Erbarmen (gebundene Ausgabe) / Jussi Adler-Olsen Testbericht

Ich möchte mir den Film im Kino anschauen und hoffe, dass er in meiner Nähe gespielt wird.

Damals, als das Buch rauskam, hatte ich es mir gebort und gelesen - nun habe ich mir das Buch zum Film besorgt und lese es nochmals, um wieder mit der Story vertraut zu werden ...

So viel wird darüber geredet, das muss man einfach gelesen haben, dachte ich mir damals und jetzt wieder ... !!!

Inhalt und Gliederung:

Das Buch ist in 39 Kapitel gegliedert und spielt in der Zeit von 2002 bis 2007. Anfang März des Jahres 2002 steigen wir in die Handlung ein, in der eine Frau verschwindet. Sie war auf der Fähre von Rodby nach Puttgarden. Es wird davon ausgegangen, dass sie ertrunken ist. Sie ist aber nicht tot, so erfährt der Leser, sie wird in einem Verlies festgehalten …
Die Frau ist die Parlamentsabgeordnete Merete Lynggaard  Lange muss sie in diesem Verlies ausharren bei Licht – Tag und Nacht …

Carl, der Ermittler glaubt nicht an diesen angeblichen Unfall – dieses Ertrinken – gemeinsam mit seinem Assistenten Assad versucht er herauszufinden, wie alles wirklich zusammenhängt und will Merete Lynggaard finden. Da war ein Online-Telegramm, dieses wurde anfangs übersehen, nun aber wollen die beiden diesem nachgehen.

Da ist aber auch noch Meretes Bruder Uffe, der mit an Bord war, als sie verschwand, was weiß er evtl?

Meine Meinung:

Weil es sozusagen ein Wettrennen gegen die Zeit ist, kommt die Handlung auch so dicht und temporeich rüber, so dass man als Leser gefesselt ist und das Buch praktisch erst aus der Hand legen kann, wenn es gelesen ist (gäbe es da nicht noch ein Leben außerhalb des Buches …)

Ich finde es gut gewählt, dass auf den ersten Seiten erst einmal sozusagen die Hauptcharaktere vorgestellt und charakterisiert werden, die man im Buch erleben wird.

Man muss keine Angst vor den zwei Erzählsträngen haben, weil diese perfekt miteinander verbunden und verständlich und nachvollziehbar geschrieben sind. Schön ist, dass man die Vorgeschichte von Carl Morck erfährt, dies macht es leicht, sich in seinen Charakter und seine Verhaltensweisen hinein zu versetzen. Erzählstrang zwei beginnt 5 Jahre zuvor und erzählt die Vorgeschichte von Merete Lynggaard. Auch sehr interessant – weil man das wissen sollte, um die gesamte Handlung verstehen zu können.

Insgesamt ist der Fall sehr komplex und äußerst spannend aufgebaut – von der ersten bis zur letzten Seite.

Es ist ein Thriller, man meint nicht, dass ein Thriller auch humorvoll sein kann, so lese man Jussi Adler Olsen – dann wird vieles klar. Seine Art, die Handlung abwechslungsreich zu gestalten ist einfach genial. Oft verwendet er die wörtliche rede, die das Buch authentisch werden lässt.

Kurze Leseprobe:

Die Presse liebte sie: Sie liebte Merete Lynggaards scharfzungige Redebeitrage im Parlament und ihren Mangel an Respekt gegenüber dem Staatsminister und seinen Abnickern. Sie liebte die stellvertretende Vorsitzende der Demokratischen Partei fur ihre Weiblichkeit, für ihren übermutigen Blick und die verführerischen
Grubchen in den Wangen. Sie liebte sie für ihre Jugend und ihren Erfolg. Aber vor allem liebte sie Merete Lynggaard, weil sie Spekulationen Raum bot. Warum zeigte sich eine so begabte und attraktive Frau nie öffentlich mit einem Mann?
Merete Lynggaard machte Auflage. Lesbisch oder nicht, sie war immer guter Stoff für die Presse. Das alles wusste Merete nur zu genau. ≫Kannst du dich denn nicht mal mit Tage Baggesen verabreden? ≪, fragte ihre Assistentin zum wiederholten Mal. Auf dem Weg zu Meretes Auto balancierten sie vorsichtig um die
Pfutzen auf dem Abgeordnetenparkplatz. ≫Klar, ich weis schon, dass er nicht der Einzige ist, aber der ist total verrückt nach dir. Wie oft hat er inzwischen versucht, dich einzuladen? Hast du dir überhaupt je die Muhe gemacht, die Zettel zu zahlen, die er dir auf den Tisch legt? Hast du den von heute schon gesehen?
Gib ihm doch eine Chance, Merete.≪

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Buch – es ist eine abgeschlossene Handlung – unbedingt Lust darauf macht, den zweiten Fall von Carl Morck aus dem Sonderdezernat Q zu lesen. Diese Bücher haben Suchtpotential. Es ist ja kein einfacher Thriller, sondern ein Psychothriller, der unter die Haut geht. Olsen hat es drauf… Er baut die Handlung so spannend und dicht auf und setzt seine Idee so um, dass der Leser fasziniert ist und nicht aufhören kann zu lesen.

Je weiter man im Buch vorankommt, umso ungereimter wird alles, was aber nicht heißen soll, dass das Buch undurchsichtig ist, nein, für den Kommissar ist es undurchsichtig, aber er muss ja auch ermitteln, wir müssen „nur“ lesen. Es ist atemberaubende Spannung, die einen fesselt, wenn man bedenkt, dass diese junge Politikerin schon 5 Jahre festgehalten wird, bis Morck den Fall noch einmal aufrollt, weil er meint, sie ist nicht tot.

Es sind zwar keine Filmbilder enthalten, aber das Buch ist kompakter als sein "Original" und hat den Untertitel "Die Frau im Bunker".

Absolut empfehlenswert. Bin gespannt, ob der Film an das Buch rankommt !!!
Das muss man gelesen haben