Meißen Testbericht

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Erfahrungsbericht von newsboard

Gekreuzte Blaue Schwerter auf der Albrechtsburg

Pro:

Kathedrale, Burg, Wein und Porzellan,

Kontra:

wenn das Porzellan etwas preiswerter wäre könnte dies kaum schaden

Empfehlung:

Ja

Gekreuzte Blaue Schwerter auf der Albrechtsburg

Oder: Meißen, Hort sächsischer Geschichte gestern und heute.

Mit dem Burgberg, hoch über dem Tal der Elbe, seiner Albrechtsburg und dem alles überragenden Dom, ist Meißen die Mutter der Sächsischen Geschichte, heute eine etwas verschlafene Kleinstadt mit rund 30,000 Einwohnern, ½ Autostunden nördlich Dresden.

Machtvoll und Ehrfurcht gebietend liegen die Symbole Kirchlicher und Weltlicher Macht, weithin sichtbar, auf dem historischen Burgberg. Von hier regierte schon der deutsche König Heinrich I, aus sächsischem Hause der Wettiner, zwischenzeitliche Zerstörungen ließen aus dem ursprünglich romanischen Gotteshaus durch den späteren Wiederauf- und Umbau eine mächtige, hochgotische Kirche werden. Alles überragt dabei der noch 81 m hohe Hauptturm der Kathedrale, der erst im 20. Jahrhundert fertig gestellt wurde, und das mittlere Herzstück der bekannten Silhouette Meißens bildet. Den Rheinländer erinnert dieser machvolle Sandsteinbau irgendwie an den Kölner Dom, der auch über Jahrhunderte hinweg gebaut und umgebaut wurde, bis er schließlich erst in der Neuzeit wirklich vollendet wurde.

Das für den Besucher geschichtsträchtigste an der Kathedrale dürfte die Fürstengruft, bzw. die so genannte Fürstenkapelle sein, die seit jeher die Funktion der Gruft der Herrscher des Wettiner Hauses hat, deren einzigartig künstlerische, plastisch-rustikale Ausstattung z. T. noch auf Lukas Cranach den Älteren zurückgeht.

Wenn auch der Burgberg der alten Anlage Misni den Name des Albrecht von Sachsen trägt, so ist der Stifter doch nicht König Heinrich der I., sondern der Kaiser Otto I. mit seiner Frau, der holden Kaiserin Adelheid, beide zum besseren Verständnis als Stifterfiguren verewigt, was irgendwie an Eckehard und Uta als die Stifterfiguren am Dom zu Naumburg erinnert. Nur sind die Figuren hier weniger die Darstellung des machtvollen, strahlenden weltlichen Herrscherpaares, sondern eher die eines abgeklärten, frommen in sich gekehrten Paares in angemessen würdiger Kleidung seiner Zeit. Hoch oben an der Innenseite der Nordwand des Westchores finden wir den Kaiser und seine Gemahlin, beide Figuren aus behauenem Sandstein und etwas über lebensgroß. Die Figuren stehen einander zu gewand, so wie man es von einem sich wirklich gut verstehenden Paar erwarten würde. Der Kaiser trägt ein einfaches ärmelloses Obergewand, darüber einen roten Mantel mit Hermelinbesatz. In Händen hält er Zepter und Reichsapfel, auf dem Kopf trägt er eine einfache, gezackte, mit Edelsteinen besetzte Krone, der Blick geht zu Adelheid, er scheint mit ihr sprechen zu wollen.

Seine Frau ist ihm ebenfalls zugewandt, sie trägt ein langes einfaches Obergewand und einen blauen Mantel mit Hermelinbesatz. Sie lächelt ihn glücklich an.

Wegen seiner Macht bildenden, hervorgehobenen Lage dürfte der heutige Burgberg schon seit frühesten Urzeiten besiedelt gewesen sein, so war es nur logisch, dass Otto der Große hier eine Festung zur Sicherung seines westlicheren Reiches gegen die östlicheren Slawischen Sorben haben wollte. So wurde, neben Magdeburg als Erzbistum Meißen das große östliche Bistum für die Christianisierung des Ostens.

An diese bunten Zeiten mittelalterlicher Geschichte erinnern noch heute die regelmäßigen Mittelalterlichen Markgrafenfeste mit Fürstlichem Feiern, Essen Trinken und Tanzen wie anno dazumal auf dem Burgberg. Da gibt es Fruchtweine von Heidelbeeren oder Kirschen, einen zünftigen, süffigen aber recht starken Met, - süß, stark und leicht umhauend. Turmbläser blasen die Stunden, rufen Besucher herbei, Gaukler unterhalten, Tandler bieten mittelalterliche Waffen wohlfeil an, altmodisch anmutende Lederkleidung, Schmuck mit Edelsteinen, Narrenglöckchen, Holzschnitzarbeiten wie aus dem Erzgebirge, Blusen, Tücher und Bänder, aber auch martialische Mittelalterliche Waffen wie Dolche, Schwerter und Streitäxte oder Keulen, für lecker duftende Pfannengerichte oder auch nur schmackhafte Würstchen ist ebenfalls besorgt.

