Mediengestalter/in - Digital- und Printmedien Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von wpwebmaster

Webdesigner? (UPDATE)

Pro:

abwechslungsreicher Beruf, recht gut bezahlt

Kontra:

schlechte Arbeitsplatzsituation, stagnierender Wirtschaftszweig

Empfehlung:

Ja

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10.08.03 Habe den Beitrag gestern aktualisiert und bei CIAO eingestellt,
nun auch hier für YOPI :-)
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Als ich noch zur Schule ging hatte ich immer zwei Wunschvorstellungen welche Ausbildung ich nach dem Schulabschluss absolvieren wollte.
Das war zum einen der Fachinformatiker und zum anderen der Mediengestalter für Digital- und Printmedien, da ich zum damaligen Zeitpunkt diverse eigene Internetseiten hatte und am Designen und Verwalten dieser Seiten größeren Spaß hatte.
Leute in meinem Alter interessierten sich ebenfalls dafür, so äußerten viele Leute schlicht den Wunsch \"Webdesigner\" zu werden ohne zu wissen,
dass es diesen Beruf als solchen garnicht gibt.

Denn um Webdesigner zu werden muss man zunächst eine Ausbildung als Mediengestalter für Digital- und Printmedien FR Mediendesign absolvieren um sich danach ggf. auf Webdesign zu spezialisieren.
Ich habe mich im Verlauf meiner Nachschulzeit und während eines Praktikum in einem Betrieb der Mediengestalter für Digital- und Printmedien ausbildet entschieden in diesem Bereich eine Ausbildung zu beginnen und ließ mich daher direkt von meinem Praktikumsbetrieb in eine Ausbildung übernehmen - trotz dessen das ich damals aufgrund meiner Faulheit den Realschulabschluss *nicht* erwerben durfte und seither nur einen schlechten Hauptschulabschluss habe.
Allerdings hat mein derzeitiger Betrieb nichts mit Web am Hut - es ist ein eher Print-orientierter Betrieb und so hatte ich das einzige Mal mit Web zutun als ich mit anderen Azubi\'s zusammen eine neue Internetseite für unseren Betrieb auf die Beine stellte und ich hierfür den Design Part übernahm.

Nun zum Beruf des Mediengestalters:
Mai 1998 wurde dieser Ausbildungsberuflich staatlich anerkannt und ersetzt seit diesem Zeitpunkt die bisherigen Ausbildungsberufe zum Schriftsetzer, Reprohersteller, Reprograf, Werbe- und Medienvorlagenhersteller sowie Fotogravurzeichner
und verbindet dies mit neuen Qualifikationen aus den Bereichen Multimedia, Digitale Medien und Digitaldruck. So trägt der neue Ausbildungsberuf den wechselnden Anforderungen und der in den vergangenen Jahren stark vorangegangenen Multimedialisierung Rechnung und stellt einen interessanten Ausbildungsberuf dar.

Als angehender Mediengestalter f. Digital- und Print kann man zwischen 4 Fachrichtungen wählen:

1. Medienberatung
2. Mediendesign
3. Medienoperating
4. Medientechnik

Wobei man in der Fachrichtung Medienberatung weniger für das Designen als für den kaufmännischen Part der Branche zuständig ist wie Angebotserstellung, Faktura und der Kundenberatung die natürlich bereits mit der Bezeichnung dieser Fachrichtung einher geht.

In der Fachrichtung Mediendesign liegt der eigentliche gestalterische Schwerpunkt. Mediendesigner entwickeln Corporate Designs, gestalten und entwerfen Broschüren, Visitenkarten, Bücher oder auch Internetseiten bei entsprechender Ausrichtung des Betriebs.

Dagegen stellen die Medienoperator und die Medientechniker das technische Rückgrat dar.
Sie sorgen dafür das sämtliche Ausgabe und Weiterverarbeitungsgeräte funktionieren und steuern
die Produktions- und Weiterverarbeitungsprozesse.
Übrigens habe ich Medientechnik und Medienoperating zusammengefasst, weil sie sich nur sehr wenig bzw. so gut wie garnicht unterscheiden.
Ich habe mich bei meiner Ausbildung für die Fachrichtung Medientechnik entschieden, da mein Betrieb kein Mediendesign als solches ausbilden wollte da im Betrieb der Schwerpunkt nicht ausschließlich auf gestalterische Arbeiten gelegt werden kann und Medienberatung mir nicht das Richtige zu sein erschien.

Die Ausbildung zum Mediengestalter dauert 3 Jahre oder kann auf bis zu 2 Jahre verkürzt werden.
Wer nun wirklich Webdesigner werden will muss sich nach diesen 3 Jahren noch einmal spezialisieren wobei die Dauer der Spezialisierung glaube ich bei einem Jahr liegt.

