hattrick.org Testbericht

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Erfahrungsbericht von frorgy

Mädcheninternate, Fußballerwaden und virtuelle Euros

Pro:

menschliche Gegner, hohe Langzeitmotivation, kostenlos

Kontra:

wenig steuerbare Parameter, sehr langwierig, keine echte Spielerindividualität

Empfehlung:

Ja

„Unerfahren wie ein junges Mädchen im katholischen Mädcheninternat stolperte João Guilherme Caldas über das Feld. Er trat seinem Gegner völlig unmotiviert in die Beine. Zum Glück für ihn blieb der anschließende Freistoß ohne Folge.“

Wer Samstag für Samstag solche Kommentare liest, der ist wahrscheinlich einer Sucht verfallen, die derzeit unter den fussballmanagerverrückten Usern des weltweiten Netzes grassiert: Hattrick!

Ich gestehe, auch ich bin seit einigen Monaten dieser Sucht verfallen, und darum möchte ich euch ein wenig über das Spiel erzählen.

Bei Hattrick handelt es sich um ein Spiel der Gattung „Fußballmanager“. Wer „Anstoss“, „Bundesliga Manager“ oder ähnliches kennt, wird hier viele Parallelen finden, jedoch auch große Unterschiede. Der wichtigste Unterschied ist natürlich: Man zockt nicht gegen einen PC, sondern gegen richtige menschliche Gegner. Und das macht den Großteil der Faszination dieses Spiels aus, denn technisch gesehen und von der Komplexität her ist es den PC-Spielen natürlich deutlich unterlegen.

Doch der Reihe nach...

Geschichtliches:

Vor über sechs Jahren, am 30. August 1997, startete Hattrick in seine erste Saison auf einem schwedischen Server. Es gab 16 Mannschaften, die in zwei Ligen spielten, so daß es am Ende gleich zwei Gewinner gab. Seitdem ist vieles passiert. Im Jahre 2000 wurde Extralives gegründet, eine AG, die das Spiel heute betreibt, und gleichzeitig wurde eine internationale Version von Hattrick eingeführt. Schon bald danach konnte Hattrick auch internationales Wachstum verzeichnen, so daß mehr und mehr Länder dazustießen. Heutzutage sind es 160 000 aktive Manager in 62 Ländern und das Spiel wächst weiter.

Nach diesem kurzen historischen Rückblick will ich jetzt ein wenig den Spielablauf schildern.

Spielstart:

Los gehts – natürlich – mit einer Anmeldung. Einfach auf der Seite von www.hattrick.org das Anmeldeformular ausfüllen und absenden.
Ich brauche wohl nicht extra betonen, daß pro Person nur ein Account erlaubt ist, oder? Wer mehrere Accounts anlegt, wird mit allen Accounts vom Spiel ausgeschlossen.
Man darf sich übrigens nur mit einer Mannschaft in dem Land anmelden, in dem man tatsächlich wohnt.

Nachdem man die Anmeldung verschickt hat, heißt es erst mal, ein paar Tage (bei mir waren es ca. 4) warten. Diese Zeit kann man jedoch sinnvoll nutzen, indem man das umfangreiche Regelwerk eingehend studiert.

Dann bekommt man endlich per e-mail seinen Verein zugeteilt, und los gehts!

Man hat zu Beginn ein Stadion mit 7.000 Plätzen, einen zufällig zusammengestellten Spielerkader, und 300.000 Euro (natürlich virtuelles) Startkapital. Von diesem Geld sollte man: sein Stadion vernünftig ausbauen, einen Supertorwart, einen genialen Mittelfeldregisseur und einen treffsicheren Stürmerstar kaufen, und dann noch einen guten Trainer samt Trainerstab verpflichten. Klar, daß das nicht alles auf einmal geht, darum heißt es: Prioritäten setzen. Am besten, indem man erst einmal still hält und ein paar Spiele abwartet. Dabei kann man z.B. feststellen, ob das Stadion regelmäßig ausverkauft ist und sich daher ein Ausbau lohnt, und ob es einen Mannschaftsteil gibt, der dringend verstärkt werden muß.

