Praktikum Allgemein Testbericht

ab 21,57
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Erfahrungsbericht von anjabr

Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex\'

Pro:

Erfahrungen die ich nicht missen möchte

Kontra:

----

Empfehlung:

Ja

VORWORT

Bei der Anmeldung für das zweimonatige Praktikum, welches ich im Rahmen meines Grundstdiums der Erziehungswissenschaften abolvieren muss, habe ich mich für ein Praktikum im Kindergarten entschieden.
Der Grund für diese Entscheidung war, dass ich bisher kaum direkten Kontakt mit Kindern hatte und ich es für wichtig halte, mich während der Studienzeit auch mit Kindern zu beschäftigen.. Auf diese Weise kann ich lernen, das Wesen der Kinder besser zu begreifen, mich auf sie einzustellen und mich selber in dieser Situation zu beobachten.

Während des Praktikums habe ich greifbare Erfahrungen gemacht und mich selbst in einer anderen, neuen Situation erlebt. Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf werde ich die theoretische Beschäftigung an der Uni mit Pädagogik, Erziehung ... besser verarbeiten und für mich umsetzen können.
Rückblickend gesehen, ist das Praktikum für mich eine wichtige und wertvolle Bereicherung geworden.

Im Bericht habe ich hauptsächlich meine Erlebnisse und Erfahrungen mit den Kindern, ihren Tagesablauf und ihre Umgebung beschrieben. Auf Kritik am Kindergarten und auf Beschreibungen des Verhältnisses zwischen den Mitarbeitern habe ich verzichtet, weil mir persönlich die Erfahrungen mit den Kindern wichtiger sind. Alles andere wäre mir in diesem Bericht nur als Pflichtübung erschienen.




AUFBAU DES KINDERGARTENS
(Kindergruppen / Mitarbeiter / Einrichtung der Gruppenräume / Spielplatz)

Zu Beginn des Berichts möchte ich den Kindergarten Hohwisch samt seinen \'Bewohnern\' beschreiben.
Der Kindergarten umfasst drei Kindergruppen mit je 20 Kindern, die zwischen 3 und 6 Jahre alt sind. Ebenso sind drei Hortgruppen vorhanden, die Kinder dort sind zwischen 7 und 10 Jahre alt und kommen immer zwischen 12 und 13 Uhr. Diese Kinder essen gemeinsam mit den ca. 35 \'Nachmittagskindern\' zu Mittag, einige erledigen ihre Hausaufgaben (zum Teil mit Hilfestellungen durch die Erzieher) und spielen danach im Gruppenraum oder auf dem Spielplatz gemeinsam mit den jüngeren Kindern.

Jede der drei Gruppen wird von einer Erzieherin sowie 1 - 2 Jahrespraktikantinnen bzw. Springkräften betreut. Insgesamt sind im Kindergarten 5 Erzieherinnen tätig (davon ist eine ganztägig, drei teilzeit und eine halbtags beschäftigt), weiterhin 2 Springkräfte und 2 Jahrespraktikantinnen,(beide machen eine Ausbildung zur Sozialassistentin) die den ganzen Tag im Kindergarten bleiben. Zusätzlich kommen zeitweise auch Monatspraktikanten. Sowie einmal in der Woche eine Logopädin und eine Integrationshelferin.

Die fünf GRUPPENRÄUME (einen Gruppenraum teilen sich die Halbstagsgruppe und eine Hortgruppe), zu denen jeweils auch ein Waschraum gehört, sind in verschiedene Bereiche gegliedert:

die Puppenwohnung,den Bauteppich,den Maltisch,den Basteltisch,die Leseecke,den Spieltisch.

