VIVA LOS TIOZ - Böhse Onkelz Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von helden_gesucht

Es leben die Onkelz!

5
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Pro:

Onkelz-Sound, nur gute Stücke

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Vorwort
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Heute tritt wiedereinmal der „Onkel“ in mir hervor. Den ersten Zugang zu dieser Musik bekam ich, wie sooo oft, über die Musikbibo in unserer Stadt. Zwar waren gerade mal 3 Alben im Angebot, doch zwei davon waren „Best-Of“ - Platten. Für den Einstieg also perfekt. Aber auch das Studioalbum „Viva Los Tioz“, zu deutsch: „Es leben die Onkelz!“, war darunter. Aus unbekannten Gründen nahm ich das auch gleich mit und ich bereue es bis zum heutigen Tage nicht.

Die Band
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Um die gesamte Geschichte der Onkelz aufzuführen dazu müsste hier wohl eine eigene Rubrik eingerichtet werden. Kaum eine andere Band hat so viele Höhen und Tiefen durchlebt wie die Deutschrocker. Deshalb nur einpaar kurze Facts.
In ihren Anfangsjahren kamen die Onkelz vor allem in der rechtsextremen Szene zu Ruhm. Aus diesen Jahren stammen Lieder wie „Judenstaat“ oder „Skinhead“, welche eine eindeutige Sprache sprechen. So wurde ihr erstes Studioalbum „Der Nette Mann“ (1984) verboten und es hagelte Auftrittsverbote, wegen gewaltverherrlichenden Texten und der Idealisierung des Nationalsozialismus. Jedoch meine Meinung ist die, es ist Auslegungssache. Man kann, wenn man will, in jeden Text das reininterpretieren, was man gern lesen würde und was man durch Vorurteile bereits über eine Band zu wissen meint. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen schon beim bloßen Namen „Böhse Onkelz“ an Rechtsextremismus denken und einen schon verurteilen. Dabei kann sich ein Außenstehender kaum ein Urteil über die Band machen. Die Texte klingen recht hart. Das gebe ich zu, jedoch das liegt am sozialen Umfeld aus denen sie stammen. Kevins Familie zerbrach an der Alkoholsucht und Stephan arbeitete in einer Kneipe, die an den Puff seines Vaters gekoppelt war. Außerdem hatte er mit 17 schon Schulverbot für alle Schulen in Hessen. Und schon bald hatten sie ihren schlechten Ruf weg. Als sie ´85 „Böse Menschen – Böse Lieder“ auf den Markt bringen und diese eigentlich postwendend indiziert wird, bekommen sie für dieses Kracheralbum und das nächste keinen einzigen Pfennig. Kevin driftet langsam aber sicher in die Drogensucht ab. Dieser Fakt wird von der Presse immer wieder ausgeschlachtet, jedoch stopfen die Fans der Presse den Mund mit einem fünften Platz in den Albumcharts. Ab nun sollte es bergaufwärts gehen. Einladungen zu diversen „Gegen Rechts“ – Konzerten kamen und auch der kommerzielle Erfolg mit dem Album „E.I.N.S.“...
Soviel zur Band

Kevin Russell (Leadgitarre/Vocals)
Matthias Röhr (Gitarre)
Stefan Weidner (Bass/Vocals/Keyboards)
Peter Schorowsky (Schlagzeug)

Das Album
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„Viva Los Tioz“ ist die ´98er Platte der 4 Frankfurter. Die Hülle besteht aus grauer Pappe auf der ein Herz abgebildet ist, welches von Dornen umrankt ist. Das Herz hat auch Engelsflügel und unter dem Herz steht wie auf einem Siegel: „Viva Los Tioz“. Die Onkelz haben ja selber von sich behauptet, dass sie der Dorn im Arsch der Nation wären und mit dem Cover wollen sie das wohl nochmals unterstreichen. Aber genug zum Äußeren...

