Peugeot 306 Testbericht

Ich hatte den 306 Break eine Woche lange als Leihwagen während mein 206 zur Reparatur (*) in der Werkstatt war. Es stand aber kein 206er zur Verfügung und so blieb es also beim 306 Kombi. Meine Eindrücke und Erfahrungen während dieser Woche gibt es jetzt natürlich hier zu lesen. Fangen wir an ...

Der Vorführwagen hatte noch den "alten" 1.6 Liter Motor mit 66kW/90PS (inzwischen verbessert mit 100 PS erhältlich). Ausgestattet war der Wagen mit Klimaanlage, elektr. Fensterheber u. Außenspiegel vorne, CD-Radio, Nebelscheinwerfer, vier Airbags (Front u. Seite) und den üblichen Merkmalen in dieser Klasse: Servolenkung, ABS, Wegfahrsperre und vieles mehr. Der Wagen hatte bereits 3500 km hinter sich und als Preis waren 28.900 DM angegeben , Erstzulassung 09/2000. Den Listenpreis konnte ich nicht mehr ermitteln, da diese Motorisierung nicht mehr angeboten wird, siehe oben.

Insgesamt macht der Peugeot 306 einen sehr ausgereiften und soliden Eindruck. Im Vergleich zu anderen Fahrzeugen dieser Klasse, merkt man dem Fahrzeug aber deutlich an, dass die Grundkonstruktion schon einige Jahre alt ist.

Der Innenraum ist sachlich und übersichtlich gestaltet. Also keine aufregenden Designelemente wie in einem Alfa, aber auch nicht langweilig. Mein 206er gefällt mir aber gerade wegen dem Design um einiges besser. Obwohl der 306 objektiv mehr Platz bietet als der 206, wirkt er bei weitem nicht so groß auf die Insassen. Die Bedienung machte keine Probleme und war auf Anhieb zu verstehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Hupe am Blinkerhebel, Peugeot das in den neuen Fahrzeugen aber inzwischen geändert. Leicht gestört hat mich auch die Plazierung der Mittelkonsole. Ich als relativ großer Fahrer (1,80m-1,85m) mußte den Arm fast ganz ausstrecken um dort die Schalter zu erreichen. Okay, ich stelle den Sitz auch weiter nach hinten, als kleine Fahrer, aber die längeren Arme sollten dies wieder ausgleichen. Die glaube Ergonomie ist offensichtlich nicht ganz perfekt?

Was mich dagegen wirklich genervt hat, waren die nicht gerade üppigen Ablagemöglichkeiten. In der Mittelkonsole ist Platz für drei CD-Hüllen (wer kein CD-Radio hat, kann den Platz anders nutzen), okay. Die Ablagefächer der Türen reichen für einigen Kleinkram, aber große Dinge - keine Chance. Die große Enttäuschung kam mit dem "Handschuhfach". Ein kleiner schmaler Spalt in dem man kaum brauchbares unterbringt und das mittig plazierte Schloß raubt noch den letzten Nutzwert. Offensichtlich war der Beifahrerairbag in der Urkonstruktion nicht vorgesehen und hat jetzt überwiegend den Platz dort eingenommen, wo früher ein richtiges Handschuhfach war? Dank Taschen an den Vordersitzen kommt der 306 noch mit einem blauen Auge davon.

Die Polsterung in Velours war sehr weich-komfortabel, aber dennoch bequem ausgelegt. Auf den hinteren Sitzplätzen ist deutlich mehr Platz als im 206, besonders im Bein- und Kopfbereich (die abfallende Dachlinie schränkt den Platz im 206 ein). Die Verstellmöglichkeiten der Vordersitze waren einfach zu bedienen und ich konnte mir die richtige Sitzposition leicht einrichten.

Der Laderaum ist für einen Kombi dieser Klasse Mittelmaß und die Gepäckraumabdeckung einfach zu handhaben. Ich habe keine detaillierten Messungen durchgeführt, aber sechs Getränkekästen sollten ihren Platz finden (Großeinkäufe kommen bei mir selten vor). Die Heckklappe schwingt weit nach oben und stellt folglich auch keine Gefahr für große Personen dar. Das Zuziehen erfordert aber mehr Schwung als beim 206er. Auch die Ladekante könnte etwas niedriger sein, aber bei Markteinführung war das offensichtlich noch kein großes Thema, steht dafür im Aufgabenbuch für den Nachfolger.

