Blue Man Group, Berlin Testbericht

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Erfahrungsbericht von wildpflaume78

Die \"Show-Verarschung\" aus den USA...

Pro:

Ich habe einmal geschmunzelt...

Kontra:

...die restliche Zeit fand ich es schrecklich!

Empfehlung:

Nein

Neugierig gemacht von den Lobeshymnen der Presse („Die Show-Sensation aus den USA“) und den vielen begeisterten Zuschauern, die man immer wieder in Fernsehspots etc. sehen kann, entschlossen mein Freund und ich uns, diesem „Geheimnis“ auf die Spur zu kommen und zu erfahren, was das Besondere an der Blue Man Group ist!

Ich möchte vorweg nehmen, dass mein Freund und ich beide Musicals, Shows etc. über alles lieben, über eine ganze Menge Humor verfügen und über vieles lachen können und eigentlich jeden Spaß mitmachen...

...aber leider sind wir bei dieser Show mit unserem Humor an unsere Grenzen gestoßen.

Aber alles der Reihe nach! Zunächst einmal:

Wer hat die Blue Man Group ins Leben gerufen?
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Gegründet wurde die Blue Man Group im Jahr 1987 von Matt Goldman, Phil Stanton und Chris Wink. Zunächst trat die Gruppe im Künstler-Viertel von New York auf, schnell entwickelte sich daraus jedoch eine preisgekrönte Show, die 1991 am „Astor Place Theatre“ Premiere feierte. Nachdem die Gruppe für ihre Show in New York mehrere Awards, darunter auch den bekannten Tony-Award bekam, folgten weitere Shows in Chicago, Boston und Las Vegas. 1999 erschien das erste Musik-Album, welches sogleich für den Grammy nominiert wurde. Es folgte ein weiteres Musik-Album im Jahr 2003.

Richtig bekannt wurde die Blue Man Group meines Erachtens aber hauptsächlich durch den Auftritt in den Intel-Werbespots im Fernsehen.

Was ist die Blue Man Group?
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Um es einmal mit eigenen Worten zu umschreiben (und nicht den Standard-Text der Internetseite wiederzugeben): Die Blue Man Group besteht aus drei „Künstlern“, die – vollkommen bekleidet mit blauem Latex – mehr oder weniger gekonnt vor einem großen Publikum (oder besser gesagt: auf Kosten des Publikums) eine Unterhaltungsshow mit Musik- und Theaterelementen veranstalten.

In erster Linie ist die Blue Man Group bekannt für ihren eigenartigen Musikstil und ihre selbst-kreierten Musikinstrumente.

Aktuelle Show
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Die Show spielt seit Mai 2004 sehr erfolgreich in Berlin im „Theater am Potsdamer Platz“

Theater am Potsdamer Platz
Marlene-Dietrich-Platz 1
10785 Berlin

Tel: 030/259290
Fax: 030/25929100

Die Tickets kosten – je nach Sitzkategorie – zwischen ca. 60,- € und ca. 80,- €. Auf genauere Preisangaben möchte ich an dieser Stelle verzichten, da diese zum einen bereits in den Berichten meiner Vorgänger mehrfach genannt wurden, zum anderen diese Informationen sehr ausführlich auf der Internetseite www.bluemangroup.de zu finden sind.

Jetzt aber zu meinen persönlichen Eindrücken:
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Hinweis:
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Wenn jemand von Ihnen plant, sich diese Show völlig unvoreingenommen und voller Vorfreude anzusehen, dann sollten Sie an dieser Stelle nicht mehr weiterlesen. Ich werde nämlich auf einige Szenen der Show näher eingehen und beschreiben, worum es dabei geht.

