Apocalypse Now Redux (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von Jonnycheck
Saigon. Shit!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ich weiß ja nicht wer von Euch die ursprüngliche Fassung von Apocalypse Now bei ihrem Erscheinen 1979 gesehen hat. Ich war damals elf - einen Kriegsfilm, noch dazu im Kino, zu sehen, stand außerhalb jeder Diskussion. Ich kann mich allerdings noch gut erinnern, dass dieser Streifen heiß diskutiert wurde und in Cannes die „Goldene Palme“ bekam. So standen wir also nur vor dem Kino, starrten auf die Filmfotos und warteten darauf erwachsen zu werden.
Jahre später war es dann endlich soweit. Irgendwann spät nachts kam Apocalypse Now im Fernsehen. Ich setzte mich also voller Erwartung vor meine Glotze und freute mich auf DEN (Anti-)Kriegsfilm.
Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass ich anfangs ziemlich fasziniert war; der letzten halben Stunde konnte ich allerdings nicht allzu viel abgewinnen, dazu war sie zu seltsam und abgedreht. Außerdem schränkte die Müdigkeit meine Aufmerksamkeit zu sehr ein.
Ich habe den Film seit dem bestimmt noch dreimal gesehen und immer ging es mir ähnlich. Allerdings konnte ich der Schlusssequenz immer mehr abgewinnen und schlussendlich blieb die Erkenntnis das Apocalypse Now ein Meisterwerk ist.
Nun sind 22 Jahre vergangen seit „Die Zeit“ verkündete „Nach „Apocalypse Now „ dürfte es andere Kriegsfilme eigentlich nicht mehr geben“ und Francis Ford Coppola hat sein Meisterwerk neu geschnitten. Herausgekommen ist nicht nur irgendein Directors Cut dessen Unterschiede zum Original nur von Film-Freaks zu erkennen sind, vielmehr wurde der Film „bereichert“. Bereichert deshalb, weil der Film nun nicht nur ganze 50 Minuten länger ist, sondern Szenen enthält die der ursprünglichen Fassung schlichtweg fehlen.
Zur Story
=========
„Saigon. Shit!“ sind die ersten Worte von Captain Willard (Martin Sheen), ein vom Krieg und Alkohol gezeichneter Veteran. Er wird auf eine geheime Mission geschickt. Sein Ziel ist es, den wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz (Marlon Brando) zu töten.
Kurtz soll vier Vietkong-Offiziere ermordet haben und sich irgendwo kurz vor der kambodschanischen Grenze mit seinen Männern im Dschungel aufhalten.
Willard macht mit einem Patroullienboot die lange und beschwerliche Reise den Mekong hinauf. Auf seiner Reise begegnet er skurilen Typen, wird Zeuge von Gefechten und Grausamkeiten, trifft immer wieder auf die Spuren des Krieges und gleitet doch durch eine wunderbar Welt der Flora und Fauna.
Zu den herausragenden Ereignissen während dieser Fahrt gehört eine Begegnung mit der „Kavallerie“, einer durchgeknallten Heeresfliegertruppe die unter Führung von Colonel Kilgore (Robert Duvall) mit ihren Hubschraubern bevorzugt Strände „säubern“ um dort zu surfen.
Auch eine kleine Pause wird unseren „Helden“ gegönnt - bei einem Zwischenstop kommen Sie in den Genuss einer Veranstaltung der Truppenbetreuung (mit Band und Playmates).
Zu den neuen Szenen gehört auch die Entdeckung einer französischen Plantage, die offensichtlich nach dem französischen Indochinaflop (Fakerschutz@Jonnycheck) in den fünfziger Jahren stehen geblieben ist. Einer der wenigen Momente des Filmes in denen der Krieg in den Hintergrund tritt.
Mit zunehmender Reisedauer machen sich Veränderungen an Willard und der Bootsbesatzung bemerkbar. Der Wahnsinn des Krieges hinterlässt zunehmend Spuren im Gemüt unserer Antihelden.
Nach und nach gewinnt die Fahrt den Charakter einer Zeitreise zurück zu den archaischen Wurzeln unserer Spezies.
Die Schauspieler
================
Martin Sheen hat meiner Meinung nach mit dieser Rolle seine Karriere gekrönt, selten sah ich ihn glaubwürdiger und intensiver spielen. Er kann von Anfang bis Ende überzeugen.
