Frankenstein (1931) (DVD) Testbericht

Frankenstein-1931-dvd-horrorfilm
ab 8,86
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
5 Sterne
(5)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von R.D.L.A.

Das Unheimliche: Frankenstein

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Der Traum vom ewigen Leben! Was wäre das Unheimliche ohne ihn? Oder besser gesagt: Was wären die erzählenden Medien ohne diesen Traum. So war dies doch schon Grundstock für die unterschiedlichsten Geschichten und Filme. Und dies ist auch mit der Hauptgrund, warum es die Kreatur gibt, die oft für Frankenstein gehalten wird. Dass dies ein faktischer Fehler ist, wird meine nun folgende kurze Inhaltsangabe zeigen.

Kapitän Walton befindet sich im Jahr 1794 auf dem Weg zum Nordpol, als er vom Eis gestoppt wird. In dieser verlassenen Gegend trifft die Crew auf einen erschöpften Viktor Frankenstein, der dem Kapitän eine unglaubliche Geschichte erzählt.
Es folgt ein Sprung in Viktor Frankensteins Kindheit und Jugend. Als Jugendlicher muss er miterleben, wie seine Mutter bei der Geburt seines Bruders stirbt. Er beschließt wie sein Vater Arzt zu werden. Vor seiner Abreise zum Studium nach Ingolstadt schwört er am Grab seiner Mutter, dass Menschen nicht mehr sterben sollten. So steht sein Ziel fest, Medizin zu studieren. Dafür verlässt er sogar seine Verlobte.
In Ingolstadt gibt er sich nicht mit den konventionellen medizinischen Lehren zufrieden und will unbedingt in noch unerforschte und nicht unbedingt anerkannten Gebieten forschen. So gelangt er an Professor Waldmann, der ihn unterstützt, jedoch auch davor warnt, nicht zu weit zu gehen. Er habe diesen Punkt bereits erreicht. Seine Unterlagen hat er jedoch nicht vernichtet.
Als Waldmann der Cholera zum Opfer fällt, nimmt Frankenstein dessen Unterlagen an sich und beginnt mit der Schaffung eines künstlichen Menschen. Dazu bedient er sich verschiedenster Menschenteile von unterschiedlichsten Menschen und flickt diese zusammen. Und tatsächlich gelingt es ihm einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Doch mit dem Lebendigwerden der Kreatur merkt Frankenstein was er angerichtet hat und ist darauf bedacht sie zu töten. Doch die Kreatur kann fliehen, wird jedoch wegen ihres Aussehens von den Menschen verachtet. Sie schwört Rache an ihrem Schöpfer...

Dieser Stoff wurde schon etliche Male verfilmt, wobei er mich bisher nicht wirklich interessiert hat. Die Geschichte ist schon ziemlich ergreifend. Vor allem von dem Gesichtspunkt der wechselnden Fronten aus. Dabei ist es vor allem Viktor Frankenstein und die Kreatur, die die Seiten zwischen Gut und Böse neu ausloten müssen. Dies ist der eigentliche Hauptplot des zweiten Teils. Dieser wird jedoch durch die Liebesgeschichte zwischen Frankenstein und seiner Verlobten Elizabeth viel zu häufig in den Hintergrund gestellt. Diese Beziehung ist zwar für die Auflösung auch wichtig, hätte jedoch etwas dezenter gehalten werden können. Die Konzentration auf die Beziehung zwischen Schöpfer und Kreatur wäre weitaus sinnvoller gewesen und hätte dem Film mehr Tiefe verleihen können. So wirkte „Mary Shelly’s Frankenstein“ manchmal eher wie ein einfacher Liebesfilm.

Schauspielerisch ist der Film jedoch sehr gut besetzt. So wird Frankenstein von Kenneth Branagh gespielt, der auch Regie führte. Bekannt wurde er als Shakespeare Darsteller. Dies sagt schon einiges und Branagh erfüllt diese Erwartungen durchaus. So verleiht er seinem Charakter sowohl die nötige Tiefe, wie auch Wahnsinn und die Fähigkeit zu lieben. Eine sehr gelungene Darstellung.
Die Kreatur wurde von Robert DeNiro gespielt, der fast bis zur Unkenntlichkeit von der Maske verschandelt wurde. Und trotzdem kann man unter seiner Maske noch die Genialität von DeNiro erkennen. Man fühlt förmlich seine Unentschlossen- und Unsicherheit zwischen Gut und Böse. Ebenso genial stellt er seine Angst und Abscheu vor den Menschen dar.
Ebenfalls bis zur Unkenntlichkeit, zumindest für den Unwissenden, wurde John Cleese bearbeitet, der Professor Waldmann spielt. Eine recht kurze aber durchaus gelungene Rolle.
Wichtiger ist Helena Bonham Carter, die Frankensteins Verlobte Elizabeth spielt. Sie ahnt Frankensteins Wahnsinn nur und kann viele seiner Entscheidungen nicht nachvollziehen. Und dies erkennt man in ihrem Schauspiel.
Insgesamt eine hervorragend aufgelegte Truppe an Schauspielern, die den Film durchaus sehenswert machen, allen voran Robert DeNiro.

