Bis zur letzten Stunde (gebundene Ausgabe) / Traudl Junge Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Extrem interessant | spannend | faszinierend
- geschichtliche Einblicke in die Zeit 1942-45 in eine interessante wahre Geschichte verpackt
- Eine andere Sichtweise
- Gut zu lesen, viele Hintergrundinformationen und sehr interessant
Nachteile / Kritik
- Viele Fragen bleiben offen, die mich sehr interessiert hätten.
- nichts
- der letzte Teil, eine Art späte Verarbeitung, ist eigentlich verzichtbar
- Nichs
Tests und Erfahrungsberichte
-
Ein überraschendes Buch
22.02.2011, 14:34 Uhr von
mmlstars
Auch mich findet man auf anderen Portalen wieder, also alles meins! Nicht geklaut ;o)5Pro:
Gut zu lesen, viele Hintergrundinformationen und sehr interessant
Kontra:
Nichs
Empfehlung:
Ja
Bücher über die schreckliche Zeit des Krieges gibt es viele.
Und ganz viele hat man auch gelesen.
Vor Jahre kam mir das Buch in die Hände von Traudl Junge und ich studierte den Klappentext.
Es hat mich schon interessiert wie es dazu kam, das eine junge Frau keine Widerstandskämpferin geworden ist und vor allem wie es sich lebte in direkter Nähe zu gruseligsten Menschen den man sich vorstellen kann.
Das Buch:
*********
"Bis zur letzten Stunde: Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben"
~ Der Preis: 8,95 Euro
~ Das Buch hat 271 Seiten
~ Der Verlag heißt Econ Ullstein List. Die erste Auflage erschien im Oktober 2003
~ Die Sprache des Buches ist Deutsch
~ ISBN-10: 3548603548
Das Buch ist unterteilt in:
*********************
~ Vorwort von Traudl Junge
~ Eine Kindheit und Jugend in Deutschland von Melissa Müller
~ Meine Zeit bei Adolf Hitler - aufgezeichnet von 1947 von Traudl Junge
~ Chronologie einer Schulverarbeitung - aufgezeichnet 2001 von Melissa Müller
~ Dank
~ Personenregistern
Ich werde auf eine Leseprobe verzichten und teilweise Sätze (gekennzeichnet) aus dem Buch übernehmen.
Da er ja ihr Chef war, werde ich einige Sätze von Hitler in den Inhalt kopieren...
Der Inhalt - in der Kurzfassung:
**************************
In der Kurzfassung könnte man sagen, der Inhalt geht darum, das Traudl Junge von Ende 1942 bis zum 30.04.1945 eine der Sekretärinnen von Hitler war.
Kurz nach dem Krieg ca. 1947 brachte sie ihre Erinnerungen zu Papier und veröffentlicht diese erst 2002.
Nun zur langen Fassung:
*********************
Ich kann bei diesem Buch keinen Inhalt wieder geben, ohne die ein oder andere persönliche Bemerkung!
Frau Junge beschreibt schon im Vorwort, das sie sich selber nicht rechtfertigen oder rein waschen möchte!!! Sie möchte der Nachwelt dabei helfen zu verstehen.
Ich glaube, wenn man das Buch gelesen merkt man auch das es Frau Junge schwer fiel mit ihren Erinnerungen zu leben.
Im Vorwort beschreibt Frau Junge auch wie es zu diesem Buch kam. Wie sie 1947 ihre Worte niederschrieb und Jahre später entsetzt war, über ihre Naivität.
Sie beschreibt wie sie die Autorin Melissa Müller kennenlernte und konnte zu ihr deshalb ein gutes Verhältnis aufbauen, da Frau Müller "nicht zu denen gehörte, die hinterher alles besser wissen".
Der Hauptgrund für dieses Buch bzw. das Frau Junge ihre Erinnerungen veröffentlicht hat ist folgender:
"Wenn es mir gelingt, so dachte ich, ihr (M. Müller) verständlich zu machen, wie leicht es war, Hilters Fazination zu erliegen, und wie schwer es ist, mit der Erkenntnis, einem Massenmörder gedient zu haben, zu leben, müsste es auch gelingen, es den Lesern verständlich zu machen." (Frau Junge)
Sie erzählt von wie sie aufwuchs.
Der Vater machte sich schnell aus dem Staub und wirkt hier nur als Randfigur. Die Mutter zieht im Laufe der Kindheit von Frau Junge zu ihrem Vater. Ein sehr strenger Mann.
Sie bekommt weder von zu Hause noch in der Schule eine politische Bildung. In der Schule gibt es nicht viel Propaganda und so sind ihr die Grundbegriffe des Nationalsozialismus fremd. Sie liest keine politischen Bücher, sonder wie ein normales Mädchen in ihrem Alter "Trotzkopf" und "Nesthäcken".
Auch in ihrem Umfeld bekommt sie nichts mit. Zwar ziehen jüdische Freundinnen nach Amerika, aber das eine "Entjudung" gibt, bekommt sie nicht mit.
Nach der Schule arbeitet sie als Sekretärin in verschieden Firmen.
Ihre jüngere Schwester ist Tänzerin und auch Traudl hegt diesen Wunsch. Sie will unbedingt nach Berlin um zu tanzen. Ihr Chef gibt sie nicht frei, doch über die Schwester von Albert Bormann wird sie Dienstverpflichtet und zieht nach Berlin.
Ihre Schwester Inge tanzte in Berlin schon auf der Deutschen Tanzbühne und so folgte Traudl ihr. Sie arbeitete in der Kanzlei des Führers und war dort für das sortieren der Post zuständig. Eines Tages suchte Hitler noch eine Sekretärin und sie bekam ein Zugticket in die Hand gedrückt um sich dem Führer vorzustellen.
Sie und die anderen Damen wohnten in dem privaten Zug von Hitler, es dauerte Tage bis er sie zu sich rief und eine Ergebnis mitteilte. Er entschied sich für Frau Junge, sie vermutet, weil sie aus München kam.
Frau Junge blieb in der "Wolfsschanze" und zog in den Sekretärinnenbunker um. Sie hatte keine festen Arbeitszeiten, sondern arbeitete auf Abruf. Sie war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre jung!
Bei einer der ersten Treffen sorgte sich Hitler um sie, denn es wären ja so viele Männer hier. Er bat sie, falls sie sich belästigt fühlen würde, sich jederzeit an ihn zu wenden.
Die Anfangszeit verbrachte sie im Wald, nichts außer Wald. Der war in einem Sperrbezirk untergebracht. So das man Tag für Tag immer die gleichen Menschen sah und hörte.
Die meiste Zeit verbrachte sie nicht mit arbeiten, sondern nur auf das warten auf Arbeit. Sie war ja auch nicht die einzige Sekretärin von Hitler.
Sie beschreibt sehr genau und sehr ausführlich wer, wann und wo wahr.
Man erfährt das Hitler Vegetarier war und ein "anspruchsloser und bescheidener Esser".
Bei ihrem ersten, richtigen Diktat fragte Hitler sie: "Frieren Sie nicht, Kind? Es ist kalt hier?"
Immer und immer wieder liest man, wie sehr sich Hitler um die Mensch um ihn herum sorgt. Eine Regung an diesem Menschen, die man kaum in Einklang bringen kann, mit dem was man weiß.
Mit dem Zug ging es dann zum Berghof zum Obersalzberg.
Sie und die anderen Sekretärinnen leisteten ihm und seiner Gefolgschaft Gesellschaft beim Essen und bei seiner heißgeliebten Teestunden. Frau Junge lernte auch Eva Braun kennen. Für die damalige Zeit eine modische, aber nicht herausragend hübsche Frau.
In all den Monaten waren die Gespräche bei Tisch und in den abendlichen Runden immer frei von Politik. Es waren nur heitere und oberflächliche Themen über die man sich unterhielt.
Ein Thema was immer wieder zu Sprache kam, war das Fleisch essen. Ich zitiere mal aus dem Buch:
"Im Übrigen versuchte der Führer während des Essens, den Fleischessern ihre Lust an der Mahlzeit zu verekeln. Er wollte zwar niemanden zum Vegetarier bekehren, aber er begann plötzlich zu erzählen, wie scheußlich es in einem Schlachthaus zugehe".