Außerdem gibt es einen größeren Tisch, der je nach Situation und Bedarf unterschiedliche Aufgaben hat: für gemeinsame Basteleien, zum Essen, Malen, Spielen usw.
Die einzelnen Bereiche wirken in dem Gruppenraum wie Zimmer einer Wohnung, in kindgerechter Größte, mit kleinen Möbeln und teilweise heruntergezogener Decke.
Jeder der Gruppenräume wird gemeinsam mit den Kindern sehr unterschiedlich und individuell aufgeteilt und gestaltet. Ständig wird etwas verändert: die Fensterbilder werden umgestaltet, neue Mobiles angebracht, Wandbilder gestaltet ...
Der Raum ist wie etwas Lebendiges, das sich den Jahreszeiten durch Schmuck und Farben anpasst. Der Wechsel der Jahreszeiten wird den Kindern auf diese Weise näher gebracht, Feste wie Weihnachten und Ostern übertragen sich so ebenfalls auf ihren Lebensraum.


Um den Kindergarten herum liegt ein großer Spielplatz, in dem sich in einer Ecke ein eingezäuntes Gärtchen befindet. Dort hat jede Gruppe ein Beet, auf dem Blumen, Erdbeeren , Gemüse (je nach Vorschlag und Geschmack) gepflanzt werden. Auf diese Weise können auch Kinder, die zu Hause keinen Garten haben, das Säen, Pflanzen, Wachsen und Ernten miterleben.
(Leider geschieht es manchmal, dass die liebevoll gepflegten Erdbeeren fremden Kindern zum Opfer fallen!)

Auf dem Spielplatz befindet sich außerdem eine Art Gartenhaus, in dem die Kinder bei regnerischem Wetter spielen können und in dem auch Bälle, Schaufeln, Springseile und anderes Spielzeug aufbewahrt werden. Weiterhin gibt es Sandkästen, Recks, eine Schaukel, Balken zum Sitzen und Blancieren und einen großen Berg, der sich großer Beliebtheit erfreut und der außer zum Klettern auch manchmal zum \'Picknicken\' (mit Decke und Obst) gebraucht wird.
Die meisten Kinder spielen ausgesprochen gerne draußen, weil sie sich dort ohne räumliche Einschränkung austoben können.





GESICHTSPUNKTE ZUR PLANUNG EINES MONATS

Der Ablauf der Woche bzw. des Monats wird von den Erziehern und Praktikanten gemeinsam ausgearbeitet und geplant.

Jeder Monat steht unter einem bestimmten Thema. Während meines Praktikums beispielsweise unter dem Thema \'Der Sommer geht, der Herbst kommt’. In diesem Plan werden verschiedene Gesichtspunkt berücksichtigt, die die Kinder auf den unterschiedlichsten Gebieten fördern sollen:

Diese Bereiche sind:

Bildnerisches Gestalten:basteln, malen, falten, kleben -zur Förderung der Feinmotorik und der Phantasie

Sport + Rhythmik:Entspannung, Konzentration, Geschicklichkeit, Sozialverhalten

Natur- und Sachbegegnung:säen, pflanzen, Beobachtungsgänge -Sensibilisierung für die Natur/Jahreszeiten

Musische Erziehung:kennenlernen und einüben von neuen Liedern


Sprachpflege:beschreiben und erraten von Tieren, Gegenständen, Rätsel, Kasper- und Marionettentheater, Rollenspiele,vorstellen von Bilderbüchern

Spielpflege: Konzentrationsfähigkeit, Gleichgewichtsschulung (Hüpfspiele)

Diese einzelnen Bereiche bilden im Kindergartenleben eine Einheit. Sie ergänzen sich und gehen ineinander über.

Nach dem Erzählen einer Geschichte oder dem Vorstellen eines Bilderbuches wird beispielsweise mit den Kindern über dieses Thema gesprochen, Kinder berichten über eigene Erlebnisse, häufig werden Bilder dazu gemalt, Spiele gespielt und Lieder gesungen, die dieses Thema ergänzen.
Einmal pro Woche turnen die Kinder in der Turnhalle der nahegelegenen Grundschule.. In Gruppen zu jeweils etwa 10 Kindern werden Übungen mit den Reifen, Bällen, Luftballons, auf dem Schwebebalken, auf Matten usw. gemacht. Mit Musikbegleitung auf dem Tamburin oder mit Klanghölzern wird das rhythmische Empfinden geschult.