Tracklist
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#1 Matapalo (Parte Uno)
#2 Viva Los Tioz
#3 Leere Worte
#4 Weit Weg
#5 Das Geheimnis Meiner Kraft
#6 Scheiße Passiert
#7 Terpentin
#8 Ohne Mich
#9 Der Platz Neben Mir (Part I+II)
#10 Der Preis Des Lebens
#11 Bin Ich Nur Glücklich, Wenn Es Schmerzt
#12 Wenn Du Wirklich Willst
#13 Matapalo (Parte Dos)

…und die Tracks im Einzelnen
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> Matapalo (Parte Uno) < - Die Onkelz sind immer für eine Überraschung gut und so beginnt dieses Album nicht mit harten Worten und brutalen Riffs, sondern mit einem „Teil“-instrumental. Gitarrenklänge, die so gar nicht Onkelz-sound sind, eröffnen die Platte. Die Musik hat diese Mexiko-Thematik in sich. Ein knackiges, markantes Riff mit wunderbaren Solostücken leiten den Hörer bis zum Ende dieses Klangtunnels. Am Ende steht eine gesprochene Ansage im Radiostil, welche ich nur erahnen kann. Leider war es mir bisher nicht vergönnt spanisch zu lernen, auch wenn es eine sehr temperamentvolle Sprache ist. Sie muss etwas in die Richtung bedeuten, dass es etwas wichtiges, bedeutendes jetzt folgen wird und das dies ein historischer Moment ist. Als Opener fast unschlagbar, weil sehr markant und einprägsam.
(5/5) -> (2:52)

> Viva Los Tioz < - Der Titeltrack der Platte steht an zweiter Stelle. Eine zunächst spartanische Begleitung, welche Kevins Stimme fast bubenhaft erscheinen lässt, weicht schnell, den bekannten Staccatoriffs. Der Song ist schnell, hart und vor allem laut. Wie immer steht die Bedeutung der Worte im Vordergrund. Die Onkelz machen gerne Lieder über sich selbst und das kommt auch gut an. „Wir sind zu krass um wahr zu sein...“ oder „Deutschland kotzt und uns gefällt’s“ – Worte die den Inhalt des Textes ungefähr umreißen. Leider ist kein ausgeprägtes Solo mit dabei, aber davon werden wir später noch jede Menge auf die Ohren bekommen...
(5/5) -> (4:26)

> Leere Worte < - Einer meiner ersten Lieblingssongs des Album. Ich habe tagelang nichts anderes gehört, als nur diesen einen Song. Er knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Heftige Schlagzeugbeats stacheln den Hörer an und lassen der Adrenalinspiegel schnell steigen. Dann setzt die Gitarre mit diesem simplen, aber geilen Riff ein und dann die noch simplere Liedbegleitung. Das zeichnet eigentlich jeden Onkelz-Song aus – Akkorde sind nicht schwer, aber man muss wissen, wie man sie zusammenfügt.
„Ich bin hoch geflogen, tief gefallen...“ so der Anfang des Songs. Jeder hat sich sicherlich schon mal so gut wie unbesiegbar gefühlt und ist dann ganz schnell und ganz tief gefallen. Diese Thematik gepaart mit der Vergangenheit der Onkelz und einem genialen Solo gibt dem Track das Prädikat: sehr gut!
(5/5) -> (4:20)

> Weit Weg < - Der vierte Song der Platte ist wesentlich depressiver und düsterer gehalten. Viele Moll-Akkorde und ein eher träger Schlagzeugbeat erzeugen einen ganz neuen Klangteppich. Dementsprechend langsam ist auch das Tempo des Songs. Es hat diesen schwebenden Charakter.
Textlich lässt sich viel hineininterpretieren, aber ein ist klar, die Onkelz prangern die dumme menschliche Angewohnheit an, alles weit weg zu schieben, jedes Problem lieber irgendwie zu verdrängen als es zu lösen, denn das ist definitiv falsch.
Zum Schluss zaubert und der Gitarrero noch ein feines ausgedehntes Solo in die Ohrmuscheln. Schöner Track!
(5/5) -> (5:16)

