Alkohol Testbericht

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Erfahrungsbericht von ChrisPieh

"Papa was machst du da?"

Pro:

mir fällt nichts ein

Kontra:

Familiendramen, Tod, etc

Empfehlung:

Nein

Papa was machst du da?

? habe ich meinen Vater als 9 jährige immer gefragt, wenn er in die Garage ging um sich zu betrinken.

Erstmal was zur Alkoholsucht allgemein:

Von Sucht spricht man bei Alkoholismus, wenn ein zwanghaftes Angewiesensein und Bedürfnis nach Alkohol entsteht
und man nicht mehr ohne ihn auskommen kann. Der Übergang von der geistigen zur körperlichen Sucht ist dabei fließend.
In Deutschland sind etwa 2,5 Millionen Menschen alkoholabhängig. Die Ursachen sind dabei sehr unterschiedlich, einige Beispiele sind Einsamkeit, Schulprobleme, der Verlust des Arbeitsplatzes, Geldnot und Streit mit der Familie. Aus der Alkoholsucht wieder herauszukommen ist schwierig, da es erst einmal zu Entzugserscheinungen kommen kann und der Betroffene jetzt doppelt mit seinen Problemen konfrontiert wird, die er versucht hat ?hinunterschlucken?. Oft kommen noch Vorwürfe aus der Familie/ dem Freundeskreis hinzu, die einen Ausstieg noch erschweren. Helfen ist dabei schwer, da viele aggressiv auf Hilfsversuche reagieren und sie als Vorwürfe werten. Es ist oft erst dann möglich, wenn die Sucht unübersehbar ist und Folgen erkennbar sind. Am besten wendet man sich an eine Suchtberatungsstelle oder an eine Selbsthilfegruppe. Auf keinen Fall aber sollte man aber die Sucht verschweigen, da man seine Sucht so nur noch verlängert.