Wenn man sich ihre Zeit auf dem Berghof oder der Wolfsschanze zu durch liest, merkt man, das sie viel Langeweile hatte. Frau Junge wartete auf Arbeit, auf Unterhalt und auf Gesellschaft. Sie wartete, sie wartete und wartete...
Richtig Urlaub gibt es nicht, denn Hitler verzichtet nur ungern auf seine gewohnte Umgebung und auch auf die Menschen die ihn umgeben.
Er sagte dazu:" Ich habe niemals Ferien, ich kann nicht irgendwohin fahren und ausspannen. So teile ich meinen Urlaub in Stunden auf, die ich hier mit meinen Gästen am Kamin verbringe".
Selbst zum Thema Frauen-Mode hatte Hitler eine eigene Meinung. "Wenn ich ein Kleid besonders schön finde, dann wäre es mir am liebsten, wenn ich die Besitzerin immer in diesem Kleide sehen würde... Aber kaum hat man sich an ein neues schönes Stück gewöhnt und sich noch gar nicht daran satt gesehen, dann kommt schon wieder etwas Neues."
Während des Essens wurde sie oft von Hitler auf ihr Essverhalten angesprochen. "Sie essen viel zu wenig, Kind, Sie sind sowieso so mager... Ich weiß gar nicht, was daran schön sein soll, wenn die Frau so mager wie Knaben sind. Wir lieben die Frauen doch gerade wegen des architektonischen Unterschiedes."
Alle "Großen" dieser Zeit lernt Frau Junge kennen. Goebbels, Himmler, Eva Braun und deren Schwester, Reichsleiter usw.
Sie lernt Hitler von einer Seite kennen, die man von ihm gar nicht kennen will. So sagt er einmal, sobald er irgendwann mal sagt, das ihm was gefällt (und wenn es nur aus Höflichkeit ist), so sehe er immer die gleiche Oper danach, bekäme die passenden Hunde, Bücher usw. geschenkt.
Auch machte ihm die Begeisterung der Menschen Angst.
In ihrer Zeit auf dem Berghof finden Empfänge, Staatsempfänge und Lagebesprechungen statt. Frau Junge beschreibt das Geschehen um das Ereignis sehr genau, denn endlich passiert etwas. Durchbricht die Monotonie.
Auch der Geburtstag bzw. die Geburtstage von Hitler beschreibt sie.
Die vielen, vielen Geschenke die ankommen. "Von Zahnbürste über komplette Kinderausstattungen bis zur feinsten Damenwäsche und kostbarem Porzellan oder Museumsstücken... Es kamen auch Geschenke von einfachen, rührenden kleinen Leuten. Ein altes Weiblein hatte Pantoffeln gemacht und zur Zierde das Hakenkreuz in der untergehenden Sonne außerordentlich geschmacklos gestickt."
Eins wird in diesem Buch bestätigt, die bedingungslose Liebe zu Blondie seinem Schäferhund.
"Hitler machte allerlei Spielchen mit ihr... Ihre Glanzleistung war ihr Gesang. Hitler bat sie mit seiner freundlichsten und schmeichlerischsten Stimme - Blondi, sing - und stimmte selbst ein lang gezogenes Geheul an."
Ein ungeheuerliche Szene spielt sich an Hitlers Geburtstag ab. Ich war schockiert!
Himmler, Dietrich, Goebbels, Esser, Ribbentropp und Werlin war zum Mittagsessen da. Himmler beeindruckte durch gutes Benehmen. Er begrüßte Frau Junge mit Handkuss. Er hatte eine leise Stimme und einen bayrischen Dialekt. Freundlich, höflich und herzlich.
"Wenn man ihn (Himmler) so hörte, wie er harmlose Anekdoten erzählte und dabei liebenswürdig und charmant plauderte, wer konnte dabei an Erschießungen, KZ und solche Dinge denken! ... Er erzählte, wie fabelhaft die KZ´s eingerichtet seien.
>Ich habe meine Leute ganz individuell für die Arbeit eingeteilt und mit dieser Methode nicht nur völlige Sicherheit, sondern auch gute Leistungen, Ruhe und Ordnung in den Lagern erreicht. Ein unverbesserlicher Brandstifter z.B. wurde als Brandwache in einem Lager aufgestellt. Er ist dafür verantwortlich, das kein Feuer ausbricht und ich habe ihm sagen lassen, dass er auf jeden Fall verdächtigt wird, sobald ein Brand entsteht. Sie sollten mal sehen, mein Führer, wie zuverlässig und aufmerksam dieser Mann ist<
Er lachte dabei zufrieden und wir mussten den Eindruck haben, dass er als menschenfreundlicher Psychologe die Leute in den KZ´s nicht nur einfach gefangen hielt, sondern sie schulte und erzog."
Bitte???
Sollten das etwa die Aussagen sein, die Hitler gegenüber gemacht wurden? Oder wurde so etwas nur in Gesellschaft gesagt? Da wundert es mich nicht, das man da nicht auf schlimme Gedanken kommt.
An einem dieser Geburtstage informierte Frau Junge (damals noch nicht Frau Junge) und Hans Junge (einem Diener) Hitler das sie sich verliebt hätte. Hans Junge wollte sich versetzen lassen und an die Front. Da Hitler für geordnete Verhältnisse war, wurde rasch geheiratet.
Nach der Hochzeit wurde die ganze Belegschaft wieder nach Ostpreußen in die Wolfsschanze verlegt. Die Baracken und Bunker wurden in der Zwischenzeit weiter ausgebaut.
Die Sekretärinnen (Fräulein Wolf, Fräulein Schröder und Frau Junge) hatten nun mehr Arbeit. Sie beantworteten Briefen, Stärkemeldungen der Leibstandarte, Beförderungsgesuche und Versetzungsbefehle.
Für sie war es eine willkommene Abwechslung zu dem eintönige Wald. Zu ihrer Tätigkeit als Sekretärin dienten die Damen als Gesellschafterinnen für Hitler. Er wollte nicht alleine essen.
"Meine Damen, Sie können nicht beurteilen, ob Ihre Arbeit oder Ihre Anwesenheit bei mir nützlich ist. Glauben Sie mir, Ihr Dienst bei mir ist weitaus wichtiger, als in irgendeiner Firma Briefe zu schreiben oder in einer Fabrik Granaten zu drehen. Und in den paar Stunden, in denen Sie für mich schreiben oder mir Kraft und Erholung geben, dienen Sie Ihrem Volk am besten."
Hitler hatte ja einen Leibarzt den er vertraute und nun kam auch noch eine Diätassistentin dazu. Frau Exner kam aus Wien und hatte auch den Charme Wiens. "Er (Hitler) freute sich über ihre lebendige Art, war von den Wiener Mehlspeisen begeistert, die besser schmeckten als Fleischbrühe. Er konnte ja nicht ahnen, dass die arme Marlene unglücklich über seine bescheidenen Ansprüche war."
Und langsam, ganz langsam bekam die Blase in der sie lebten Risse.
"Hitler lebte, arbeitete, spielte mit seinem Hund, tobte mit seinen Generalen, speiste mit seinen Sekretärinnen und trieb Europa seinem Schicksal entgegen - und wir bemerkten es kaum."
Stalingrad war gefallen und es war der erste herbe Rückschlag.
Hitler hatte Angst das man nun mit Fliegerangriffen die Wolfsschanze zerstören würde und so zog man wieder in den Berghof. Immer mehr zerbrach und immer mehr Soldaten fielen.
"Niemals hat Hitler gesehen, wie der Krieg in der Heimat aussah, wie groß die Zerstörungen und Verwüstungen waren. Immer nur sprach er von den bevorstehenden Vergeltungen und den Erfolgen und dem sicheren Endsieg. Ich konnte nicht anders, ich glaubte, er habe wirklich ein sicheres Mittel, eine letzte Reserve im Hintergrund, die eines Tages das Volk von den schweren Leiden befreien würden."
Nach weiteren Umbauten in der Wolfsschanze, zog es Hitler wieder dorthin.
Dort am 20. Juli 1944 waren sie alle zusammen. Es war heiß, die Mücken ärgerten die Menschen dort im Wald und ein fürchterlicher Knall ertönte. Frau Junge dachte erst, das es vielleicht Rehe waren die über Tellerminen gelaufen waren. Das hörte man öfters.