> Das Geheimnis Meiner Kraft < - Paranoid anmutende gellende und brummende Bassklänge eröffnen den Reigen. Schnarrende und flutschende Gitarrenakkorde gesellen sich schnell dazu. „Dieses Lied mach nicht beliebt, drauf geschissen, ja was soll’s?“ die klare Aussage der 4. Aber mal ehrlich, was macht die Onkelz so resistent gegen die fast tägliche und allgegenwärtige Peinigung durch die Medien? Ganz einfach: Wut! Wut auf diese Lügenschreiber und Hirnverdreher. Aber diese Leute, die den 4 keine Chance geben sich zu rechtfertigen und sie einfach immer nur verurteilen, die haben es auch nicht verdient von ihnen gerecht behandelt zu werden. Klare Aussage, super Musik.
(5/5) -> (3:43)

> Scheiße Passiert < - Der Beitrag der Frankfurter zum Thema „Fehler der Vergangenheit No. XXX“. Ein super depressives und melankolisches Klavierstück leitet in den Track ein, dann wieder lang ausklingende Gitarrenakkorde und ein langsamer Beat. Kevins klagende Stimme, der man sofort den Bereuenden abnimmt. „Scheiße passiert...“ ob man will oder nicht. Mann muss aus Fehlern lernen und das haben die Jungs auf jeden Fall. Es ist nicht das erste aber sicherlich auch nicht das letzte Lied der Onkelz über ihre verkorkste Vergangenheit, aber jeder Song trägt auch eine gewisse Allgemeinheit in sich. So kann sich auch der Kleine, Einzelne mit dem Thema irgendwie identifizieren. Solo...*schmelz*
(5/5) -> (4:13)

> Terpentin < - Zur Abwechslung mal ein etwas heiterer Song. Anfangs hört man noch,. Wie jemand seine Gitarre in den Verstärker stöpselt, aber dann geht der Höllentrip auch schon ab. Geniales Riff, schneller, treibender Beat und Raubein Kevin ist auch wieder dabei. „Wer böses säht, wird Onkelz ernten...“ will heißen: Wer Mist baut, in welcher Form auch immer, wird nur Widerstand als Antwort bekommen. Auch wieder ein Indiz, wie viel Rotz über die Onkelz erzählt wird „... wird trinken Terpentin...“.
Herrliche Vorstellung, wenn ganz Deutschland in einer Reihe nach Onkelz-musik tanzen würde.
(5/5) -> (3:54)

> Ohne Mich < - Computeranimierte Tönchen lassen den Anfang erahnen, dann ein harter, rockender Schlagzeugbeat mit einer stark rhythmisierten E-Gitarre im Vordergrund. Dann wie die Ruhe vor dem Sturm. Fast alles ist still. Nur noch das Schlagzeug und eine dumpf dahinplätschernde Bassbegleitung ist zu hören, aber der Refrain ist wieder wie ein Orkan. „Ich bin frei wie der Wind!“ die Onkelz lassen sind nicht die Meinung anderer aufzwingen. Sie machen ihr Ding, schon das entlastet sie vom rechten Image. Die Onkelz sind weder links noch rechts, was sie auch hier deutlich zum Ausdruck bringen, sie sind eben die Onkelz.
(5/5) -> (5:38)

