Mercedes-Benz C-Klasse Testbericht

Mercedes-benz-c-klasse
Abbildung beispielhaft
ab 67,36
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von ladaci

Fünf Sterne für einen !

5
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  ja
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  länger als 1 Jahr

Pro:

Zeitlose Eleganz, super Fahrverhalten, wahnsinnig bequem und tausend andere Pro´s

Kontra:

wenig Stauraum im Inneren, Rücksitzbank nicht umlegbar, untermotorisiert

Empfehlung:

Ja

Klassischer Stil, zeitlose Eleganz, solides Fahrvergnügen. All das sind Stichpunkte mit denen man auf die Schnelle den 190D 4-Gang beschreiben könnte.

Gebraucht heißt nicht unbedingt schlecht
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Es gibt sehr wenige, moderne Autos, die mir gefallen und die ich kaufen würde, wenn ich könnte. Ein altes Auto hat viel mehr Charakter und Ausstrahlung. Als ich noch stolzer und aktiver Trabantfahrer war, hörte ich mal auf einem der zahllosen Treffen den Ausspruch \"Ein neues Auto kann jeder kaufen, zur Not mit der Bank, aber ein altes zu pflegen und zu warten ist die wahre Kunst\". Treffender kann man es nicht ausdrücken. Zur absoluten Sicherheit sollte man vor dem Kauf mit dem Wagen einen Fachmann aufsuchen um Zustand und kommende Kosten einschätzen zu können.

Mein Baby-Benz
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Als mein T2-Bus trotz knapp 5000 Euro Reparaturen nach einem halben Jahr doch den Geist aufgab, brauchte ich sehr schnell ein neues Auto. Ich kaufe meine Gebrauchtwagen lieber von privat ohne Zwischenhändler. So auch dieses mal. In einem bekannten Anzeigenblatt suchte ich nach einem günstigen und unterhaltbaren Auto. Für den Mercedes 190D gab es 3 Angebote: 1900 Euro, 1800 Euro und 800 Euro. Der Zustand war fast identisch und so entschied ich mich für den billigsten. Bis jetzt stellen meine Schnecke und ich immer wieder fest, wie froh wir über diesen Kauf sind.

Ein paar technische Daten
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- Sitzplätze: 5
- Eigengewicht: 1150 kg
- zulässiges Gesamtgewicht: 1650 kg
- Anhängelast: 1150 kg bei 75 kg Stützlast
- Hubraum: 1997 ccm
- Leistung: 53 KW also etwa 72 PS bei 4600 U/min
- Standgeräusch: 84 dBA, Fahrgeräusch 76 dBA bei 3450 U/min
- Länge / Breite / Höhe: 452,5 cm, 167,8 cm ohne Außenspiegel, 138,3 cm


Nachteile des Mercedes 190D 4-Gang
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Sicherlich kommt es darauf an, welches Auto man vor dem Mercedes gefahren ist. Bei mir war es wie gesagt ein T2-Bus von VW. Mir fehlte anfangs schon das Platzangebot des Busses und selbst im Vergleich zu einem modernen PKW bietet der 190´er recht wenig Platz für Stauraum. Es bleibt je ein Fach an den Fronttüren, die allerdings nur etwa die Hälfte der Tür ausmachen und das relativ kleine Handschuhfach. Für Krimskrams wie Zigaretten, Sonnenbrille, Türschlüssel etc. gibt es zwei Ablagen auf der Mittelkonsole, also ausreichend.
72 PS auf 1150 kg Eigengewicht ist sehr untertrieben, was man aber nur bei Überholvorgängen und steilen, scharfen Kurven wirklich merkt. Einzige Möglichkeit ist Mut zur Drehzahl, wobei die Grenze bei 4900 U/min liegt. Der separate Kofferraum fasst zwar bequem 4 Eurokisten, wie man sie vom Fleischer her kennt, aber die Rückbank lässt sich nicht umlegen, da der Tank senkrecht zwischen Kofferraum und Rücksitzlehne steht.

