Die Reise der Pinguine (DVD) Testbericht

ab 4,99
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr wenig
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von mmoritz

Wenn Du die Natur beherrschen willst, ...

Pro:

beeindruckende und einmalige Bilder, perfekte musikalische Untermalung, sehr ästhetisches DVD - Design, faszinierendes Bonusmaterial

Kontra:

Dialoge teilweise zu kitschig und unglaubwürdig, Darsteller zu vermenschlicht

Empfehlung:

Ja

... mußt Du ihr gehorchen, heißt ein Sprichwort, das sich Regisseur Luc Jacquet zu Eigen gemacht hat. Und nach diesem Grundsatz wagte er sich auch an diese Dokumentation aus der kältesten Region unseres Planeten (minus 89 Grad Celsius (!!!) wurden hier beispielsweise 1983 gemessen).


..:: Vorwort ::..

Ich bin damals voller Erwartung ins Kino gegangen, um mir den Dokumentarfilm »Die Reise der Pinguine« anzuschauen, von dem ich schon viel gehört hatte und im Nachhinein absolut begeistert war. Deswegen empfand ich es als Selbstverständlichkeit, mir dieses Werk zu sichern, sobald es auf DVD erhältlich ist. Sowohl auf einer Einzel- als auch auf Doppel- DVD in der Special Edition erschien dieser Film schließlich im Handel. Da ich als leidenschaftlicher Sammler auch über die Hintergründe eines Films bzw. - wie in diesem Fall - einer Dokumentation informiert werden möchte, kam für mich nur die Special Edition in Frage, in einer sehr ästhetischen Klappbox, umgeben von einer transparenten, schneeverzierten Schutzhülle.


..:: Inhalt ::..

Wir schreiben irgendein Jahr in der Geschichte der Tiere. Schauplatz ist die immerwährende Kälte der Antarktis, die Temperatur beträgt gemütliche - 40 °C. Als Protagonisten haben sich für uns zwei Pinguine zur Verfügung gestellt, ein weiblicher und ein männlicher, die uns für die nächsten knapp eineinhalb Stunden mit in ihre Welt nehmen, in die Welt der Kaiserpinguine.

Alle treffen sie sich an einem bestimmten Fleckchen Erde, pardon: Eis, mitten im Landesinneren: in der Oase der Liebe. Dort suchen sie sich einen Partner, mit dem gemeinsam sie das nächste Jahr verbringen und für Nachwuchs sorgen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, tagelange, fast unendlich lang scheinende Märsche stehen unseren beiden und den anderen Pinguinen bevor, bis sie endlich am Ziel eintreffen. Mit einem Hochzeitstanz suchen sie den geeigneten Vater, die liebevolle Mutter aus.

Irgendwann ist es soweit und das Weibchen legt ein Ei, das - um nicht den eisigen Temperaturen zu lange ausgesetzt zu sein - so schnell als möglich vom Männchen übernommen und nun in seiner Bauchfalte ausgebrütet wird. Das Weibchen hat vorerst seine Schuldigkeit getan und kehrt ans Meer zurück, um sich satt zu fressen und wieder Energie zu sammeln, aber auch Futtervorräte für das Junge. Voller Sehnsucht wartet das Männchen auf ihre Rückkehr, ist es doch selbst in dieser Zeit einigen Strapazen ausgesetzt: der schneidende Wind, der nach und nach seinen Tribut fordert (in den kommenden Wochen verliert das Männchen gut die Hälfte seines Körpergewichtes), aber auch das Junge, das - nach einigen Monaten - nun jeden Tag schlüpfen kann und dann unentwegt nach Nahrung verlangt. Wird das Weibchen rechtzeitig zu seiner Familie zurückkehren ... ?


..:: Umsetzung ::..

