Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/r Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  gut
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Nadinevwpolo

Ein Beruf der sehr emotional werden kann!

Pro:

Ein sehr interessanter Beruf der Spaß macht!

Kontra:

Sehr schlechte Bezahlung

Empfehlung:

Ja

Ich begann im Sommer 1998 als einziger Azubi in unserer Kanzlei die Lehre zur Rechtsanwaltsfachangestellten.

Am Anfang dachte ich was mach ich hier überhaupt? Tippen und Ermittlungsakten kopieren. Tolle Sache. So abwechslungsreich.

Ich wusste nicht ob ich das wirklich ein Leben lang machen wollte, aber hartnäckig wie ich war hielt ich durch und wartete ab.

Mit der Zeit lernte ich mit Mandanten umzugehen, egal ob es arrogante reiche Typen waren oder Sozialhilfeempfänger die total lieb waren. Man hat mit jeder Art von Menschen zu tun, egal ob arm, reich oder ausländischer Herkunft.

Ich war beeindruckt, warum Menschen manchmal zum Anwalt gehen, sei es dass es der Papagei der Nachbarn ist, der in der Mittagsruhe schreit oder sei es ein Rechtsstreit von DM 0,15 wobei jede Partei zum Schluss über DM 680,00 zu zahlen hatte.

Ich lernte am Telefon Ausreden zu erfinden, denn meine Chefs nehmen nicht immer alle fünf Minuten ein Telefongespräch. Man fängt an sich Ausreden einfallen zu lassen, das konnte ich zum Beispiel früher auch nicht.

Der Beruf ist sehr interessant, man darf ihn nicht als reinen TIPPSEN-Job sehen, klar man hat mim Computer zu tun, aber es gibt auch noch zum Beispiel die Zwangsvollstreckung, die zu meinem Hauptteil geworden ist. Ich habe eigene Akten und hab gelertnt Verantwortung zu tragen.

Am Anfang hatte ich jedesmal Angst vor den Fristen. Ja nicht vergessen und so. Aber man bekommt das mit der Zeit alles geregelt.

Was mir manchmal sehr ans Herz geht, sind unsere Strafsachen von Vergewaltigung, Demütigungen und die ätzenden Scheidungen wenn Kids dabei sind.

Eine Mutter kam mal mit ihrem 5jährigen Sohn in die Kanzlei zu einer Besprechung. Der Sohn, er hieß Daniel war in der Zeit bei mir im Büro und spielte.

Nach einiger Zeit stand er auf, tippte mir auf die Schulter und sagte: Du, ich möchte nicht, dass mein Papa mir weggenommen wird, ich hab ihn doch so lieb und jetzt seh ich ihn ganz selten.

Mir stiegen Tränen in die Augen, denn wenn so ein kleiner Wurm vor einem steht einen mit hoffnungsvollen Augen ansieht und die Antwort erwartet, nein dein Papa nimmt dir niemand weg.

So Sachen passieren leider immer häufiger. Das ist manchmal sehr schwer aber wie gesagt, in jedem Beruf gibt es solche Nachteile. Bei meinem Beruf ist dies halt der Nachteil.

Ich werde jetzt mein Abitur per Fernschule nachmachen und danach Jura studieren, denn dieser Beruf ist einfach klasse.

Man kann zwar nicht gleichzeitig den Staat und das Recht verteidigen, aber ich denke man kann vielen Leuten helfen.

6 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Humpen77

    06.07.2010, 15:52 Uhr von Humpen77
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht! Ich bin auch eine ReNo und weiß, wovon Du da berichtest!