Ein anderes Problem bildet jedoch die Spannung des Films. Und diese leidet vor allem in den eben angesprochenen Szenen mit Frankenstein und seiner Verlobten. So wechseln zu häufig die Bezugspunkte des Viktor Frankenstein. Einmal widmet er sich nur seiner Verlobten, dann seiner Forschung, dann wieder nur der Verlobten, dann der Kreatur und wieder von vorne. Dies führt dazu, dass vor allem der Plot sehr unstrukturiert wirkt. So mag sich Frankenstein vielleicht in seine Forschungen vertiefen, aber dass er überhaupt nicht an seine Verlobte denkt, ist wohl doch schwer zu glauben. Ähnlich sieht es bei deren Hochzeit aus, als es scheint, dass Frankenstein die Kreatur einfach verdrängt habe.
Ebenso Spannungsmildernd ist die Länge der einzelner Szenen. So sind die Liebesszenen einfach viel zu langatmig.

Jedoch schafft Branagh immer wieder die Spannung neu aufzubauen. Dies hat er vor allem der Musik zu verdanken, die doch recht unheimlich wirkt. Dabei muß man allerdings auch sagen, dass die Musik bei weitem nichts Besonderes ist, sondern eher 08/15 Hollywood Fließbandmusik.

Hauptaussage ist zum einen wie weit darf der Mensch gehen und wo seine Grenzen in der Forschung sind. Diese Grenze wird von Viktor Frankenstein eindeutig überschritten. Gerade in der heutigen Zeit ist die Frage nach der Grenze wieder aktueller denn je. Man denke dabei nur an die Frage, ob man einen Menschen oder menschliches Material klonen darf. Von diesem Gesichtspunkt her dürfte „Frankenstein“ wohl ewig aktuell bleiben.

Doch es gibt noch einen zweiten Aspekt, der jedoch leider viel zu kurz kommt, da Branagh andere Schwerpunkte setzt. Dies ist die Frage nach dem Gut und Böse. Die Kreatur spricht diese Frage auch offen an und sagt, dass durch die Tatsache, dass sie aus Teilen vieler Menschen geschaffen wurde, beides in sich enthält. Das wäre zum einen der Hass aber auch eine Liebe.
Für Frankenstein stellt sich die Frage etwas anders. Er wollte ursprünglich nur Gutes erschaffen, hat dabei jedoch eine Grenze überschritten. Diese Überschreitung versucht er nun wieder gut zu machen. So wandeln sich seine Intentionen zum negativen. Gerade dieser zweite Aspekt dürfte auch heute vielen Menschen bekannt sein, die Gutes erreichen wollen, jedoch durch ihre Engstirnigkeit und Verbohrtheit, ihre Intentionen vergessen und nur noch ihr Ziel vor Augen haben und dies ohne Rücksicht auf Verluste.

Gerade die Frage nach Gut und Böse kommt auch im Unheimlichen sehr oft vor. Und man kann sich nie ganz sicher sein, ob die Seite, die zu Begin als Gut angesehen wird, auch wirklich ihre edlen Intentionen verfolgen wird. Oft wechseln diese Fronten, so dass der vermeintlich Gute zum Bösen wird, bzw. ein Unheil heraufbeschwört.

„Mary Shelly’s Frankenstein“ ist im Grunde ein typischer Hollywoodstreifen, der hauptsächlich von den Schauspielern lebt. Dazu hat er eine Teilweise ergreifende Story zu bieten, die auf jeden fall zum Nachdenken anregen sollte.
Jedoch finden sich eben auch in der Geschichte bzw. deren Umsetzung einige große Schwächen. So wirkt der Film durch die Liebesszenen oft zu langatmig und man verliert die Lust am Film. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen, denn dieser Teil der Geschichte ist unerlässlich.
So bekommt der Film sechs von Zehn Punkten.

23 Bewertungen