Wer will kann sich noch die Wahrheit vorhersagen lassen oder in einem mittelalterlichen Holzzuber ein schaurig-schönes Bad nehmen, sicher kann er der Begeisterung der vorbeikommenden Zuschauer sicher sein.

Auch für angemessene musikalische Unterhaltung ist gesorgt, - so wetteifern die verschiedensten Spielleute einerseits, sowie im mittelalterlichen Stiel aufspielende Bands andererseits, wer noch mehr Romantik will, der glaube halt, dass es um eine echte Mittelalterliche Hochzeit mit glücklicher hübscher Braut geht.

Auch ins Mittelalter zurück geht die Tradition Meißens ein Weinanbaugebiet zu sein, den Rheinländer in mir überrascht es immer wieder „hier so weit nord-östlich“ (obwohl es eigentlich gar nicht so nördlich ist) in Deutschen Landen noch einen halbwegs schmackhaften Wein zu finden. So erinnerte mich der Name des benachbarten Ortes Weinböhla immer wieder an den Wein. Hier, an den Südhängen des Elbtales gibt es fast alle Rebensorten, so Riesling, Müller-Thurgau und Weißburgunder als Weisweine und Spätburgunder und Portugieser als Rotweine. Die Meißner Weine gelten landläufig als angenehm fruchtig, harmonisch halbtrocken bis lieblich und von einer ausgeglichenen Natursäure und Süße, was heißen soll dass die nicht allzu lieblich, dafür aber nicht mit beigemischtem Zucker nachgesüßt sind.

Für meinen verwöhnteren Rhein-Moselaner Weingaumen, getrimmt auf etwas lieblichere Weine, muß ich gestehen, sind mir diese Weine etwas zu wenig lieblich, - da gefällt mir schon eher der heimische Sekt Schloss Wackerbart.

Jedenfalls könnte es sich anbieten bei einem Besuch auf Meißens Burgberg im traditionellen Burgkeller, wo es die wohl beste Auswahl an Weinen und örtlichen Speisen gibt, nicht schaden, auch preislich hält sich das in Grenzen, wem es noch besser gefällt und der sich entschließt hier zu übernachten, der kann ja gleich auch hier bleiben, und sich ein Zimmer hier nehmen, ein besseres Quartier wird es nicht finden können.

Am nächsten Morgen könnte er sich dann der nächsten großen Berühmtheit der Burg widmen, dem „weißen Gold“ das mit seine Gekreuzten Blauen Schwertern auf weißem Grund dank August dem Starken und seiner Porzellan Manufaktur Meißen den derzeit größten Ruhm einbrachte, - wenn auch wohl zuallererst die Manufaktur in die Burg verlegt wurde, damit der König seine Geheimnisse besser schützen, bzw. den „Erfinder“ Meister Friedrich Böttger, besser kontrollieren konnte. Entsprechend finden wir hier auch das wohl schönste Museum für Porzellan, mit vielen hier vor Ort entstandenen einzigartig schönen Stücken. So kann man auch heutige Künstler beider Arbeit sehen, wobei mich immer die Etappenweise Bemalung am meisten interessiert hat, - ich finde es einfach faszinierend, wie mit nach und nach ein paar Strichen hier und ein paar Strichen da die einzigartigsten Kunstwerke auch heute noch entstehen, - ich bin insoweit voll der Hochachtung für diese wirklich begabten Künstler. So ist es übrigens auch nicht erstaunlich, dass die dortige Frauenkirche a la Geläut 37 Porzellanglocken hat, und die benachbarte Nikolaikirche ebenfalls mit großen einzigartigen Porzellanfiguren ausgestattet ist.

Insgesamt kann man wohl sagen, dass mit diesen gekreuzten Schwerter von Meißen wohl mehr erreicht wurde auf dieser Welt als mit manchen als Eisen oder Stahl, - nur pflegen diese nicht den Körper zu verletzen, dafür aber um so mehr den Geldbeutel, so musste ich seinerzeit, zu meinem größten Entsetzen erfahren, dass man in Meißen, in der Manufaktur, zur Zeit der Wende glaubte, dass eine einzige Kaffeetasse mit Untertasse mal so eben DM 500,00 kosten könne, (wir sprechen hier gerade von einem neuen, gerade geschaffenen Stück, nicht von einem historischen älteren) - was mich eigentlich nur zu einem weitestgehenden Verzicht, begleitet von einem massiven Kopfschütteln veranlasste.

Sooo verrückt oder auch begeistert war ich nun auch wieder nicht.

Jedenfalls, sei es wie es sei, Meißen ist immer einen Besuch wert, es wird Euch sicherlich gefallen, und wenn Ihr für einige Tage in Dresden sein solltet, so wäre ein Tage für Meißen, gegebenenfalls in Verbindung mit einem Besuch in Radebeul oder in Moritzburg anzuraten.

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