Take a look in the Mirror - KoRn Testbericht

Auf yopi.de gelistet seit 02/2004
- Cover-Design:
- Klangqualität:
Erfahrungsbericht von hlemmur
Jingle Balls
Pro:
Bonus DVD, Aufmachung
Kontra:
Die Songs selbst?
Empfehlung:
Ja
„Issues“ war trotz allem irgendwie ein tolles Album. Bei „Take A Look In The Mirror“ bin ich mir da nicht so ganz sicher.
Die Geschichte von Korn verfolge ich eigentlich schon seit den Anfängen 1994. Ich würde mich nicht unbedingt als beinharter Fan bezeichnen, aber habe trotzdem alle Scheiben und sonstigen Schnick-Schnack (Singles, Raris, etc.) von den Jungs im Schrank stehen und hör mir das Zeug auch ziemlich gern an. Was ich an Korn so faszinierend finde: Korn sind Korn. Und sonst nichts. Trotzdem haben sie eine ganze Generation von jungen Musikern beeinflusst und eine neue Welle ins Leben gerufen, ohne je wirklich dazuzugehören. Korn standen schon immer abseits und hatten immer ihre eigenen Ideen. Innovativ, originell, musikalich – trotzdem massentauglich. Immer auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Kommerz.
Die Sternstunden waren in meinen Augen bisher „Follow The Leader“ (welches Korn auch den endgültigen Durchbruch in Europa bescherte) und „Untouchables“. Das selbstbetitelte Debüt und „Life Is Peachy“ haben zwar auch ihre Reize (z.b. „Blind“ oder „Good God“), sind jedoch mehr Mittel zum Zweck, als der Ausdruck künstlerischer Aktivitäten. „Follow The Leader“ ist ein Klassiker, ohne jeden Zweifel. Richtig groß und verdammt stimmig. Kein einziger schwacher Song. Außerdem fackeln Korn ein riesiges Feuerwerk an Ideen ab, welches mich auch noch fünf Jahre nach Veröffentlichung fasziniert (unter anderem wurde ein gewisser Fred Durst als Gastsänger bei „All In The Family“ erstmals einem größerem Publikum vorgestellt – zumindest, was den europäischen Markt angeht). Auf „Untouchables“ entdeckten Korn ihre Liebe zu Eighties-Synth-Pop wieder (was natürlich meiner Vorliebe für alte New Order-Schinken entgegen kommt) und mixten großartige Refrains mit verdammt tiefen, Death Metal-kompatiblen Riffs und einer bahnbrechenden Produktion. In meinen Augen ein ziemlich unterbewertetes Album, sowohl was die Reaktionen seitens der Presse, als auch die Verkaufszahlen angeht.
Das komische an „Take A Look In The Mirror“ ist, dass ich nicht genau sagen kann, was mich an der Scheibe eigentlich stört. Ich habe sie mir mehrmals angehört, in der Hoffnung, dass ich irgendwann mal nachvollziehen kann, was mir Korn mit dem Material eigentlich sagen wollen. Letztlich hab ich viele tolle Songs auf der Scheibe entdeckt, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass mich keine Korn-Scheibe zuvor weniger berührt hat. Schade.
„Right Now“, die zweite Single, ist grandios. Anfangs wirkt der Song etwas unspektakulär, doch spätestens nach ein paar Durchläufen mausert sich das Ding zu einem göttlichen Ohrwurm. Kurz und knackig, gut auf den Punkt gebracht. Man beachte vorallem das sehr coole Video, welches Korn zu dem Stück abgedreht haben. Leider hat MTV das Ding aus dem Programm genommen (irgendwie zurecht, das Teil ekelt wirklich an – doch das ist gerade das Tolle daran). „Counting On Me“ ist ein pathetischer Korn-Brecher, wie er genauso auf „Untouchables“ hätte stehen können. Gefällt mir außerordentlich gut und ist auch ein ziemlicher Ohrwurm. Bleiben noch „Did My Time“ (sollte eigentlich jeder kennen), ebenfalls ein richtig guter Song, und „I´m Done“, welches sein Aroma allerdings erst gegen Ende entfaltet (göttliches Break!). Was alle Welt gegen „Play Me“ (feat. Nas) hat, versteh ich nicht so ganz. Der Song ist zwar nicht gerade eine Sternstunde, aber letztlich ein solides Stück Musik und lange nicht so HipHop-lastig, wie man teilweise lesen konnte. Was sich Korn allerdings bei „Ya´ll Want A Single“ gedacht haben, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben. Bis zur Mitte hin ist das Liedchen quasi unerträglich, gegen Ende wird´s zum Glück solider. Insgesamt einer der schwächsten Songs, die Korn je aufgenommen hat. Da sollte man lieber das Mäntelchen des Schweigens drüber legen.