Luc Jacquet, seines Zeichens studierter Biologe (Schwerpunkt: Tierisches Verhalten) und absolut passionierter Dokumentarfilmer, war bis vor kurzem in Deutschland fast völlig unbekannt. Doch dann, ganz plötzlich - fast über Nacht - wurde sein Schaffen in der ganzen Welt diskutiert und bewundert. Jacquet kam mehr oder weniger durch Zufall zu diesem Projekt (laut seiner eigenen Angaben durch eine Zeitungsanzeige, auf die er antwortete) und reiste zunächst immer wieder in die Antarktis, um Pinguine und beringte Vögel aufzunehmen. Erst später kam ihm die Idee, daraus einen Film zu machen. Und obwohl Dokumentationen ziemlich stiefmütterlich behandelt werden, was den finanziellen Erfolg an den Kinokassen betrifft, gelang den Kaiserpinguinen das Unglaubliche: Millionen von Kinobesuchern strömten weltweit - selbst in den USA - in die Säle, um seine wirklich gewordene Vision auf sich wirken zu lassen und machten die »Reise der Pinguine« damit zum zweiterfolgreichsten Dokumentarfilm hinter Michael Moore's »Fahrenheit 9/11«. Jacquet hatte ein kühnes Projekt in Angriff genommen und konsequent bis zum Ende durchgezogen, das man in dieser Form bis dato nicht kannte: über ein ganzes Jahr hatte er mit seinem Team in der Antarktis verbracht, um dort Tag für Tag, bei Wind und Wetter, eins zu werden mit den so wunderschönen Kaiserpinguinen, an ihrer Seite und später auch zwischen ihnen zu leben und sie dabei ständig zu filmen, sowohl die schönen als auch die traurigen Momente festzuhalten.

Am Ende hatten sie über 120 Stunden Material, die dann in dem Film zusammengefaßt wurden. Bei den Dreharbeiten mußten sie sich natürlich in jedem Moment auch einer enormen Verantwortung bewußt sein: zum Einen hätte jede unachtsame Bewegung für die Pinguinkolonie katastrophale Auswirkungen nach sich ziehen können, zum Anderen durfte man aber auch die Pinguine sich nicht allzu sehr an den Menschen gewöhnen lassen. Herausgekommen ist »Die Reise der Pinguine«, eine gekonnt und dramatisch überaus wirkungsvoll in Szene gesetzte Erzählung über eine Kolonie von Kaiserpinguinen, die sich Anfang März auf den Weg machen, um Nachwuchs zu zeugen und damit ihren Bestand zu sichern. Der Lohn für dieses sowohl auf höchstem technischem als auch mental anspruchsvollem Niveau agierende Werk war Anfang 2006 letztendlich der Oscar für den besten Dokumentarfilm. Und daß dieser mehr als verdient ist, zeigt sich in jeder einzelnen Szene.

»Die Reise der Pinguine« soll der Definition des Dudens nach ein Dokumentarfilm sein; ein Film, der Ereignisse und Zustände tatsachengetreu darzustellen versucht. Auf den ersten Blick trifft das auch zu. Beim genaueren Hinsehen kristallisiert sich jedoch heraus, daß die Definition so nicht ganz paßt, arbeitet Jacquet doch hier ganz bewußt nach Drehbuch und unter reger Zuhilfenahme diverser stilistischer Mittel, um eine den Zuschauer fesselnde, zugleich aber auch bewegende Dramatik aufzubauen, die als Hintergrund für die Erzählung seiner Geschichte dient.

Schon zu Beginn des Films wird in den ersten Einstellungen und den zweifellos als atemberaubend zu deklarierenden Bildern klar gemacht, daß dieser Schauplatz weiß Gott nicht das ist, was wir - als verwöhnte Zweibeiner - als nettes beschauliches Plätzchen bezeichnen würden. Aber so ästhetisch, faszinierend und beeindruckend die Landschaft auch auf uns wirkt - in dieser lebensfeindlichen Wüste aus Eis wächst kein Grashalm, von Büschen oder Bäum(ch)en ganz zu schweigen. Hier herrscht nur das Gesetz des Stärkeren, die Nahrungsquellen beschränken sich auf die Versorgung von Fleischfressern, spielt sich das eigentliche Leben unter Wasser ab.

