Über Themen mit G Testbericht

ab 164,55
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von kornix

Ein Geburtstag der besonderen Art

Pro:

Interessante Beobachtungen

Kontra:

Hunger und Durst (Bei diesem Jubeltag)

Empfehlung:

Ja

Alle Jahre wieder, in einem regelmäßigen Turnus, werden Geburtstage gefeiert, zelebriert, begangen, oder einfach nur im Kalender abgehakt. Im Allgemeinen sind solche Feste schöne Anlässe, sich gegenseitig zu erzählen, daß man ja gar nicht älter geworden ist, und daß man immer noch so gut aussieht, wie im letzten Jahr. Vorneherum jedenfalls. Hintenrum sind solche Feste schöne Anlässe, sich gegenseitig zu erzählen, daß die anderen ja so viel älter geworden sind, und daß sie schlimmer aussehen, als jemals zuvor

So in etwa lief die letzte Geburtstagsfeier ab, die ich miterleben durfte:

Es begab sich aber zu der Zeit..., oh, nein, so kann ich hier nicht beginnen, denn dieser Geburtstag fand im Sommer statt. Der Bruder der Freundin der Frau unseres Hausmeisters wurde also laut Kalender ein Jahr älter. Fragt mich bitte nicht, wie alt er jetzt wurde, ich glaube, daß weiß niemand mehr so genau. Ich muß sagen, daß ich eigentlich nichts dagegen habe, auf Geburtstage zu gehen. Wo sonst kann man für eine Schachtel Zigarren der unteren Preisklasse umsonst essen und trinken? Eben, nirgends! Also ließ ich mich breitschlagen und ging an jenem Tag mit.

Auf dem Holzkohlegrill drehte sich ein Rollbraten, und obwohl es ein heißer Tag war, wurde nicht auf der Veranda getafelt, sondern in der Wohnküche. Hm, dachte ich, nö, ich schnappe mir dann den Teller und gehe raus. Und so begann ein Geburtstagsfest der besonderen Art, auf dem ich nicht wußte, ob ich mich darüber amüsieren soll oder nicht?

In der Menge mußte ich als erstes das Geburtstagskind lokalisieren, schließlich will ich meine Anwesenheit hier wenigstens legalisieren, Hand geben, Guten Tag, Alles Gute zum Geburtstag, Häppy Börsdey tu ju, Häppy Börsdey tu ju, Häppy Börsdey Häppy Börsdey, Häppy Börsdey tu ju. Und jetz einen guten Platz gesucht und beobachtet.

Ich saß so für mich auf der Veranda, und harrte der Dinge, die da kommen würden, wußte ich doch, daß Organisation hier ein Fremdwort ist. Ich starrte auf den Grill, und die Hitze der Holzkohle sorgte für den furiosen Einstieg :

Durst! Trockene Kehle! Staub auf der Zunge! Ich fragte nach etwas zu trinken, allerdings ungern, ich warte im Allgemeinen ab, ob ich etwas angeboten bekomme. „Habt ihr ein Bier für mich?“ „Bier? Haben wir keins geholt! Cola, Fanta, Mezzo-Mix....“ Da dieses süße Zeug meinen Durst noch vergrößern würde, lehnte ich ab und fragte nach etwas anderem. „Wein vielleicht?“ Mir fiel ein, daß wir hier vor Jahren schon mal eine Essig-Party gefeiert haben. „ Nein, danke“ „Sekt?“ „Von wann ist der? Sylvester 1990?“ „ Ja, könnte sein, könnte auch 1992 gewesen sein.“ Mein Durst wurde immer schlimmer. „ Da habe ich noch eine halbe Flasche Batida de Coco.“ Schwups kam aus dem Wohnzimmerschrank eine mir bekannte Flaschensorte zum Vorschein. „Wie lange ist die schon auf?“ „ Etwa ein Jahr.“ „Danke.“ Bevor ich sagen konnte, daß ich mir den Magen nicht verderben wolle, kam die nächste Frage: „ Wie wäre es mit einem Sake?“ Ich mußte einfach raten: „Steht der im Kühlschrank?“ „Ja, warum?“ Gottseidank besann ich mich darauf, daß meine Frau zwei Flaschen von ihrem stillen Wasser mitgenommen hat. In einer unbeobachteten Minute leerte ich eine halbe 1,5l Flasche in einem Zug.

