Marokko Testbericht

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Erfahrungsbericht von Schlingel62

Inch Allah, Unterwegs mit dem DACHZELTBUS in Marokko

Pro:

Eindrücke wie aus 1000 und einer Nacht

Kontra:

Frauen sind oft als "Freiwild" angesehen.

Empfehlung:

Ja

Vorwort
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Marokko, ein Land voller Gegensätze gehört zu den faszinierendsten Reisezielen überhaupt. Es schöpft aus vielen Kulturen, .und das bekommt man schnell zu spüren. Vor einigen Jahren war ich dort unterwegs. Nicht allein sondern mit einem „Dachzeltbus“ in einer Gruppe. Heut noch erinnere ich mich gerne zurück an die drei Wochen um die fremde Welt des Orients näher kennen zu lernen.

Marokko mit dem Dachzeltbus
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Moderne, mit allen Komfort ausgestattete Luxushotels auf der einen, und die seit Jahrhunderten in ihrer Art unveränderten Souks (Märkte) auf der anderen Seite. Sie sind das Herzstück des marokkansichen Lebens.

"Insch 'Allah" (so Gott will), Marokko mit dem Dachzeltbus, ein komplett umgebauter LKW, der den Anforderungen der ungewöhnlichen Reise entspricht, mit zwölf Zelten für jeweils zwei Personen auf dem Dach, die nun für drei Wochen unser zu Hause sind. Alle anfallenden Arbeiten werden gemeinsam erledigt, so ist man auch Reisebegleiter, Parklückenvirtuose und Helfer in vielen Lebenslagen, ein Vorteil dieser Reiseart:

Der Veranstalter sorgt für den Flug, stellt den Dachzeltbus mit einem erfahrenen Fahrer zur Verfügung, die Route steht grob fest, dennoch bleibt genug Spielraum für Entdeckungen und Begegnungen auch abseits der touristischen Höhepunkte. Dies setzt allerdings auch etwas Abenteuerlust voraus.

Allzu aufdringliche Händler und zahllose Burschen, die sich aggressiv als Führer aufdrängen, können manchmal an den Nerven zerren. Hier heißt es gelassen bleiben, ein Lächeln aufsetzen und "Inch 'Allah"...

Wir starten in Malaga an der spanischen Costa Brava und fahren auf der Küstenautobahn bis nach Algeciras zum Fährhafen. Vorbei an Gibraltar kommen wir zur spanischen Enklave Ceuta. Bei der Einreise bekommen wir erstmals die marokkanische Mentalität zu spüren: "Inch Allah".

Die Königsstädte
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Grün und frisch präsentiert sich überraschend Marokkos Norden Ende Oktober, es muß viel geregnet haben. Fruchtbare Felder, Kiefern und niedriges Buschwerk bedecken die Hügel. Über schlechte Straßen geht es Serpentinen hoch nach Chefchauen, ein weißgetünchter und gepflasterter Ort, der die Bezeichnung pittoresk wirklich verdient. In "Chaouen" gibt es Häuser, die Aussehen, als ob jemand auf ihnen gesessen haben.

Farbe ins Bild bringen die vielen blau gekachelten Türrahmen. Die Stadt wurde 1471 als Bollwerk gegen die Christen gegründet. Typisch sind auch die schmiedeeisernen Lampen.

Der erste Couscous, ein pikantes Nationalgericht aus groben Grieß, Fleisch und Gemüse, schmeckt nach wie vor am Besten, und so wars auch. Auf der Straße von Chaouen in Richtung Vasan tauchen Zedern und Olivenwälder auf, so daß die Landschaft eher an den Schwarzwald als an Marokko erinnert. Natürlich wird auch die weitgelegenste AußensteIle des römischen Reiches: Volubillis besichtigt.

Mit Kapitol, Forum, Basilika und Triumphbogen ausgestattet sieht man römische Reste. In der Nähe dieser gut erhaltenen Ruinen liegt auch die heilige Stadt Marokkos, Moulay Idriss.