Nun zu meiner Erfahrung:
Mein Vater hat angefangen zu trinken als ich 8 oder 9 war. Am Anfang war es nur aus Spaß mal mit Freunden oder aus Geselligkeit. Aber dann wurde es immer mehr und irgendwann kam er dann jeden Abend betrunken nach Hause. Ich weiß allerdings bis heute nicht genau wieso er sich mit seinen Freunden immer mehr betrank. Vielleicht weil grad die ?Wende? kam und dadurch auch die Arbeitsplätze unsicher wurde und ihnen dies dann zu schaffen machte? Nachdem er dann regelmäßig abends mit seinen Freunden trank, begann auch der Streit mit zwischen meinen Eltern. Meine Mutter gab nur dem Alkohol die Schuld, sah nicht dass es auch Ursachen für den Alkoholkonsum gab und für meinen Vater war meine Mutter nur hysterisch und faul.
Das Schlimmste für mich war, wenn er abends auf allen vieren vor der Haustür stand und sich dann hoch ins Schlafzimmer quälte. Manchmal schlief er dann auch mitten im Flur ein oder fiel auch mal die Treppe runter. Öfter hatte er dann auch eingepinkelt und roch furchtbar nach Urin. In diesen Zeiten hab ich öfter mal aus Verzweiflung angedroht abzuhauen. Einmal hab ich sogar angedroht mit einem Messer in der Hand mich umzubringen oder auch meinen Vater angeschrieen er könne sich ja umbringen. Im Nachhinein betrachtet ist es schon krass zu sehen was man so alles tut in Extremsituationen, aber ich glaub ich habe nur gemacht um irgendwie meinen Vater vom Alkohol wegzubringen. Ich habe oft genug vor seinen Augen geweint und ihn angebettelt aufzuhören, aber es hat alles nie geholfen. Er hat trotzdem 8 Jahre lang getrunken. Irgendwie frage ich mich heute ob ihn das kein Stück gerührt hat seine Tochter weinend vor sich zu sehen, denn er hat damals nicht einmal versucht aufzuhören. Als ich dann 13 war, war das ganze so ziemlich an seinem Höhepunkt, inzwischen hatte mein Papa seine Arbeit verloren und war oft schon morgens betrunken.
Meine Eltern stritten jeden Tag und mein Vater ging bei jeder Kleinigkeit in die Luft, manchmal störte ihn nur die Geräusche beim Geschirr wegräumen. Irgendwann hielt es meine Mutter dann nicht mehr aus und ging mit mir ins Frauenhaus. Ich hielt es dort allerdings nicht lange aus und bin bald zu meinem Vater zurück. Warum ich das gemacht habe weiß ich irgendwie bis heute nicht.
Aber daraufhin brach meine Mutter zusammen, ich begann sie hassen und verabscheute sie furchtbar, warum weiß ich heute auch nicht, sie bekam Depressionen und musste nervlich behandelt werden. Sie war einfach nicht fähig allein zu bleiben und ging dann nach 3 Monaten zu meinem Vater zurück. Jetzt war alles wie vorher sie stritten jeden Abend und mein Vater war wieder jeden Abend betrunken. Als ich 15 wurde meinen Eltern klar, dass sie sich trennen mussten. Mein Vater gab dann Kontaktanzeigen auf und versuchte so eine neue Partnerin zu finden, was nie wirklich erfolgreich war, weil ja auch logisch ist, denn er trank und lebte noch bei seiner Frau? für ihn war ein Ausbrechen aus dem Alkohol nur möglich mit einer neuen Frau, er hatte es nicht einmal allein versucht. Als ich dann 16 war zog er endlich aus in eine 1 Zimmer Wohnung, wo er nun ungestört die ganze Zeit von morgens bis abends trinken konnte. Dies hinderte ihn allerdings nicht daran öfter mal bei uns betrunken vor der Tür zu stehen, was dann jedes Mal wieder die Hölle war für mich. Sein Alkoholkonsum hatte sich in den Jahren natürlich gesteigert und am Ende rank er dann 1-2 große Flaschen. Was dann auch ihn aufwachen ließ und er sich Tabletten vom Arzt verschreiben ließ. Am Anfang nahm er sie sogar, aber irgendwann wurde er doch rückfällig und trank dann sogar noch mehr als vorher. Ich hatte damals echt Hoffnungen, dass er es schaffen würde, aber danach war ich echt am Ende.Ich konnt ihn einfach nicht verstehen, er könnte sich totsaufen. was aber glücklicherweise nicht passierte. Im Februar lernte er seine jetzige Partnerin kennen sie schaffte es dass er mit dem Alkohol aufhörte. Es ist komisch, trotz dessen was er immer getrunken hat, hatte er nie Entzugserscheinungen und kann heute ganz normal wie jeder andere auch Alkohol trinken. Ihm geht es jetzt viel besser, er hat wieder Träume und ist genauso wie er war als ich 4 war. Die beiden sind richtig süß, wie Teenager machen alles zusammen und streiten nie. Mit meinem Vater und ihr versteh ich mich bestens und auch das Verhältnis zu meiner Mutter ist viel besser geworden. Auch wenn es nach dem Auszug meines Vater noch viel Streit gab, weil sie durch die Erlebnisse nervlich stark angeschlagen war und sie bei Stress meistens hysterisch reagierte und ich sie oft auch noch provozierte. Vor 8 Monaten bin ich dann auch ausgezogen, wodurch sie nun alleine wohnt. Es scheint aber doch zu gehen, sie ist nicht mehr so leicht aufgeregt und auch unser Verhältnis ist nich besser geworden. Meine Eltern sind inzwischen geschieden, aber wenn sie sich sehen streiten sie sich immernoch...
Insgesamt hat mein Vater ziemlich viel Glück gehabt, denn die Quote derer die wirklich trocken bleinen liegt nur bei 20 %. Ich hab immer noch Angst um meinen Vater, denn wenn die Beziehung zu Ende gehen würde, dann würde er sich sicher tot trinken...
Ich kann wirklich nur jedem raten höllisch aufzupassen bei Alkohol. Durch die Sucht können Familien zerstört werden.

15 Bewertungen, 4 Kommentare

  • witchley

    07.08.2002, 23:36 Uhr von witchley
    Bewertung: sehr hilfreich

    echt schlimm, das tut mir wirklich leid für dich, ich hatte eine "behütete" kindheit, deshalb find ich das so schrecklich was andere durchmachen müssen! liebe grüsse sabine

  • Mybaby

    12.06.2002, 20:27 Uhr von Mybaby
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Bericht und mutig sowas zu veröffentlichen, Hut ab..... LG Mybaby

  • Mischka27

    06.06.2002, 22:48 Uhr von Mischka27
    Bewertung: sehr hilfreich

    Tut mir leid aber ich habe das auch durch und ich sage Dir wenn er sagt er kann heute trinken wie jeder andere so ist das gelogen und er wird früher oder später sein altes Pensum erreichen, die sagen immer das sie alles unter Kontrolle haben. Ent

  • dagobert3

    06.06.2002, 22:41 Uhr von dagobert3
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oh mann das war bestimmt schwer für dich oder? Tut mir echt leid...