In jeder zweiten Woche gehen jeweils 6 - 10 Kinder in ein nahegelegenes Hallenbad zum Schwimmen. Dort lernen sie unter Anleitung einer Schwimmlehrerin, sich im Wasser zu bewegen, zum Teil die noch vorhandene Angst zu überwinden, im und mit dem Wasser zu spielen.
Die unterschiedlichen Möglichkeiten, sich beim Turnen, Schwimmen und Spielen auf dem Spielplatz zu bewegen, sind für die Kinder ungeheuer wichtig. Schon nach einigen Tagen Regenwetter merkt man, wie unruhig, unzufrieden und aggressiv die Kinder werden, weil sie nicht die Möglichkeit haben, im Freien zu spielen und zu toben.
Sie haben einen starken Bewegungsdrang, den sie ausleben können müssen. Durch geleitete Übungen lernen sie zusätzlich, ihren Körper zu lenken und gezielt zu bewegen.

Auf den verschiedenen Gebieten lernen die Kinder im Spiel und machen Erfahrungen. Das Spiel und das Spielerische steht dabei im Vordergrund. Das Resultat der Spiele sind immer wieder neu hinzugewonnene Fähigkeiten.





DER ABLAUF DES TAGES IM KINDERGARTEN

Die ersten Kinder werden morgens um kurz vor acht gebracht. Zu dieser Zeit hat bereits eine Erzieherin Frühdienst. Um ca. halb neun Uhr kommt der Großteil der Kinder.
Sie beginnen den Tag sehr unterschiedlich: einige stürzen sich gleich ins \'Gewühl\', spielen, erzählen den Freunden vom vergangenen Tag und von ihren Erlebnissen, andere, stillere, setzen sich erst eine Weile zu einer Betreuerin, spielen etwas mit ihr, ein anderes Kind kommt dazu, fragt zum Beispiel: \"Kommst du mit in die Puppenwohnung? Soll ich die Mutter sein und du das Kind? Schon beginnt das Spiel.
Bei wieder anderen bleibt der Vater oder die Mutter noch eine Weile, sieht zu, lässt sich etwas zeigen. Auf diese Weise vollzieht sich der Übergang vom stillen Aufstehen und Alleinsein zu Hause zum oft sehr lebhaften Spiel im Kindergarten weniger abrupt.

Zu diesem Zeitpunkt haben die Kinder \'Freispiel\'. Einige malen mit Buntstiften, Wachsmalkreide oder Wasserfarbe, spielen Gesellschaftsspiele, bauen mit Lego, Constri ..., spielen in der Bauecke oder der Puppenwohnung usw.

Um halb zehn wird gemeinsam gefrühstückt: Tee, Kakao und Geschirr wird aus der Küche geholt, die mitgebrachten Butterbrote ausgepackt. Bevor allerdings mit dem Essen begonnen wird, wird sich an den Händen gefasst und gemeinsam „Guten Appetit“ gewünscht. Nach dem Frühstück müssen sich alle Kinder die Zähne putzen.
Nun beginnt die \'geführte\' Tätigkeit. Die Erzieherin oder Praktikantin bastelt oder malt jetzt häufig gemeinsam mit einigen Kindern. In der Zeit vom Sommer zum Herbstübergang, wurde viel mit Kastanien gebastelt, neue Fensterbilder mit Transparentpapier und Fingerfarben gestaltet. Wer nicht basteln mag, kann je nach Wetterlage draußen spielen.
Etwa um elf Uhr wird aufgeräumt und der Stuhlkreis gemacht. Jetzt sitzen alle Kinder zusammen im Kreis, singen, spielen Kreisspiele, ein neues Bilderbuch wird vorgestellt, eine Geschichte erzählt, die Herbstblumen gezeigt oder etwas besprochen. Danach spielen die Kinder im Freien, bis sie um zwölf Uhr abgeholt werden.