Mein Freund und ich haben uns die 18-Uhr-Vorstellung am Samstag, 04.12.2004 angesehen. Rechtzeitig vor Beginn trafen wir im „Theater am Potsdamer Platz“ ein und schon kurz darauf konnten wir auf unseren Sitzen Platz nehmen. Da ich mich vorher intensiv u.a auch bei Ciao über diese Show informiert hatte, war mir bewusst, dass das Publikum sehr stark mit in das Programm einbezogen wird. Deshalb legte ich bei Buchung der Tickets großen Wert darauf, so weit wie möglich hinten zu sitzen. Unsere Plätze waren letztendlich in der vorletzten Reihe (Reihe 26, Sitze 14+15) im Parkett links. Diese Plätze kann ich jedem, der ebenso wie ich große Angst davor hat, auf die Bühne geholt zu werden, sehr empfehlen, weil ich der Meinung bin, dass man hier ziemlich sicher sitzt. Grundsätzlich sitzt man inmitten einer Reihe sicherer als direkt am Gang! Und wer glaubt, man sitze auf den Rängen ganz sicher, der irrt sich gewaltig! Dies nur als kleiner Tipp!

Allerdings habe ich so oder so den Eindruck, dass die Personen, die Teil der Show werden, d.h. die auf die Bühne geholt werden, die auf ihren Plätzen angesprochen werden, die zu spät kommen etc. bereits vor der Show von den Ordnern gefragt werden, ob sie Interesse daran hätten, Teil der Show zu werden oder dass zumindest auf den Plätzen Hinweise für einen „Auftritt“ vorhanden sind. Dies kann ich zwar nicht mit Sicherheit bestätigen, jedoch kam mir mehrfach der Verdacht...

Die Show beginnt um 18 Uhr, indem auf zwei Video-Laufbändern mehr oder weniger witzige Sprüche ablaufen: „Frau Regine soundso hat heute Geburtstag. Wir alle gratulieren Frau Regine soundso mit einem lauten Happy Birthday. Fertig Los. Frau Regine soundso, bitte zeigen sie sich, damit wir unsere Glückwünsche direkt an Sie richten können“ oder „Wir danken Herrn Soundso für die Entschlüsselung des Erbguts. Einen großen Applaus bitte für Herrn Soundso. Herr Soundso, stehen Sie bitte auf“.

Solche Sprüche werden die ersten 10 Minuten der Show fast ausschließlich gemacht und es stehen auch tatsächlich Personen im Publikum auf (so auch genau eine Reihe hinter uns), wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass diese Personen vorher informiert wurden.

Dann geht die eigentliche Show los! Laute Musik dröhnt durch den Raum und dann sieht man die drei blauen Männer, wie sie wild auf mit Wasserfarbe gefüllten Fässern einschlagen. An dieser Stelle erinnert mich die Show ein wenig an „Stomp“. Der Sound ist gar nicht schlecht, sehr laut und rockig, und auch die Mimik und Komik der drei blauen Männer ist irgendwie faszinierend. Doch schon sehr schnell müssen wir erkennen, dass die ungewöhnliche Musik auf ungewöhnlichen Instrumenten sowie die Mimik und Komik der drei Männer auch schon alles ist, was die drei können. Ach nein, eine Sache hatte ich noch vergessen: Die drei können auch wunderbar Farbkugeln mit dem Mund auffangen und zu „Kunstwerken“ verarbeiten. Dass dabei einer der drei blauen Männer hinterher einen „Turm“ aus einer undefinierbaren weißen Masse „auswürgt“, lasse ich an dieser Stelle mal so im Raum stehen....

Der Rest der Show besteht weniger aus dem „Können“ der drei blauen Männer. Eben so wenig das Halten von drei Tafeln, auf denen jeweils ein schwachsinniger Text steht - wo man sich als Zuschauer für das kontinuierliche Lesen einer der Tafeln entscheiden soll, wie auch das Rollen von Klopapier durch den gesamten Saal von vorne bis nach hinten hat für mich absolut gar nichts mit Talent, Können etc. zu tun. Meiner Meinung nach ist das einfach nur „Zeit schinden“, weil man nicht imstande ist, eine zweistündige Show zu füllen. So ziehen sich durch die gesamte Show hindurch immer wieder Aufführungen, wo man sich fragt, was das jetzt eigentlich soll und wo das Können der blauen Männer gar keine Rolle spielt.