Und so wird der Zuschauer auch in wundervollen und unikalen Bildern, wie man sie so noch nicht gesehen hat - Froschperspektive und detailreiche Nahaufnahmen lassen uns den Pinguinen mal auf Augenhöhe, mal unterwürfig oder auch nur als ferne Beobachter entgegentreten - in die eigentliche »Handlung« eingeführt; verharrend auf einem zunächst belanglos erscheinenden Eisloch wartet die Kamera so lange, bis sie ihr Ziel erreicht hat: ein Kaiserpinguin schnellt geschmeidig, wie ein Torpedo, aus dem Loch und landet sehr unsanft auf dem Bauch. Immer mehr Tiere folgen seinem Beispiel, langsam aber sicher füllt sich die ziemlich rutschige Landebahn mit gefrackten Pinguinen. Mit nahezu unauslöschlichem, weil in der kargen Einöde lebensnotwendigem Orientierungssinn gesegnet, den Wissenschaftler auf der ganzen Welt noch heute nicht erklären können, machen sich die Pinguine in riesig großen Karawanen, immer in Gänseformation, auf zur Oase der Liebe im Archipel von Pointe Géologie, wo sie eine feste Eisschicht vorfinden und zumindest etwas gegen die eisigen Stürme geschützt sind. Nur manche verirren sich oder sind für die Reise nicht mehr stark genug und werden dafür ohne Erbarmen von der Natur bestraft.

Dort angekommen, beginnt das Liebeswerben und der anschließende Hochzeitstanz, bis dann endlich die Paarung zum erhofften Nachwuchs verhilft, der nun über die kommenden vier Monate ausgebrütet werden muß. Doch diese uns präsentierten Szenen sind emotional sehr gegensätzlich: so witzig einige Szenen sind (ein Stau kann in vielerlei Hinsicht ungeahnte Folgen haben) und so zärtlich das Liebeswerben - bei dem die Farbflecken am Hals eine wesentliche Rolle spielt -, der folgende Hochzeitstanz und der allgemeine Umgang miteinander auch gezeigt wird, die Natur bestraft all diejenigen, die zu wenig Erfahrung haben oder nicht wachsam genug sind. Und so läßt Luc Jacquet uns auch an den vielen traurigen Momenten des Lebens in der Antarktis teilhaben, wohl wissend, daß er damit den ein oder anderen gefühlsmäßig sehr fordert: das zu lange dem Eis ausgesetzte Ei gefriert binnen weniger Minuten und platzt auf, vergebens waren nun alle bisherigen Anstrengungen; das Junge, nicht aufmerksam genug gewärmt und umsorgt, stirbt an Unterkühlung oder ist anderen Gefahren ausgesetzt.

Aber auch die Männchen, selbst die erfahrenen, sind den auf sie wartenden Anstrengungen nicht immer gewachsen. Vier Monate ununterbrochenes Warten und dabei gleichzeitig den schneidenden katabatischen Winden und Blizzards die Stirn zu bieten kostet Kraft, viel Kraft und hier kann das Einschlafen den Tod bedeuten. Teamarbeit ist folglich das A und O, sonst hat die ganze Kolonie auch nicht die geringste Überlebenschance: so bilden die Männchen einen großen Kreis, dicht an dicht zusammengedrängt. Obwohl es im Kern am Wärmsten ist, und die dort Stehenden das große Los gezogen haben, ist hier ein gleichwohl ein strenges Rotationsprinzip an der Tagesordnung: um Kraft zu sparen, darf sich jeder von Zeit zu Zeit wärmen und die, die vorher innen standen, müssen von nun an die Funktion eines Prellbocks gegen die unwirtliche Kälte übernehmen.

