One Hour Photo (DVD) Testbericht

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One-hour-photo-dvd-thriller
ab 9,96
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Interessante Filmentwicklung

Pro:

Robin Williams, Connie Nielsen, rührende Inszenierung

Kontra:

Nicht die allerbeste DVD-Ausstattung

Empfehlung:

Ja

Wohl jeder zeigt sie gerne seinen Freunden und Bekannten -, die mehr oder weniger gelungenen Schnappschüsse aus dem Familienalbum. Da werden neben einer ganzen Menge leidlich gelungener Fotografien vom Familiennachwuchs, auch die verunglückten Aktionen gezeigt, infolgedessen so manch unbedarftem Familienmitglied eines seiner Extremitäten schon mal Ruckzuck verloren ging. Oder aber es werden die Familienfeiern und Festtage in Erinnerung gerufen, die mit Hilfe dieser Momentaufnahmen scheinbar für die Ewigkeit in Zeit und Raum festgehalten sind.
Was aber passiert, wenn eine völlig fremde Person sich dieser sehr privaten Zeitdokumente bemächtigt, und das auch noch völlig legal.



Filmhandlung


Seymour Parrish, (Robin Williams) genannt Sy der Fotohai, arbeitet in einer Schnellfoto-Marktkette. Sy hat keine Familienangehörigen, deshalb hängt er so sehr an seinem Beruf. Die Entwicklung und Fertigstellung der Bilder seiner Kundschaft, hat er zu einer fast schon einzigartigen Kunstform erhoben. Dabei hat es ihm die Familie der Yorkins am meisten angetan. Heimlich legt er von der - wie er glaubt mustergültigen Familie, Abzüge der Familienbilder zu eigenen Zwecken an, um sich an ihnen in seiner Freizeit zu erfreuen.

Als Sy allerdings eines schönen Tages bei einer anderen Kundin Fotografien mit ihr und dem Familienoberhaupt der Yorkins in eindeutiger Situation entdeckt, zerbröckelt dieses – im wahrsten Sinne des Wortes Traumbild, dass er sich erschaffen hat in tausend Stücke. Hinzu kommt noch, dass Seymour bei der Arbeit ein paar kleinere Unregelmäßigkeiten begangen hat, und der Abteilungsleiter der ihn sowieso nicht sonderlich leiden kann, ihn deshalb kurzerhand vor die Türe setzt.
Doch zuvor legt Sy die kompromittierenden Bilder noch in den Umschlag, die für die hintergangene Ehefrau bestimmt sind.

Doch der Effekt den Sy sich erhofft hatte bleibt aus. Die betrogene Ehefrau hält die soeben gemachte, schockierende Entdeckung vor ihrem Mann geheim. Sy wird wütend, über so viel Verdrängungspotenzial und entschließt sich ein wenig größere Geschütze aufzufahren. Doch die Sache eskaliert schließlich und gerät immer mehr aus den Fugen...



Kritik


Manchmal sollte man nicht glauben mit welch einfachen Mitteln man einen sehenswerten Kinofilm auf die Beine stellen kann. Eine unspektakuläre, in den falschen Händen eher langweilig wirkende Story, wird hier zu etwas ganz besonderem hervorgehoben. Mark Romanek, der sich bisher hauptsächlich mit der Inszenierung diverser Musik-Videos von Madonna oder Michael Jackson einen Namen machte, gelang dieses Kunststück, in dem er mit viel Fingerspitzengefühl zwischen Psychothriller und dramatischen Komponenten jonglierte. Gekonnt hält er in dem bedächtig startenden Film die Fäden der Dramaturgie in der Hand, um sie bis zum faszinierend- spannenden Höhepunkt virtuos zu bedienen.
Kein Schnipsel Film scheint überflüssig, wenn die Geschichte von Seymour Parrish erzählt wird, dem seine einzige sinnvolle Lebensaufgabe, - die kunstvolle Erstellung von banalen Foto-Schnappschüssen entzogen wird. Denn für Sy sind viele dieser Bilder zu einem großen Lebensinhalt geworden, sozusagen als Ersatz für eine Familie die er selber unglücklicherweise nicht hat.

