Runter mit den Spendierhosen - Die Ärzte Testbericht

Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
- Cover-Design:
- Klangqualität:
Erfahrungsbericht von helden_gesucht
Von nackten Unsichtbaren und blauem Püschel
Pro:
Quantität und Qualität, Abwechslung, klasse Tracks, 3 Stimmen, Spaßpunk, viel Humor
Kontra:
manche Tracks zu kurz
Empfehlung:
Ja
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Blaues Püschel? Was ist das jetzt schon wieder für ein Scheiß? So oder ähnlich war meine Reaktion als ich 2000 in einen Plattenladen ging und das neuste Album der „besten Band der Welt“ in den Händen hielt. Plüsch ist sexy und blau gefällt mir sowieso also mitgenommen und daheim angehört.
Die Band
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Es soll auch noch Leute geben, denen die Namen Rodrigo Gonzales, Bela B. und Farin Urlaub nichts sagen. So zum Beispiel meinem Opa. Der meinte nur: Aber was machen die zwei anderen, wenn der eine im Urlaub ist? Er wusste nicht, dass Farin Urlaub der Künstlername von Jan war. Also um solche Missverständnisse auszuräumen hier einpaar kurze Facts.
Die Story der besten Band der Welt beginnt schon 1980 in Berlin. Bela B. alias Dirk Felsenheimer und Farin Urlaub alias Jan Vetter treffen zum ersten Mal aufeinander. „Soilent Grün“ heißt die erste gemeinsame Band bis 1982. Dann ist erst mal Schluss. Mit dem Bassisten Hans \"Sahnie\" Runge werden „Die Ärzte“ gegründet. Die erste EP „Zu schön um wahr zu sein“ ist nie erschienen, allerdings kann man viele der Songs trotzdem irgendwo finden. Der Gewinn des Berliner Senatsrockwettbewerbs ´84 ist der eigentliche Anfang der Erfolgsstory. „Sahnie“ fliegt 2 Jahre später aus der Band und Hagen Liebling kommt in die Band (vor Kurzem im MTV „Die Ärzte – 15 Jahre Netto“ zu sehen). 1993 ist Schluss. Das Abschlusskonzert auf Sylt sollte das Letzte sein, allerdings wagen Bela und Farin mit Rodrigo Gonzalez einen Neuanfang und jetzt beginnen die fetten Jahre!!!
Soviel kurz zur Band.
Das Album
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Wie schon erwähnt ist die CD von einer hellblauen Plüschhülle umgeben. Schon das ist sehr kultig. Aber das Booklet und die Hülle, in der die CD aufbewahrt wird, sind ebenso genial gemacht. Auf der Hülle sieht man die 3 Spaßpunks in einem Waschcenter sitzen. Alle nur in Unterhemd und Badeschuhen. Leider nur von hinten zu sehen. Hinten ist noch ein Warnhinweise der lustigen Sorte zu sehen und die fette Tracklist.
Das 14seitige Booklet besticht durch tausende Fotos. Alle Texte sind drin nachzulesen und auch ein kleiner Merchandisingkatalog. Schon rein optisch macht die Platte viel her.
Tracklist
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#1 Wie es geht
#2 Geld
#3 Gib mir Zeit
#4 Dir
#5 Mondo Bondage
#6 Onprangering
#7 Leichenhalle
#8 Der Optimist
#9 Alles so einfach
#10 N 48.3
#11 Manchmal haben Frauen
#12 Las Vegas
#13 Yoko Ono
#14 Rock Rendezvous
#15 Baby
#16 Kann es sein?
#17 Ein Sommer nur für mich
#18 Rock’n’Roll Übermensch
#19 Herrliche Jahre
...und die Tracks im Einzelnen
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> Wie es geht < - Der Opener der Platte beginnt mit einem schrillen Gitarrenriff. Dann kommt Bela am Schlagzeug und der blubbernde Bass von Rod dazu. „Ich schau dich an und du bist unbeschreiblich schön...“ schon hier wird klar, dass es ein Liedeslied ist über einen Kerl, der nicht weiß, wie er einer Frau sagen soll, dass er sie liebt.
Es war die erste Single der LP und wurde ganz im Stile des Bildes auf der Rückseite gedreht. Alle 3 in Anzügen und Farin als megareicher, schüchterner Yachtbesitzer.
(5/5) -> (3:58)
> Geld < - Der zweite Song beginnt mit rhythmischen Gitarrenakkorden aus der Akustikgitarre. Dann die Stimme von Bela am Mikro „Ich traf eine Frau in einer Disko...“ Jaja, Bela und die Frauen. Eine wohl endlose Geschichte. Nach der ersten, ruhigen Strophe geht es so richtig schön ab. Mit Schlagzeug und Bass im Gepäck geht es dann hörbar lauter und schneller durch den Track. Mit viel Selbstironie und viel Humor geht es dann dem Ende zu.