Eine Bombe ist im Führerbunker explodiert und nicht mal seine Sekretärinnen wussten in der ersten Zeit Bescheid ob Hitler noch lebte und was geschehen war.
"Wir kehrten zurück in unsere Baracke. Noch immer wussten wir nichts über Ursache, Verlauf und Wirkung des Unglücks. Wenn wir nur erfahren hätten was geschehen war! Ob Hitler noch lebte?"
Er lebte! Und der Rest ist Geschichte!
Im Nachhinein denkt Frau Junge, das wenn das Attentat geglückt wäre, der Krieg wohl zu Ende gewesen wäre und dadurch viele Menschen ihr Leben nicht verloren hätten.
Das Leben in der Zeit- und Raumblase das sie führten plätscherte weiter vor sich hin.
Hitler überlegte sich das es doch toll wäre, wenn Blondi Nachwuchs hätte und das hielt alle eine Zeitlang auf Trab. Der richtige Hund musste her und dann noch Blondi´s Herz erwärmen...
Mittlerweile war eine der Hauptbeschäftigungen der Sekretärinnen das schreiben von Schadensmeldungen. Hitler beschäftigte sich aber mehr mit dem gedanklichen Aufbau der zerstörten Städte.
Um es mal etwas abzukürzen und zum Ende zu kommen...
Hitler fühlte sich nicht mehr sicher in der Wolfsschanze und zog mit dem ganzem Tross nach Berlin in den Führerbunker. Hier wurde er am Anfang direkt operiert und ein Stimmbandknoten wurde entfernt. Tagelang und Nächtelang gab es Alarm.
Es ging der "Witz" im Führerbunker rum, man könne in Berlin mit der S-Bahn zur Front fahren. Doch immer noch sollte es Hoffung geben, doch von Tag zu Tag sahen alle bald ein, es gab keine Hoffnung mehr.
"Oft zitierte er Worte Friedrichs des Großen, dessen Bild über seinen Schreibtisch hing: > Wer das letzte Bataillon in die Schlacht wirft, wird Sieger sein!<"
Doch an seinem letzten Geburtstag standen die russischen Panzer längst in Berlin und auch Hitler glaubte nicht mehr an einen Sieg!
Der Führerbunker wurde fleißig, alle Unterlagen und Papiere sollten Richtung Süden geflogen werden. Hitler bot den Damen an, sie sollten auch fliegen.
"Unpersönlich und befehlend, wie ich ihn nie einer Frau gegenüber habe sprechen gehört, stößt er hervor: > Ziehen Sie sich sofort um. In einer Stunde geht ein Flugzeug, das Sie nach Süden bringt. Es ist alles verloren, hoffnungslos verloren.<
... Ich will es gar nicht sagen, aber es kommt von selbst; ich will nicht hier bleiben und ich will nicht sterben, aber ich kann nicht anders. > Ich bleibe auch < sagte ich."
Frau Junge bleibt bis zur letzten Minuten. Sie schreibt das politische und private Testament von Hitler und Goebbels.
Am 30. April erschießt Hitler sich und Eva Hitler nahm eine Giftkapsel.
Frau Junge erzählt dann über ihre Flucht und von ihrem Leben nach dem Krieg.
Wenn man das Buch liest, ist man doch erstaunt wie langweilig und einfach das Leben an der Seite von Hitler war. Man ist gefangen in dieser Blase von der heilen Welt und das grausame Geschehen rund herum bekommt man nicht mit.
Traudl Junge:
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Sie wurde als Gertraud Humps 1920 in München geboren.
Als der Krieg zu Ende war, war Traudl Jung erst 25 Jahre alt!!!
Sie verstarb im Februar 2002.
Frau Junge hat es im Buch ja selber geschrieben, Politik interessiere sie nicht. Doch habe sie sich von Hitler als Privatmensch blenden lassen.
Das Böse:
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Da hat man all die bösen und abscheulichen Taten vor Augen und erwartet auch so einen Privatmenschen. Doch im privaten Leben ist Hitler ein Langweiler.
Ein Vegetarier und Nichtraucher und ein Ehestifter. Ein Mann der es liebt in Gesellschaft von Damen zu sein. Er liebt Frauen und diese am besten auch mit Kurven!
Nach dem lesen des Buches kann ich sagen, im Privatleben war er anscheinend ein sehr höflicher und etwas langweiliger Mensch.
Was im krassen Gegensatz zu all den anderen Dingen steht....
Meine Erfahrungen:
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Nicht noch ein Buch über Erfahrungen aus einer der schlimmsten Zeit Deutschlands.
Ich gebe zu, mich hat die Perspektive gereizt, von einer Frau die nah dran war am Geschehen.
Das was passierte, war furchtbar, gruselig und abscheulich und bedarf (denke ich) keiner Diskussion!!!!
Stell Dir vor Du bist dabei wenn Dein eigenes Land im Chaos versinkt und Du merkst es nicht...
Könnte das passieren?
Heute nicht mehr, es gibt eine Unmenge an Informationsmöglichkeiten und so sollte es doch möglich sein über alles informiert zu sein.
Sicher? Ganz sicher?
Warum ich dies innerhalb eines Berichtes sage?
Ganz einfach, Wissen ist Macht. Doch wissen wir alles, ich denke nicht...
Hier mal die aktuelle Rangliste der Pressefreiheit (vom 20.10.2010) von Reporter ohne Grenzen mit den relvanten Ländern der Leser:
1) Finnland
2) Island
3) Niederlande
4) Norwegen
5) Schweden
6) Schweiz
7) Österreich
8) Neuseeland
9) Estland
10) Irland
11) Dänemark
12) Japan
13) Litauen
14) Belgien
15) Luxemburg
16) Malta
17) Deutschland
18) Australien
19) Großbritannien
20) USA
21) Kanada
22) Namibia
Wenn man die Freiheit bedenkt über das zu berichten, was in der Welt und im eigenen Land vor sich geht und das mal im Hinterkopf bei diesem Buch hat, dann sieht die Welt schon ganz anders aus.
Das Buch könnte auch gut den Titel haben "... denn sie wissen nicht was sie taten...".
Es gab kein Internet und wenig Möglichkeiten sich zu informieren.
Die Zeitungen und das Radio brachte nur die Informationen die die "Regierung" wollte. Die nannte man schlicht Propaganda. Gut, es gab schon Telefone. Nicht überall und nicht jeder hatte Zugang.
Wer also keine Bekannte oder Verwandte hatte die was zu berichten wussten, woher dann etas wissen? Einen Teil der Bevölkerung gestehe ich Unwissenheit zu.
Eins kommt auch noch verheerend hinzu, die preußische Erziehung!
Gehorsam, Disziplin, Pünktlichkeit, Korrektheit, Leistung!
Selbst mitdenken gab es dort nicht.
Unsere Kinder und auch meine Generation haben das mitdenken und hinterfragen gelernt. Doch unsere Großeltern nicht. Was in den Zeitungen steht ist wahr, was im Radio gesagt wird ist wahr! Man zweifelt nicht und man ist nicht ungläubig.
Man kann dies ganz gut im Buch bei der naiven und leicht kindlichen Schreibweise von Frau Junge feststellen. Eine Frau in ihrem Alter damals entspricht heute ja nur noch einem Teenager.
Kann man alles entschuldigen? Nein!
Doch welche Schuld trägt sie ganz persönlich? Was kann man ihr persönlich vorwerfen?
Frau Junge hat in dieser Zeit in eine Art Mikrokosmos gelebt, einer Parallelwelt. Sie hat nichts mitbekommen von der wahren Welt dort draußen. Kann man ihr das zum Vorwurf machen?
Man lebte abgeschottet unter sich und dort war es nie Thema wie dreckig es den Landsleuten ging und welch furchtbaren Verbrechen sich abspielten. Kann man ihr daraus einen Vorwurf machen? Kann man das wirklich?
Ich habe ganz lange nach dem lesen des Buches nachgedacht.
Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm...
Doch zu jener Zeit war dies nicht gewollt, nicht möglich und es bestand seitens der Erziehung nicht der Gedanke dies zu tun. Traurig, aber wahr. Ein Vorteil der Menschheit ist, das man sich weiter entwickelt. Und lernt, dazu lernt!