Was ich auch nicht verstehen konnte, ist dieses ganze „Back To The Roots“-Gelaber. Meiner Meinung nach gehen Korn kein Stückchen Back To The Roots. Lediglich das Bassgeschepper von Fieldy ist wieder etwas mehr in den Vordergrund gemischt worden. Das ist alles, was „Take A Look In The Mirror“ mit einem Album wie „Life Is Peachy“ gemein hat. Meiner Meinung nach hört man immer noch überdeutlich die Einflüsse von „Untouchables“ raus, was auch das Geschwätz von wegen Korn wären jetzt härter und Metal-lastiger als je zuvor ad absurdum führt. Die Scheibe ist insgesamt relativ poppig, die Riffs auf „Untouchables“ waren genauso heftig und jeder ordentliche Scheuklappen-Metaller wird immer noch das Weite suchen, wenn er mit dieser Scheibe konfrontiert wird. Lediglich die Produktion, um die sich diesmal Sänger Jonathan Davis höchstpersönlich gekümmert hat, rückt die Scheibe in ein etwas düsteres Licht, weil die Scheibe zwar immer noch drückt, der Sound insgesamt aber natürlich nicht so sauber, wie die vier Millionen Dollar-Produktion von Michael Beinhorn auf „Untouchables“ tönt.
Fakt ist: „Take A Look In The Mirror“ kann nicht genügend Akzente setzen. In welcher Hinsicht auch immer. Die Songs sind gut, der Sound ebenfalls, das Artwork grandios – und trotzdem fehlt der CD das gewisse Etwas.
Vielleicht schließe ich ja irgendwann mal noch meinen Frieden mit der Scheibe, aber ich glaube es kaum. Naja, letztlich muss man Korn nach fünf guten bis sehr guten Alben auch mal einen kleinen Ausrutscher zugestehen. Ich setze meine Hoffnungen dann einfach in Album Nr. 7 – und hoffe, dass Korn bis dahin wieder zu sich gefunden haben und wissen, was sie wirklich machen wollen, denn stellenweise erscheint mir „Take A Look In The Mirror“ doch ein wenig wie ein verzweifelter Schnellschuss, um die schlechten Verkaufszahlen von „Untouchables“ zu kompensieren. Vielleicht ist es das, was den Spirit der Scheibe verwässert hat.
Ich würde nicht unbedingt von einer Enttäuschung sprechen, dafür sind die Songs teilweise zu stark, aber richtig befriedigt bin ich auch nicht.
------------------------------------------------------
KORN - Take A Look In The Mirror (Immortal/Epic, 2003)
01. Right Now
02. Break Some Off
03. Counting On Me
04. Here It Comes Again
05. Deep Inside
06. Did My Time
07. Everything I´ve Known
08. Play Me (feat. Nas)
09. Alive
10. Let´s Do This Now
11. I´m Done
12. Ya´ll Want A Single
13. When Will This End
30 Bewertungen, 8 Kommentare
-
19.03.2006, 17:08 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichUnd schon gegengelesen... LG, Marianne ;-)
-
19.03.2006, 16:44 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreich*** sh & Lg *** Christina :)
-
19.03.2006, 16:35 Uhr von Ilka123
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüsse, Ilka :-))
-
19.03.2006, 16:23 Uhr von sascha6525
Bewertung: sehr hilfreichlg, Sascha6525
-
19.03.2006, 16:09 Uhr von Nathalie
Bewertung: sehr hilfreichsh von mir
-
09.03.2006, 19:03 Uhr von Naffy
Bewertung: sehr hilfreichGruß Naffy
-
03.03.2006, 17:47 Uhr von skorbut
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
-
02.03.2006, 13:08 Uhr von Connector
Bewertung: sehr hilfreichDanke für deine Lesung und zur Belohnung folgt auch gleich eine Gegenlesung. LG an Dich!
Bewerten / Kommentar schreiben