Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
GLS: "Got Lost, Sucker?" (deutscher Titel: "Wenn der Doofmann zweimal klingelt")
Pro:
Rituale sind wichtig
Kontra:
Weihnachtsbäume und Silvesterraketen sind mir lieber
Empfehlung:
Nein
Der GLS-Mann ist ein vertikal benachteiligter ausländischer Mitbürger. Ich sage das nicht, weil es für das, was ich schildere, von Bedeutung wäre. Ich sage das nur, weil mir die Merkmale „männlich, klein, südländischer Typ“ ins Auge fallen und mir dazu dienen, den GLS-Mann zu identifizieren, wenn von ihm die Rede ist („War es wieder der kleine Türke?“ „Ja. Wer sonst?“) Meinetwegen könnte die GLS-Person auch weiblich, langbeinig und walkürenblond sein. Hier geht es nicht um Nationalität oder Geschlecht. Hier geht es nicht um Merkmale, die diskriminieren. Sondern um solche, die Menschen gleich machen. Wie zum Beispiel ihre Herkunft aus Dummsdorf; und langsam glaube ich wirklich, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Paketdienstes GLS sämtlich von dort stammen.
Das Ritual ist stets das gleiche, und es beginnt damit, dass es an der Tür klingelt. Mittlerweile habe selbst ich es gelernt, die Gegensprechanlage bestimmungsgemäß zu nutzen. Ich gebe das Gespräch, das sich fast wöchentlich zwischen dem GLS-Mann (kursiv) und mir (fett) ergibt, im Folgenden wörtlich wieder.
„Ja bitte, hallo?“
„Ein Paket!“
„Ok.”
„Welche Etage?”
„Zweite.”
„Dritte?“
„Z-W-E-I-T-E.“
Das Ritual ist ohne dieses wiederholte Frage-und-Antwort-Spiel wirklich nicht komplett. Ich weiß zwar nicht, warum es dem GLS-Mann so überaus wichtig ist. Denn die Namen der Hausbewohner stehen a) unten am Haus an den Klingelschildern und b) außerdem im Aufzug. Spätestens im Aufzug müsste sich alles, was es an Nachfragen gibt, quasi von selbst beantworten, denn im Aufzuginneren sind Namen und Stockwerke einander zugeordnet. Da ich im zweiten Stock wohne, steht neben meinem Namen eine zwei (in Zahlen: 2).
Nun betätige ich den Türöffner, und es geschieht, was immer geschieht. Der GLS-Mann fährt mit dem Aufzug in die dritte Etage. Dort kann etwas Variation ins Ritual kommen – entweder klingelt der GLS-Mann bei den Nachbarn im dritten Stock und lässt sich von denen treppabwärts expedieren oder ich brülle Dinge wie „Zwei!“ oder „Hier! Zweite Etage!“ durchs Treppenhaus. Der GLS-Mann trappelt dann ins zwote Geschoss, drückt mir ein Paket in die Hand, lässt mich auf einem dieser neumodischen Apparillos mit einem Lichtgriffel meine Unterschrift leisten und sucht eilends das Weite bzw. den Hausausgang.
Danach schaue ich dann auf das Etikett, das auf dem Paket klebt. Und stelle fest, dass es tatsächlich für mich bestimmt ist (das ist in geschätzten. 50% aller Fälle der Fall) – oder dass es für die Leute in der dritten Etage bestimmt ist, die den GLS-Mann gerade zu mir geschickt haben.
Meine Vermutung: Um meine im hohen dreistelligen Bereich angesiedelte Hausnummer zu finden, klingelt der GLS-Mann sich wahrscheinlich auch jede Woche durch die gesamte Straßenzeile und arbeitet sich langsam und nach dem Prinzip „Trial and Error“ mit Hausnummer 1 beginnend hoch.