Ganz bewusst habe ich versucht das Buch einmal aus der Sicht der damaligen Zeit zu lesen. Ohne dieses Wissen von heute, was sie ja damals auch nicht hatte. Ich möchte nicht hinterher sagen, ich hätte es besser gewußt... Das wäre zu arrogant! Mit dem heutigen Wissen kann man sich auf ein hohes Ross setzen, man kann damit auch tief fallen.
Hat sich viel geändert? Haben sich die Deutschen verändert? Sind wir nun politisch korrekt?
Wenn ich mir heute anhören muss, das hinter Hamburg Dänemark anfängt, dann denke und befürchte ich fast, die Bildung und die Weiterentwicklung hat versagt.
Doch mal ehrlich, was wissen wir wirklich über die Politik in anderen Bundesländern. Oder gar den Nachbarstaaten? Wer kennt schon die Parteiinhalte wirklich? Und wieso erheben sich nur ganz wenige Menschen um ihr Land zu verändern?
Am Ende des Buches wird sie entnazifiziert. Auch hier stößt mir es etwas bitter auf, denn vom rechten Gedankengut wird klar und schnell umgeschwenkt auf eine Demokratie. Kann sich ein Land innerhalb einer Generation so verändern?
Auch noch heute wird es nicht gern gesehen wenn man sagt, das man stolz ist ein Deutscher zu sein.
Ist es denn so eine Schande?
Was habe ich verbrochen, das ich das nicht sagen darf?
Schaut man mal über den Tellerrand sieht man das es in anderen Ländern nicht besser war. Nehmen wir die USA. Zeitgleich zu den deutschen Internierungslagern, gab es dort welche wo Asiaten interniert wurden. Ups, sagt da einer was? Oder nehmen wir mal Hiroshima. Wo bleibt die Demut und die ewige Schuld der USA? Dort darf man sagen, das man stolz ist Amerikaner zu sein, ja - dort wird der Stolz auf sein Land zelebriert.
Ich habe mich gefragt, ob ich wenn ich die Möglichkeit hätte in einem großen Konzern einen guten und sicheren Job zu bekommen (der auch gut bezahlt wird) ob ich den ablehnen würde? Vielleicht eine Rüstungsfirma... würde ich diesen Job annehmen?
Ähnlich ging es Frau Junge. Es gab eine sehr hohe Arbeitslosigkeit früher. Jeder war froh einen Job zu haben und etwas Geld zu verdienen. Dann noch die preußische Erziehung und Kultur. Da dachte man nicht lange nach und nahm den Job an.
Ist es so schlimm, wenn man alle Juden zusammenleben lässt? So kam es doch oft aus Erzählungen rüber. Heute wissen wir, das es Konzentrationslager waren. Das Wissen von heute läßt sich nicht übertragen auf das Wissen damals.
Natürlich schüttelt man beim lesen oft den Kopf und denkt sich einfach nur: Mensch Mädel, mach doch die Augen auf!!!
Sieht sie es nicht, will sie es nicht sehen? Doch was soll sie sehen? Wenn selbst Hitler selber nie an der Front war und den Krieg gesehen hat.
Wäscht Frau Junge hier ihr Gewissen rein? Sie hätte nie etwas sagen müssen oder ihre Aufzeichnungen veröffentlichen müssen. Sie gibt Einblick auf einen mal ganz anderen Blickwinkel.
Ein Blickwinkel auf ihren direkten und nahen Arbeitgeber. Dem freundlichen Chef!
Was gibt mir das Recht über Traudl Junge zu urteilen?
Sind wir heute denn frei von Vorurteilen? Sind wir nur Gutmenschen? Ohne Lästern, Bösartigkeiten und ohne Vorverurteilung? Sind wird das?
Wer frei von Sünde ist werfe den ersten Stein heißt es schon in der Bibel und damit beende ich jetzt mal meinen Bericht!
Ich gebe dem Buch 5 Sterne!
Vielen Dank für´s lesen & bewerten!
Melanie
"Wir können unsere Biographie nicht im Nachhinein korrigieren, sondern müssen mit ihr leben. Aber uns selbst können wir korregieren."
Reiner Kunze - Tagebuch eines Jahres (steht als Widmung vorne im Buch) weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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topfmops, 21.04.2011, 18:43 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Das Gedächtnis ist gar gnädig mit uns und lässt nur die "netten" Erinnerungen zu. Deshalb habe ich was gegen "Zeitzeugen"!
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[email protected], 04.03.2011, 20:12 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
good job, well done ! greetz from wallcity beartown
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Luna2010, 03.03.2011, 09:13 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Schöne Restwoche :) Ich freu mich auf Gegenlesungen. Lese derweil noch ein paar mehr von dir :)
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Lesen bildet....
Pro:
geschichtliche Einblicke in die Zeit 1942-45 in eine interessante wahre Geschichte verpackt
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
.... dieser Ausspruch bewahrheitet sich mit diesem Buch mal wieder.
Ich bin in der glücklichen Lage, das mein Heimatort über eine Bibliothek verfügt, die noch dazu ein super umfassenden Angebot an Büchern aufweist.
Letzte Woche bin ich auf ein interessantes Buch gestoßen, ich lese immer gern Biografien bzw. wahre Begebenheiten, weil man so noch ein bisschen was dazu lernen kann.
Bis zur letzten Stunden - Hitlers Sekretärin erlzählt ihr Leben
war für mich ein Buch, wo ich dachte, das muß man einfach gelesen haben.
Meiner Meinung:
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Das Buch basiert auf wahren geschichtlichen und persönlichen Begebenheiten aus dem Leben Hitlers vom Dez.des Jahres 1942 bis zu seinem Tod. am 30. April 1945. Er hat sich, wie sicher viele wissen im Führerbunker am 30. April 1945 das Leben genommen.
1947 schrieb Traudl Junge ihre Erlebnisse auf - das Gesamt manuskript blieb bis heute unveröffentlicht.
HITLER:
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Jeder kennt diesen Mann als Diktator, als größenwahnsinnigen Staatsmann, als "Führer", der die größte menschliche Katastropfe des 20. Jhd.`s verursacht hat.
Traudl Humps: (verh. Junge):
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Traudl Junge war dabei, als am 20. Juli 1944 das Attentat auf ihn verübt wurde, und sie war es, der er sein politisches und auch privates Testament in den Stenoblock diktierte.
kurze Biografie:
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Gertraud Humps, genannt Traudl wurde am 16. März 1920 in München geboren. Einen Monat vor ihrem Geburtstag, am 24. Febr. verkünden A. Hitler und Anton Drexler, der Gr+ünder der Deutschen Arbeiterpartei im Rahmen der ersten großen Massenversammlung der NSDAP im Münchner Hofbräuhaus ihr fremdenfeindliches Parteiprogramm.
Traudls Vater Max Humps wurde 1893 geboren, war Braumeister und Leutnant der Reserve, er galt als Luftikus und für die Ehe nicht zu gebrauchen. Er ging dann auch von der Familie weg, aber mehr muss ich nicht verraten, zu ihrem Leben steht ja auch einiges im Buch.
Nur soviel, nach dem Krieg geriet sie in russische Gefangenschaft, wurde aber bald freigelassen. In der Folgezeit arbeitete sie unter anderem für Quick und als freie Journalistin. Traudl Junge starb im Februar 2002 kurz nach Erscheinen dieses Buches.
Melissa Müller:
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Diese Frau hat maßgeblich zum Erscheinen des Buches beigetragen, indem sie Frau Junge mitgeholfen hat, alle Aufzeichnungen usw. in einen passenden Rahmen zu bringen.
Sie hat die Aufzeichnungen von Traudl Junge mit einer biographischen Einleitung versehen und mit einem ausführlichen Nachwort. Dies konnte aufgrund persönlicher Gespräche geschehen und trägt sehr zum Verstehen des Buches und der Person Traudl bei.
Sie beleuchtet die Frage, wie es passieren konnte, dss eine junge Frau eine Stelle bei einem Mann annahm, der das Leben von so vielen Millionen Menschen vernichtet hat.
