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Erfahrungsbericht von hexe77

Geiselnahme in Wrestedt

Pro:

Oberstes Ziel war Schutz der Geiseln; reibungslose Zusammenarbei über die Grenzen hinaus.

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Sicherlich haben alle die Geiselnahme, die am Dienstag im niedersächsischen Wrestedt begann und nach 20 Stunden in der Ukraine endete, am Fernsehen und im Radio verfolgt.
Bei den etwas älteren kamen sicherlich auch Erinnerungen an die Geiselnahme Ende der 80 er in Gladbeck hoch, bei der zwei Geiselnehmer
eine Bank überfielen, anschließend einen Bus kaperten und 2 junge Frauen aus dem Bus als Geiseln nahmen.
Die Flucht ging durch mehrere Bundesländer bis in die BeNeLux Staaten,
bis schließlich beim Zugriff der Polizei eine Geisel im Kugelhagel starb.
Damals ist so einiges schief gelaufen.
Die Presse hat sich als Instrument der Geiselnehmer benutzen lassen; sie umschwärmten das Fluchtfahrzeug während einer Pause und machten so einen polizeilichen Zugriff unmöglich.
Anschließend stieg sogar ein Reporter in das Fluchtfahrzeug, um den Straftätern den Weg aus der Stadt zu zeigen.
Die Geiselnehmer wurden im Fernsehen fast wie Helden dargestellt - der später getöteten Silke B. wurde eine Waffe an den Kopf gehalten und Reporter fragten sie, wie sie sich denn fühle.
Einfach unglaubliche Bilder.

Auf der anderen Seite gab es innerhalb der Polizeiführungen der einzelnen Bundesländer ein Kompetenzgerangel, sodass es an einer Einsatzleitung mangelte, die das Geschehen von Anfang bis Ende begleitete.

Die Geiselnahme vom Dienstag weisst sicherlih einige Parallelen auf; sie ist jedoch ein Beispiel dafür, dass es auch ohne Verträge zu einer hervorragenden Zusammenarbeit zwischen unterschiedlicher Länder kommen kann, wenn dies wirklich notwendig ist.
Desweiteren hat die deutsche Polizei gezeigt, dass sie aus dem "Gladbeck-Drama" etwas gelernt hat.

Im Nachinein wird jetzt in der Presse behauptet, die Geiselnahme hätte gar nicht erst geschehen dürfen.
Dazu äußere ich mich hier nicht, denn ich war nicht dabei und kann deshalb das Einschreiten der örtlichen Polizei am Tatort nicht kommentieren. Dazu fehlt mir einfach das Hintergrundwissen der Situation.
Als es dann jedoch zu der Geiselnahme kam, galt für die Polizei als oberstes Gebot: Schutz der Geiseln.
Dieses wurde auch konsequent befolgt. Es kam zu keiner Zeit auch nur zu einem Übegriffsversuch auf die Täter.

Dies wurde sogar weitergeführt, als die Täter in ihrer wahrlosen Irrfahrt polnisches Staatsgebiet erreichten.
Daz muss man sagen, dass es zwischen Deutschland und Polen kein "Nacheileabkommen" gibt, dass heisst, grundsätzlich muss die deutsche Polizei an der Grenze zu Polen stoppen, wenn die Täter Deutschland verlassen und auf polnischem Staatsgebiet weiterfahren.
In diesem Fall kam es jedoch zur spontanen Absprache mit den polnischen Behörden, dass deutsche Polizeifahrzeuge auch in fremden Staatsgebiet das Fluchtfahrzeug weiter verfolgen durften.
Es kam vielmehr zu einer Zusammenarbeit der deutschen und polnischen Polizeikräfte, als man gemeinsam das Fahrzeug verfolgte.

In Polen gelang der älteren Geisel dann die Flucht in ein nahestehendes Polizeifahrzeug - eine Entscheidung der Geisel, die sicher sehr schwierig ist. Ich rette mein Leben, aber die andere Geisel ist dann allein.
Ich denke, dass sich niemand über diese Entscheidung ein Urteil erlauben darf, wenn er nicht selber einmal in eine solchen Situation war.

Als es dann Richtung Ukraine ging, verlief die "Übergabe" der Verfolgung ebenfalls hervorragend - Ukrainische Polizeikräfte verfolgten nun das Fluchtfahrzeug.
Deutsche und polnische Polizeikräfte wurden abgelöst, da diese ja teilweise schon viele Stunden das Fahrzeug verfolgt hatten.
Eine Verfolgungsfahrt geht extrem an die Substanz und ist über einen so langen Zeitraum eigentlich kaum aufrecht zu erhalten.

Bei einem Stop in der Ukraine nahm die dortige Polizei Kontakt zu den Geiselnehmern auf - sie ergaben sich; auch die zweite Geisel wurde unverletzt wieder freigelassen.

Ich denke, dass diese Ereignisse ein hervorragendes Beispiel polizeilicher Zusammenarbeit über die Grenzen und Sprachbarrieren hinaus sind.
Auch ohne bestehende Verträge hat es bei der Verfolgung bzw. der "Übergabe" an den Grenzen keine Probleme gegeben, die Geiselnehmer gaben auf - sicherlich nicht zuletzt, weil sie von dieser Zusammenarbeit überrascht waren.

Dies war sicherlich ein positives Zeichen für die Zukunft; denn Verbrechen macht auch vor Staatsgrenzen nicht halt.

20 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Schnecke999

    04.04.2002, 14:16 Uhr von Schnecke999
    Bewertung: sehr hilfreich

    An Gladbeck kann ich mich auch noch erinnern... es läuft mir noch heute ein Schauer den Rücken runter... Gruß Schnecke999

  • *Jayn*

    04.04.2002, 13:38 Uhr von *Jayn*
    Bewertung: sehr hilfreich

    finde das auch super, dass die zusammenarbeit so gut war, und hoffe die geiseln haben keinen zu großen schock erlitten... MFG DIe Jayn:o)