Zu den Ausbildungsinhalten:
Je nach Betrieb lernt man unterschiedlich viel im Bereich professioneller Grafikbearbeitung (Adobe Photoshop) und DTP - in den Non-Print Betrieben dagegen werden solide HTML- und Javascript- Grundlagen vermittelt oder sollen zumindest vermittelt werden. Meine Kollegen in der Berufsschule lernen aber in der Regel mehr den Umgang mit Photoshop und Vektorprogrammen wie FreeHand sowie Umsetzung in Dreamweaver als die Seitenbeschreibungssprache HTML selbst.

Ich habe bei meiner Ausbildung einerseits Glück gehabt, habe ich doch einen Betrieb erwischt der ein angenehmes Betriebsklima hat und Leute mit denen ich gerne auch mal nach Feierabend was unternehme
aber andererseits was die Ausbildungsinhalte angeht bin ich weniger glücklich getroffen.
So gehört zu meinen Hauptaufgaben tatsächlich das Setzen und Gestalten von Visitenkarten, Motiven für T-Shirts und anderen wenig komplexen Sachen so das der gestalterische Teil meiner Ausbildung doch von Zeit zu Zeit langweilig werden kann.
Dinge wie das entwickeln eines Corporate Design
fallen bei uns leider garnicht an weshalb ich bei Projektarbeiten in der Schule ohne ein Fünkchen Erfahrung dabei natürlich mächtig reingefallen bin bei einem Projekt wo eben dies Aufgabe war.

Die Ausbildungsvergütung als Mediengestalter variiert sehr stark - man kann mit einer guten Bezahlung rechnen jedoch kommt das auf den Betrieb an und eine einheitliche Regelung und Gesetzeslage für alle gibt es nicht. Lediglich übergreifend gilt der Tarifvertrag der aber auch nur dann Geltung hat wenn der jeweilige Betrieb diesem angeschlossen ist.
Ich selbst musste mit 500 Euro Brutto auskommen während Kollegen in der Berufsschule von mir durchaus bis max. 750 Euro Brutto verdienen - andere dagegen sogar noch weniger als ich so das bei denen Brutto = Netto.

Der schulische Teil ist ansich nicht schwer und lässt sich auch als ehemaliger Realschüler packen wenn es auch irgendwie deprimierend sein kann unter 30 Leuten einer von 4 Leuten zu sein die kein Abitur haben ;-)
De facto kann man den Beruf unabhängig vom Abschluss anfangen, die meisten Betriebe wünschen sich aber die mittlere Reife und inzwischen leider vermehrt auch ein Abitur.

Kurze Zusammenfassung von Fakten:

- 3 Jahre / 2 1/2 Jahre oder 2 Jahre Ausbildungsdauer
- Gute Bezahlung *möglich*
- Möglichkeit in verschiedenen Firmen zu arbeiten (Werbeagenturen, Webdesignagenturen etc.)
- Voraussetzung ist ein guter Realschulabschluss
in den meisten Fällen ist jedoch Abitur angebracht

Nach entsprechender Berufspraxis hat man verschiedene Fortbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten.

- Ausbilder/-in
Nur als Ausbilder darf man \"Nachkömmlinge\" in diesem Beruf ausbilden. Wenn man gerne diesen Beruf ausübt und auch gerne anderen was beibringt ist dies durchaus eine sehr interessante Fortbildungsmöglichkeit.

- Betriebsassistent/-in Druck
- Medienfachwirt/-in
- REFA-Techniker/-in
- Industriemeister/-in Fachrichtung Druck
- Staatlich geprüfte/-r Drucktechniker/-in

Man sieht also man hat nach der Ausbildung einige Möglichkeiten der Fortbildung und Spezialisierung aus.
Anders sieht aber der Arbeitsmarkt in dieser Branche aus. Der Medienzweig ist ein schwächelnder Wirtschaftszweig bei dem es mehr abwärts als aufwärts kam - ausbleibende Umsätze zwingen Firmen zu Massenkündigungen, Filialaufgaben und sogar zu Insolvenzen. Die Ausbildung als Mediengestalter scheint somit fast fruchtlos da keiner sagen kann ob nach der Ausbildung Arbeit vorhanden ist und die Wahrscheinlichkeit dafür eher gering ist.

Das ist auch einer der Gründe weshalb ich die Ausbildung diesen Monat aufgebe und eine neue Ausbildung zum Fachinformatiker FR Systemintegration beginne. Der eigentliche IT-Zweig ist zwar von der allgemein schwächelnden Wirtschaft auch betroffen hat aber wenigstens noch etwas Wachstum zu verzeichnen was man von der Medienbranche wirklich nicht behaupten kann.

FAZIT: Der Mediengestalter ist ein abwechslungsreicher Beruf, wenn man Glück beim Betrieb hat, und kann durchaus mit guter Bezahlung und umfangreichen Weiterbildungsmöglichkeiten aufzuwarten. Kritisch zu bewerten ist dagegen die Arbeitsplatzchance weshalb der Beruf inzwischen nicht mehr empfehlenswert ist.

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