Die Nachmittagskinder essen jetzt zu Mittag und spielen dann auf dem Spielplatz oder im Gruppenraum. Besonders gerne spielen die Kinder zu zweit in der Vorhalle(dort befindet sich ein großes Weidezelt in dem sich die Kinder wunderbar verstecken können) Manchmal tanzen und bewegen sie sich dort auch nach Musik. Musik und rhythmische Geräusche z. B. von Klanghölzern haben auf die Kinder einen ungeheuren Einfluss, den man besonders beim Turnen beobachten kann. Sie sind konzentrierter und bewegen sich mit mehr Eifer. Die Musik \'juckt ihnen in den Füßen`. Besonders an regnerischen Nachmittagen ersetzt den Kindern das Bewegen zur Musik das Herumtoben auf dem Spielplatz.

Im Laufe des Nachmittags werden die Kinder abgeholt. Einige dürfen zu ihrem großen Stolz manchmal schon allein gehen. Um fünf gehen die letzten Kinder, die Gruppenräume sind aufgeräumt und bereit für den nächsten Tag.


KINDER - ERWACHSENE

Ich habe während des Praktikums viele, für mich wichtige Erfahrungen gemacht. Durch den ständigen Kontakt mit den Kindern habe ich gelernt, sie aus einer neuen Perspektive zu sehen.
Kinder wirken auf der Straße, an der Hand der Eltern (allein schon durch die Körpergröße) sehr klein und hilflos. Die Eltern stehen meist im Vordergrund, verfügen oft völlig über die Kinder (\'Komm jetzt endlich mit\'). Ich sehe so oft Situationen, in denen die Kinder gegen ihren Willen auf den Arm genommen, weitergetragen, ausgeschimpft werden, weil sie mit ihren kurzen Beinen noch nicht so schnell laufen können wie die Erwachsenen und häufig fallen. Auch später noch, wenn sie bereits im Schulalter sind, stehen sie unter der \'Befehlsgewalt\' der Eltern. Mich hat immer gewundert, wie klein mir die Kinder erschienen, wenn ich sie abends außerhalb des Kindergartens traf, auf dem Dreirad, an der Hand der Eltern oder der älteren Geschwister.
Mir sind zu dem Stichwort \'Befehlsgewalt\' noch einige Szene eingefallen, die sich zwischen Eltern und ihren Kindern abgespielt haben:

Mehrere Kinder hatten sich draußen mit Sand beworfen. Die Reaktion eines Vaters auf sein sandiges Kind: \"Um Himmels willen, wie siehst du denn aus?! Kannst du denn nicht auf deine Sachen aufpassen?\" ... Den Wortschwall begleitet energisches Abklopfen. Der Junge schleicht mit hängendem Kopf hinter seinem Vater her nach Hause. ------ Larissa berichtet strahlend: \"Mama guck mal, wir haben uns mit Matsche beschmissen!\" Die Mama guckt auch. Die wenig erschütterte Antwort: \"Na, so siehst du auch aus.\" Larissa erzählt die anderen Ereignisse des Tages; beide gehen Hand in Hand nach Hause. ------ Ein anderer Junge (völlig verdreckt, was bei ihm aber jeden Tag vorkommt) geht, kurz bevor er abgeholt wird, in den Waschraum, wäscht sich die Hände und fragt einen Betreuer: \"Sind meine Hände jetzt sauber?\" (seine Hände sind einwandfrei sauber, fallen aber als einzige nicht verkrustete Körperteile nicht besonders auf)! Die Mutter lässt mit schöner Regelmäßigkeit ein Donnerwetter beim Abholen auf ihn niederprasseln, was aber an seiner Sauberkeit bzw. an der Schlammschicht, die ihn überzieht, nichts ändert.