Des weiteren werden viele Dinge auch schlichtweg wiederholt, so z.B. gibt es zwei Szenen, wo auf den Tonnen mit Wasserfarbe getrommelt wird, es gibt mehrfach Szenen, wo auf Abflussrohren Musik gemacht wird. Alles ist ja in gewisser Weise ganz „nett“, aber absolut nicht ausreichend für eine so „teure“ und als „sensationell\" angepriesene Show.

Der Rest der Show besteht überwiegend aus Einbeziehung des Publikums. Mehrmals laufen die blauen Männer in die Menge, schauen den Zuschauern tief in die Augen, klettern über die Sitze drüber, machen ihre Scherze mit dem Publikum. Zweimal werden Personen aus dem Publikum auf die Bühne geholt.

Einmal werden sie für einen meiner Meinung nach absolut abartigen und widerlichen Auftritt missbraucht: Die drei blauen Männer nehmen mit der oder dem Auserwählten aus dem Publikum an einem Tisch platz und machen ihre Scherze (bei dieser Szene musste ich doch tatsächlich einmal Grinsen), bis sie schließlich jeder einen kleinen Kuchen essen, der dann irgendwann in f l ü s s i g e r Form aus einem Loch in ihrer Brust wieder herausläuft. Das allein reicht an Ekelhaftigkeit wohl noch nicht aus, so fangen die drei dann auch noch an, diesen „Brei“ (es erinnerte mich die ganze Zeit sehr stark an „Kotze“), auch noch wieder mit voller Hingabe aufzulöffeln und zu essen. Ich kann nur sagen: „Igitt“. Was bitte soll so etwas???

Eine andere Szene, wo jemand aus dem Publikum miteinbezogen wird, habe ich ebenfalls vom Sinn her absolut nicht verstanden! Ein Zuschauer soll als „lebendes Kunstwerk“ missbraucht werden, d.h. er bekommt einen weißen Maleranzug angezogen und dann verschwindet er hinter der Bühne. Dann sieht man auf einem Bildschirm, was hinter der Bühne mit „ihm“ gemacht wird. Er wird mit blauer Farbe bepinselt, an einem Seil befestigt und an eine Leinwand geklatscht – als Kunstwerk sozusagen. Dabei gehen die Helfer hinter der Bühne (Anmerkung: Auch hier machen die blauen Männer wieder rein gar nichts, außer den Mann aus dem Publikum auf die Bühne zu holen) ziemlich unsanft mit der Person um. Aber jedem ist doch wohl klar, dass es sich bei der gezeigten Person nicht um die Person handelt, die zuvor auf die Bühne geholt wurde. Nachdem das Kunstwerk fertig ist, fährt eine Kiste auf die Bühne und Überraschung – der Zuschauer kommt mit einem blauen Maleranzug aus der Kiste hervor. Wie witzig und einfallsreich!!! Warum hat man das ganze nicht A U F der Bühne veranstaltet. Sonst wird doch auch die ganze Zeit rumgesaut, da hätte so ein bißchen Farbe doch nichts weiter ausgemacht? Warum haben die Gäste in den ersten Reihen denn ihre Plastiktüten überziehen müssen, wenn sie dann doch nicht nass werden???

Eine andere Szene, die meiner Meinung nach relativ vielversprechend begann, wurde nicht einmal zu Ende gebracht! Die drei blauen Männer haben die Idee, eine mit roter Wasserfarbe gefüllte Wasserbombe mit einer Gummi-Flitsche gegen eine Zielscheibe zu schmettern. Eine witzige Idee, wenn man dabei das rege Treiben in den ersten Reihen beobachtet, wie sie alle panisch ihre Kapuzen aufsetzen, weil sie Angst haben, dass sie gleich fürchterlich nass werden könnten. Doch dann plötzlich eine Unterbrechung, das Scheinwerferlicht fällt auf die Eingangstüren hinten im Saal und „straft“ die „Zu-Spät-Kommer“. Der Sketch von zuvor wird jedoch nicht wieder aufgegriffen. Eigentlich schade, denn das hätte ja durchaus witzig sein können.