Doch schweben wir mit diesem Bild vor Augen hinauf und lassen uns dann an anderer Stelle wieder nieder, bei den beiden uns gewissermaßen einladenden Pinguinen und ihrer Art, uns hier von ihrem Leben zu erzählen. Jacquet hatte wohl befürchtet, daß dem Publikum langweilig werden würde, wenn es eineinhalb Stunden lang ohne Dialoge in einem Kinosaal sitzen und die Pinguine auf ihrem Lebensweg begleiten müßte. Folglich ließ er die Pinguine selbst sprechen und uns ihre Erfahrungen mitteilen, mehr durch laute Gedanken (sprich: aus dem Off, wie man es von Tierdokumentationen gewohnt ist) als durch entsprechende Schnabelbewegungen, was ziemlich lächerlich gewirkt und letztendlich die Dokumentation nicht nur zu sehr vermenschlicht hätte; nein, das Ganze wäre zu einem mißratenen Tierfilm verkommen, Tierfilm im Sinne von »Schweinchen Babe« und anderen Vertretern dieses Genres. Doch auch so hatte ich ein zwiespältiges Verhältnis zu den Sprechern, vor allem der Art und Weise ihrer Ausdrucksform, die mir hier stellenweise zu sehr auf ein kindliches Gemüt zugeschnitten scheinen.

Nichtsdestotrotz sind sie für das Verständnis vor allem in soweit ganz klar notwendig, weil es dadurch leichter wird, nicht nur durch die jeweiligen Kommentare den jeweiligen Intentionen und Absichten zu folgen, sondern auch einen kleinen wissenschaftlichen Einblick zu bekommen, der manchem aber zu oberflächlich vorkommen mag. Wer den Film wirklich ganz besonders genießen möchte, der tut gut daran, den Ton einfach abzustellen und nur die Bilder auf sich wirken zu lassen. Bei fast 90 Minuten Dauer ist dies eine besondere Herausforderung, der Genuß wird dafür aber umso intensiver; vor allem die unglaublichen Nahaufnahmen ziehen mich immer wieder in ihren Bann.

»Die Reise der Pinguine« ist zweifelsohne ein Meilenstein der Filmgeschichte, da mit noch nie dagewesenem Aufwand ein Projekt zu Papier und letztendlich umgesetzt wurde, daß es in seiner Art und vor allem in seinen Ausmaßen so noch nie gegeben hat. Fantastische und einzigartige Bilder kann man dem Film absolut bescheinigen, und das sogar ohne mit der Wimper zu zucken. Erzählt aus der Sicht der Protagonisten, der Pinguine, wird dem Zuschauer die Gelegneheit einer völlig veränderte Sichtweise geboten, wodurch ein intensiveres Erleben möglich gemacht wird. Die Dialoge - auch wenn sie stellenweise durchaus unpassend wirken - transportieren die Handlung auf der akustischen Ebene, während die optischen Reize uns auf der visuellen Ebene unweigerlich in ihren Bann ziehen.

Untermalt wird die Erzählung nicht nur durch die obligatorischen Geräusche in der Natur - der peitschende Wind oder das knackende, weil sich in ständiger Bewegung befindliche Eis geben der Atmosphäre etwas sehr Intensives und Unheimliches - sondern auch musikalisch: für die passende Begleitung hat man die französische Sängerin Emilie Simon engagiert, die vor allem sehr viel mit elektronischer Musik arbeitet und experimentiert, dabei jedoch weit ab von dem eigentlich damit assoziierten House- und Techno- Terror agiert. Ganz im Gegenteil: die Musik (auch durch ihre weiche Stimme bereichert), die sie für »Die Reise der Pinguine« geschaffen, sprich: komponiert, hat, spielt sich nicht in den Vordergrund, sondern wirkt vielmehr unterschwellig stützend, ist sehr gefühl- und phantasievoll, harmonisch treibend, aber dabei keineswegs forcierend - die Klänge passen sich den tierischen Darstellern und der Landschaft an, ohne sie zu dominieren und schaffen es dennoch, die Kraft der Bilder umgemein zu verstärken.


..:: DVD - Ausstattung ::..