Robert Duvall ist in der Rolle des Colonel Kilgore ein echtes Highlight. Sein Auftritt ist einer der wenigen der Spaß verbreitet (allerdings eher im zynischen Sinne!).
Dennis Hopper spielt einen durchgeknallten Photojournalisten der im Lager von Colonel Kurtz haust und diesem verfallen ist. Auch er legt eine überzeugende Vorstellung hin.
Marlon Brando ist (mal wieder) die Idealbesetzung für die Rolle des Colonel Kurtz. Sein charismatischer Auftritt wird der Rolle absolut gerecht. Wenn ich auch bis heute noch nicht nachvollziehen kann, warum sich so viele Regisseure Brandos Launen und Gagenforderungen unterwerfen bzw. unterworfen haben.
In weiteren Rollen dürfen wir den blutjungen Harrison Ford als Colonel Lucas und Laurence Fishburn als Clean entdecken. Ich musste zweimal hinsehen um die beiden zu erkennen. Allerdings haben beide damals schon erahnen lassen das sie mehr als der Durchschnitt drauf haben.
Was bringt die Neufassung?
==========================
Zunächst einmal mehr Film für’s Geld! Doch damit würde ich es mir ohne Zweifel zu leicht machen. Ich konnte mindestens drei längere Szenen feststellen die dem Film zusätzlichen Inhalt geben (z.B. die Plantagenszene, eine weitere Szene mit den Playmates und eine „Raubtierszene“ – lasst Euch überraschen!).
Das diese Szenen damals geopfert wurden um den Streifen einigermaßen kinotauglich zu machen ist verständlich. Immerhin fordern deutlich über zwei Stunden schon einiges Sitzfleisch. Das nun auf annähernd dreieinhalb Stunden gewachsene Filmmaterial will aber bewältigt sein. Da solche Werke im Regelfall nur in Spätvorstellungen gezeigt werden, sollte man schon einigermaßen ausgeschlafen sein.
Dies soll jedoch nicht heißen das Apocalypse Now nun übermäßige Längen oder gar Hänger hat. Die schwer zugänglichen Stellen des Filmes sind geblieben. Wie früher empfinde ich die letzten 45 Minuten als die anstrengensten; was für mich zwei Hauptgründe hat. Zum ersten wird der Film zum Ende hin optisch wie akustisch ruhiger, die Bilder werden teilweise surrealistisch. Zum zweiten liegen die letzten 45 Minuten naturgemäß in einer Zeit in der ich normalerweise Richtung Bett strebe.
Tja so profan kann die Bewertung eines Filmes sein!
Für mich heißt dies, sobald die deutsche Fassung zu sehen ist, werde ich mir dieses Meisterwerk noch mal ansehen – vorausgesetzt der Beginn liegt vor 21 Uhr. Denn die zusätzlichen Szenen sind sehenswert und für jeden Coppola-Fan ein Muss!
Fazit
=====
Apocalypse Now hat Maßstäbe gesetzt. Wer den Film noch nicht kennt und Wert auf ein cineastisches Allgemeinwissen legt, der MUSS ihn gesehen haben.
Die „Redux“-Fassung bietet deutlich mehr und vor allem auch wertvolles Filmmaterial - sie lege ich jedem ans Herz, der das nötige Sitzfleisch hat.
Apocalypse Now Redux ist ein Antikriegsfilm der besonderen Art. Während Filme wie „Der schmale Grat“ oder „Full Metal Jacket“ den Realismus deutlich in den Vordergrund stellen, überwiegen hier surrealistische Bilder. Diese verdeutlichen zum einem, wie schnell das Tier im Menschen erwacht, zum anderen dienen sie nur als Mittel um den fortschreitenden Verfall der Protagonisten (oder gar der Menschheit?) darzustellen.
Nach heutigen Maßstäben hält sich optische Brutalität zurück, dennoch ist der Film garantiert nichts für zartbesaitete Gemüter.
Untermalt wird das ganze mit Songs aus den Sechzigern (nie wurde „The End“ von den Doors besser eingesetzt), Wagners „Ritt der Walküren“ (sensationell) und schrägen Synthesizersounds. Die Filmmusik stammt größtenteils auch aus der Feder Coppolas.