Im Kindergarten, außerhalb der Welt der Erwachsenen, bewegen sich die Kinder in einer mehr auf sie zugeschnittenen Umgebung. Sie stehen im Vordergrund und treten aus dem Schatten der Eltern heraus. Plötzlich erkennt man, wie stark die Persönlichkeit und der Charakter des Kindes bereits mit drei Jahren ausgebildet ist, wie individuell sich jedes Kind bewegt, spielt, seine Sprache mit Mimik und Gestik begleitet, wie stark die Kinder mit 4/5 Jahren bereits aufeinander eingehen, wie wach sie ihre Umgebung beobachten, ständig lernen und Neues sehen. Es ist nicht \'lernbar\', durch pädagogische Grundsätze erklärbar, wie \'man\' sich gegenüber Kindern verhält. (Genauso wenig, wie es Regeln über den Umgang mit Erwachsenen gibt, dadurch stellt man sich über andere.) Meiner Ansicht nach muss man jedes einzelne Kind in seiner Persönlichkeit kennenlernen, muss es als Mensch (nicht unbedingt als Kind) sehen, um mit ihm spielen und arbeiten zu können. Aufeinander zugehen, nicht von einer höheren Warte aus hoffen, dass da das Kind jetzt nach Paragraph soundso sich auf die und die Art verhalten hat, die Verständigung eigentlich klappen müsste.

Ich möchte mit dieser Ansicht jedoch nicht alle pädagogischen Grundsätze über den Haufen werfen, sondern nur der Erfahrung Ausdruck geben, dass ich Offenheit und Spontaneität gegenüber Kindern als sehr wichtig erlebt habe.

Allerdings darf diese Spontaneität nur in bestimmten Grenzen gehandhabt werden. Eine Art von Spontaneität habe ich oben in der Reaktion der Eltern auf ihre (sandigen) Kinder beschrieben. Einige der Eltern haben sich in dieser wie auch in anderen Situationen völlig unüberlegt verhalten. Durch ihren unreflektierten Gefühlsausbruch (die Strafpredigt), der sich oft täglich wiederholte, wurden die Kinder ängstlich, litten beim Spielen immer unter einem schlechten Gewissen. Der Sandkasten übt eine magische Wirkung auf das Kind aus, andererseits warnt ständig der kleine Mann im Ohr\': wenn du spielst und dich schmutzig machst, schimpft Mutti wieder. Eine zwiespältige Situation, die sich entweder im ängstlichen Trippeln um die Sandkästen herum äußert oder in einer beabsichtigten Bauchlandung in der größten Schlammpfütze. In solchen Situationen ist das überlegte Verhalten der Eltern ungeheuer wichtig, da es das Verhältnis des Kindes zu seiner eigenen Person trüben kann. Diese Art von Spontaneität, als unüberlegtes Ausleben der Gefühle und Gedanken, halte ich nicht für richtig. Im Spiel mit Kindern ist gerade spontanes, gefühlsorientiertes Verhalten sehr positiv, da es dem Erwachsenen ein Stück Kindlichkeit zurückgibt, er durch das Spiel in die Welt der Kinder miteinbezogen wird.
