Montecristo (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von wildheart
Nicht besonders überzeugende Neuverfilmung
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Mutig, mutig: Nach 18 oder 19 Verfilmungen – da sind sich die Kritiker nicht ganz einig – für Fernsehen und Kino wagte sich Kevin Reynolds (»Robin Hood – König der Diebe«, 1991; »Waterworld«, 1995) erneut an den Stoff, den (früher zumindest) jedes Kind kannte. Und Reynolds hatte einige Konkurrenz, z.B. Sidney Lumets TV-Fassung von 1958, Claude Autant-Laras Streifen mit Louis Jourdan als Dantès von 1961, Robert Vernays Inszenierung mit Jean Marais aus dem Jahr 1955 und die mit etlichen Stars von David Greene 1975 produzierte Fernsehfassung mit Richard Chamberlain, Tony Curtis, Louis Jourdan (diesmal als De Villefort), Donald Pleasence und Trevor Howard.
Alexandre Dumas hätte seine Freude; denn anscheinend will man für jede Generation das Drama des Grafen von Monte Cristo erneut auffrischen. Ober er sich allerdings an dieser Fassung begeistert hätte, ist fraglich.
Zur Filmkritik nur so viel: Im »Tagesspiegel« werden doch tatsächlich in einer Besprechung die Worte »Rache« von Dantès und »Erfurt« in einem Zug genannt. Und auch die »Welt« sieht in der Verfilmung einen »klaren Blick für die Anmaßung, die in den Rachefantasien seines Helden liegen«. Wie wäre es noch mit dem 11. September? Passt der nicht auch irgendwie noch irgendwo in den Film? Nun, was nicht passt, könnte ja passend gemacht werden. Von mir allerdings nicht.
Inhalt
Napoleon Bonaparte (Alex Norton) ist nach Elba verbannt. Jeder, der die Insel betritt, soll von den britischen Truppen getötet werden. Der Seemann Edmond Dantès (Jim Caviezel) und sein Freund Fernand Mondego (Guy Pearce) wagen trotzdem, ihren schwer kranken Kapitän mit einem Ruderboot zur Insel zu bringen, der kurz darauf stirbt. Nach einem kurzen Kampf mit den Soldaten werden die Fremden zu Napoleon gebracht. Der nutzt die Gelegenheit, um Edmond zu bitten, einen Brief mit angeblich rein privatem Inhalt einem Freund heimlich nach Marseille zu bringen. Mondego beobachtet die Übergabe des Briefes, der geheime Anweisungen für eine Flucht Bonapartes nach Paris enthält.
Als alle wieder in Marseille ankommen, beschuldigt ein anderer Kapitän, Danglars (Albie Woodington), Edmond der Befehlsverweigerung, da Danglars ausdrücklich befohlen hatte, nicht auf Elba zu landen. Doch beider Vorgesetzter degradiert Danglars zum ersten Offizier und ernennt Dantès zum neuen Kapitän, da er Edmonds Verhalten billigt. Das verschafft Edmond die Möglichkeit, seine Angebetete Mercédès (Dagmara Dominczyk) früher als geplant zu heiraten, da er nun mehr Geld verdienen wird. Aber dazu kommt es nicht mehr:
Der eifersüchtige Freund Mondego, der Edmond schon als Kind beneidet hatte, verbündet sich mit dem verbitterten Danglars. Sie zeigen Edmond bei Untersuchungsrichter De Villefort (James Frain) an, der Edmond festnehmen und sich den Brief Bonapartes aushändigen lässt. Als de Villefort erfährt, an wen der Brief gerichtet ist, verbrennt er ihn, und lässt Edmond auf der Gefängnisinsel Chateau d’If einkerkern. Seiner Verlobten erklärt er wenig später, Edmond sei hingerichtet worden.
Doch Edmond lebt, sieben Jahre im Kerker, allein, ohne Sonnenlicht, bis der ebenfalls dort gefangene Abbé Faria (Richard Harris), der seit Jahren einen Tunnel gräbt, um zu fliehen, versehentlich bei ihm in der Zelle landet. Er lehrt Edmond Schreiben, Lesen und Rechnen, mit dem Degen umzugehen und einiges mehr; beide graben weiter, sechs Jahre lang. Kurz bevor Faria plötzlich stirbt, übergibt er Edmond eine Karte, auf der die Stelle auf einer Insel mit Namen Monte Cristo markiert ist, wo der Abbé vor Jahren einen Schatz versteckt hat.