Die Special Edition der »Reise der Pinguine« (Foto 5) wartet - wie schon zu Anfang erwähnt - mit einer sehr ästhetischen Klappbox auf, die von einer transparenten, schneeverzierten Schutzhülle umgeben ist. Davon befreit (Foto 6) läßt sich die Box auseinanderklappen (Foto 7) und legt hierbei nicht nur die beiden DVD's offen, sondern auch noch ein sehr Booklet, in dem viele interessante Informationen rund um den Film, aber auch zur Geschichte der Antarktis zu finden sind.

Auf der ersten DVD finden sich neben dem Film noch diverse Extras, die man aber bei genauerer Betrachtung nur teilweise als solche gelten lassen darf: aufgeführt werden hier beispielsweise der »Trailer«, der »Audiokommentar von Luc Jacquet«, die »Isolierte Musik- und Geräuschspur«, die »Deutsche Fassung mit Sky Du Mont«, die »Interaktive Version« sowie »Produktion des Films«. Sowohl der Audiokommentar als auch die Isolierte Musik- und Geräuschspur und die deutsche Fassung mit Sky DuMont finden sich allerdings unverändert auch unter der Rubrik 'Sprachen/Ton'.

Der Trailer zur »Reise der Pinguine« ist für mein Empfinden sehr wohltuend, kommt er doch ohne sprachliche Elemente aus, sondern läßt - mit musikalischer Begleitung - lediglich die schönsten Momente aus dem Film für sich sprechen, eingebettet in einen hier schon ein wenig philosophisch anmutenden Handlungsstrang, beginnend mit »Es war einmal in der Antarktis ...«. Die Produktion zum Film besteht aus 20 Bildtafeln, auf denen zum Teil bildlich, aber auch mit genauen Daten der Verlauf des ganzen Projektes geschildert wird.

Die Interaktive Version ist daraufhin ausgerichtet, daß man verschiedenen Stellen im Film - immer dann, wenn ein Kamerasymbol erscheint - zusätzliche Informationen zum Film, aber auch zu den Pinguinen und der Antarktis aufrufen kann. Meine Erfahrung war allerdings, daß man nicht auf das Kamerasymbol warten muß, da die Informationen sowieso eingeblendet werden, in Form von in gelber Schrift gehaltenen Untertiteln (um sich optisch abzuheben). So kommt der wissenschaftlich interessierte Zuschauer doch noch auf seine Kosten und erfährt unter anderem, daß Pinguine bis zu 30 Jahre alt werden können (an anderer Stelle ist gar von 40 Jahren die Rede), auf dem Packeis keine Feinde haben oder daß sie bis zu 20 Minuten tauchen können und in dieser Zeit in Tiefen von bis zu 600 Meter vorstoßen. Doch dies sind nur wenige Beispiele für die Fülle an Informationen, die hier geboten wird.

Doch kommen wir zu den anderen 'Extras'. »Die Reise der Pinguine« ist auf dieser Special Edition in zwei Sprachen verfügbar, sowohl in Deutsch als auch in Französisch, jeweils in Dolby Digital, letztere Fassung natürlich auch mit deutschen Untertiteln. Der Audiokommentar von Luc Jacquet geht vor allem auf die Risiken und Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten ein, aber auch darauf, wie es sich emotional angefühlt hat, dort unten, fern aller Zivilisation einen Film zu drehen.

Schaut man sich den Film nur mit der isolierten Musik- und Geräuschspur an, wird das akustische Erlebnis genau auf diese beiden Elemente reduziert: auf die Musik von Emilie Simon und auf die Klänge der Natur. Weiter oben habe ich vorgeschlagen, daß man den Ton ganz abstellen und den Film nur so schauen soll. Natürlich kann man ihn auch auf diese Art genießen. Oder noch besser: man entscheidet sich für die 'Sky Du Mont- Fassung'. Diese entspricht schon sehr viel eher dem Charakter einer Dokumentation. Sky Du Mont, einer der meiner Meinung nach renommiertesten und seriösesten Schauspieler Deutschlands, versteht es gut, den Film aus dem Off zu kommentieren und dies nicht distanziert, sondern mit einer gehörigen Portion Charme und sprachlichem Humor. Wir erfahren viel über die Geschichte der Antarktis, die früher von subtropischen Wäldern geprägt war und auch über die Pinguine und ihren Lebensstil. Es versteht sich dadurch von selbst, daß diese 'Reise' - eine gelungene Mischung aus Erzählung und Dokumentation - sehr viel informativer und auch wissenschaftlicher ist als wenn man sich nur den 'normalen' Film anschaut. Doch letztendlich muß jeder selbst entscheiden, welcher Ausrichtung er den Vorzug gibt: ob er es metaphorisch-episch aus der Sicht der Pinguine mag oder diesen Naturstreifzug lieber kommentiert - und mit vielen wissenswerten Aspekten gewürzt - erlebt.