Ich habe im Kindergarten diese Welt miterlebt. Häufig wurde ich von den Kindern gefragt: Kommst du mit in die Puppenecke? Meist sollte ich dann die Rolle des Kindes übernehmen, während die Kinder die Mutter, den Vater, Krankenschwester ... spielten. Ich wurde liebevoll gefüttert, ins Bett gebracht, getröstet. Dabei war es für mich unwahrscheinlich interessant, im Verhalten der Kinder und in ihren Gesprächen meine eigene Kindheit wieder zu erleben, in ihrer Ausdrucksweise die Eltern gespiegelt zu sehen.
Natascha hat besonders begeistert Mutter - Kind gespielt.
Eine Szene:
Natascha: \"Jetzt ist mal nachts. So, ich deck dich schön zu. Gute Nacht.\" Nach einer Weile (die \'Mutter\' ist noch in der \'Küche\' beschäftigt): \"Wein\' jetzt mal!\" Auf mein Weinen hin kommt sie ins \'Kinderzimmer\': \"War ein Gespenst da? Du brauchst doch keine Angst zu haben, ich bin doch bei dir! Außerdem gibt es gar keine Gespenster. Möchtest du etwas zu trinken?\" Natascha geht in die Küche und rührt im Kochtopf. Ronald und Christian kommen mit Tüchern um Kopf und Oberkörper gewickelt herein. \"Huuuuuh\" Natascha (einen Kopf kleiner als die Jungen) stürzt fuchsteufelswild auf die beiden los: \"Raus hier\" Es gibt doch gar keine Gespenster!!!\" Die Jungen geben auf und spielen ohne Tücher mit.
An diesem, wie auch an vielen anderen Rollenspielen, ist deutlich das Verhältnis zwischen den Kindern und ihren Eltern erkennbar. Natascha zum Beispiel verhält sich ihren \'Kindern\' gegenüber immer tröstend, beschützend, liebevoll. Andere Kinder schimpfen und drohen häufig: \"Bist du jetzt endlich still!\" oder \"Wenn du jetzt nicht artig bist, kommst du sofort ins Bett!\" Die Spiele der Kinder untereinander sind Spiegelbilder der häuslichen Atmosphäre. Dieser Standpunkt kann jedoch nicht als allgemein gültig aufgefasst werden. Ich habe einen Jungen kennengelernt, dessen Verhalten ein krasses Gegenbeispiel zu dieser Auffassung darstellt. Das Verhältnis zwischen Mutter und Kind ist in diesem Fall von sehr großem Verständnis, liebevollem einander zuwenden und Rücksichtnahme geprägt. Im Kontakt mit anderen Menschen ist dieser liebevolle Junge nicht wiederzuerkennen. Er ist aggressiv und bockig, schreit, tobt herum und schlägt andere.
Ich habe den Eindruck, dass der Junge in seinem Verhältnis zur Mutter nur einen Teil seiner Wesenszüge ausleben kann (die liebevoll-zärtlichen). Seiner Wildheit setzt die Mutter nichts entgegen. Daher lebt er sie im Kindergarten aus.

