Desperados Testbericht

Es gibt Wörter, die sind so erfrischend, wie Getränke.

Flaschenhals ist ein schönes Wort. Nicht nur, dass es das einzige Wort war, dass der Autor David Sedaris in der Landessprache von sich zu geben wusste, als er nach Frankreich zog. Nein. Flaschenhals, das ist so ein Wort, dass nach Sicherheit klingt. Woran soll man sich denn sonst festhalten, wenn man merkt, wie die Welt neben einem wegbröselt. An einem Flaschenhals einer leckeren Flasche Bier.

Haltbar bis Ende: siehe Flaschenhals steht auf dem Etikett der Desperadosflasche. Neben Corona, Sol und San Miguel gehört Desperados zu den trendigsten Sommerbieren. Dabei sollte man gerade im Sommer vorsichtig sein mit solch Gesöff. Ist man aber nicht, denn wer in der Sonne brät, will auch gern, dass der Verstand aussetzt, sonst denkt der vermutlich nur zu oft an Ozonlöcher, Hautkrebs und andere Geschlechtskrankheiten.

Desperados ist ein Bier, welches man getrost in die Alkopops-Ecke schieben darf. Dank des Schusses beigemengten Tequila, der das Bier auf 5,9% Alkoholgehalt hochdreht, lässt Desperados schnell den Geist dahindämmern. Kalt serviert wirkt es anregend, erfrischend und in der Sonne getrunken, wie die Erlösung lang anhaltenden Durstes. Wenn man durch die Wüste irrt - oder wenigstens durch die Düne hinterm Strand und die ewig wiederkehrende langweilige Fata Morgana, die längst schon da ist, bevor man den ersten Sand zwischen den Zähnen hat, einen Kühlschrank auftauchen lässt, was ist dann wohl in seinem Innern? Richtig. Coca Cola. Die beherrschen den Markt für Fata Morgana-Kühlschränke. Aber stellen Sie sich doch mal vor, da läge neben der Zuckerbrause auch noch eine Flasche Bier. Kühles aromatisiertes erfrischendes helles Desperadosbier? Ich glaube ich würde instinktiv zum Bier greifen.

Mit einer Flasche Tequilabier in der herunterbaumelnden Hand liegt es sich bequem im Liegestuhl, jenem angesagtestem draußen-herumlümmel-Sitzmöbel der Sommer im jungen Jahrhundert. Überall, in Städten, die Flüsse durchlassen, sitzt der Zeitgeist in Liegestühlen und trinkt Tequilabier. Das Desperados ist dabei leider nicht so häufig an den Ausschanktresen zu finden, wie Marktführer Corona, aber einen Liegestuhl im Garten und eine Kiste Desperados aus dem Kaufland, das bekommt man schon irgendwie hin.

Ich weiß, was Sie denken. Und Sie haben recht. Der Schreiber dieses Artikels hat bereits drei Flaschen Sommerbier im Kopf, liegt in der Sonne und lässt es sich gut gehen. Doch genau dafür ist dieses Bier geschaffen worden. Um es sich gut gehen zu lassen, easy drauf zu sein und seinen Durst zu löschen.

Im wesentlichen unterscheiden sich diese Tequilabiere, wie Sol, Corona und Desperados kaum von einander. Gebraut wird das Bier, wie auch andere Tequilabiere am denkbar undenkbarsten Ort dafür - in Frankreich und dann auch noch im Elsass. Das ist etwa so, als würden die Isländer die besten Bikinis stricken. Aber irgendwie haben die Lothringer ein gutes Händchen für Getränke, denn schließlich stammen dort auch erfolgreiche Mineralwasser und ein paar angesehene französische Weißweine her. Und mit dem Sommerbier liegen sie im Trendsetten ganz schön weit vorn. Das will ich jedenfalls so behaupten, während ich mit einer Hand den Text tippe und mit der anderen den Flaschenhals umklammere.

Raileigh für yopi, ciao und raileigh.de