Edmond wittert eine Chance zur Flucht. Er legt sich statt des Abbé in den Leichensack, den die Wärter ins Meer werfen, reißt dabei den sadistischen Gefängnisleiter mit in die Tiefe und strandet am Festland. Edmond will nur noch eines: Rache. Und er muss auch erfahren, dass seine geliebte Mercédès den Mann geheiratet hat, der ihn in den Kerker gebracht hat: Mondego ...
Inszenierung
Reynolds mehr als zweistündiger Streifen ist sauber, klassisch, gekonnt und solide und ohne irgendwelche Risiken in Szene gesetzt. Ganz im Stil der Mantel- und Degenfilme fühlt man sich in deren Zeit zurückversetzt. Der Film ist geradezu altmodisch, ohne irgendwelche (modernen) Spezialeffekte oder Tricks, abgedreht. Die Handlung wird genre-sicher abgewickelt. Die Darsteller folgen brav dem ehrlichen, aber auch nicht besonders mutigen Drehbuch und machen ihre Sache nicht schlecht. Doch selbst die solide, manchmal wuchtige Ausstattung und vor allem »the great emotions« wollen oftmals nicht so recht zum Zuge kommen, weil Reynolds leider Dramatik und Melancholie der Romanvorlage einer handwerklich zwar sauberen, aber eben stellenweise zu phantasielosen Inszenierung opfert. Nicht zuletzt auch die historischen Hintergründe der nach-napoleonischen Ära in Frankreich dienen mehr als Kulisse, denn als inhaltlicher Bereicherung. Napoleon erscheint im Film selbst nicht gerade wie ein (wenn auch abgesetzter) Staatsmann.
Die innere Zerrissenheit des Helden selbst zwischen Rachegelüsten und dem Wunsch nach innerem Seelenfrieden, der fortbestehenden Liebe zu Mercédès und der Suche nach Gerechtigkeit versucht Reynolds durch ein paar wenige Dialoge zwischen Dantès und seinem getreuen Diener Jacopo (Luis Guzmán) bzw. Mercédès zum Ausdruck zu bringen – doch das scheitert leider kläglich. Der Handlung fehlt die Darstellung einer inneren Entwicklung des Helden, eine biografische Linie; alles wirkt wie an einem Tag gedreht, wozu auch beiträgt, dass keine der Personen innerhalb der dreizehn Jahre gealtert zu sein scheint. Einziges sichtbares Zeichen der Zeit sind die Narben auf Edmonds Rücken von den Peitschenhieben des Gefängnisdirektors.
Schauspieler
Zugute halten muss man der Neuverfilmung allerdings die darstellerischen
Leistungen, zumindest von Guy Pearce, dem es gelingt, einen innerlich bereits in seiner Kindheit zerrissenen, verzweifelten, aber auch egozentrischen und skrupellosen, eifersüchtigen Grafen zu spielen – eine überzeugende Leistung. Auch James Caviezel gibt sein Bestes, bewegt sich allerdings nicht außerhalb der schwachen Rolle, die ihm das Drehbuch zuschreibt. Richard Harris dagegen als Abbé Faria glänzt als alter, besonnener Mann, der die Erfahrungen mit der langen Einkerkerung und seine Weisheit glaubhaft an das Publikum weitergeben kann.
Fazit
Mal wieder: schade! Man kann sich lange darüber streiten, ob eine neuerliche Verfilmung des Romans denn nun wirklich notwendig war. Jedenfalls, wenn schon, dann hätte man Besseres daraus machen können. Das zumeist flache Drehbuch, die oft unzureichend gezeichneten Charaktere (mit Ausnahme der Figur des Mondego und des Abbé Faria) und die fehlende Dramatik der Handlung nehmen einiges von der Spannung, die in anderen Verfilmungen durchaus vorhanden war.