Höchstnote: 1+
Originaltitel: Apocalypse Now Redux
Regie+Drehbuch: Francis Ford Coppola
Kamera: Vittorio Storaro
Schnitt: Walter Murch u. Richard Marks
USA, 2001
203 min.
FSK ab 12
Jahre später war es dann endlich soweit. Irgendwann spät nachts kam Apocalypse Now im Fernsehen. Ich setzte mich also voller Erwartung vor meine Glotze und freute mich auf DEN (Anti-)Kriegsfilm.
Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass ich anfangs ziemlich fasziniert war; der letzten halben Stunde konnte ich allerdings nicht allzu viel abgewinnen, dazu war sie zu seltsam und abgedreht. Außerdem schränkte die Müdigkeit meine Aufmerksamkeit zu sehr ein.
Ich habe den Film seit dem bestimmt noch dreimal gesehen und immer ging es mir ähnlich. Allerdings konnte ich der Schlusssequenz immer mehr abgewinnen und schlussendlich blieb die Erkenntnis das Apocalypse Now ein Meisterwerk ist.
Nun sind 22 Jahre vergangen seit „Die Zeit“ verkündete „Nach „Apocalypse Now „ dürfte es andere Kriegsfilme eigentlich nicht mehr geben“ und Francis Ford Coppola hat sein Meisterwerk neu geschnitten. Herausgekommen ist nicht nur irgendein Directors Cut dessen Unterschiede zum Original nur von Film-Freaks zu erkennen sind, vielmehr wurde der Film „bereichert“. Bereichert deshalb, weil der Film nun nicht nur ganze 50 Minuten länger ist, sondern Szenen enthält die der ursprünglichen Fassung schlichtweg fehlen.
Zur Story
=========
„Saigon. Shit!“ sind die ersten Worte von Captain Willard (Martin Sheen), ein vom Krieg und Alkohol gezeichneter Veteran. Er wird auf eine geheime Mission geschickt. Sein Ziel ist es, den wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz (Marlon Brando) zu töten.
Kurtz soll vier Vietkong-Offiziere ermordet haben und sich irgendwo kurz vor der kambodschanischen Grenze mit seinen Männern im Dschungel aufhalten.
Willard macht mit einem Patroullienboot die lange und beschwerliche Reise den Mekong hinauf. Auf seiner Reise begegnet er skurilen Typen, wird Zeuge von Gefechten und Grausamkeiten, trifft immer wieder auf die Spuren des Krieges und gleitet doch durch eine wunderbar Welt der Flora und Fauna.
Zu den herausragenden Ereignissen während dieser Fahrt gehört eine Begegnung mit der „Kavallerie“, einer durchgeknallten Heeresfliegertruppe die unter Führung von Colonel Kilgore (Robert Duvall) mit ihren Hubschraubern bevorzugt Strände „säubern“ um dort zu surfen.
Auch eine kleine Pause wird unseren „Helden“ gegönnt - bei einem Zwischenstop kommen Sie in den Genuss einer Veranstaltung der Truppenbetreuung (mit Band und Playmates).
Zu den neuen Szenen gehört auch die Entdeckung einer französischen Plantage, die offensichtlich nach dem französischen Indochinaflop (Fakerschutz@Jonnycheck) in den fünfziger Jahren stehen geblieben ist. Einer der wenigen Momente des Filmes in denen der Krieg in den Hintergrund tritt.
Mit zunehmender Reisedauer machen sich Veränderungen an Willard und der Bootsbesatzung bemerkbar. Der Wahnsinn des Krieges hinterlässt zunehmend Spuren im Gemüt unserer Antihelden.
Nach und nach gewinnt die Fahrt den Charakter einer Zeitreise zurück zu den archaischen Wurzeln unserer Spezies.
Die Schauspieler
================
Martin Sheen hat meiner Meinung nach mit dieser Rolle seine Karriere gekrönt, selten sah ich ihn glaubwürdiger und intensiver spielen. Er kann von Anfang bis Ende überzeugen.
Robert Duvall ist in der Rolle des Colonel Kilgore ein echtes Highlight. Sein Auftritt ist einer der wenigen der Spaß verbreitet (allerdings eher im zynischen Sinne!).