Sie schildert Traudl Junges heutige Sicht auf ihre Vergangenheit und beschreibt eingehend und für den Leser aufrüttelnd in einem überaus flüssig zu lesenden und äußerst interessanten Stil, wie Frau Junge angesichts ihrer Schuld und Naivität zur Erkenntnis kommt, was um sie herum damals passierte und worüber sie sich zu dieser Zeit mit keinem Gedanken befaßte.
Für uns Leser ist dies manchmal kaum zu verstehen, das jemand nicht mitbekommen hat, was in dieser Zeit geschichtlich schiefgelaufen ist, das so viel Leid und Elend passierte und sie das nicht realisiert hat, bzw. es ihr verborgen bleiben konnte.
Aber durch das Lesen dieses Buches kann sich der Leser wunderbar in das Leben, das Denken und Arbeiten von Traudl Junge hineinversetzen und bekommt auf anschauliche Weise gleichzeitig unheimlich interessante und bisher verborgen gebliebene Informationen über den politischen und privaten Menschen Hitler zum Lesen und Nachdenken.
Sie wurde 1967 in Wien geboren, schreibt als freie Journalistin für deutsch-sprachige Kultur- und Nachrichtenmagazine.
Das Buch "Das Mädchen Anna Frank" ist auch von ihr zusammengestellt und geschrieben und erregte international großes Aufsehen und wurde sogar verfilmt.
Sie lebt heute in München.
Preis:
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ich denke man bekommt das Buch so um die 19 € genau weiß ich das nicht, da ich es ja nur geliehen habe.
Format und Größe sowie Seitenzahl:
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14 x 21,5 x 3 cm
271 Seiten
Umschlag und Einbandgestaltung meines Buches stammen von:
Hilden Design München
Druck und Bindung: GGP Media, Pößneck
Gedruckt wurde das Buch in Deutschland 2002
Buch-Nr: 002275
www.derclub.de
www.donauland.at
Es handelt sich um eine ungekürzte Lizenzausgabe der RM Buch und Medien Vertrieb GmbH und der angeschlossenen Buchgemeinschaften
Gedruckt wurde das Buch und der Schutzumschlag auf chlorfrei gebleichtem Papier.
Die Einschrumpffolie - zum Schutz vor Verschmutzung ist aus umweltverträglichem und recyclingfähigem PE-Material.
Dies hat nichts mit dem Inhalt und der schriftstellerischen sowie informativen Seite des Buches zutun, aber ich denke, dass ich für den interessierten Leser meines Berichtes auch ganz gut zu erfahren.
INHALT:
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Unterteilt ist das Buch in ein Vorwort von Traudl Junge
Seite 9-13
von Seite 13 bis 34 kann man viel über ihre Kindheit und Jugend in Deutschland erfahren. Dieser Abschnitt ist von Melissa Müller geschrieben.
Auf den Seiten 35 - 230 geht es um die Chronologie einer Schuldverarbeitung - dieser Teil wurde von Melessa Müller zusammengestellt (2001)
Auf der Seite 265 bedanken sich die beiden bei ihren Freunden und denen, die maßgeblich am Entstehen des Buches mitgeholfen haben in direkter und indirekter Weise.
Anschließend ist ein alphabetisches 5seitiges Personenregister einzusehen.
Ich bin der Meinung, das mit diesem Buch ein einzigartiges historisches Dokument entstanden ist.
Zur selben Zeit, als Traudl Junge ein schönes erfülltes, interessantes Leben im Kreise Hitlers hatte, erkannte eine andere junge Münchnerin namens Sophie Scholl schon das ausmaß von Hitlers Verbrechen und wurde als Widerstandskämpferin ermordert.
Kurzer Auszug aus dem Buch:
=======================
"Ich nahm bald wieder an den Mahlzeiten mit Hitler teil. Er fühlte sich sehr schlecht, war schweigsam und sah alt und müde aus. Es war schwer, seine Anteilnahme an einem Gespräch zu wecken. Selbst Speer sprach manchmal, ohne dass Hitler zuhörte. Ich habe so schwere Sorgen ... Wenn Sie wüssten, was ich für Entscheidungen zu treffen habe, ich ganz allein, niemand teilt meine Verantwortung ... Das waren die Sätze, die er jedes Mal wiederholte, wenn wir ihn fragten, wie es ihm geht. Die Ärzte gingen im Bunker aus und ein. Der Oberarzt aus Berlin war immer noch da, auch Brandt wurde konsultiert uind untersuchte den schmerzenden Arm und die zitternde Hand. Schließllich wurde Professor von Eicken aus Berlin gerufen, der früher einmal eine erfolgreiche Kehlkopfoperation bei Hitler durchgeführt hatte und sein volles Vertrauen besaß. ............."
Immer wieder können wir in diesem Buch Passagen lesen, wie Hitler privat war, was er sagte, dachte, was er gern aß ... usw.
Unheimlich viele Punkte waren mir und sicher vielen Lesern vorher noch nie bewußt geworden und laßen mich nachdenklich werden.
Ich würde 100pro sagen, dass dieses Buch geschichtlichen Wert hat und unbedingt von jedem einigermassen geschichtlich interessierten Menschen gelesen werden muss.
Ich hoffe, ich konnte euch verdeutlichen, was ich beim Lesen des Buches empfunden habe.
Es geht nicht nur um die privaten Seiten Hitlers sondern auch um den geschichtlichen Hintergrund und natürlich das Leben und Wirken von ihm und Traudl Junge bzw. seinen Leuten, die er um sich gescharrt hatte.
In flüssig geschriebenem Stil kommt der Leser so schnell nicht wieder vom Buch los. und man hat etwas gelernt und ist unterhalten worden. Was will ein Buch mehr - das ist doch das, was man sich unter einem interessanten Werk vorstellt.
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Die Sekretärin von Hitler packt aus
05.09.2005, 10:31 Uhr von
campimo
Hier erstmal Pause, nicht zuletzt wegen den nicht-funktionierenden Sicherheitscodes. Aber auf den...Pro:
s.u.
Kontra:
s.u.
Empfehlung:
Ja
Vorwort
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Heute möchte ich Euch mal mit einem ernsthaftem und wichtigem Thema begegnen, und zwar geht es um unsere deutsche Vergangenheit, nämlich den Nationalsozialismus. Das Buch „Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben.“ könnte das erste Werk aus einer Reihe in meinem Buchregal werden, zum Thema Deutschen Natiozalsozialismus, welches ich in diesem (und ggf. auch in anderen) Forum vorstelle. Wie schon aus dem Buchtitel hervorgeht, wurde die Autobiographie von Hitlers Sekretärin, Traudl Jung (unter Mithilfe einer weiteren Autorin) geschrieben. T. Jung ist am 11. Februar 2002 an Krebs verstorben.
Inhaltsangabe
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(kurz): Traudl, die Hauptperson (und Erstautorin), wollte eigentlich Tänzerin werden, lernt aber etwas realitätsbezogener, den Beruf der Sekretärin, den sie nicht irgendwo im Vorzimmer ausübt, sondern an der Seite von Adolf Hitler. Drei Jahre, also von 1942 „Bis zur letzten Stunde - ...“, also 1945. Da sie nicht nur die berufliche, also politische Schriftstücke für ihn erledigte, sondern neben der Stenografie der privaten Korrespondenz auch mit ihm und seinen Gästen an einem Tisch aß, hatte sie einiges zu berichten. Den Krieg erlebte sie aus einer sehr priviligierten Position heraus, die sie selbst als goldenen Käfig bezeichnet, nämlich den Führerbunker. Genußmittel sowie Luxusgüter waren für sie immer erhältlich und an ihrer Sicherheit brauchte sie nie zu zweifeln. Auch den Suicid Hitlers, durch einen Schuß erlebte sie fast hautnah mit. Aus ihrer Perspektive (für sie) brach eine Welt zusammen, als der Krieg verloren war und Hitler sich umbrachte.
Das soziale Umfeld Hitlers wird auch beleuchtet, nicht nur diverse Politiker, sondern auch Eva Braun, seine Geliebte.
