Das Schicksal der Zwerge (Taschenbuch) / Markus Heitz Testbericht

Innerhalb von vier Jahren hat sich Markus Heitz Platz 1 der deutschsprachigen Fantasy - Autoren errungen. Seine vier Bücher zur Geschichte der Zwerge im Geborgenen Land haben dazu einen wichtigen Beitrag geleistet.


Um was es geht...


Jahr 6241: Tungdil, Titelheld der ersten drei Bände, verschwindet am Eingang zur Schwarzen Schlucht, in die er eingedrungen ist, um ein Monstrum zur Strecke zu bringen. Der wiedererstakte magische Schutzschild schloss ihn dort ein und ließ alle seine Mithelden darüber im Unklaren, welches Schicksal ihn ereilte.

6491, also 250 Jahre später:
Das geborgene Land trägt zwar noch seinen Namen, doch eine Geborgenheit erfahren die Einwohner des Landes nicht mehr.

Ein Kordrion tyrannisiert einen Landstrich, ein Drache hat einen Teil des Landes unter seinen Einfluss gebracht, Aiphaton als Mischwesen und Nachfahren der "alten" Albea des Geborgenen Landes ein Kaiserreich gebildet, dass Alben aus dem Norden und dem Süden aus dem Jenseitigen Land umfasst. Und dazu hat Lot-Ionan, in den Zeiten zuvor mächtige magische Stütze für die Freiheit des Geborgenen Landes, hat eine Tyrannenherrschaft etabliert, die Elben gelten als ausgerottet: Der gewaltsame Tod ist im Geborgenen Land häufiger anzutreffen als der normale Tod.

Boindil, Begleiter von Tungdil, hat sich der Sicherung der Schwarzen Schlucht verschrieben, die im Land jenseits des Geborgenen Landes liegt. Bisher hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, seinen Freund Tungdil irgendwann einmal wieder zu sehen.

Während des Versuches der Bestien der Schwarzen Schlucht, aus dieser auszubrechen, als der magische Schirm, der ein Verlassen verhindern sollte, kurz an Kraft verloren hatte, tritt ein Zwerg aus der Schwarzen Schlucht. Er sieht aus wie Tungdil, er weiß Dinge, die nur Tungdil wissen kann, aber er hat auch Charakterzüge, die so gar nicht zu dem alten Helden passen wollen.
Auch ein Teil seiner Erinnerungen scheint ihm verloren gegangen zu sein: Er kann sich an keine seiner beiden Ehefrauen erinnern.
Auch erscheint er in einer schwarzen Rüstung, auf der sich Runen der Feinde der Zwerge befinden und die auch magische Kraft zu haben scheint.

Der scheinbar wiedererschienen Tungdil mit seine Rüstung hat sich zu einem furchterregenden Kämpfer entwickelt, der allerdings bei den Zwergen ganz unterschiedlich aufgenommen wird: Die meisten jubeln den mittlerweile zu einem Legenden - Helden gewordenen Zwerg zu, die anderen mistrauen ihm von Grund auf.
Und dennoch hat der neue alte Held auch schon eine Idee, wie die Tyrannen des Geborgenen Landes zu stürzen und die Freiheit wiedererlangt werden kann. Immerhin eine Idee hat er, aber selber kämpfen möchte er nicht.
Das ändert sich erst, als die Zwerge ihn zum Großkönig ernennen: Sofort beginnt er mit einer kleinen Gruppe Zwerge ins Geborgenen Land aufzubrechen und die verfeindetet Tyrannen, die sich kräftemäßig in einer Pattsituation befinden, gegeneinander auszuspielen und sie dazu zu bringend, sich gegenseitig zu zerfleischen. Der dann kraftlose Rest soll dann von den Zwergen ausradiert werden.

Komisch kommt seinem Freund Boindil allerdings zunehmend vor, dass Tungdil sich hervorragend mit den Albae versteht, dass er mit dem Kaiser der Albea eng vertraut ist und das ich auch die bösen und dunklen Seiten der Magie nicht zu schrecken scheinen.

Boindil kann deshalb die tief in ihm nagenden Zweifel an der "Echtheit" des alten Freundes nicht ganz verdrängen, bisweilen lassen sie ihn auch offen daran zweifeln
Freilich muss er diese immer wieder verdrängen, denn die guten des Geborgenen Landes und die Tyrannen werden sich bei einem apokalyptischen Show down gegenüberstehen......


Wirkung des Buches
Mit dem vierten Band ist nun wirklich klar: Wer die ersten drei nicht gelesen hat, der wird mit dem band vier "Das Schicksal der Zwerge" hoffnungslos überfordert sein. Ohne die genese des ehedem "guten" Magiers zum bösen Tyrannen, die wiederum ohne den dritten Band (sollte er denn übersprungen werden) nicht wirklich zu verstehen ist, die "Geschichte" des Kaisers der Albea (wiederum sei hier das Überspringen des dritten Bandes NICHT angeraten) usw. bauen auf auf den Entwicklungen, die in den letzten knapp 1800 Seiten erstellt worden sind.

Anstrengend wird der vierte band dadurch, dass nicht alle Entwicklungen wirklich überzeugen können oder aber zum Schluss weiterhin Fragen offen bleiben:

Wer ist der Zwerg, der sich nach dem Gott der Zwerge nennen lässt und der Meister in der Schwarzen Schlucht ist?
War es wirklich Tungdil oder war es ein Doppelgänger?
Wenn letzteres der Fall ist, was geschah wirklich mit dem Helden der ersten drei Bände?
Hat der Sohn Tungdils, der angeblich im Band 3 ums Leben kam, nun überlebt oder hat er es nicht?
Was nun ist die Schwarze Schlucht, was lebt dort, wer herrscht dort usw. ?

Immerhin zeigen die Fragen, dass trotz der Versicherung des Autors, dass kein weiteres Zwergen-Buch geplant sei, für eine spätere Meinungsänderung des Autors immer noch alle Türen offen lassen.

Dennoch sind die Veränderungen zunächst schwer zu verdauen und vor allem das oben an den Fragen verdeutlichte Nichtauflösen nervt gewaltig.
Die fortwährende Unsicherheit über die Wiederkehr des Tungdils, immerhin ja keine unerhebliche Figur des Mitfieberns und des Mitfühlens aus den drei Bänden vorher, befriedigt nicht wirklich und scheint den Leser zwischen Happy End und bösem Ende ohne wirkliche Entscheidung stehen zu lassen.
Und dass in band vier nun mit einem Drachen, der ansonsten nur genannt wird aber nicht selbst auftritt, eingeführt wird, verwirrt nun mehr als dass es hilfreich wäre.


Fazit

Nicht wirklich ganz zufrieden stellend ist Band vier der Zwergenreihe von Markus Heitz. Zwar mögen andere Leser das offene Ende das als nicht mehr auflösbar dargestellt wird, als für sie zufrieden stellen ansehen, ich vermisse aber die Auflösung der Handlung - so oder so.
Insofern erhält das Buch von mir nur vier Sterne!

Michael