Vorteile des Mercedes 190D 4-Gang
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Ein Mercedes gehört auf die Autobahn und so ist auch der 190´er gebaut. Die Sitze sind ein Traum, vor allem, wenn man lange Beine hat. Der Schaltknauf ist optimal platziert um ihn in fast jeder Sitzposition bequem zu erreichen. Meine längste Strecke am Stück war Lesachtal-Berlin und zurück. Die etwa 2000 km-Fahrt musste ich mit drei Pausen unterbrechen, weil ich müde war. Beim Benz keine Anzeichen dessen. Es war auch ein neues und angenehmes Erlebnis, ohne Krämpfe in den Beinen am Rastplatz auszusteigen. Motorisch gleicht der Mercedes 190D einer Lokomotive: Nicht spritzig, aber einmal in Schwung gilt zurücklehnen und genießen.

Eigenheiten des Mercedes 190D 4-Gang
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Der 190´er wurde damals für die Bessergestellten gebaut. Für das gemeine Volk gab es Golfs und Kadetts. Das merkt man besonders an Eigenheiten, die man teilweise selbst an modernen Fahrzeugen nicht findet. So wurde auf das relativ hohe Gesamtgewicht mit Scheibenbremsen reagiert. Und zwar auf allen 4 Rädern! Das ist für ein Auto dieses Alters ein Wahnsinn. Automatische Differenzialsperre, beheizbare Scheibenwasserdüsen, Wasch-Wischanlage für Scheinwerfer, Kontrolleuchten für fast jeden Zustand des Fahrzeuges, Einarmwischer, Dualtonhupe, Zentralverriegelung und elektrisch verstellbarer rechter Außenspiegel stehen für technische Innovation. Nebelscheinwerfer und -schlusslicht sind in die Beleuchtungseinrichtungen integriert. Das war damals auch etwas Besonderes.
Der Mercedes verleiht durch seine lange Motorhaube schon ein Straßenkreuzer-Gefühl, aber der enorme Lenkeinschlag der Vorderräder bewirkt einen Wendekreis von 10,59 m bei einer Fahrzeuglänge von 4,52 m.

Fahrgefühl
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Wer sich vor 16 Jahren einen Mercedes kaufen konnte, konnte auch regelmäßige Wartungsintervalle und Reparaturen bezahlen und beauftragte eine Werkstatt, statt selber zu schrauben. Das merkt man auch im heutigem Zustand der Fahrzeuge. Kein Klappern, scheppern oder das \"Vogelnest\" im Kofferraum. Vorraussetzung für einen solchen Zustand ist natürlich eine sehr hohe Qualität bei der Verarbeitung. Die ersten Meter mit dem 190´er waren ein Gefühl der Überlegenheit. Anfangs glaubt man, der Wagen sei doppelt so breit, wie er ist. Das liegt wohl an der langen Motorhaube und der Sitzposition. Der obligate, aufstehende Stern auf der Motorhaube erinnert jeden Zentimeter der Fahrt daran, \"standesgemäß\" zu fahren. Das Credo heißt: reisen statt rasen.

Fahreigenschaften im Winter
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Der Mercedes 190D ist ein Hecktriebler, wobei der Motor allerdings vorn sitzt. Das unbeladene Fahrzeug neigt in steilen, rutschigen Kurven dazu, im Heck auszubrechen. Wenn man sich beim Fahren darauf einstellt, und beim Ausbrechen sofort das Gaspedal freigibt, stabilisiert er sich aber genauso schnell wieder. Vorteilhaft ist der Hecktrieb aber im Winter ebenso. So kann man zum Beispiel eine schneebedeckte Passtraße gelassen hinunterfahren, wenn man die Motorbremse im 2. Gang wirken lässt. Die Bremswirkung erfolgt auf den Hinterrädern und die Vorderräder sind weniger belastet. Ein blockieren der Vorderräder und damit der Kontrollverlust ist so sehr unwahrscheinlich. Das 4-Gang-Getriebe hat im Gegensatz zum 5-gängigen eine automatische Differenzialsperre, die in schlierigen Kurven gute Dienste leistet, auf wirklich glatter Fahrbahn allerdings ohne Wirkung bleibt.
Im inneren gibt es im Winter für ein Auto dieses Alters eine Überraschung. Die Lüftung bzw. Heizung ist bereits in dem Veteranen den heutigen Fahrzeugen keineswegs nachgestellt. Im Gegenteil, ich glaube sogar einige moderne Fahrzeuge lüften heute noch nicht so intensiv, wie der Mercedes 190. Besonders schön ist nicht nur, daß es so im Innenraum schnell warm wird, sondern, daß ein Beschlagen der Scheiben fast unmöglich ist.