Dennis Hopper spielt einen durchgeknallten Photojournalisten der im Lager von Colonel Kurtz haust und diesem verfallen ist. Auch er legt eine überzeugende Vorstellung hin.
Marlon Brando ist (mal wieder) die Idealbesetzung für die Rolle des Colonel Kurtz. Sein charismatischer Auftritt wird der Rolle absolut gerecht. Wenn ich auch bis heute noch nicht nachvollziehen kann, warum sich so viele Regisseure Brandos Launen und Gagenforderungen unterwerfen bzw. unterworfen haben.
In weiteren Rollen dürfen wir den blutjungen Harrison Ford als Colonel Lucas und Laurence Fishburn als Clean entdecken. Ich musste zweimal hinsehen um die beiden zu erkennen. Allerdings haben beide damals schon erahnen lassen das sie mehr als der Durchschnitt drauf haben.
Was bringt die Neufassung?
==========================
Zunächst einmal mehr Film für’s Geld! Doch damit würde ich es mir ohne Zweifel zu leicht machen. Ich konnte mindestens drei längere Szenen feststellen die dem Film zusätzlichen Inhalt geben (z.B. die Plantagenszene, eine weitere Szene mit den Playmates und eine „Raubtierszene“ – lasst Euch überraschen!).
Das diese Szenen damals geopfert wurden um den Streifen einigermaßen kinotauglich zu machen ist verständlich. Immerhin fordern deutlich über zwei Stunden schon einiges Sitzfleisch. Das nun auf annähernd dreieinhalb Stunden gewachsene Filmmaterial will aber bewältigt sein. Da solche Werke im Regelfall nur in Spätvorstellungen gezeigt werden, sollte man schon einigermaßen ausgeschlafen sein.
Dies soll jedoch nicht heißen das Apocalypse Now nun übermäßige Längen oder gar Hänger hat. Die schwer zugänglichen Stellen des Filmes sind geblieben. Wie früher empfinde ich die letzten 45 Minuten als die anstrengensten; was für mich zwei Hauptgründe hat. Zum ersten wird der Film zum Ende hin optisch wie akustisch ruhiger, die Bilder werden teilweise surrealistisch. Zum zweiten liegen die letzten 45 Minuten naturgemäß in einer Zeit in der ich normalerweise Richtung Bett strebe.
Tja so profan kann die Bewertung eines Filmes sein!
Für mich heißt dies, sobald die deutsche Fassung zu sehen ist, werde ich mir dieses Meisterwerk noch mal ansehen – vorausgesetzt der Beginn liegt vor 21 Uhr. Denn die zusätzlichen Szenen sind sehenswert und für jeden Coppola-Fan ein Muss!
Fazit
=====
Apocalypse Now hat Maßstäbe gesetzt. Wer den Film noch nicht kennt und Wert auf ein cineastisches Allgemeinwissen legt, der MUSS ihn gesehen haben.
Die „Redux“-Fassung bietet deutlich mehr und vor allem auch wertvolles Filmmaterial - sie lege ich jedem ans Herz, der das nötige Sitzfleisch hat.
Apocalypse Now Redux ist ein Antikriegsfilm der besonderen Art. Während Filme wie „Der schmale Grat“ oder „Full Metal Jacket“ den Realismus deutlich in den Vordergrund stellen, überwiegen hier surrealistische Bilder. Diese verdeutlichen zum einem, wie schnell das Tier im Menschen erwacht, zum anderen dienen sie nur als Mittel um den fortschreitenden Verfall der Protagonisten (oder gar der Menschheit?) darzustellen.
Nach heutigen Maßstäben hält sich optische Brutalität zurück, dennoch ist der Film garantiert nichts für zartbesaitete Gemüter.
Untermalt wird das ganze mit Songs aus den Sechzigern (nie wurde „The End“ von den Doors besser eingesetzt), Wagners „Ritt der Walküren“ (sensationell) und schrägen Synthesizersounds. Die Filmmusik stammt größtenteils auch aus der Feder Coppolas.
Höchstnote: 1+
Originaltitel: Apocalypse Now Redux
Regie+Drehbuch: Francis Ford Coppola
Kamera: Vittorio Storaro
Schnitt: Walter Murch u. Richard Marks
USA, 2001
203 min.
FSK ab 12
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