Gespannt war ich auf die Leistung der 1.6 Liter Maschine mit 66kW/90 PS (aktuell 100PS - siehe Text oben). Es steht genug Kraft zur Verfügung um bequem voranzukommen, allerdings sollte man keine zu hohen Ansprüche stellen. Das hohe Gewicht - 1,2t - des Kombis geht zu Lasten der Fahrleistungen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Peugeot bei ca. 180 km/h, bei guten Verhältnissen (Bergab, Rückenwind) kommen noch ein paar dazu. Die Geräuschkulisse dabei nicht angenehm, ab 130-140 km/h meldet sich der Motor deutlicher zu Wort, sprich wird zunehmend lauter. Der Verbrauch lag bei meiner gemischten Fahrweise (City, Land, AB) bei ca. 8,5 l/100km und ist angemessen. Wer mit den Gedanken spielt, sich einen 206 zu kaufen, sollte auf jeden Fall einen Blick auf den neuen 2.0l HDI Diesel mit ebenfalls 90PS werfen. Mehr Kraft in den unteren Drehzahlen (besserer Durchzug) und niedriger Verbrauch sollten sehr gute Argumente sein.

Design ist Geschmackssache. Den 306 Break empfinde ich als neutral. Weder häßlich, noch attraktiv. Die Front sieht mit Klarglasscheinwerfer und lackierten Stoßfängern recht gut aus, aber das Heck wirkt mir zu zerklüftet. Hier fehlt meiner Meinung nach eine einheitliche Designlinie ab der B-Säule. Soviel von meiner Seite, muß jeder für sich selbst entscheiden.

Das Fahrwerk ist - ich würde fast sagen Peugeot typisch - komfortabel ausgelegt. Ich empfand es weder als zu straff noch als zu weich, merkte aber deutlich den Unterschied zum 206 mit seinem sportlich-dynamisch ausgelegten Fahrwerk, der am Limit sehr empfindlich reagiert.

Die Servolenkung könnte leichtgängiger sein, erfordert aber auch keinen zu hohen Kraftaufwand (vielleicht bin ich vom 206 zu verwöhnt). Enge Parklücken in der Nürnberger Innenstadt waren keine Probleme. Auch die Rundumsicht ist durch die großzügigen Glasflächen sehr gut. Ich hatte ich keine Probleme und kam auf Anhieb mit dem 306 Break zurecht.

Ganz klar: ich hatte das Auto eine Woche und nur 500 km. Kann also nur das beurteilen, was mir (meistenes negatives) aufgefallen ist. Ich bin sicher, der 306 hat auch viele versteckte Vorzüge, die mangels Erfahrung mit dem Fahrzeug nicht kennenlernen durfte. Jeder Interessent für den 306 sollte sich also sein eigenes umfangreiches Bild von dem Fahrzeug machen und sich nicht durch meine zugegeben umfangreiche Kritik an den Kleinigkeiten beeinflussen lassen! Das war stört, fällt aber leider immer sofort auf?


Fazit: der 306 ist ausgereiftes Fahrzeug, das in keinem Kapitel besonders enttäuscht oder begeistert. Wer einen günstigen Kombi der Mittelklasse will und dabei keinen Wert auf Image oder In-Marken legt, sollte sich das Fahrzeug mal genauer ansehen. Mit Diesel oder neuem Benziner hätte es wohl zu einem Stern mehr gereicht. Sind wir mal gespannt auf den Nachfolger, der schon fast in den Startlöchern steht. Zu welchen großen Schritten Peugeot fähig ist, kann man am 206 und 607 sehen?


Nachtrag 2002: der Nachfolger 307 SW steht schon in den Startlöchern, wer mit dem "alten" 306 Break zufrieden sein kann, wird jetzt sicher noch attraktive Rabatte einsacken. Der "alte" muss bei den Händlern schließlich weg ...


* Anmerkung des Autors: den Leihwagen habe ich einem Prolo-Polo "breiter, tiefer, Cooler" - Nr. 1 auf meiner "Idioten-Liste" der Autofahrertypen - zu verdanken. Der hat es geschafft, am ersten Tag, wo länger als 24h Schnee lag, mir dank seines fahrerischen "Könnens" (40 statt angebrachten 20 km/h an dieser Stelle) ins Heck zu rutschen. Mein Auto war geparkt und anscheinend direkt unter der Laterne leicht zu übersehen. Danke! Schade nur, dass er keine Vollkasko hat und seine Front die ihm "3000 DM gekostet hat" jetzt hinüber ist. Viel Spaß mit der Hochstufung der Versicherung rechtzeitig zum Jahresende, der Unfall war am 28. Dezember. Danke!