Moulay Idriss und Meknes und der faszinierende Orient
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Die 1200 jährige Muslimstadt ist ein Wallfahrtsort, denn hier ruht Moulay Idriss, Gründer des ersten arabo-isIamischen Staat Marokkos. Pilger, die nicht nach Mekka fahren können, gehen nach Moulay Idriss, das in der islamischen Welt nach Mekka, als zweitwichtigste Stadt gilt. weiter ging es durch Hügellandschaften zur alten Königsstadt Meknes, dem Versailles Marokkos. Rießige Stadtmauern, die insgesamt 25 Kilometer lang sind umgeben die Stadt.

Hier begenet er uns wieder - der faszinierende Orient. Da sind die quirligen Souks mit den lärmenden Händlern, gewaltige Stadttore und Paläste. Der berühmt-berüchtigte Sultan Moulay Ismail hat mit seinen Prachtbauten das Bild der Stadt geprägt. Wie sein Vorbild Ludwig XIV. lebte er seine Verschwendungssucht nicht nur in Bauwerken aus - rund 500 Gespielinnen sollen ihn in seinem Harem verwöhnt haben.

Die weitere Königsstadt Fes
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Ein öffentlicher Bus bringt uns nach Fes eine weitere Königsstadt. "Fes-el-Bali", das alte Fes ist faszinierend. "Balek", schallt der Warnruf durch alle Gassen.


"Vorsicht" , Esel und Maultiere mit überbreiten Lasten beladen, bahnen sich in den engen Labyrinthen den Weg durch die Menschenmassen. Hier scheinen die Uhren stehen geblieben zu sein.

In die Altstadt kommen keine motorisierten Fahrzeuge, hier hat der Packesel Vorfahrt. Tief verschleierte Frauen und Männer im Kafthan bestimmen das Bild und Kinder Kinder, Kinder.

In der ältesten Makhzen-Stadt konzentrieren sich prominente Kulturdenkmäler maurischen Stils eines Jahrtausends. Alle Wohlgerüche Arabiens strömen hier in schnellem Wechsel auf uns ein.

Durch das Dreibogentor "Bab Boujeloud". schreitet man in die exotische Welt des arabo-isIamischen Mittelalters. Die ganze Altstadt wurde von der UNSECO als Kulturdenkmal geschützt.

Das ungewöhnlichste Erlebnis bieten wohl die Gerbereien am Fluß. Hier hat sich die Gegend seit dem Mittelalter kaum verändert. Es stinkt bestialisch, die Tierhäute werden in Steintrögen gegerbt, kaum bekleidete Männer hocken balancieren über den Trögen und tauchen die Lederstücke von einem in den anderen Trog.

In den Färbereien sieht man Kessel voller Farbe stehen, überall hängen gerade getauchte Bahnen von Seide und tropfen aufs Pflaster, so daß auch wir etwas frische Farbe abbekommen.
Eine Wohltat zwischen all dem verwirrenden, lärmend-geschäftigen Treiben, ist die stille in den prachtvollen Innenhöfen der Medersen, den alten Koranschulen. " Fes-el-Bali" der Zauber von 1001 Nacht und elendes Mittelalter.

Der mittlere Atlas , die Oase von Meski und „Erg Chebbi“
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Der mittlere Atlas lag vor uns. Wo die Straßen bei Meknes und Fes im Nordmassiv des mittleren Atlas zusammentreffen, sieht man die schönsten Zedernwälder des Landes. Wir kommen in Höhen über 2000 Meter und übernachten auf einem Hochplateau am See von „Augelmane“.

Hier blieben wir erstmals von "Guides" und "Teppichhändlern" verschont. Das Lagerfeuer war an diesem Abend wohl am wichtigsten für alle. Der Thermometer dürfte in der Nacht wohl unter die Null Grad Grenze gefallen sein. Zum Glück wurde unser Weinvorrat in Glühwein umgewandelt, so daß es einigermaßen erträglich blieb und die Nacht ohne Frostbeulen überstanden wurde.

Erholung finden wir an der Blauen Quelle von Meski, eine Oase, die allen Klischees entspricht: Palmenhaine und viel kultiviertes Land grenzen an das Wasser, das die Berber aufsuchen um ihre Kleider zu waschen. Hier erleben wir die marokkanische Gastfreundschaft. Unser Führer Mohamed lud uns nach Hause ein.

Beim „The' a' la mente“, ein süßer Pfefferminztee, wird gemeinsam auf den Bongos gespielt. Mit einer Hochzeitsgesellschaft laufen wir noch durch die dunklen Straßen von Meski und bewundern den beeindruckenden Sternenhimmel.