Nachdem ich halbwegs den Durst gelöscht hatte verlangte mein Magen durch ein zartes Grummeln nach seinem Recht. Der Rollbraten wurde vom Grill genommen und unter hungrigen Augen seziert, doch, oh weh, trotz einer dreistündigen Grillzeit war er außen dunkelbraun und innen noch rosa. Backofen angeworfen, den Braten noch eine halbe Stunde in die Röhre geschoben, auf daß er fertig garen würde.

In der Zwischenzeit legte der Junior die Würstchen auf den Grill, eine Anfrage, ob man Kohlen nachschütten solle, wurde rigoros abgelehnt. Allerdings lehnten es die Kohlen auch ab, weiter Hitze zu erzeugen. Ob es daran lag, daß die Kohlengewerkschaft eingeschritten ist, oder weil die Kohlen einfach nur ausgebrannt waren, weiß ich nicht, auf jeden Fall wurden die Würstchen nicht heiß, und blieben so noch rosafarbener als der Braten.

Aber wozu hat man einen Kontaktgrill? Improvisation ist doch alles. Also Kontaktgrill herausgekramt, natürlich war der wieder ganz hinten im Schrank. Ausräumen, Grill heraus, einräumen, Stecker in die Steckdose. „Bring das Teil auf Touren, ich habe Hunger und will meine Würstchen!“ „Der ist gleich heiß!“ Man öffnet den Kontaktgrill, und, warum war ich eigentlich nicht überrascht, es waren keine Platten drin. „WO SIND DIE GRILLPALTTEN?“ schrie es durch die Küche. Leise Verzweiflung macht sich in meinem Magen breit, während sich im Hirn Belustigung tummelt. Nun, die Grillplatten waren natürlich da, wo der Grill stand, ganz hinten im Schrank. Nochmal den Schrank ausgeräumt, die Platten raus, Schrank eingeräumt.

Hin zum Kontaktgrill und ....

„Wie soll ich denn mit den Waffelplatten grillen? Mit denen kannst Du vielleicht ein Hemd waffeln, aber doch keine Würstchen“. Und wo liegen die Grillplatten? Natürlich, hinten im Schrank. Ausräumen, diesmal nachsehen ob es die richtigen Platten sind, einräumen. „Das war aber jetzt das letzte mal“, keift die Hausfrau lautstark in der Küche.

Obwohl die Belustigung meinerseits immer noch da ist, habe ich das Gefühl, daß da, wo mein Magen sein sollte, sich ein schwarzes Loch etabliert hat, das alles Eßbare zu sich zieht.

Endlich, waren es jetzt Stunden oder Tage, habe ich ein paar Würstchen auf dem Teller, will endlich hineinbeißen, kommt der Beschützer des Hauses, eigentlich nicht groß, so eine Mischung aus Bernhardiner und Labrador, und stupst mich an. Ich erschrecke, lasse den Teller fallen, und.. Oh, nein, Blöder Köter, laß meine Wurst....

Irgendwann bekam ich einen neuen Teller und ein frisches paar Würstchen. Durch einen Schleier sah ich, wie die Würstchen in mich hineingestopft wurden , aber es war doch mehr ein Automatismus, der mich kauen ließ, denn eine gezielte Nahrungsaufnahme.

Als ich dann wieder zu Hause war, ging ich in Trance an den Kühlschrank und holte mir eine Flasche Weißbier, schön kühl, genau richtig temperiert, und als ich das trank, kam sogar Dampf aus meinen Ohren, so hat das abgekühlt. Hinterher war ich wieder ich, endlich ich!

Lieber Leser, einiges dieser Geschichte ist so passiert, einiges habe ich hinzuerfunden. Mein nächster Geburtstag wird in der Wirtschaft gefeiert, wenn dann was schief geht, kann ich mit dem Finger auf den Wirt zeigen und behaupten : “Er war's! Er war's! Der hats verbockt!“

11 Bewertungen, 2 Kommentare

  • dmk90

    17.05.2011, 21:38 Uhr von dmk90
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Bericht liebe grüße

  • phobee

    05.09.2006, 13:36 Uhr von phobee
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super geschrieben!!!!!