Jever Dark Testbericht

Jever-dark
ab 25,08
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003
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Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Comte_de_Flandre

Schwarz wie des Teufels Seele

Pro:

lecker, preislich im Normalbereich, hilfsmittelfrei zu öffnen

Kontra:

scharfer Verschluß, Ambition zum Szene-Charakter

Empfehlung:

Ja

In einer klaren, kalten Winternacht lag Braumeister Fokko Harmsen in seinem Bett im ostfriesischen Jever und konnte nicht schlafen.

Er wusste nicht, ob seine Schlaflosigkeit vom Vollmond, seinen juckenden Hämorrhoiden oder dem neben ihm liegenden, schnarchenden und sabbernden 170-Kilo-Fleischklops herrührte. Tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf und einer sollte sich als sehr brauchbar erweisen. \"Jetzt beweise ich mal dem Rest des Landes, dass Tee nicht das einzige schwarze Getränk ist, was Ostfriesen zu Stande bekommen und braue ein neues Bier - ein sehr dunkles Bier, so schwarz wie meine Füße.\"

Am nächsten Morgen schnappte sich Fokko Harmsen seinen Gesellen Blom Blomsen und erörterte ihm das Vorhaben: \"Wir zeigen den Köstritzern jetzt mal wo der Frosch die Locken hat und brauen unser eigenes Schwarzbier. Schau her,\", sagte er, als er zur Demonstration seinen rechten Schuh und den Socken auszog, \"so schwarz muss das Bier werden.....\"

Fokko Harmsen und Blom Blomsen legten los und das Ergebnis war: Jever Dark


Hier mein Bericht:


Das Produkt
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Jever Dark ist ein Schwarzbier aus dem friesischen Brauhaus zu Jever und relativ neu auf dem deutschen Biermarkt.

Der bierige Teil der jeverschen Stadtgeschichte begann in 1848 in Form einer kleinen Privatbrauerei. Mittlerweile sind die Produkte der Brauerei weit über ostfriesische Landesgrenzen bekannt und der Klassiker - das Jever Pilsener - ein beliebter Biergenuss für Freunde der herben Biervariante. Jevers grenzübergreifender Antritt zeigt sich unter anderem im Sponsoring des Bundesligavereins Borussia Mönchengladbach, der ironischerweise aus einer traditionellen Altbiergegend stammt.

Über die Jahre ging man immer mit der Zeit und nahm eine Light-Variante und ein alkoholfreies Bier (Jever Fun) neben dem klassischen Pilsener ins Sortiment auf. Nebenbei bemerkt ist dieses alkoholfreie Bier schön kalt echt trinkbar.

Da in letzter Zeit auch im Biersektor immer mehr Kultfaktoren und Stylish-Ansätze Fuß gefasst haben, kreierte auch die Jever Brauerei mit Jever Dark ein Produkt, das in diese Richtung geht. Flaschendesign, Werbung und das hieraus angestrebte Produktimage zielen in die Trendy-Richtung. In sich bleibt die Jever Brauerei aber dabei sogar bodenständig und greift die lange Tradition des Schwarzbieres auf und verirrt sich glücklicherweise nicht in fiesem Gepansche wie es diverse andere Brauereien in diesem Land tun.

In den letzten Jahren hat Schwarzbier in Deutschland eine immer zunehmende Beliebtheit erlangt. Schwarzbier ist ein untergähriges Vollbier mir etwa 5% Alkohol. Der Geschmack gilt als eher süffig. Seine Farbe erhält es durch die Verwendung von dunkler Malze. Empfohlen wird der Genuss bei rund 8° C.

Jever Dark kommt auf 4,9% Alkohol und eine Stammwürze von rund 11,5%. Seine Bestandteile sind Wasser, Malz und Hopfenextrakt. 100ml Jever Dark haben 174 kJ, somit rangiert das Schwarzbier ganz oben in der Brennwerteskala der Jever-Produkte (zum Vergleich: das normale Pils kommt auf 164 kJ je 100ml).

Verkauft wird es in einer 0,33l Pfandflasche. Andere Gebinde sind mir noch nicht untergekommen. Für die Flasche habe ich € 0,50 bei einem standardmäßigen Einsatz von € 0,08 bezahlt. Es handelt sich um eine schwarze Rauchglasflasche im Longneck-Stil. Die Aufschrift \"Jever\" ist in dunkelgrün gehalten, die restliche Beschriftung in gelb und weiß. Die Flasche verfügt über keine Papieretiketten, die Beschriftung befindet sich direkt auf der Flasche, die insgesamt sehr edel und sogar ein wenig vornehm ausschaut. Der Verschluss ist kein üblicher Kronenkorken, sondern ein so genannter \"Zipp-Off-Verschluß\". Man zieht an einem Ring und ab ist das Ding. Das geht recht einfach und hilft somit auch weiter, wenn gerade kein Flaschenöffner oder Feuerzeug in der Nähe ist. Ich hatte mit keiner Flasche beim Öffnen Probleme, aber man sollte Vorsicht um der scharfen Kanten des Deckels walten lassen. Ein kleiner Hinweis diesbezüglich ist im Deckel zu finden.


Der Geschmack
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Die Krux eines jeden Bieres - der Geschmack. Fokko Harmsen und Blom Blomsen könnten sich noch so viel Mühe geben, wenn es nicht schmeckt, dann schmeckt es nicht und ich trinke es nie wieder. Hier ist aber Gegenteiliges der Fall. Das Jever Dark ist außerordentlich lecker, süffig und süß-malzig. Dass auf der Flasche \'Friesisch herb\' steht, ist in diesem Fall wohl eher in Anbetracht der Brauerei identitätsbedingt und nicht unbedingt auf diesen Produkt anzuwenden.

Jever Dark löscht gut den Durst und ist im Geschmack weder zu aufdringlich oder zu lasch. Der Kohlensäureanteil ist genau richtig für mein Bierempfinden und auch der Nachgeschmack ist nicht zu kritisieren.


Die Wirkung und Bekömmlichkeit
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Ich habe mir am Testabend einen Sixpack gegönnt. Klar spürt man nach 2 Litern Bier schon eine gewisse Wirkung, aber so richtig in den Schädel hat das Zeug nicht gehauen.

Seine Süffigkeit birgt eher die Gefahr, doch ein Glas mehr als genug zu trinken. Dann könnte es mit der Bekömmlichkeit wie bei jedem alkoholhaltigen Getränk schnell dahin sein. Für meinen Teil muss ich aber sagen, dass ich den Abend gut vertragen und verdaut habe - sozusagen katerlos am nächsten Morgen.

Allerdings ist die Verträglichkeit von Bier oder Alkohol generell individueller zu sehen als so vieles andere und meine Erfahrung somit nicht pauschalisierbar. Ohne Zweifel ist Jever Dark aber ein qualitativ hochwertiges Bier und das trägt auch einen großen Anteil zur Bekömmlichkeit bei.


Fazit
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Ich bin positiv überrascht und würde Jever Dark jeverzeit wieder trinken :-). Als Freund des herben Pils hielt ich solche Schwarzbiere bislang eher für Damenbiere, aber Jever Dark belehrte mich eines besseren. Der leckere Geschmack und die gute Bekömmlichkeit veranlassen mich zu einer klaren Empfehlung.

Danke Fokko und Blom, Jever Dark hält Niedersachsens Fahne auch im Schwarz(bier)markt hoch und zeigt den Thüringern aus Bad Köstritz so richtig, wo der Most oder - besser der Hopfen - geholt wird :-).



© Comte de Flandre - Mai 2003

28 Bewertungen