Im ersten Kapitel, nach dem Vorwort erfahren wir etwas mehr über Traudl, ihrer Kindheit, iher Herkunkt, soziales Umfeld, Familienbindung etc. Zum Schluß hat das Buch ein Kapitel, ähnlich einem Nachwort, welches nämlich erst 2001 geschrieben wurde und Traudl in der Nachkriegszeit, der sog. Entnazifizierung beschreibt. Damit wird das Buch abgerunden, indem uns Leser gezeigt wird, wie Hitlers ehemalige Sekretärin sich mit dem NS auseinandersetzt und sich von der Nazi – Ideologie und –Propaganda distanziert.
Mein Leseerlebnis / Meinung
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Stilistisch ist das Werk – wie ich es erwartet hatte – kein außergewöhnliches Stück. Natürlich schreibt Traudl Jung – mit Hilfe von Melissa Müller aus der Ich-Perspektive. Die Wortwahl ist einfach und unverblümt, aber solide. Die Teilautobiographie ist mit sehr vielen Fußnoten versehen, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, den Text mit Hilfe von historsichen Fakten besser zu verstehen.
Mein Leseerlebnis war relativ extrem. Ich war völlig eingenommen von dem Buch, fand es nicht nur sehr interessant sondern fesselnd. Andererseits habe ich mich auch geärgert, daß mich von SO einem Buch „fesseln“ lassen habe. Aufgrund des einfachen Stils, ist das Buch schnell durchgelesen.
Meiner Meinung nach ist es die Darstellung Adolf Hitlers als Mensch oder Privatperson, die dem Leser zeigt, welche Probleme und Gedanken diese Person bewegten, daß er ähnliche Probleme hatte wie Du und ich ist meiner Meinung nach nicht unbedingt geeignet, die NS-Vergangenheit zu bewältigen oder aufzuarbeiten. Ich bevorzuge bei Literatur, die sich mit dem deutschen NS beschäftigen eine eindeutige und negative Positionierung der Person Hitler. Tatsachen, wie Hitlers vegetarische Lebensweise interessiert mich überhaupt nicht.
- Ich persönlich weiß nicht, weshalb ich mich für Gedanken, Gefühle und Probleme von einem Menschen interessieren sollte, der Milliarden von Menschen entsetzliches Leid angetan hat.
- Das Buch hat sehr wenig politische Inhalte, anders formuliert: thematisiert den politischen Aspekt sehr wenig. Ein Spaghat, der nahezu undenkbar erscheint, bevor man sich mit dem Buch beschäftigt. Ich vermute, die beiden Autorinnen wollten den politischen Anspruch so weit wie möglich herunterschrauben, damit eine möglichst breite Menschenmasse Interesse für das Werk entwickelt.
- Obwohl man dieses Werk eigentlich nur als Teilautobiographie beschreiben kann, stellt die Autorin ihr Leben deutlich in den Schatten ihres Chefs. Dementsprechend ist der Titel etwas verfehlt, denn es müßte eher heißen: Hitler als Mensch oder Hinter den Kulissen im Führerbunker.
- Meiner Meinung nach hat die Sekretärin ihre Chance ergriffen, um reich zu werden. Sie verkauft unter dem Prädikat „Autobiografie“ ein Profil über Hitler als Mensch zum „Anfassen“
Fakten zum Buch
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Junge, Traudl (und Melissa Müller).: Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben. 1947. (2001) List Verlag. ISBN-Nr.: 3-548-60354-8. 272 Seiten. Preis 7,95 €
Fazit
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Das Buch ist sehr empfehlenswert, immer eher für Menschen die selbständig denken können, als für solche, die alles einfach hinnehmen, ohne sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Dieses Buch würde gut in die Schulzeit passen, während der die NS – Zeit unterrichtet wird. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Ich war Hitlers Sekretärin.
14.04.2004, 23:38 Uhr von
dottigross_juliaa
Halli-hallo! Ich schreibe nicht nur bei yopi, sondern auch bei dooyoo und ciao. Mein Gästebuch be...Pro:
Extrem interessant | spannend | faszinierend
Kontra:
Viele Fragen bleiben offen, die mich sehr interessiert hätten.
Empfehlung:
Ja
ich freue mich, heute einen Beitrag zum Bücherfrühling leisten zu können.....
DIALOG:
*Liest du zwei Bücher auf einmal?????*
*Jepp.*
*Und was soll das bringen?*
*Abstand.*
*Häh???*
*Abstand. Ich muss ab und zu Abstand zu diesem Buch haben und dann lese ich zwischenzeitlich ein anderes weiter.*
Fakten
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Titel: Bis zur letzten Stunde - Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben
Autorin: Traudl Junge unter Mitarbeit von Melissa Müller
Verlag: List
ISBN (TB): 3-548-60354-8
Preis: 7,95 EUR
Seiten: 272 (inkl. Erklärungen und Register)
Inhalt
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Eigentlich wollte die 22-jährige Traudl Humps (später Junge) Tänzerin werden. Doch das Schicksal hat etwas anderes mit ihr vor. Es führt sie nach Berlin, wo sie Sekretärin von Adolf Hitler wird. Von 1942 bis zum bitteren Ende lebt und arbeitet sie an seiner Seite. Dabei lernt sie ihn besser kennen als manch anderer. Traudl stenografiert Hitlers politische und private Korrespondenz, nimmt an Besprechungen teil und dient als Begleitdame. Sie sitzt mit Hitler am Esstisch, geht mit ihm und seinen Gästen spazieren und nimmt an den allabendlichen Teestunden teil. An Lebensmitteln, luxuriösen Getränken wie Sekt und Bohnenkaffee, Zigaretten und Kleidung fehlt es ihr nie. Traudl Junge lebt in einer abgesicherten und gutorganisierten Welt - einem „goldenen Käfig“ wie sie es bezeichnet.
Sie erlebt den Krieg aus fast sicherem Abstand - den Einzug der Alliierten verfolgt sie vom Führerbunker aus. In den letzten Tagen des Krieges befindet sie sich in Gesellschaft von Hitler, Eva Braun, Goebbels, Speer und vielen weiteren namhaften Machtpersonen dieser Zeit. Während draußen der Volkssturm - Kinder und alte Männer - gegen russische Panzer kämpft, sitzt Hitler ausgemergelt und elend im sicheren Bunker und bereitet seinen feigen Freitod vor. Als sie den tödlichen Schuss hört, den Hitler auf sich abgibt, bricht für sie eine Welt zusammen. Alle Hoffnungen, alle Ideale und alles Vertrauen hat sie in den Mann gesetzt, der sich in den letzten Tagen des Krieges hoffnungslos seinem Selbstmitleid hingab...
Schreibweise
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Eigentlich spielt für mich der Schreibstil eines Autors/einer Autorin eine große Rolle, weshalb ich immer versuche, ihn genau zu beschreiben. Diesmal fällt mir das etwas schwer, denn ich habe - schlicht und einfach - nicht aufgepasst. Ich war nämlich während des Lesens so konzentriert und angespannt, dass ich darauf gar nicht achtete. Deshalb muss ich mich jetzt - im Nachhinein - erinnern, wie die Autorinnen Traudl Junge und Melissa Müller sich ausgedrückt haben.
Nun, ich denke, der Schreibstil ist sehr geradeaus und unkompliziert. Die (Auto)biographie lässt sich einfach und schnell lesen und ich hatte keine Probleme, der Story zu folgen. Es werden in dem Buch aber sehr viele Personen erwähnt und die vielen Namen verwirrten mich anfangs. Ich möchte behaupten, dass ich mich *mittelprächtig* in der jüngsten deutschen Geschichte auskenne. Namen wie Goebbels, Göhring, Bormann etc. sind mir zwar ein Begriff, doch den genauen Tätigkeitsbereich der Personen kenne ich nicht. Reichspropagandaminister? Reichs-SS-Führer? Keine Ahnung! - Traudl Junge beschreibt die Rangabzeichen in einem Teil des Buches sehr passend, indem sie erzählt, dass jeder einen *Professor*- oder *Reichs*-Titel verliehen bekam, der Hitler irgendwie sympathisch war. So lästert sie an einer Stelle, dass jemand *Reichshundeführer* genannt wurde, weil er Hitlers Hund *Blondi* ausführte...