Fahreigenschaften im Sommer
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Der Sommer im Mercedes 190D verspricht Freunden der alten Fahrzeuge Genuss pur. Beim ruhigen, entspannten \"Tieffliegen\" auf der Autobahn oder Landstraße ist der Mercedes genau in seinem Element. Mit angegebenen 160 Km/h Topspeed würde ich den Opa allerdings nicht mehr über die Autobahn prügeln. Sicher könnte er, aber das nur gefährlich nahe der Drehzahlgrenze also nicht wirklich schonend. Eine schöne 140 sollte meiner Meinung nach nicht oder nur kurz überschritten werden. Die schafft er nämlich im Drehzahlbereich von 4000 U/min. Selbst auf Gebirgs- bzw., Passtraßen bergauf habe ich den Mercedes trotz hochtourigem Fahren, 1150 kg Eigengewicht und hohen Außentemperaturen noch nie über 90° C Kühlwassertemperatur getrieben, was wohl an dem riesigen Kühler liegt. Im Sommer mit schicken Alufelgen im 190´er unterwegs zu sein ist ein Genuss, der einem Kurzurlaub gleich kommt.

Sicherheit
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In puncto Sicherheit hinkt der Mercedes 190 selbstverständlich den modernen Autos nach. Was nicht an der schlechten Basis, sondern an der wahnsinnig schnellen Weiterentwicklung aller Hersteller liegt. Airbag, ABS, ESP und diverse andere Einrichtungen sucht man zwar vergebens, aber im Vergleich zu seinen Altersgenossen sticht er wieder weit hervor. Der erste Punkt einer sicheren Fahrt sind nicht die Vorrichtungen, die einen Unfall angenehmer werden lassen, sondern ist bereits die Fahrstabilität, die schnelles Ausweichen, Bremsen und Beschleunigen erst gefahrlos möglich machen. Ein vermiedener Unfall ist immer noch der sicherste. Sollte es dennoch zu einem Unfall kommen, fühle ich mich in dem 190´er Mercedes weitaus sicherer als in einem 1´er Golf, einem Corsa 1.4 oder einem Wartburg.

Was der Fachmann sprach
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Beim Kauf einiger Verschleißteile beim Mercedeshändler in Villach, die nebenbei bemerkt erstaunlich günstig sind, befragte ich den netten Mechaniker, wo die Schwachstellen der 190´er-Reihe liegen. Er sagte wörtlich: \"Der 190´er ist ein problemloses Auto. Schwachstellen sind allenfalls die seitliche Beplankung im unteren Bereich durch Rostbefall, die Bodengruppe ist fast immer in Ordnung und die Lenkmechanik bzw. Radaufhängungen vorn schlagen unter Umständen aus. Das merkt man aber sehr frühzeitig und kann es beheben lassen, bevor es gefährlich wird. Das entsprechende Ersatzteil kostet etwa 20 Euro.\" Wenn man beim Kauf auf diese Dinge gesondert achtet, sollte man auf der sicheren Seite sein.

Imagetransfer
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Obwohl der Mercedes 190D ein altes Auto ist, scheint mir der selbstverständlich immer funkelnde Stern auf der Haube bei vielen Menschen den Reflex auszulösen, eine Bemerkung wie \"Bonze\", \"Managerklasse\" oder sogar \"Prolet\" loszuwerden. Damit muss man wohl leben. Es hilft aber ungemein, in solchen Momenten an das Fahrzeug desjenigen zu denken. Mercedes war, ist und wird immer der Inbegriff deutscher Luxuswagen sein, egal wie alt er ist.