Robin Williams als Hollywoods Pausenclown zu bezeichnen, täte dem Schauspieler sicher mehr als Unrecht, auch wenn man diesen Eindruck in den letzten Jahren durchaus gewinnen könnte. So trat er in Produktionen auf, die meist sein komödiantisches Talent in die vorderste Reihe stellte. Doch für jene Zuschauer, die bei diesen Filmen ein wenig genauer hinschauten, für die konnte ohne Zweifel ein viel größeres Reservoir an schauspielerischer Ausdruckskraft nicht verborgen bleiben.
Mit der Paraderolle des ganz für sich allein lebenden Sonderlings Sy, hat Williams - nachdem er schon in „Insomnia“ einen Killer spielte - einer weiteren, für ihn eher ungewöhnlichen Verkörperung seinen markanten Stempel aufgedrückt.

Doch neben dem bekannten Mimen muss auch Connie Nielsen als betrogenes Eheweib erwähnt werden, die in dieser Rolle wie ich meine richtig sympathisch und stark rüberkommt, sodass der Film nicht vollkommen zu einer einzigen „One man Show“ von Robin Williams wird.
Eine Sequenz ist mir (und so geht es wohl jedem, der den Film gesehen hat) in beeindruckender Weise im Gedächtnis geblieben. Natürlich werde ich jetzt keine Einzelheiten verraten, um die Spannung nicht zu nehmen – nur so viel: Selten gelang es einem Streifen ein „bildhaftes entlarvt werden“ so eindringlich und überzeugend rüberzubringen, sodass der Zuschauer unruhig auf seinem Sessel - immer nervöser werdend - hin und her zu rutschen beginnt.
Zum letzten Akt hin wurde das relativ gemächliche Tempo, dass der Streifen bis da hin vorgelegt hat noch einmal beträchtlich gesteigert, bis hin zum dramatischen- wirklich mitreißenden Finale und dem dicken Fragezeichen ganz zum Schluss.



DVD / Extras


Die technische Seite der DVD ist für eine aktuelle Produktion dementsprechend gut umgesetzt worden. Beim Bild und Ton gibt es nichts auszusetzen, vor allem das in den meisten Szenen sehr helle, fast sterile Bild kann überzeugen. Anders als die ohne jeglichen Extras aufwartende Verleih-Version, ist der Silberling der zum Verkauf angeboten wird, mit ein paar sehen- und hörenswerten Boni ausgestattet erschienen.

An erster Stelle ist da natürlich der Audiokommentar vom Regisseur und seinem Star zu erwähnen, der überaus unterhaltend eingespielt wurde. Robin Williams gibt hin und wieder seine witzigen Randbemerkungen zu den Szenen ab. Mark Romanek hingegen bemüht sich dem Zuschauer nahezubringen, wie er die einzelnen Aspekte des Films verstanden haben will.
Danach ist die Featurette „Anatomy of a Scene“ zu sehen, in der dem Titel entsprechend eine Sequenz sehr genau unter die Lupe genommen wird. Das ganze dauert etwa 26 Minuten. Aus der „Charlie Rose Show“ bei der Romanek und Williams zu Gast waren, sind auch noch einige Bilder der beiden zu sehen als sie ihren Film vorstellten.

Zum Schluss gibt es noch ein Making of, das allerdings in erster Linie nur einige Interview-Schnipsel zeigt. Alles in allem also keine überragende Sonderausstattung, die aber dennoch sehenswert ist. Es dürfte einem daher wohl ungemein schwerfallen, bei diesem außergewöhnlichen Film nicht sofort zuzugreifen.



Filmdaten

Laufzeit: ca. 92 Minuten

Bildformat: 1.85:1 (16:9)

Audioformat: Deutsch / Englisch Dolby Digital 5.1

Untertitel: Deutsch / Englisch



Fazit


Das Bild ist in ausgezeichneter Qualität auf DVD gebannt worden. Der Ton ist meist sehr dialoglastig und deswegen etwas weniger spektakulär. Das Bonusmaterial hätte für meine Begriffe noch eine Spur reichhaltiger ausfallen können.
Der Film selber auf der Silberscheibe ist aber fraglos ein Stück selten gewordene Filmkunst, die man von Hollywood nicht all zu oft geliefert bekommt. Dies ist ein Verdienst der konsequenten Inszenierung von Mark Romanek, die aber natürlich nicht zuletzt von einer brillanten Leistung, des unglaublich wandlungsfähigen Robin Williams unterstützt wird.

(c) winterspiegel für Ciao & Yopi

28 Bewertungen, 1 Kommentar

  • catmother

    09.08.2004, 22:48 Uhr von catmother
    Bewertung: sehr hilfreich

    William liefert hier mal eine echte Glanzleistung ab, ohne Kasper zu sein.