Montecristo
(The Count of Monte Cristo)
USA 2002, 131 Minuten
Regie: Kevin Reynolds
Drehbuch: Jay Wolpert, nach dem Roman von Alexandre Dumas
Hauptdarsteller: James Caviezel (Edmond Dantès / Graf von Monte Cristo), Guy Pearce (Fernand Mondego, Graf von Morcerf), Richard Harris (Abbé Faria), James Frain (De Villefort), Dagmara Dominczyk (Mercédès Iguanada), Luis Guzmán (Jacopo), Michael Wincott (Dorleac), Albie Woodington (Hermine Danglars), Henry Cavill (Albert Mondego), Alex Norton (Napoleon Bonaparte), Christopher Adamson (Maurice), JB Blanc (Luigi)
© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)
Alexandre Dumas hätte seine Freude; denn anscheinend will man für jede Generation das Drama des Grafen von Monte Cristo erneut auffrischen. Ober er sich allerdings an dieser Fassung begeistert hätte, ist fraglich.
Zur Filmkritik nur so viel: Im »Tagesspiegel« werden doch tatsächlich in einer Besprechung die Worte »Rache« von Dantès und »Erfurt« in einem Zug genannt. Und auch die »Welt« sieht in der Verfilmung einen »klaren Blick für die Anmaßung, die in den Rachefantasien seines Helden liegen«. Wie wäre es noch mit dem 11. September? Passt der nicht auch irgendwie noch irgendwo in den Film? Nun, was nicht passt, könnte ja passend gemacht werden. Von mir allerdings nicht.
Inhalt
Napoleon Bonaparte (Alex Norton) ist nach Elba verbannt. Jeder, der die Insel betritt, soll von den britischen Truppen getötet werden. Der Seemann Edmond Dantès (Jim Caviezel) und sein Freund Fernand Mondego (Guy Pearce) wagen trotzdem, ihren schwer kranken Kapitän mit einem Ruderboot zur Insel zu bringen, der kurz darauf stirbt. Nach einem kurzen Kampf mit den Soldaten werden die Fremden zu Napoleon gebracht. Der nutzt die Gelegenheit, um Edmond zu bitten, einen Brief mit angeblich rein privatem Inhalt einem Freund heimlich nach Marseille zu bringen. Mondego beobachtet die Übergabe des Briefes, der geheime Anweisungen für eine Flucht Bonapartes nach Paris enthält.
Als alle wieder in Marseille ankommen, beschuldigt ein anderer Kapitän, Danglars (Albie Woodington), Edmond der Befehlsverweigerung, da Danglars ausdrücklich befohlen hatte, nicht auf Elba zu landen. Doch beider Vorgesetzter degradiert Danglars zum ersten Offizier und ernennt Dantès zum neuen Kapitän, da er Edmonds Verhalten billigt. Das verschafft Edmond die Möglichkeit, seine Angebetete Mercédès (Dagmara Dominczyk) früher als geplant zu heiraten, da er nun mehr Geld verdienen wird. Aber dazu kommt es nicht mehr:
Der eifersüchtige Freund Mondego, der Edmond schon als Kind beneidet hatte, verbündet sich mit dem verbitterten Danglars. Sie zeigen Edmond bei Untersuchungsrichter De Villefort (James Frain) an, der Edmond festnehmen und sich den Brief Bonapartes aushändigen lässt. Als de Villefort erfährt, an wen der Brief gerichtet ist, verbrennt er ihn, und lässt Edmond auf der Gefängnisinsel Chateau d’If einkerkern. Seiner Verlobten erklärt er wenig später, Edmond sei hingerichtet worden.
Doch Edmond lebt, sieben Jahre im Kerker, allein, ohne Sonnenlicht, bis der ebenfalls dort gefangene Abbé Faria (Richard Harris), der seit Jahren einen Tunnel gräbt, um zu fliehen, versehentlich bei ihm in der Zelle landet. Er lehrt Edmond Schreiben, Lesen und Rechnen, mit dem Degen umzugehen und einiges mehr; beide graben weiter, sechs Jahre lang. Kurz bevor Faria plötzlich stirbt, übergibt er Edmond eine Karte, auf der die Stelle auf einer Insel mit Namen Monte Cristo markiert ist, wo der Abbé vor Jahren einen Schatz versteckt hat.
Edmond wittert eine Chance zur Flucht. Er legt sich statt des Abbé in den Leichensack, den die Wärter ins Meer werfen, reißt dabei den sadistischen Gefängnisleiter mit in die Tiefe und strandet am Festland. Edmond will nur noch eines: Rache. Und er muss auch erfahren, dass seine geliebte Mercédès den Mann geheiratet hat, der ihn in den Kerker gebracht hat: Mondego ...