Fazit
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Wer sich kein neues Auto leisten kann oder will, ist mit einem 190D sehr gut bedient. Sollten Reparaturen anfallen, kann das jede freie Werkstatt erledigen, kostengünstige Teile gibt es im Überfluss und sogar noch neu. Der Kraftstoffverbrauch liegt je nach technischen Zustand, Fahrstil und Straßenverhältnissen bei etwa 8 Liter auf Landstraßen und 6,5 Litern Diesel auf der Autobahn. 4 Türen, ein recht großer Kofferraum und die bequemen Sitze machen ihn zum familientauglichen Langstreckenvergnügen. 72 PS und knapp 2 Liter Hubraum sind zwar zugegeben etwas wenig, aber dafür wird der Unterhalt auch demensprechend billig.
Ich empfehle den Kauf eines begutachteten Mercedes 190D 4-Gang für alle Gebirgs- und Passtraßen und für den Stadtverkehr. Auf der Autobahn ist der 190´er mit einem 5-Gang-Getriebe angenehmer, aber der 4-gängige bereits ausreichend.

Auf Feedback hoffend
Bis zum nächsten Bericht
Euer LADACI
[email protected]

** Update **

Einge Leser hatten sich gewünscht, mehr Details über mein Auto im speziellen als Ergänzung zu den allgemeinen Informationen zum Mercedes 190D 4-Gang zu lesen. Das hole ich hier nach.

Mein Mercedes 190D ist Baujahr 1988, hat etwa 290.000 Kilometer auf dem Tacho und macht für sein Alter einen sehr soliden Eindruck. Durch die lange Winterzeit, in der teilweise gewaltige Mengen Streusalz zum Einsatz kommen, hat er beidseidig und im Scheinwerferbereich leichte bis mittelschwere Rostschäden. Der größte Schaden, den das Salz verursachte, war eine Durchrostung des linken Kotflügels vorn, die ich aber schon behoben habe.
Natürlich hat er auch ein paar Macken, die alte Autos so liebenswert machen. Die Tankanzeige ist nicht sehr zuverlässig und der Tageskilometerzähler läßt sich nicht zurückstellen. Es ist also mehr eine Frage des Gefühls, wann man tanken fahren muß. Mir ist allerdings aufgefallen, daß beim schnellen Fahren durch Linkskurven bergauf das Auto zu stottern beginnt, wenn der Tank dem Ende zugeht. Die Beleuchtung der Drehschalter zur Regulierung der Zulufttemperatur erzeugt sehr starke Wärme, so daß man mit zielsicherem Griff den Schalter betätigen muß, um ihn schnell wieder loslassen zu können. Die Beleuchtung ist natürlich abhängig vom normalen Lichtschalter und braucht etwa 1 bis 1,5 Stunden um wirklich heiß zu werden. Alles in Allem kann man sagen, daß an dem Auto noch einiges zu beheben und zu verbessern ist, aber Welten sind das nicht mehr.

Bis heute habe ich fast ausschließlich Verschleißteile tauschen müssen und in Puncto Fahrzeugmängel bis auf die oben genannte Roststelle am Kotflügel und einer neuen Dichtung für die Unterdruckpumpe nichts investieren müssen. Die Verschleißteile waren 3 neue Radlager, Bremsscheiben und -Beläge, Federbleche und Sicherungsbolzen am Bremssattel, neue Kohlen für die Lichtmaschine und ein neuer Lüftermotor für die Heizung. Diverse Lämpchen und Sicherungen, Scheibenwischerblatt und Sitzbezüge fallen da nicht mehr ins Gewicht.
Ich hoffe, meinen Mercedes Ende dieses Jahres so oder so ähnlich zu haben, wie der schwarze im Berichtanhang - wer Teile und Know-How anbieten mag, bitte bei mir melden.

Ich hoffe, den Wünschen in den Kommtaren ausreichend nachgekommen zu sein.

LG Ladaci

18 Bewertungen, 6 Kommentare

  • TexanGal2000

    12.03.2007, 18:29 Uhr von TexanGal2000
    Bewertung: sehr hilfreich

    *** SH LG***

  • campimo

    08.12.2005, 09:49 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht!

  • waltraud.d

    05.12.2005, 12:32 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • morla

    18.10.2005, 23:57 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Overknees

    15.05.2005, 01:18 Uhr von Overknees
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bin gespannt, was Du draus machst! Marc A.

  • novit

    14.05.2005, 02:51 Uhr von novit
    Bewertung: sehr hilfreich

    für ein mercedes auto ganz schön langer bericht ^^. sehr nützlich und sehr informationsreich!