Spielverlauf:

Die Spieler haben Werte in acht Fähigkeiten: Kondition, Spielaufbau, Verteidigung, Chancenverwertung, Torwart, Paßspiel, Flügelspiel und Standardsituationen. Manche Spieler verfügen außerdem über maximal eine Spezialfähikeit, z.B. Kopfballstärke oder Ballzauberer. Die acht Fähigkeiten können trainiert werden, jedoch in jeder Woche nur eine Fähigkeit. Außerdem werden nur Spieler trainiert, die diese Fähigkeit in einem Match auch gebraucht haben. Das heißt, wenn ich Flügelspiel trainiere, dann profitieren in dieser Woche nur diejenigen Spieler vom Training, die ich auch auf dem Flügel eingesetzt habe, also die Flügelspieler und die Außenverteidiger. Es verlangt also viel Geduld und Ausdauer, um durch Training einen brauchbaren Kader zu bekommen. Für die Bewertung der Spieler ist neben diesen Attributen noch ihre Form (schwankt im Lauf der Saison) und ihre Erfahrung (steigt nach Einsätzen) entscheidend.

Aus dem Spielerkader setzt man nun für jedes Spiel seine 11 Spieler (plus 5 Ersatzspieler) zusammen. Dabei kann man zwischen verschiedenen taktischen Systemen (4-4-2; 3-5-2; 4-3-3 u.a.) wählen.

An jedem Samstag (je nach Land an verschiedenen Wochentagen, damit die Server nicht überlastet werden) findet ein Ligaspiel statt. In Deutschland gibt es derzeit 6 Ligastufen, von der Bundesliga bis zur 6. Liga. In jeder Liga spielen 8 Teams, es gibt jeweils Hin- und Rückspiel. Eine Saison dauert 16 Wochen (am 15. Spieltag finden Relegationsspiele statt; der 16. Samstag ist für alle spielfrei). Nur der erste seiner Liga hat die Chance, in die nächsthöhere Liga aufzusteigen.

Daneben gibt es einen nationalen Pokal und die Möglichkeit, Freundschaftsspiele auszutragen (maximal 1 pro Woche).

Wie läuft so ein Spiel nun ab? Eigentlich sehr primitiv. Aufgrund der von den beiden Kontrahenten eingegebenen Aufstellungen errechnet der Computer die Stärke der einzelnen Mannschaftsteile. Diese gegeneinander gerechnet ergeben nun die Wahrscheinlichkeit für Torchancen und ihre Verwertung. Aufgrund dieser Wahrscheinlichkeiten und eines Zufallsfaktors wird das Spielergebnis berechnet – fertig. Zum Glück sieht das der Spieler nicht! Sobald die Berechnung nämlich abgeschlossen ist, wird das Ergebnis in Textbausteine umgesetzt, die dann in Echtzeit 90 Minuten lang abgerufen werden können. Somit erfährt der Spieler erst um 19.45 Uhr, wie das Spiel, das um 18.00 Uhr begonnen hat (und da komplett berechnet wurde!), ausgegangen ist.

Einnahmen ergeben sich aus Eintrittsgeldern der Zuschauer bei den Heimspielen und durch Sponsoren. Auf der Ausgabenseite stehen vor allem die Spielergehälter, aber auch Stadionunterhalt, Trainerstab etc.
Man muß schon ein wenig aufpassen, um eine positive Bilanz hinzubekommen.
Wer mehr als 500.000 Euro Schulden anhäuft, muß diese innerhalb einer Woche wieder unter diese Marke abbauen, sonst wird ihm der Managerposten entzogen. Das wöchentliche Finanzupdate sollte man daher immer mit einem wachsamen Auge zur Kenntnis nehmen.