Abenteuerlich war die Fahrt zum nächsten Etappenziel: Erg Chebbi, ein großes Sanddünengebiet in der Nähe der algerischen Grenze. "Wüste pur" , konnten wir auf dem einzigen Dünenberg Marokkos spüren . Wir benahmen uns wie kleine Kinder, die im Sandkasten spielen .

Es sprach sich schnell rum, daß ein LKW inmitten der Dünen steht und im Nu waren auch schon die fliegenden Händler da und boten ihre Waren an.

Über Tinjedad geht es zur Straße der Kasbahs. Entlang dieser Straße sieht man in regeImäßiger Form quadratische Sandburgen. Indiz für ein jahrhunderte altes Bewässerungssystem.

Die Todra Schlucht
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Senkrecht abfallende Felswände erwarten uns in der Todra-Schlucht, die je nacht Lichteinfall rot bis violett leuchten. Atemberaubend schön ist die Fahrt durch das von ockerroten Felsmassiven flankierte obere Dades-Tal, mit den Berberdörfern. Hier reihen sich die Kasbahs wie Perlen auf der Schnur.

Bis tief in den Hohen Atlas hinein, Richtung Marrakesch thronen noch viele dieser aus Lehm gebauten Zeichen einstiger Macht und Prachtentfaltung über der Straße.


Obwohl es bei der Fahrt über den 2260 Meter hohen „Tichka Paß“ regnet, war es wohl einer der eindrucksvollsten Erlebnisse. Es geht Serpentinen hoch, wüstenschotterähnliche Landschaften, kaum Bäume, nur Steine.

Auf nach Marrakesch
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Der Graupelschauer bildete die richtige Kulisse dafür. wie im Film zieht die Landschaft vorüber und plötzlich, mitten in der Nacht kommen wir in der rot grünen Perle Marokkos: Marrakesch an. Die Stadt hat ebenso eine Fülle von Sehenswürdigkeiten.

Die Medina ist neben „Fel-el Bali“ wohl die besterhaltenste und ausgedehnte mittelalterliche Stadt Nordafrikas.

Farbenvielfalt, Schimmer und Glitzern erreichen in den verschiedenen Zunftvierteln wohl hier ihre höchste Intensität.

Der „Jeamaa-El-Fna Platz“ als Variete-Theater
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Das einzigartigste an Marrakesch ist wohl der "Jemaa-EI-Fna-Platz". Das urtümlichste Freilicht Variete'-Theater Nordafrikas.

Hier sieht man alle nur erdenklichen Spielleute, Künstler, Fakire, Wahrsager und auch Schreiber für die Analphabeten preisen ihre Dienste an. Verführerisch der Duft aus den Garküchen.

Ein Klangteppich dumpfer Trommeln und schriller Blasinstrumente liegt über dem Platz, dazwischen klingeln die hellen Glöckchen der Wasserverkäufer.Mengen von Schaulustiger, staunende Touristen runden das Bild ab.

Dennoch fiel es uns nicht schwer Marrakesch zu verlassen und an der Atlantikküste in der Nähe von Essauria etwas zu relaxen. Ein schöner Sandstrand lud zum Volleyballspielen ein.

Auf der einzigen Autobahn im Land zwischen Casablanca und Rabat kamen wir in einem kilometerlangen Stau.

Die überwiegend moderen Hauptstadt Rabat, zeigt sich sehr europäisch und ist schnell druchstreift.

Fazit
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Als wir nach nahezu 3000 Kilometern mit dem Dachzeltbus wieder die Fähre nach Spanien betreten, ist mir bewußt, daß wir nun die überwältigende landschaftliche und kulturelle Vielfalt Marokkos hinter uns lassen, die uns zunächst so fremd erscheinende Welt des Orients jedoch vielen ein großer Schritt näher gekommen ist.

Noch Jahre später ( ich war vor 8 Jahren dort) erinnere ich mich gern an diese Tour sie wird immer noch vom DJH oder von Daltus-Reisen angeboten.


Veranstalter: DALTUS REISEN Postfach 1246,
37502 Osterode am Harz Tel Nr. (05522)4041 FAX: (05522)72567, www. Daltus.de

„inch Allah“...


©schlingel62
veröffentlicht bei yopi und ciao

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