Inszenierung
Reynolds mehr als zweistündiger Streifen ist sauber, klassisch, gekonnt und solide und ohne irgendwelche Risiken in Szene gesetzt. Ganz im Stil der Mantel- und Degenfilme fühlt man sich in deren Zeit zurückversetzt. Der Film ist geradezu altmodisch, ohne irgendwelche (modernen) Spezialeffekte oder Tricks, abgedreht. Die Handlung wird genre-sicher abgewickelt. Die Darsteller folgen brav dem ehrlichen, aber auch nicht besonders mutigen Drehbuch und machen ihre Sache nicht schlecht. Doch selbst die solide, manchmal wuchtige Ausstattung und vor allem »the great emotions« wollen oftmals nicht so recht zum Zuge kommen, weil Reynolds leider Dramatik und Melancholie der Romanvorlage einer handwerklich zwar sauberen, aber eben stellenweise zu phantasielosen Inszenierung opfert. Nicht zuletzt auch die historischen Hintergründe der nach-napoleonischen Ära in Frankreich dienen mehr als Kulisse, denn als inhaltlicher Bereicherung. Napoleon erscheint im Film selbst nicht gerade wie ein (wenn auch abgesetzter) Staatsmann.
Die innere Zerrissenheit des Helden selbst zwischen Rachegelüsten und dem Wunsch nach innerem Seelenfrieden, der fortbestehenden Liebe zu Mercédès und der Suche nach Gerechtigkeit versucht Reynolds durch ein paar wenige Dialoge zwischen Dantès und seinem getreuen Diener Jacopo (Luis Guzmán) bzw. Mercédès zum Ausdruck zu bringen – doch das scheitert leider kläglich. Der Handlung fehlt die Darstellung einer inneren Entwicklung des Helden, eine biografische Linie; alles wirkt wie an einem Tag gedreht, wozu auch beiträgt, dass keine der Personen innerhalb der dreizehn Jahre gealtert zu sein scheint. Einziges sichtbares Zeichen der Zeit sind die Narben auf Edmonds Rücken von den Peitschenhieben des Gefängnisdirektors.
Schauspieler
Zugute halten muss man der Neuverfilmung allerdings die darstellerischen
Leistungen, zumindest von Guy Pearce, dem es gelingt, einen innerlich bereits in seiner Kindheit zerrissenen, verzweifelten, aber auch egozentrischen und skrupellosen, eifersüchtigen Grafen zu spielen – eine überzeugende Leistung. Auch James Caviezel gibt sein Bestes, bewegt sich allerdings nicht außerhalb der schwachen Rolle, die ihm das Drehbuch zuschreibt. Richard Harris dagegen als Abbé Faria glänzt als alter, besonnener Mann, der die Erfahrungen mit der langen Einkerkerung und seine Weisheit glaubhaft an das Publikum weitergeben kann.
Fazit
Mal wieder: schade! Man kann sich lange darüber streiten, ob eine neuerliche Verfilmung des Romans denn nun wirklich notwendig war. Jedenfalls, wenn schon, dann hätte man Besseres daraus machen können. Das zumeist flache Drehbuch, die oft unzureichend gezeichneten Charaktere (mit Ausnahme der Figur des Mondego und des Abbé Faria) und die fehlende Dramatik der Handlung nehmen einiges von der Spannung, die in anderen Verfilmungen durchaus vorhanden war.
Montecristo
(The Count of Monte Cristo)
USA 2002, 131 Minuten
Regie: Kevin Reynolds
Drehbuch: Jay Wolpert, nach dem Roman von Alexandre Dumas
Hauptdarsteller: James Caviezel (Edmond Dantès / Graf von Monte Cristo), Guy Pearce (Fernand Mondego, Graf von Morcerf), Richard Harris (Abbé Faria), James Frain (De Villefort), Dagmara Dominczyk (Mercédès Iguanada), Luis Guzmán (Jacopo), Michael Wincott (Dorleac), Albie Woodington (Hermine Danglars), Henry Cavill (Albert Mondego), Alex Norton (Napoleon Bonaparte), Christopher Adamson (Maurice), JB Blanc (Luigi)
© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)
19 Bewertungen, 2 Kommentare
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29.09.2007, 21:57 Uhr von Puenktchen3844
Bewertung: sehr hilfreichEin ausführlicher Bericht. LG
-
15.12.2006, 12:28 Uhr von Sayenna
Bewertung: sehr hilfreichsh & Kuss :-)
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