Theorien Testbericht

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Erfahrungsbericht von Indigo

Ich krieg Dich noch ins Bett!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich krieg Dich noch ins Bett!

Die meisten, die Kinder haben, werden das kennen. Ich bin nicht müde, ich will noch nicht ins Bett, ich will auf bleiben u.s.w. Alle noch so vernünftigen Argumente finden in dieser Situation zumeist kein Gehör. Letztendlich ist es vielfach eine Frage der Geschicklichkeit, wem es im Einzelfall gelingt, dass der Sprössling ins Bett geht. Manchmal, aber nur manchmal hat es auch tatsächlich etwas mit der Müdigkeit des Kindes zu tun. Grundsätzlich können wir aber froh sein, dass das Schlafbedürfnis durchaus unterschiedlich sein kann.

Es gibt Menschen, die brauchen ihre acht Stunden Schlaf, anderen wiederum reichen sechs Stunden völlig aus während wieder andere unter neun Stunden Schlaf nicht anzusprechen sind. Schlafgewohnheiten sind Gewohnheiten. Gewohnheiten sind gelernt, können somit auch verlernt bzw. modifiziert umgelernt werden.

All dies wäre ja gar kein Problem, wenn wir nicht morgens wieder aufstehen müssten. Es geht folglich in der Regel indirekt darum, wann wir aufstehen müssen. Viele, die eine normale 5 Tage Woche haben, werden die Situation kennen: Freitagabend ist man einfach nicht so früh müde wie an den anderen Wochentagen. Warum nicht? Ganz einfach: Samstag können wir ausschlafen! Spätestens an dieser Stelle deutet sich an, dass sehr wohl psychologische Aspekte eine Rolle spielen. Wie wichtig ist im jeweiligen Einzelfall das Folgeereignis am nächsten Morgen, um die Müdigkeit am Vorabend einzuschätzen und wie kann man dies beeinflussen?

Ich möchte ein Beispiel aus der Psychologie einfügen, welches die scheinbare Paradoxie illustriert.

Eine Studentin schafft es in unserem Fallbeispiel regelmäßig nicht, die 8.00 Uhr-Vorlesung an der Universität zu besuchen. Regelmäßig stellt sie sich den Wecker auf sieben Uhr, wird wach, steht nicht auf und schläft wieder ein. Ein guter Freund – lassen wir ihn in unserem Beispiel Psychologie studieren – diskutiert dieses Problem mit der Studentin.

Sie treffen im Ergebnis folgende Vereinbarung: Die Studentin stellt ihren Wecker weiterhin auf 7.00 Uhr. Klingelt der Wecker, kann sie entscheiden, ob sie aufsteht und zur Vorlesung geht oder nicht. Steht sie nicht auf und geht demnach nicht zur Vorlesung, soll sie den Wecker auf 9.30 Uhr stellen, beim Klingeln aber verbindlich bis 11.00 Uhr im Bett liegen bleiben. Danach kann sie tun, was sie will.

Am ersten Tag klingelt der Wecker, die Studentin wird wacht, entscheidet, dass sie weiter schlafen will und stellt den Wecker auf 9.30 Uhr vor. Um 9.30 Uhr wird sie wieder wach, bleibt wie vereinbart im Bett, wartet darauf, dass es 11.00 Uhr wird und steht dann auf.

Am zweiten Tag geschieht das Gleiche wie beim ersten Mal, doch die Studentin langweilt sich nun schon im Bett. Sie empfindet das Warten bis 11.00 Uhr als langweilig.

Am dritten Tag empfindet sie die Langeweile als äußerst unangenehm und ab dem vierten Tag wird sie deutlich vor dem ersten Klingeln des Weckers, also kurz vor sieben wach, steht auf und geht zur Vorlesung.

Was ist passiert? Die Studentin hat eine Vereinbarung getroffen, die sie schon vorher stets erfüllt hatte. Nun, als es formal als vereinbart galt, war es äußerst schwierig, es einzuhalten. Auch wenn sie sich Wochen oder Monate genau so verhalten hatte, fiel es ihr nun nach wenigen Tagen schwer, sich weiterhin entsprechend zu verhalten. Lieber ging sie ab sofort pünktlich zur 8.00 Uhr-Vorlesung als sich verbindlich im Bett zu langweilen.

Indigo wünscht allen Eltern, Pädagogen und Hobby-Psychologen viel Vergnügen in der Übertragung des Fallbeispiels auf individuelle Alltagssituationen.


Indigo 2005

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