(5/5) –> (3:44)
> Gib mir Zeit < - „Baby, ich will heut nicht mit dir schlafen...“ hört man Farin gleich am Anfang lauthals brüllen. Der Song ist relativ schnell und auch schön rockig gehalten. Es gibt nur einpaar kleine Stellen, an denen Bela mit seinem Schlagzeug ein wenig zu weit aufdreht und dadurch kaum noch die Gitarrenriffs von Farin zu Rod zu hören sind.
(4/5) -> (2:08)
> Dir < - Dieser Song ist ein sehr ruhiges Stück und kam mir vorher ziemlich bekannt vor, aber es ist eine Neukreation der Spaßpunks. Bela leiht hier seine Stimme. Ein super geniales Stück mit sinnlichen Melodien und mystischen Gitarrenklängen, doch der Refrain ist schon kräftig und emotional gehalten. Eine wirklich schöne Liebeserklärung. Geheimtipp!
(5/5) -> (3:39)
> Mondo Bondage < - Hier wieder der totale Umbruch zu rockigeren Riffs und fetten Klängen. Erstes Stück von Rod. Nachdem man von Anfang an mit lauten Gitarrenriffs bombardiert wird, geht es dann erst mal weiter mit einer starken Bassbegleitung und immer wieder die Grundriffe vom Anfang. Schöner Abreagiersong.
(5/5) -> (3:01)
> Onprangering < - Langsam hört man von Fernem Percusions kommen. Dann setzt das unvergleichliche Gitarrenriff ein. Sehr simpel, aber einfach nur geil. „Und das prangere ich an...“ Farin philosophiert eher aus Scherz als aus Ernst über verschiedene Dinge, die ihm einfach mal auf den sack gehen. Einfach nur zum Totlachen.
(5/5) -> (3:53)
> Leichenhalle < - Der Track ist lang nicht sooo düster, wie es der Titel vermuten lassen mag. Bela gibt zwar alles mit seiner Evil-Stimme, doch irgendwie kommt nach „Onprangering“ nicht wirklich eine düstere Stimmung auf. Der Song ist auch mit vielen Dingen gespickt, die einfach nur zum Lachen sind. Zum Beispiel: am Ende hört man die Schlümpfe mitsingen.
Sehr lustig.
(5/5) -> (3:51)
> Der Optimist < - Au ja.... eines der genialsten Lieder auf der LP. Bela beginnt eigentlich ganz ruhig zu singen, doch langsam steigert sich die Musik im Hintergrund. Ein Song, der so richtig schön ironisch und in der „Leck-mich-am-Arsch“ – Stimmung gehalten ist. Der Optimist ist hier wirklich nur ironisch gemeint, denn der Typ im Song hat eigentlich nichts, was sich als optimistisch darstellen lassen würde. Geniales Ende, muss man gehört haben...
(5/5) -> (2:36)
> Alles so einfach < - Und wieder ein Song zum Runterkommen. Sehr smoothe Stimmung durch einen Mix aus südlichklingender Gitarre, sanftem Schlagzeug und Posaunenklängen. Einfach ein Song zum Mitschwingen und zum Mitsingen.
(5/5) -> (4:25)
> N 48.3 < - Wer „Kopfhaut“ kennt, der wird den Charakter dieses Songs nachvollziehen können. Sehr schneller Track und voll auf Humor getrimmt. Farin singt, wie ein Diskoabend auch enden kann. Zuerst mit einer Frau abziehen, die wenige Holz vor der Hütte hat, dann eine Transe und zum Schluss doch noch die Richtige gefunden und dann selbst vergeigt. Dumm gelaufen! So wohl auch die Message des Songs...
(5/5) -> (2:51)
> Manchmal haben Frauen < - Eine weiter Single aus dem Album. Als ich den Track das erste mal hörte, dachte ich mir so: „What the hell is that? Sind die jetzt total abgedreht?“ Doch nachdem ich den Song mehrmals gehört hatte, fand ich ihn einfach nur geil. So geil, dass ich ihn auch bei uns im Musikkurs zum Besten geben musste. Ein sehr ruhiger Track, der sich fast ausschließlich auf die Gitarrenakkorde stützt und auf belas Stimme. Dies ist der zweite Song auf der Platte, bei dem eine Frau mitwirkte. Über den Sinn des Songs kann man immer noch streiten.
(5/5) -> (4:13)
> Las Vegas < - „Doch zum Glück gibt es Las Vegas...“ und dann geht es auch schon im flotten Galopp im Wildwest-Stil durch den Track. Ebenfalls ein sehr kultiger Track mit einer von Belas besten stimmlichen Leistungen. Auch wenn der Text, wie so oft, sehr viel geistigen Dünnschiss beinhaltet, der jedoch einfach nur lustig ist. Aber es ist eine andere Seite der LP und zeigt, wie gern die 3 experimentieren. Nur etwas kurz.