> Der Platz Neben Mir < - Der Hammer schlechthin. Wer diesen Titel der Onkelz in seiner vollen Länge noch nicht gehört hat, der hat wirklich was verpasst. Es ist mein zweiter Lieblingssong der Platte. Über 10 Minuten Onkelz pur – und danach möchte man gleich noch mal. Es ist unbeschreiblich. Der Song beginnt sogleich brutal mit einer guten Synthese aus hartem Akkordgespiele und einem hartem, schnellem Beat. Kevin brüllt härter als sonst die Vocals ins Mikro. Er scheint sie fast hineinzupressen. Es ist noch der positiv denkende Teil des Songs, aber bald kommt der Wendepunkt. War der erste Teil schon geprägt von Trauer, Wut und Verzweiflung, so toppt das der zweite Teil nochmals um Längen. Ein ultralanges Solo bildet die Brücke zwischen den teilen. Zunächst noch im Stile des ersten Parts, später (ab der vierten Minute) übernimmt es die neuen Züge. Die sind wesentlich ruhiger und depressiver. Jedoch das Solo will und will nicht enden... Nur ab und zu vereinzelte Vocals von Kevin „Es ist einsam ohne dich...“ Kevin singt über einen verlorenen Freund... Männerfreundschaften...
(5/5) -> (9:27)

> Der Preis Des Lebens < - Wesentlich unharmonischere Klänge als beim Vorgängerhammer, aber vom Thema her noch brisanter. „Deutscher Stahl kalt und hart...“ dieser Song deutet doch geradezu hin auf die Peinigung anderer. Der Track ist relativ langsam und für das Thema ungewöhnlich ruhig gehalten. Jede Strophe beschreibt eine andere Art um Menschen Schmerzen auf körperlicher Basis zuzufügen. Man muss den Song sicherlich ganz kritisch begutachten und anhören um den Sinn zu verstehen.
(5/5) -> (7:00)

> Bin Ich Nur Glücklich, Wenn Es Schmerzt < - Manchmal gibt es Tage an denen scheint einem das Pech an den Hacken zu kleben, aber es gibt ja auch Leute, die scheinen nur Pech zu haben. Vor allem in der Liebe. Ganz untypisch für die Onkelz dreht es sich hier anscheinend wirklich um ein Liebeslied. Oder zumindest handelt es sich um den Schmerz der Verschmähten. Verträumtes Geklimper, das so ziemlich das genaue Gegenteil von dem darstellt, was eigentlich normalerweise Onkelz ist und kein aufgeregter Ausbruch im Refrain – das macht den Song echt zu etwas besonderem und ich glaube, gefühlvoller hat Kevin noch nie gesungen...
(5/5) -> (5:27)

> Wenn Du Wirklich Willst < - Seltsam verhaltener Anfang für ein Onkelz-album, doch dann setzt sich langsam aber sicher ein klarer Beat heraus. Allerdings ist im Gegensatz zu den anderen Songs hier meiner Meinung nach nicht die totale Harmonie zwischen Musik und Text gelungen. Irgendwie kommen die zwei nie wirklich zusammen. Auch der Duettcharakter ist nett gemeint und hör sich auch nett an, aber wirkt doch etwas unreif. „Mach deinen eigenen Weg“ so die Parole des Songs und dem Ende gegen wird der Song auch eingängiger, nur der Start wurde irgendwie verschlafen.
(4/5) -> (5:43)

> Matapalo (Parte Dos) < - So, wer jetzt an ein Remake des ersten Tracks denkt, der liegt nicht wirklich falsch, aber auch nicht wirklich richtig. Es ist ein Mittelding. Die Melodie wurde nur etwas variiert und auch wieder einen gesprochene Radioansage ist zu hören, jedoch ist alles etwas im Kontrast zum ersten Titel. Die Melodie ist ungekehrt. Und so bildet sich ein ganz neuer Song. Aber eben auch wieder fast nur instrumental. Ich finde ein gelungener Abschluss.
(5/5) -> (3:35)

Fazit
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„Viva Los Tioz“ ist ein Album, das es in sich hat. Fast jeder Track ist ein Brillant an musikalischem Können und sozialer Kritik. Eben typisch Onkelz. Für Fans ein eindeutiges Muss, für Neulinge kein Falschkauf. Jeder kann seinen Spaß an diesem Album haben, man muss nur wissen wo.

17 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Baby1

    03.01.2009, 15:58 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • frankensteins

    07.10.2008, 00:52 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    super beschrieben lg Werner

  • anonym

    16.08.2008, 19:30 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH - Liebe Grüße SImone