Es ist ungeheuer wichtig, sich einem Kind gegenüber \'normal\' zu benehmen, es als gleichberechtigt zu behandeln. Einerseits den eigenen Gefühlen eine Existenzberechtigung zugestehen, andererseits den Kindern die gleichen Rechte einzuräumen, die man auch für sich selbst in Anspruch nimmt. Ein Kind weder wie eine Seifenblase (oder ein Zuckerpüppchen) zu behandeln, noch es als \'zu bearbeitendes Rohmaterial\' in Angriff zu nehmen. Es ist doch eigentlich ganz einleuchtend, ein Kind ganz einfach als Mensch zu sehen, wie sich selbst. Merkwürdig, dass man immer wieder sieht, welche Konflikte und Kämpfe zwischen beiden \'Parteien\' ausgetragen werden.


ENTWICKLUNG MEINER BEZIEHUNG ZU DEN KINDERN UND DER KINDER ZU MIR

Am ersten Praktikumstag wusste ich nicht so recht, wie ich auf die Kinder zugehen sollte, wie ich mich überhaupt verhalten sollte. Dieses Problem löste sich jedoch von selbst. Die Kinder kamen sofort auf mich zu, fragten: \"Wer bist du denn?\", \"Kommst du morgen wieder\"\" und zu Michael \"Ist das deine Schwester?\". ich wurde in die Spielecken mitgenommen, in alle Spiele miteinbezogen und habe mitgespielt. Eine direktere Einflussnahme auf die Kinder entwickelte sich erst im Laufe der Zeit, nachdem ich die Gruppenleiterin, die Praktikantin und die Kinder besser kannte. Zu Beginn der zweiten Woche habe ich zum Beispiel Bastelarbeiten mit den Kindern übernommen. Mein eher passives Verhalten wurde aktiver.
Während des Praktikums wurde sehr deutlich, wie unterschiedlich sich die Kinder zu mir verhielten. Am ersten Tag kamen gleich einige Kinder, setzten sich zu mir, kamen auf den Schoß, baten mich, vorzulesen. Im Laufe der Zeit konnten sie mich besser einschätzen, lernten mich kennen und begannen, Vertrauen zu fassen. Sie baten mich um Hilfe, erzählten morgens die Ereignisse des vergangenen Tages, bastelten und malten mit mir. Wir lernten uns gegenseitig kennen und gingen aufeinander zu. Meine anfängliche Unsicherheit schwand einem selbstverständlichen Umgang mit den Kindern. Ich merkte, dass eigentlich keine Schwierigkeit bestand, mit den Kindern zu leben, da sie einfach Menschen sind, die man gar nicht unter den Oberbegriff \'Kind\' zu fassen braucht. Ihre Gewöhnung an mich, ihre Beziehung zu mir, wuchs von Tag zu Tag, genauso, wie meine zu ihnen. Die Eindrücke, die ich von den Kindern hatte, wurden vielgestaltiger, lebendiger, bekamen mehr Struktur. Ich konnte mein Verhalten auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten einstellen.
Es war schön zu erleben, wie vertrauensvoll die Kinder in den letzten ein oder zwei Wochen auf mich zukamen, wie die stille, ängstliche Inga, an mich geklammert, doch mit ins Wasser kam, nach einiger Zeit juchzend mit dem Wasserball spielte, wie Larissa, mit der ich in der ersten Zeit wenig Kontakt hatte, eines morgens zu mir kam, wir uns lange und ausgiebig unterhielten, herumalberten und uns dabei prima verstanden, wie die kleine Claudia morgens an der gläsernen Eingangstür auf mich wartete und strahlend \'Anja, Anja\' rief, sobald ich in Sichtweite kam. Ein ausgiebiges Begrüßen und durch-die-Luft-wirbeln folgte darauf. Die Zuneigung, die die Kinder mir entgegenbrachten, hat mir gut getan. Ich habe die Kinder während der Zeit richtig liebgewonnen. Es ist schade, dass gerade zu der Zeit, als dieses Verhältnis zueinander sehr offen, selbstverständlich und vertrauensvoll wurde, das Praktikum sich seinem Ende zu neigte.
Auch für die Kinder ist es meiner Ansicht nach schwierig, sich so oft umzustellen, sich von neugewonnenen Bezugspersonen wieder zu lösen.




Ich hatte bsehr viel Spass an meinem zweimonatigen Praktikum und möchte diese Zeit nicht missen. Ich bekam für das Praktikum keinen einzigen Cent, musste aber in der Bewertung unten etwas angeben, daher bis 250€.
Die Namen der Kinder in diesem Bericht habe ich selbstverständlich geändert.



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31 Bewertungen, 7 Kommentare

  • racheane

    02.02.2009, 11:53 Uhr von racheane
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße........Anne

  • Iris1979

    18.11.2008, 13:31 Uhr von Iris1979
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht. LG Iris

  • superlativ

    22.04.2006, 16:52 Uhr von superlativ
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe gruesse superlativ!

  • anonym

    13.03.2006, 18:59 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...sh...*g*...Lg, Christina

  • Naffy

    13.03.2006, 14:19 Uhr von Naffy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Naffy

  • pjuk

    12.07.2005, 15:05 Uhr von pjuk
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein sehr sehr toller Bericht, hat Spass gemacht Ihn zu lesen! danke

  • diana75

    09.02.2005, 21:30 Uhr von diana75
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich arbeite selbst in einer Kita,altergesmischte Gruppe und finde das dein Bericht den Ablauf des Kindergartens gut beschreibt. Ich wünsche Dir noch viel Spaß und Erfahrung im Umgang mit Kindern. ciao Diana75