Wie gesagt, die vielen Personen irritierten mich anfangs, zumal jedem dieser Namen eine Fußnoten-Nummer zugeordnet ist. Die Fußnote verweist auf eine Erklärung, die am Ende des Buches zu finden ist. Auf der ersten Seite gab ich mir noch Mühe und blätterte brav nach hinten, um die drei-/vierzeilige Ergänzung nachzulesen. Doch das wurde mir dann doch zu umständlich. Die Blätterei nervte und die Erklärungen fand ich auch nicht sonderlich hilfreich. Ich las also das komplette Buch, ohne die Fußnoten zu beachten und kam damit auch sehr gut zurecht.
Meinung
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Tja, und so bin ich schon mitten drin in der Wiedergabe meiner *eigenen Meinung*. Nun zum Buch selbst...
DER MENSCH HITLER
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Traudl Junge gibt dem Leser einen faszinierenden Eindruck in die Welt des *privaten* Adolf Hitler. So wusste ich z.B. nicht, dass Hitler Vegetarier war. Ob das allerdings eine Empfehlung für alle Vegetarier ist, mag ich bezweifeln ;-)
Amüsant fand ich, dass der *große Führer* mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte, wie die Vegetarier heute teilweise noch. Die meisten Köche können einfach nicht fleischlos kochen! So war (und ist) die vegetarische Küche (noch heute) recht fantasielos und einseitig. Hitler musste z.B. hauptsächlich Beilagen essen, weil seine Köche nur Fleischgerichte kochen konnten. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als Fleisch und Sauce wegzulassen und die trockenen Kartoffeln, das Gemüse oder die Spiegeleier zu essen. Jeder Vegetarier weiß, wie leidvoll diese Angelegenheit ist...
Einen kleinen Einblick in den *Mensch Adolf Hitler* erhält der Leser auch, als Traudl Junge die abendlichen Teestunden beschreibt. Worüber lachte der Führer? Welche Gespräche führte er? War er so, wie die Öffentlichkeit ihn kannte?
Hier erstaunte mich, dass Hitler als Privatmensch wenig über Politik sprach. In Gesellschaft von Damen war er angeblich ein charmanter und interessierter Gesprächspartner. Er lachte über die gleichen Witze wie alle anderen, auch wenn sie seine Person betrafen. Gegenüber Traudl Junge hegte er - so behauptet sie - fast väterliche Gefühle und nannte sie bis zu ihrer Hochzeit *mein Kind*. Hitler sorgte sich anscheinend um ihr Wohl. An der Verkuppelung mit ihrem Mann beteiligte er sich maßgeblich und als dieser im Krieg fiel, brachte es Hitler wohl nicht übers Herz, ihr diese schreckliche Nachricht persönlich zu überbringen.
Dieser private Einblick ins Leben des Adolf Hitler faszinierte mich ungemein! Für mich war die Person Hitler immer sehr *steril* und *staubtrocken*. Mmmh, wie erkläre ich das jetzt? Nun, hier muss ich wohl etwas weiter ausholen, zumal es an dieser Stelle sicherlich interessant ist, wie sich der einzelne Leser die Person Adolf Hitler vorstellt.
Ich möchte euch jetzt mal zwei Arten des MENSCHEN Adolf Hitler aufzeigen, wie ICH ihn mir vorstellen könnte. Nun, stellt euch einmal vor, Hitler wäre mein Nachbar und ich müsste ihn beschreiben. Es wäre für mich ein akorater, spießiger Mehrfamilienhaus-Besitzer, der einen Jägerzaun um sein Grundstück hat und keine lärmenden Kinder duldet. Er wälzt dicke Fachbücher, sammelt Briefmarken oder Münzen und wäscht Samstagvormittag seinen dunkelfarbigen Mittelklassewagen. Der *Nachbar Hitler* würde Sauerbraten mit Salzkartoffeln essen und täglich die Tageszeitung lesen. Beruflich wäre er Beamter, Bankangestellter oder bei der Zulassungsstelle - jedenfalls säße er tagsüber im Büro. Dort wäre er ein zurückgezogener, gewissenhafter *von-8-bis-17-Uhr-nachmittags*-Kollege, naja, eben ein recht trockener Typ. Er duldet keine Fehler - weder bei sich noch bei seinen Kollegen - und ist pedantisch darauf bedacht, dass die Betriebskaffeemaschine täglich gesäubert wird. Einmal im Jahr macht er im *Bayerischen Wald* Urlaub in einer kleinen Pension, wo man ihn noch mit Namen begrüßt.
Tja, ich weiß nicht, woher ich dieses Bild des *biederen Nachbarn Hitlers* habe. Vielleicht ist dies das Bild des typischen spießigen Deutschen, welches sich bei mir eingenistet hat. Aber ich stelle mir Hitler *pfurztrocken* vor...
Sehe ich jetzt mal den FÜHRER Adolf Hitler vor mir, ergibt sich ein ganz anderes, aber eindeutiges Bild. Der Führer Adolf Hitler ist ein herrischer, egozentrischer Mensch, der keine andere Meinung duldet. Ein Besserwisser, ein Sturkopf, ein Kriegsführer und -hetzer. Machtbesessen, keine andere Größe duldend als seine eigene...
Mit diesen zwei Vorstellungen im Kopf fing ich zu lesen an und so mag es keinen verwundern, dass mich das Buch sehr erstaunte. Es räumte mein Vorurteil nicht unbedingt auf, aber es rückte meine Ansicht deutlich zurecht. Jetzt sollt ihr aber nicht den Eindruck gewinnen, das Buch würde beschönigen oder aus Hitler einen Helden formen. Nein, ganz und gar nicht. Nachdem ich *Bis zur letzten Stunde* gelesen hatte, verabscheute ich Hitler nicht mehr und nicht weniger für das, was er getan hat. Aber ich sah die Person Hitler in einem anderen Licht. Die Autorinnen machten mir deutlich, dass Hitler ein Mensch war - aus Fleisch und Blut. Er war kämpferisch, aber auch verletztlich, etwas schüchtern, aber auch charmant. Er hatte seine großen und kleinen Problemchen, wie jeder andere auch. Aber (!!!): er hatte auch seine Wahnvorstellung vom 1000-jährigen Reich...
DIE GESCHICHTE VON TRAUDL JUNGE
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Das Leben Traudl Junges rückt natürlich in den Hintergrund. Das ist allzu verständlich, wenn es um eine so bedeutende Figur wie Adolf Hitler geht. Dass der Führer Hitler interessanter ist als die Sekretärin Traudl Junge, ist wohl klar. Doch trotzdem erfährt man viel von Traudl Junges Gedanken und Gefühle, auch wenn ich manchmal den Eindruck hatte, der Leser würde nicht alles erfahren. Es kam mir so vor, als ob sie etwas (oder einiges) verheimlichen würde. Aber vielleicht war die junge Frau einfach zu naiv und weltfremd, um die Tragweite ihres Lebens in dieser Umgebung zu realisieren. Sie deutet auch des öfteren an, dass ihr eine gewisse Naivität eigen war und überlegt, ob ihr Leben anders verlaufen wäre, wenn sie weltoffener und realistischer gewesen wäre.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten hätte, wenn ich in Traudl Junges Situation gewesen wäre. Was hätte ich gefühlt, wenn ich für Adolf Hitler gearbeitet und in einem goldenen Käfig gelebt hätte? Ich hätte mir wahrscheinlich sehr viele Sorgen um meine in München lebende Mutter gemacht. Ich hätte mich um Kontakt zu meiner Schwester bemüht und versucht, sie - bedingt durch meine Position - zu unterstützen und beschützen! Leider geht dieses Thema in diesem Buch unter. Die zurück gelassene Familie wird ab und zu zwar erwähnt, aber mich hätte es interessiert, wie sehr die Familie darunter litt und/oder davon profitierte, dass Traudl für Hitler arbeitete. Wurde die Mutter strenger überwacht als andere? Hatte sie Vorteile, weil die Tochter eine hohe Position inne hatte? Wo war die Schwester in dieser Zeit? Vielleicht hätten diese Ausführungen zu weit geführt, aber ich hätte es sehr interressiert gefunden, mehr darüber zu erfahren.