Auf der zweiten DVD sind dann die eigentlichen Extras enthalten. »Von Pinguinen und Menschen« handelt von den Erlebnissen, die sich den beiden Kameramännern während ihrer Zeit am Südpol boten, beginnend mit der Landung in der Polarstation Dumont d'Urville über 13 Monate an der Seite der Pinguine bis hin zum schweren Abschied: wochenlanges Warten, zeitweise durch zu schlechtes Wetter dazu verdammt, in der Station auszuharren; ständige Anpassung, den eigenen Rhythmus voll und ganz auf die Pinguine ausrichten, dabei auch schmerzhafte Erfrierungen in Kauf nehmend. Dieser Beitrag ist nicht nur vor dem logistischen und menschlichen Hintergrund sehr interessant; nein, hier kommen vor allem viele Aufnahmen vor, die ihren Weg letzendlich nicht in den Film gefunden haben, seien es nun tragische oder rührende Momente. Im »Making Of« wird dies ebenfalls dargestellt, dabei vor allem geprägt von Privataufnahmen der beiden Kameramänner, die, diesmal allerdings noch detaillierter, auf ihre Erfahrungen während der Dreharbeiten eingehen.

»Frühling in der Antarktis« bezieht sich auf eine weitere Dokumentation Jacquet's, die sich nicht nur zeitlich (in Bezug auf den Drehplan), sondern auch chronologisch (der Sommer nach der »Reise der Pinguine«) an selbige anschließt. Die Pinguine haben ihre Fortpflanzung beendet, die Antarktis erwacht aus dem Winterschlaf und schon tummeln sich lauter kleine und große Lebewesen in dieser Gegend, von Adélie-Pinguinen über Schneesturmvögel bis hin zu Weddell-Robben, die nun ihre noch flauschig-weichen Jungen zur Welt bringen, dabei keineswegs so duldsam wie die Kaiser-Pinguine sind, sondern stattdessen peinlichst genau darauf achten, die Filmemacher auf sicherer Distanz von ihrem Nachwuchs zu halten.

Das »Interview mit Luc Jacquet« ist quasi im szenischen Stile eines Stummfilms aufgebaut: auf schwarzen Tafeln wird das Frage thematisiert, zu der sich der Regisseur anschließend äußert. Auch ein weiteres wurde geführt, ein »Interview mit Sky Du Mont«. Er erzählt dabei über die Anfänge und die weitere Entwicklung seiner Arbeit als Schauspieler, aber auch über sein Verhältnis zum Synchronsprechen bzw. die Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Filmen - Sky Du Mont spielte unter anderem an der Seite von Tom Cruise und Nicole Kidman in dem Thriller »Eyes Wide Shut«. Das dritte schließlich, das »Interview mit den Sprechern der französischen Fassung« läßt Romane Bohringer (weiblicher Pinguin), Charles Berling (männlicher Pinguin) und Jules Sitrup (junger Pinguin) zu Wort kommen und - mit deutschen Untertiteln - darüber erzählen, wie sie zu diesem einmaligen Projekt kamen. Ich finde diese Interviews immer sehr spannend, lassen sie doch auch Sichtweisen und Meinungen anderer Personen und Beteiligter zu.