Auch das viele Gerede einer oberlehrerhaften Tonband-Stimme, die einem Definitionen von Begriffen wie „Animation“ etc. beibringen will, finde ich in einer derartigen Show mehr als überflüssig (und wieder einmal haben die blauen Männer rein gar nichts gemacht..). Das erweckte in mir wieder einmal den Verdacht, dass das alles nur dazu dient, um Zeit zu schinden, damit die Show nicht schon nach 15 Minuten vorbei ist (das wäre nämlich meiner Meinung nach das Maximum gewesen, was die blauen Männer allein mit ihrem Können auf die Beine gestellt hätten).

Auch das „Erlernen“ von Rock-Konzert-Bewegungen mit Hilfe der Tonbandstimme wie z.B. Kopfnicken, Faust in die Luft strecken etc. reicht nicht aus, um mich zu begeistern. Anmerken möchte ich auch hier, dass die blauen Männer lediglich die auf Leinwand vorgemachten Bewegungen nachgemacht haben – mehr nicht!

Dies sind nur einige zweifelhafte Szenen, wo ich mich ernsthaft gefragt habe, was das bitte soll!

Alles in allem waren mein Freund und ich mehr als enttäuscht von dieser Show. Nachdem wir schon so viele positive Dinge in der Presse gehört hatten und jeder völlig begeistert war von der Show, hatten wir zugegebenermaßen hohe Erwartungen. Aber das diese nicht einmal im geringsten erfüllt wurden, hat uns sehr stark enttäuscht.

Am meisten enttäuscht waren wir jedoch von der Tatsache, dass die blauen Männer allein mit ihrem Können (dazu zähle ich in erster Linie das musizieren auf Abflussrohren sowie auch das theatralische Können wie Pantomime, Mimik, Gestik) K E I N E Show, die länger als 15 Minuten gedauert hätte, auf die Beine gestellt hätten. Daher wurde vermutlich so verstärkt auf das Publikum sowie auf Nebenschauspieler gesetzt bzw. wurden einige Szenen deutlich in die Länge gezogen oder es wurden vollkommen überflüssige Szenen (ich sag nur: Klopapier, Lasershow) gezeigt.

Die Show hat so schon nicht viel länger als 90 Minuten gedauert (Beginn 18 Uhr, Ende 19.40 Uhr), was ich allein schon eine ziemliche Frechheit finde. Und wenn man sich dann die Eintrittspreise anschaut, dann bin ich der Meinung, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis hier absolut nicht stimmt.

Ich persönlich kann den Boom, den diese Show derzeit erlebt, absolut nicht verstehen. Mir ist es unerklärlich, warum sich die Presse förmlich vor Begeisterung überschlägt und warum jeder sich diese „Show Sensation“ unbedingt ansehen will.

Meiner Meinung nach ist es die „Show Verarschung“ schlechthin aus den USA - eine Unterhaltung auf sehr primitivem Niveau und auf Kosten der Zuschauer.

Vielleicht hätten ein- oder zwei Glühweine mehr auf dem Weihnachtsmarkt gegenüber ihre Wirkung getan und ich hätte vollkommen „blau“ die Show bei weitem besser gefunden...? ;-) In nüchternem Zustand war dies jedoch nicht möglich!

Viel Spaß beim Lesen und Bewerten!

Liebe Grüße
Wildpflaume78

P.S. Dieser Bericht ist ebenfalls gepostet unter www.ciao.de unter meinem Nickname Sassi2002

10 Bewertungen, 2 Kommentare

  • smart21

    18.01.2006, 13:28 Uhr von smart21
    Bewertung: sehr hilfreich

    Zu teuer ist die Show allemal. Dafür würde ich 7x das Kino bevorzugen, <br/>leider ist es aber so, dass da auch nichts neues mehr gezeigt wird. <br/>Und im Unterschied zum Kino, kann man sich vorher kaum eine Meinung bilden, sodass tatsächlich Lehrgeld ge

  • TOMM28

    11.03.2005, 15:03 Uhr von TOMM28
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Bericht, darum ein "sehr nützlich". Ob die Show nun gut ist oder nicht muß jeder für sich beantworten (zum Glück). ;-) Ja, sicher in dieser Show ist einiges an Schwarzen Humor. Wir waren übrigens zur selben Vorst