R e s ü m e e
Sowohl im privaten wie im beruflichen Kontakt mit Mitarbeitern des Paketlieferdienstes GLS habe ich wiederholt den Eindruck gewonnen, dass es sich bei ihnen um Menschen handelt, die auf dem so genannten ersten Arbeitsmarkt eigentlich keine Chance haben dürften. GLS-Mitarbeiter erlebe ich als mehrheitlich schwer von Begriff, leseschwach und unzuverlässig. Die Zustellung von Paketen an Adressen erfolgt in hohem Maße willkürlich, und es scheint Mitarbeitern von GLS ziemlich einerlei zu sein, an welche Adresse ein Paket von ihnen ausgeliefert und wem es ausgehändigt wird. Da kann ein Paket an Müllers aus dem siebten Stock auch bei Schulzens im Parterre landen – was in meinen Augen nicht weiter schlimm wäre, so lange GLS-Menschen fragen würden, ob Schulzens aus dem Parterre ein Paket für Müllers aus dem siebten Stock annehmen würden. Meinem GLS-Mann scheint aber gar nicht klar zu sein, dass es solche Unterschiede gibt, und auch auf Hinweis scheinen sie ihn nicht sonderlich zu interessieren. Fazit: Ich habe es aufgegeben, dem GLS-Mann die Feinheiten seines Jobs zu erklären und nehme wahllos an, was er mir an Paketen in die Hand drückt. Und weiß seitdem, dass Müllers einen ausgezeichneten Geschmack haben, was Weine betrifft, und dass Frau Schulze unterm Faltenrock gewagte Höschen aus roter Spitze trägt, die sie bei einem Flensburger Versandhaus bestellt.
44 Bewertungen, 12 Kommentare
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12.09.2011, 13:36 Uhr von julinchen1979
Bewertung: besonders wertvollDas ist mir mal ein bw wert! Bei der Post in Würzburg wird aber auch die gesetzliche "Behindertenquote" erfüllt (ganz subjektiver Eindruck). Nachbar xy ist nicht zu Hause, und weil es keinen Aufzug gibt klingelt man bevorzugt im Parterre, also mir. Da ich aber nur selten Pakete erwarte und kein Entgelt als "registrierte Zweigstelle des DPD" erhalte, damit ich die Lieferungen der Nachbarschaft lagere, bleibt die Tür zu wenn ein gelbes Auto vorm Haus parkt. Da man bei mir geklingelt hat wird auch schon mal mein Namer vermerkt wo Nachbar sein Paket holen kann, dieser steht dann mit dem Schein vor mir und ich darf glaubhaft versichern dass ich nichts habe und keine Auskunft geben kann was damit geschehen ist. Oder man kommt vom Einkaufen und trifft am Eingang den Zusteller (wieder mit gelbem Auto und blauer Uniform) und weiß natürlich ob Nachbar z zu hause ist und sein Paket in Empfang nehmen kann - woher bitte? Ich war unterwegs, und auch sonst hab ich besseres zu tun als aus dem Fenster zu schauen und Buch zu führen wer wann das Haus verlässt oder zurückkommt. LG Judith
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08.01.2007, 11:59 Uhr von krullinchen
Bewertung: sehr hilfreich(¯`•.¸*sh*¸.•´¯) *lol*
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02.01.2007, 00:59 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichsh + Gesundes, neues Jahr! LG Anett
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30.12.2006, 19:56 Uhr von tanja2003
Bewertung: sehr hilfreich~~~ sh ~~~ und einen guten Rutsch ins Jahr 2oo7 wünscht Tanja
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30.12.2006, 14:15 Uhr von andrea30b
Bewertung: sehr hilfreichEin gesundes neues Jahr wünscht dir andrea30a .
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30.12.2006, 11:52 Uhr von Sayenna
Bewertung: sehr hilfreichsh :-)
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30.12.2006, 01:44 Uhr von LittleSparko
Bewertung: sehr hilfreichlg, daniela
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29.12.2006, 22:07 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan ;>))))
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29.12.2006, 21:05 Uhr von doeter
Bewertung: sehr hilfreichErst vor wenigen Stunden wollte ein junger Mann aus diesem Verein bei uns im Büro diverse Pakete loswerden, die für ein allseits unbekanntes weibliches Wesen waren. Er hat sich dann aber doch unverrichteter Dinge trollen müssen.
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29.12.2006, 20:56 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh, LG Biggi :-)
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29.12.2006, 13:27 Uhr von NancyNoack
Bewertung: sehr hilfreich~°~*~°~ Guten Rutsch ins Jahr 2007 ~°~*~°~
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29.12.2006, 12:42 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh :o)
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