Altenpfleger/in Testbericht

ab 13,29
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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  sehr gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  gut

Erfahrungsbericht von Bravehart

Die Geschichte einer Altenpflegerin

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Altenpflege ist und wird immer ein sehr wichtiger Berufszweig bleiben. Meine Mutter war jahrelang in diesem Beruf tätig und hat vor einem Jahr ihr wohlverdientes Rentendasein angefangen. Gelegentlich arbeitet sie noch an ihrer alten Wirkungsstätte als Urlaubsvertretung oder wenn es Personalknappheit gibt.

Als wir 1978 von Berlin ins Bundesland Hessen zogen, da dachte meine Mutter noch garnicht den Beruf als Altenpflegerin auszuüben. Den Großteil ihres bisherigen Berufslebens verbrachte sie aus Hauswartin und Putzfrau. Doch als wir das Hauswartsfamilienleben aufgaben und umzogen, mußte sie sich nach einem neuen Wirkungskreis umsehen. Da wir auf einem kleinen Dorf lebten und meine Mutter keinen Führerschein besaß, fand sie schlecht einen neuen Job. Bei kleinen Tätigkeiten zweigte sie immer mal ein paar Mark von ihrem Lohn ab und nach zwei Jahren des Sparens hatte sie ihren Führerschein. Somit begann ihr aufregendes Leben als Altenpflegerin. Drei Wochen später sah sie eine Annonce in der Zeitung. Sie bewarb sich in einem katholischen Altersheim und bekam einen Job als Altenpflegehelferin. Nach einer gewissen Einarbeitszeit hatte sie großen Gefallen an ihrem Job gefunden. Vor allem gefiel meiner Mutter, das Gefühl etwas Gutes zu tun und gebraucht zu werden. Auch hörte sie gerne zu und erzählte auch gerne Geschichten aus ihrem Leben.

Anfangs hatte sie Schichtdienst. Es gab drei verschiedene: Früh-Tages- und Nachtschicht. Schnell entwickelten sich zwischen ihr und den Insassen des Altersheim Freundschaften. Ich weiß noch wie sie mir erzählte, das manche Alte genau wie Kinder sind und man sie so behandeln mußte. Ihr Tagesablauf war vom Prinzip her immer gleich, doch es gab immer wieder unvorhergesehende Zwischenfälle.

Für jeden Menschen hat irgendwann einmal sein letztes Stündlein geschlagen. Im Altersheim ist dies natürlich öfters. Manche Schichten verbrachte sie am Bett eines Sterbenden, hielt deren Hand, betete mit ihnen, sprach ihnen Trost zu und sehr oft erlebte sie die letzten Momente hautnah mit. Das erste Mal, kam sie zitternd und weinend nach Hause. Es war für sie ein Schlag gewesen. Nicht nur der Todesfall an sich, sondern das ganze drumherum. Als es für eine Frau langsam zu Ende ging, wurden die nahesten Angehörigen angerufen, das doch jemand vorbei kommen würde. Zwei Jahre hatte sich schon keiner der eigenen Kinder blicken lassen und dann als es zu Ende ging, kam auch keiner. Zwei Tage später, als die Frau schon längst tot war, kam die Verwandschaft. Nicht um Abschied zu nehmen, sondern um das Zimmer der Frau zu durchwühlen. Sohn und Tochter stritten sich regelrecht um einige Wertsachen, so das meine Mutter und eine andere Pflegerin einsschreiten mußte. Dies war leider kein Einzelfall. Verachtungswürdig finde ich solches Verhalten.

Geburtstag meiner Mutter und Weihnachten war immer etwas Besonderes für sie. Personal durfte von Insassen des Heimes keine Geschenke annehmen. Doch es ging ja kaum anders. Kleine Briefchen mit Geld drinnen, wurde einfach mit Glückwünschen in die Kitteltaschen gesteckt oder in die Hand gedrückt. Zu Weihnachten war es immer spannend, da Mutti immer erst Heiligabend die Briefchen öffnete. Man merkte, das die Art meiner Mutter bei den alten Menschen ankam. Sie sagt was sie denkt, ist hilfsbereit, hat für jedes Leid ein Ohr und konnte sich sehr gut in die Sorgen und Nöte hinein versetzen.

Eines Tages hieß es das meine Mutter entlassen werden sollte, da sie nicht über die erforderliche Qualifikation hatte. Für sie sollte eine examierte Altenpflegerin eingestellt werden. Erst einmal fiel meine Mutter aus allen Wolken als sie dies hörte. Von der bevorstehenden Entlassung erfuhren schließlich auch alle Insassen des Heimes. Da sie auch schon viele Freunde dort hatte, wurde kurzerhand an das Kirchliche Generalvikariat in Fulda ein Beschwerdebrief geschickt, den viele Insassen des Altenheimes unterschrieben. Einige von ihnen waren auch Gönner der Kirche gewesen. Sie hatten keine Kinder und so vermachten sie der Kirche Haus und Grundstück. Nach knapp einem Monat wurde Mutter nun zum Generalvikariat gerufen und ihr wurde mitgeteilt das sie sich nebenbei schulen lassen müßte. So mußte meine Mutter nebenbei der normalen Arbeitszeit mit 49 Jahren noch einmal die Schulbank drücken. Es war für sie eine harte Zeit in der sie viel lernen mußte, aber auch dies schaffte sie. Lustig fand ich, wie sie an Apfelsinen das Spritzen übte.

Anderthalb Jahre hatte sie starke Probleme mit ihren Händen. Da sie regelmäßig mit starken Salben in Berührung kam, wie z.B. bei bettlägigen Patienten, die ihren Rücken täglich eingesalbt werden mußten. Trotz Plastikhandschuhe ging die Entzündungen kaum zurück. Verschiedene Hautärzte suchte sie auf, bis es einer mit einer zusammengemixten Salbe und drei Wochen zuhause endlich schaffte das die Hände besser wurden.

In diesem Job ist sie regelrecht aufgelebt. Verantwortungsbewußtsein, Pünklichkeit, Toleranz, Ruhe und Einfühlungsvermögen sind bei diesem Beruf sehr wichtig. Abwechslung ist schon garantiert durch die verschiedenen Charaktere der Senioren. Die Aufstiegchancen sind nicht gerade gut. Meine Mutter arbeitete in einem katholischen Altersheim, in dem die führenden Positionen von den Schwestern eingenommen wurden. Wie es in städtischen oder privaten Altenheimen mit den Aufstiegschancen aussieht, kann ich leider nicht berurteilen.

Danke für´s Lesen
Bravehart und Avilini
31.01.03

22 Bewertungen, 1 Kommentar

  • campimo

    07.03.2007, 10:19 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

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