Die »Vorbereitung in der Schweiz« deutet nicht etwa darauf hin, daß die »Reise der Pinguine« nur in der Schweiz vorbereitet wurde. Vielmehr ist dieser Beitrag eine Zeitreise in die Vergangenheit, genauer gesagt ins Jahr 1991, als Luc Jacquet seine Berufung als Tierfilmregisseur entdeckte. An der Seite des berühmten Pinguinforschers Pierre Jouventin hatte er die Gelegenheit, an »Kongreß der Pinguine« mitzuwirken, einem Film von Hans-Ulrich Schlumpf. Damals ging er in Jouventins Schule und lernte, die Kamera für seine Zwecke zu nutzen.

Wurde bisher viel über die visuelle Komponente des Films gesprochen, darf natürlich an dieser Stelle auch das akustische, sprich: musikalische, Element nicht zu kurz kommen. Wir beobachten Emilie Simon bei ihrer Kompositions- und Experimentiertätigkeit, wie sie sich mit dem Orchester auf den Film einstellt und versucht, möglichst authentische und glaubwürdige, aber zugleich auch moderne Klänge zu kreieren. Dabei greift sie auch auf ganz einfache Tricks wie den Klang von Eiswürfeln zurück.

Die Fotogalerien bilden gewissermaßen den Abschluß des Bonusmaterials. Hier unterteilt in drei verschiedene Bereiche, finden sich in einer Diashow verschiedene Aufnahmen der Dreharbeiten und der Landschaften, aber auch sehr intensive Momente von den Pinguinen, die die von ihnen ausgehende Faszination eigentlich am Besten wiedergeben.


..:: Fazit ::..

Eine Mischung aus friedfertiger Harmonie und knallhartem Überlebenskampf, gepaart mit einer gewissen Portion Humor macht aus der »Reise der Pinguine« eine Reise in das eigene Bewußtsein, er stimmt nachdenklich und schärft das Auge für die wesentlichen Dinge des Lebens, zeigt uns gleichzeitig, wie zerbrechlich, zart und erstaunlich die Natur sein kann. Vor allem die verständigen Zuschauer werden bei diesem Film voll auf ihre Kosten kommen, aber vor allem auch Familien, die ihren Kindern mal etwas anderes zeigen wollen. Und doch ist es letztendlich nur ein kleiner Sieg des Lebens, ein Sieg im unendlichen Kreislauf der Natur ...

21 Bewertungen, 12 Kommentare

  • senora

    27.02.2009, 19:38 Uhr von senora
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schönes Wochenende wünsche ich dir.

  • tk7722

    24.02.2009, 15:45 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Grüße

  • Baby1

    23.02.2009, 23:04 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • sonnenbaerchen

    23.02.2009, 22:09 Uhr von sonnenbaerchen
    Bewertung: besonders wertvoll

    Freu mich über Gegenlesung!

  • TigerLady

    23.02.2009, 20:38 Uhr von TigerLady
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreicher Bericht ! LG

  • Rubinia157

    23.02.2009, 19:12 Uhr von Rubinia157
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse Berich! BW! LG

  • minasteini

    23.02.2009, 18:41 Uhr von minasteini
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr schöner Bericht. LG Marina

  • leupi123

    23.02.2009, 18:01 Uhr von leupi123
    Bewertung: besonders wertvoll

    Toller Bericht... Freu mich auf Gegenlesungen :D LG aus CB

  • sigrid9979

    23.02.2009, 17:55 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schönes Karneval´s Fest wünsche ich.... LG Sigi

  • timecode001

    23.02.2009, 17:25 Uhr von timecode001
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse geschrieben! Dafür von mir die 10.0!!! Liebe Grüße. timecode001

  • Haustierhalterin

    23.02.2009, 17:24 Uhr von Haustierhalterin
    Bewertung: besonders wertvoll

    klares Bw. LG Hausti

  • nikita86

    23.02.2009, 17:22 Uhr von nikita86
    Bewertung: sehr hilfreich

    toll. hab leider kein bw mehr für heute :( lg, nikita