DIE MENSCHEN DRUMRUM
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Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die Umgebung Adolf Hitlers. So erfährt man z.B. mehr über Eva Braun, die *heimliche* Frau an der Seite des Führers. Heute wird ihr manchmal eine maßgebliche Position zugesprochen und es heißt, dass sie Hitler sehr beeinflusst habe. In *Bis zur letzten Stunde* wird dies jedoch widerlegt. Sie scheint eher eine sehr häusliche Frau gewesen zu sein. Keine gleichgestellte Partnerin, sondern eher das *Heimchen*, das ihrem Mann die nötige Ruhe und Zurückgezogenheit schenkte. Das familiäre Flair in direkter Umgebung Hitlers lag ihr sehr nah und sie kümmerte sich wie eine *Grande Dame* um die Angestellten und Kollegen ihres Mannes. Ihr Tagesablauf war mit Spaziergängen, Unterhaltungen und gesellschaftliche Verpflichtungen ausgefüllt. Aber auch für ihre Lieblingshunde nahm sie sich viel Zeit.
Die Politiker, die im Führerhauptquartier ein und aus gingen, wurden teilweise genauer beschrieben - teilweise auch nur kurz erwähnt. Das Buch führt den Leser in die politische Ebene ein, ohne tiefgründig oder langweilig zu werden. Auch politisch Uninterressierte werden mit diesem Thema kein Problem haben. Ich finde, dass ein angenehmes Quantum an Politik enthalten ist.
Und sonst?
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Während des Lesens kam mir kein einziges Mal die Idee, das Geschriebene anzuzweifeln. Ob sich wirklich alles so zugetragen hat, wie Traudl Junge erzählt, weiß ich nicht. Auch habe ich noch keinen Bericht gelesen, der Traudl Junges Aussagen in Frage stellt. Traudl Junge starb am 11. Februar 2002 an Krebs. Hätte ich jemals die Gelegenheit gehabt, mit ihr auf einer Autorenlesung zu reden, hätte ich viele Dinge hinterfragt. Es wäre sicherlich sehr interessant gewesen.
Fazit
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Ihr seht, dass Buch beschäftigt mich noch immer und ich hoffe, ich konnte euch meine wirren Gedanken ein wenig verdeutlichen. *Bis zur letzten Stunde* bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt des Adolf Hitler und seiner unmittelbaren Umgebung. Die Geschichte zur Person Traudl Junge wird zwar etwas in den Hintergrund gedrängt, was aber - wie ich finde - verständlich ist. Trotzdem wurden viele meiner Fragen nicht beantwortet und ich hätte mir ausführlichere Informationen über Traudl Junge gewünscht. Vor allem ihr Verhältnis zu Mutter und Schwester blieb für mich etwas undurchsichtig.
Als Leserschaft würde ich *geschichtlich Interessierte* nennen. *Bis zur letzten Stunde* ist absolut kein Frauenroman und kann deshalb gleichermaßen von Frauen und Männern gelesen werden. Als Mindestalter möchte ich 16 Jahre angeben, wobei man sich ein wenig mit der Geschichte des 2. Weltkrieges und Adolf Hitler auskennen sollte.
Bewertung. 4 Sterne - absolut lesenswert.
In diesem Sinne... alles bleibt anders... Eure Dotti weiterlesen schließen -
Bis zur letzten Zeile
Pro:
Eine andere Sichtweise
Kontra:
der letzte Teil, eine Art späte Verarbeitung, ist eigentlich verzichtbar
Empfehlung:
Ja
Mir war Traudl Junge schon früher aufgefallen, in zahlreichen Dokumentationen über das Dritte Reich, in denen sie als Zeitzeugin befragt wurde. Als ich das erste Mal die Einblendung "Hitlers Sekretärin" las, dachte ich spontan: "Was muss DIE Frau alles erzählen können!"
Genau das hat sie jetzt getan. Ihre Aufzeichnungen entstanden 1947, also mit etwas zeitlichem Abstand zu den Ereignissen. Als das Manuskript nun zu einem Buch verarbeitet wurde, wurde dankenswerterweise nichts (oder kaum etwas) an der ursprünglichen Version geändert. Bei diesem Buch fungiert Melissa Müller als Co-Autorin, und sie gibt dem Leser zu Anfang eine Orientierungshilfe, die den Background beleuchtet, aus dem Traudl Junge, die Autorin, stammt. Das hilft und ist insbesondere deshalb wichtig, weil Junges Aufzeichnungen relativ unvermittelt beginnen. Rückblendungen und Erklärungen kommen zwar vor, aber nicht so, dass sie wirklich helfen würden, den gesamten Hintergrund zu erfassen. Deswegen ist das Vorwort von Melissa Müller ok.
Dem Buch selber bzw. seiner Autorin wurde häufig der Vorwurf gemacht, zu naiv, zu blauäugig und gefährlich verharmlosend an die Person Adolf Hitler herangegangen zu sein. Stimmt genau! Und das ist richtig so! Die Frau war knapp 20, als sie in Hitlers Dienste kam! Und wir alle wissen aus der Geschichte, aus dem Schulunterricht, Büchern und zahlreichen anderen Publikationen, dass das Nazi-Regime unmenschlich, faschistisch und Hitler selber in hohem Maße psychopathisch war. Schließlich würde niemand von uns auf die Idee kommen, einen Fliegenpilz zu essen. Der sieht zwar auch harmlos aus, ist aber das Gegenteil von harmlos. Ich glaube nicht, dass irgendwer nach dem Studium dieses Buches sagt: "Och nee, eigentlich war das ja doch´n feiner Kerl, der Hitler...".
Genau diese neue Sichtweise, die Traudl Junge da ins Spiel bringt, hat mich gereizt. Und dabei bin ich nicht enttäuscht worden. Man merkt ihr an, wie bewundernd sie ihrem Chef gegenübersteht, und auf diese Weise vermittelt sie viel von der Faszination, von denen uns namentlich unsere Mütter und Großmütter erzählten ("Also der Hitler, der hatte so einen Blick, wenn der einen angesehen hat, das ging dann durch und durch..."), und gerade WEIL ich weiß, welche Bestie dieser Mann eigentlich war, ist es unglaublich spannend, einmal diese Seite vor Augen geführt zu bekommen. Hitler als Privatmann, dem die Frisur seiner Eva nicht gefällt, Hitler als charmanter Gastgeber, der aber quengelig wird, wenn ihm keiner mehr zuhört bei seinen endlosen Monologen, Hitler, der Millionen den Tod brachte und gern Kümmeltee trank. Einblicke in den Tagesablauf und das Privatleben des "Führers", die sonst niemand gewährt, und die auch kaum noch jemand gewähren kann. Es ist die Faszination der Banalität.
Das Buch ist aufgeteilt in X Kapitel:
1. Vorwort von Traudl Junge
2. Eine Kindheit und Jugend in Deutschland
Die ist eine Art Vorwort der Frau, die an der Veröffentlichung von Traudl Junges Erinnerungen mitgearbeitet hat. Melissa Müller wurde 1967 in Wien geboren und schreibt als freie Journalistin für deutschsprachige Kultur- und Nachrichtenmagazine. (Quelle: Kladdentext)
Dann geht das eigentliche Buch los, die Abschnitte sind mit römischen Ziffer gekennzeichnet.
I. "Meine Zeit bei Adolf Hitler - aufgezeichnet 1947"
II. "In der ´Wolfsschanze´ " Die Wolfsschanze war Hitlers Hauptquartier in den Wäldern Ostpreußens.
III. "Erste EIndrücke vom ´Berghof´ ". Der Berghof war ein feudales Anwesen in den Berchtesgadener Alpen. Es war so eine Art "heimliches Hauptquartier".
IV. Dies und die folgenden Kapiteleinteilungen wurden nachträglich von Traudl Junge vorgenommen. Daher tragen sie keine Überschriften mehr. Die Schauplätze wechseln zwischen Wolfsschanze (IV), Berghof (V) und "Führerbunker" in Berlin (VI)
Der letzte Teil trägt die Überschrift "Chronologie einer Schuldverarbeitung - aufgezeichnet 2001", verfasst von Melissa Müller. Dieser Teil beinhaltet hauptsächlich die Darstellung, wie es Traudl Junge in der Nachkriegszeit erging und wie sie sich allmählich vom Nationalsozialismus distanzierte.
Ich habe das Buch verschlungen, und das sicher nicht zum letzten Mal. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 19.03.2006, 17:39 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
*** sh & lg *** Lg, Christina
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Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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