Sonstiges zum Spiel:

Die Spieldauer ist prinzipiell endlos. Ziel des Spiels ist es, in seinem Land aufzusteigen und vielleicht eines Tages Meister oder Pokalsieger zu werden. Oder man setzt es sich zum Ziel, Nationaltrainer zu werden. Der wird von allen Managern eines Landes gewählt und bestimmt die Geschicke der Nationalmannschaft über zwei Saisonen hinweg, an deren Ende eine Weltmeisterschaft steht.

Das Spiel bietet noch ein paar mehr Möglichkeiten als die bisher dargestellten (z.B. Jugendförderung, Sponsoren- und Fanclubbetreung), die ich aus Platzgründen hier nicht alle anführen möchte.

Die Seite bietet außerdem noch verschiedene Foren (z.B. ein Newbie-Forum, wo Fragen von Anfängern beantwortet werden, Foren für die einzelnen Ligen, ein Off-topic-Forum).

Bewertung:

Bei „Hattrick“ handelt es sich um ein Management-Spiel. Dafür läßt die Komplexität etwas zu wünschen übrig. Es gibt doch recht wenig Parameter, an denen ich drehen kann. Daraus resultiert allerdings auch einer der Vorteile des Spiels: Man kann hier auch halbwegs erfolgreich mitmachen, wenn man nur ein paar Minuten in der Woche dafür opfert. Wenn man erst einmal eine Standardaufstellung zusammengestellt hat, genügen ein paar wenige Handgriffe. Den richtigen Spielspaß gewinnt man natürlich trotzdem erst, wenn man seine Gegner ausgiebig analysiert und individuelle Gegenstrategien entwickelt.

Das Spiel ist ungemein langfristig angelegt. Eine Saison dauert 16 Wochen. Eine erfolgversprechende Strategie ist aber über mehrere Saisonen hinweg angelegt. Es dauert also „ewig“, bis man zum Beispiel Trainingserfolge erkennen oder gar seinen ersten Aufstieg feiern kann. Nur wer das nötige Sitzfleisch hat, kann hier Langzeitmotivation finden. Schnelle Erfolgserlebnisse gibt es nicht.

Schade finde ich auch, daß die Spieler keinen individuellen Einfluß auf das Spiel haben. Der Spielbericht suggeriert zwar Einzelleistungen, bei der Berechnung aber werden nur Mannschaftsteile bewertet, die sich aus ganz bestimmten Attributwerten der Spieler zusammensetzen. So kann es in einem Spielbericht durchaus dazu kommen, daß ausgerechnet der Spieler, der einen Hattrick zustande gebracht hat, am Ende als schlechtester Spieler auf dem Platz ausgezeichnet wird.

Grafisch gibt das Spiel nichts her, die Spielberichte bestehen nur aus Text. Und ein Spielbericht ist wesentlich kürzer als diese Meinung hier. Wirklich aufregend ist das also nicht.

Interessant ist auf jeden Fall die Gegneranalyse. Mein Gegner ist kein Computer, sondern ein Mensch, der genau wie ich versucht, die Schwächen meiner Mannschaft herauszufinden und sie durch eine passende Aufstellung und Taktik auszunutzen. Wer immer die gleiche Elf auflaufen läßt, ist leicht auszurechnen und daher anfällig für taktische Manöver. Darum gilt es zu variieren und am besten zu erraten, welche Aufstellung der Gegner wählen wird.

Trotz einiger Kritikpunkte fällt mein Fazit insgesamt sehr positiv aus. Das Spiel bietet – wenn man es schafft, die erste Ungeduld zu überwinden - eine enorme Langzeitmotivation. Ich fiebere jeden Samstag den Spielen entgegen.

Und ein nicht zu vernachlässigender Aspekt: das Spiel ist kostenlos!

Alles weitere unter www.hattrick.org

27 Bewertungen, 1 Kommentar

  • ingoa09

    06.06.2008, 23:10 Uhr von ingoa09
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht! Gruß Ingo