(5/5) -> (1:49)
> Yoko Ono < - Jetzt werden wieder die harten Saiten aufgezogen. Diese Single wird sicher fast jeder kennen. Es ist wohl die kürzeste, die je in die Charts auf solch hohe Plätze kletterte. Gerade mal eine halbe Minute spielt hier die Musik und länger war auch nicht der Clip dazu.
(5/5) -> (0:30)
> Rock Rendezvous < - Auch ja! Noch eine supergeniale und superlustige Entdeckung des Albums. „Yoko Ono“ könnte irgendwie die Einlaufphase für den Track gewesen sein. Anfangs könnte man noch denken, dass Bela über Freundschaft oder Liebe singt. Doch dann die Ernüchterung im Refrain: „Farin.... ich will dich ficken...“ als ich das zum ersten mal hörte und dann noch die Geräusche dazu – zum Kaputtlachen. Am Ende muss wiedermal der Bassist Rod unter den beiden leiden. Alle 3 Sänger wirken mit!
(5/5) -> (4:08)
> Baby < - Dieser Song scheint wieder die Rückkehr zu ernsthaften Texten zu sein. Sehr ruhige Einleitung, fast etwas melankolisch und bedrückend. Doch dann merkt man schon, dass es wieder in die lustige Richtung geht. Und spätestens wenn Farin singt: „Geht Schweinen einen Chance“ und „Iss lieber einen Menschen.“ Ist es wieder soweit, dass man lachend am Boden liegt. Genialer Track.
(5/5) -> (4:32)
> Kann es sein? < - Rods zweiter Song auf der Platte. Sehr countrymäßig gehalten, doch dann im Chorus findet der Song zum Spaßpunk zurück. Dann geht es wieder mit fetten Chorden und einem treibendem Beat durch die Verse. Besonder geil fidne ich hier das Solo, was zwar wie immer um Stunden länger sein könnte, aber trotzdem geil.
(5/5) -> (2:47)
> Ein Sommer nur für mich < - „Endlich kommt der Sommer wieder...“ dieser Song war der totale Bringer beim „15-Jahre-Netto“ – Gig in Berlin. Zehntausende Fans machten mit beim „gegen-Nazis-wedeln“. Auch wieder ein eher lustiger Track, aber sicher mit einem Schuss Ernsthaftigkeit.
(5/5) -> (2:51)
> Rock’n’Roll Übermensch < - Und die letzte Single der Platte. Mir hat der Track gleich beim ersten Hören total gefallen. Abgedrehte Musik im Hintergrund und ein ebenso ungewöhnlicher Text von Bela. Auch ungewöhnlich der Videoclip. Schlecht Qualität zwar, aber so auch sehr authentisch. Die 3 Spaßpunks als Schlagerfutzies bei einer Möbelhauseröffnung. Und Bela wächst und wächst. Einfach nur zum Totlachen.
(5/5) -> (4:47)
> Herrliche Jahre < - Zunächst tief brummender Bass, dann die Auswüchse am Schlagzeug und in der Gitarre. Dieser Song ist von der Musik her einfach super gelungen. Farins Stimmchen wird schön verzerrt und klingt so etwas sonderbar, aber passt zum Track. „Das Leben ist ne Party...“ so der einfach Hintergrund. Super Abschlusssong.
(5/5) -> (3:52)
Fazit
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Habe ich schon erwähnt, dass das Album einfach nur Spitzenklasse ist?! Es besticht nicht nur durch Quantität (19 Tracks), sondern auch durch Qualität und Abwechslung. Leider ist mancher Track etwas kurz ausgefallen und die „kürzeste Single der Welt“ der „besten Band er Welt“ ist auch drauf. Mich verwundert es, dass manche Leute, diese Scheibe nicht kennen. Sie fällt doch auf! Der Plüschmantel ist kultig und der Name... der sagt alles!
Ich kann es allen Fans und Nichtsfans nur wärmstens empfehlen.
31 Bewertungen, 6 Kommentare
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12.12.2008, 18:45 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreich::::Liebe Grüsse::::
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09.12.2008, 08:38 Uhr von Jerry525
Bewertung: sehr hilfreichEinen lieben Gruß vom JERRY
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05.10.2008, 01:57 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße Werner
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27.05.2008, 16:19 Uhr von misscindy
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich, lg Sylvia
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30.05.2004, 01:17 Uhr von Packer
Bewertung: sehr hilfreichDoch der Bericht gefällt mir sehr informativ und Interessant LG michael
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29.05.2004, 22:54 Uhr von April
Bewertung: sehr hilfreichSehr schöner Bericht! Die Ärzte waren, sind und bleiben einfach cool! LG April
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