sind nur sehr wenige schöne Melodien zu hören, außerdem hatte ich den Eindruck, dass vergleichsweise wenig gesungen wurde.

Das Musical ist sicherlich sehenswert aufgrund der tollen Kostüme (Giraffen!), aber da es doch einiges zu kritisieren gibt und ein Musicalbesuch immer sehr teuer ist, würde ich dem Musical-interessierten Leser andere Musicals empfehlen (Les Miserables, Jekyll & Hyde...) und vergebe schweren Herzens nur 3 Sterne. Eltern mit Kindern werden hier vielleicht ihre Freude haben, aber Freunde des Musicals werden wahrscheinlich enttäuscht aus der Vorstellung gehen, wenn Vergleiche zu anderen Musicals herangezogen werden.

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